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Minga wir kommen!!

Minga wir kommen!!

Unser dritter Reisetag beschert uns einige neue Erfahrungen. Das bleibt beim Urlaub mit dem Camper nicht aus. Überhaupt ist das wohl eines seiner Geheimnisse, wie ich gestern mit einer befreundeten Wohnmobilistin ausklamüsert habe: Anders als nämlich gedacht sind die nervigen Dinge beim Wohnmobilurlaub gar nicht nervig. Ja, man hat immer gut zu tun, aber auf die niedrigschwellige Art und Weise, die den Kopf frei macht vom Alltagsgedöns, ohne zu über- oder zu unterfordern. Routen planen, nach Stellplätzen suchen, fahren, gucken, halten, tanken, putzen, laden, entsorgen, radeln, besichtigen – das alles wechselt sich miteinander ab, wie das Wetter und die Landschaft, während man Kilometer um Kilometer zurücklegt und alle Sorgen von daheim weit hinter sich lässt –  ohne jedoch sein Heim hinter sich zu lassen. Denn das hat man ja praktischerweise dabei.

Ich reise sehr gerne, wäre am liebsten monatelang unterwegs. Aber ich habe immer diesen Moment, in dem ich mit einer neuen Unterkunft fremdele, mich mit der Urlaubsumgebung erst anfreunden muss. Diesen Moment (manchmal dauert er auch ein oder zwei Tage), in dem ich mich akklimatisiere und die Realität vor Ort mit meinen ursprünglichen Erwartungen abgleiche (bzw. diese nachträglich etwas runterschraube). Dieses Gefühl hatte ich bei unserer Wohnmobilreise nicht. Zum einen musste ich mich nur einmal an unsere neue mobile Unterkunft gewöhnen, durch die noch ein bisschen das Flair unserer Vorgänger waberte. Ab da war es mein Heim. Und zweitens überliste ich als Womo-Reisende mein Fremdelgefühle bezüglich eines Urlaubsortes, denn zumindest obligatorisch kann ich ja sofort wieder abhauen, wenn’s mir nicht gefällt.

Nach einem Frühstück mit Brötchen aus einer nahegelegenen Bäckerei geht es zurück auf die Piste. Mein Mann stresst mich, weil wir tanken müssen und ich während der Fahrt die günstigste Dieselquelle rausfinden soll. Mit Google Maps stehe ich dabei wie so oft auf Kriegsfuß. Die verda… ledeite App macht nicht, was sie soll und das noch nicht mal besonders gut. Aber ich hab ja sonst nix zu tun und es ist nun mal Aufgabe des Beifahrers. Auf einem Autohof stehen wir schließlich an einer vollautomatischen Zapfsäule, um die plötzlich ein Männlein herumtanzt, das meinen Mann nicht nur mit Sprit, sondern auch mit Tankexpertise versorgt. „Ich drück einfach mal auf den 200-Euro-Knopf, der Rest wird euch dann zurückgebucht“, kräht er fröhlich. „Gehörte der überhaupt zur Tankstelle?“, frage ich bei der Ausfahrt meinen Mann. „Keine Ahnung“, zuckt er etwas ratlos mit den Schultern.

Tankstellenanzeige

Von Schifferstadt bis zu unserem anvisierten Stellplatz an der Allianz Arena im Münchner Norden sind es über A6, A7 und A8 genau 367 Kilometer. In Stunden 3,5h; in Minuten 220. In Kinderminuten mit Video auf Tablet gefühlte 20; in Kinderminuten ohne Video auf Tablet definitiv 2000. Bis kurz hinter Günzburg kommen wir in den Genuss der ersten Kinderzeitrechnung. Ruhe und Entspannung! Bis uns bei Kilometer 260 schmerzhaft bewusst wird, dass Töchterchen meine Anweisung vor der Abfahrt nicht wirklich ernst genommen hat. „Kind, lad dir so viele Videos und Hörspiele aufs Tablet, wie du meinst, dass du im Urlaub brauchst. Und dann lad dir nochmal doppelt so viele runter“. Ergänzt vom väterlichen Hinweis: „Hör auf deine Mutter! Wir wissen nicht, ob du unterwegs nochmal was runterladen kannst.“

In Summe kam unser Kind damit auf zwei Filme und drei Hörspiele. Ich hätte besser nochmal draufgeschaut. Denn keine Tablet-Ablenkung im Auto bedeutet: Gejammer und Gezeter! Erst kommt der Hunger, dann die Langeweile, dann Seitenstechen, dann ein flaues Gefühl, dann Wut auf die Eltern, dann Verzweiflung über die Gesamtsituation. Und schließlich ein Ausraster, der sich gewaschen hat und von allen Komponenten gespeist wird. In dem Fall helfen weder Spiele wie „Stadt, Land, Fluss“, noch Radio, noch Hinweise auf pittoreske Autobahnausfahrten, noch das Angebot, vorne auf dem Beifahrersitz zu sitzen. Chuck Norris-Witze retten 10 Kilometer, ein Apfel und Schokolade genauso viel. Aber dann ist man immer noch fast 90 Kilometer vom Ziel entfernt.

Roter Asphalt auf der Autobahn

Bei mir löste die explosive Stimmung im Auto, zusammen mit dem unerträglichen roten Asphalt der A8, gepflegte Kopfschmerzen aus. Dieser rötliche Split aus Sachsen-Anhalt bedeckt die Autobahn zwischen Günz- und Augsburg und ist eine echte Pest. Anscheinend soll er den Fahrbahnbelag fester und haltbarer machen, vor allem aber sorgte er für eine Lautstärke im Auto, die nur meine Tochter mit besagtem Tobsuchtsanfall toppen konnte. Das Fahrgefühl erinnert an die Ostautobahnen kurz nach der Wende und ausnahmslos alle stießen einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, als wir Augsburg endlich hinter uns lassen konnten. Ich bin ja auch für Nachhaltigkeit, aber bitte findet was Langlebiges mit den tonalen Eigenschaften von Flüsterasphalt. Danke, eure Familie Hose!!

 

 

Am Fuße der Allianzarena

Im Land der Träume

Im Land der Träume

Schifferstadt! Wir machen es uns zur Gewohnheit, immer erstmal in die falsche Richtung zu fahren. Das ist ein bisschen blöd, weil man mit einem 6,8 Meter langen Wohnmobil mal nicht eben „Wenden in Drei Zügen“ auf einer Sackgasse im Wohngebiet machen kann. Gut, dass mein Mann am Steuer sitzt. Der ist und bleibt auf dieser Tour übrigens unser Fahrer. Ich selbst habe nach einem 20-minütigen Versuch auf einer (fast leeren!)  Bundesstraße beschlossen, dass der Beifahrersitz für mich (und alle Beteiligten) doch die bessere Lösung ist. Zuerst bin ich in die falsche Richtung gefahren – siehe oben. Dann habe ich mich auf dem Beschleunigungsstreifen nicht getraut nach links rüber zu ziehen und musste beinahe stehen bleiben. Das möchte ich ungern nochmal erleben. Also beschließe ich, nur im Notfall zu fahren und mein Mann muss ran.

Der schleppt dann auch die volle Gasflasche zum Wagen, bevor wir vom „Hornbach“ in Oggersheim ein paar Kilometer weiter zu unserem Stellplatz fahren. Wir finden ihn nach ein paar großzügigen Umwegen durch die Finsternis – Google Maps weiß auch nicht alles – am Rande von Schifferstadt. Ein versteckter, grün bewachsener Parkplatz in der Nähe einer Festhalle. Hier steht noch ein einzelnes Wohnmobil und wir parken uns mal wieder in die Nähe. Erst am nächsten Morgen merken wir, dass der andere Wagen verwaist ist und hier wohl dauerhaft steht. Egal, es hat gereicht, um uns nachts ein gutes Gefühl zu geben. Auch das Rauschen der nahen Hauptstraße hat sich als förderlich für meinen leichten Schlaf erwiesen. Zum ersten Mal erlebe ich meine Koje als gemütliche – und schlaffördernde – Kuschelhöhle. Deshalb hier auch mal ein paar Allgemeinheiten zu unserer Schlafsituation:

Das Schlafen

Kind im AlkovenWir haben das Alkovenmobil Ahorn Camp Eco 683 gemietet. Alkoven nennt man die Ausbuchtung über der Fahrerkabine. Darin befindet sich ein Bett mit den Maßen 1,45 mal 2,20 Meter. Man erreicht es über eine Leiter, die man bequem ein- und aushängen kann. Das Alkovenbett ist wunderbar geeignet, um sich beim Durchsteigen vom Wohnteil zur Fahrerkabine gepflegt die Birne anzusemmeln. Mein Mann und ich haben in den zwei Wochen Urlaub diesbezüglich auch kaum dazugelernt. Davon abgesehen ist es einfach fantastisch, um das wuselnde Kind aus den Füßen zu kriegen:

 

Schritt 1: Kind die Leiter raufscheuchen
Schritt 2: Leiter aushängen (hehe)
Schritt 3: Mit Spielsachen, Süßkram und/oder mobilen Endgeräten ruhigstellen
Schritt 4: Vorhang zuziehen

Viel Überzeugungsarbeit mussten wir bei unserer Tochter nicht leisten. Sie hat sich das Bett, das wohl eigentlich eher für die Eltern gedacht ist, gleich unter den Nagel gerissen. Mein Mann bekam das obere Bett im hinteren Bereich des Womos und ich die schnuckelige Koje darunter (beide 0,87 mal 2,20 Meter). Da hinein muss man sich durch eine kleine Öffnung einfädeln, aber wenn man erstmal liegt, ist es wirklich gemütlich. Ich gebe es zu: Dank meiner Schlafqualität, die den Namen nicht verdient, bin ich begeisterte Alleinschläferin und habe es geliebt, einfach den Vorhang zuzuziehen und nachts meine Ruhe zu haben.

Natürlich war es für mich – bekennende Prinzessin auf der Erbse – keine Option, wie meine Verwandtschaft, auf der serienmäßigen Kaltschaummatratze zu nächtigen. Zu meinen beiden dicken Matratzenauflagen, nahm ich daher eine weitere Matratze von zu Hause mit ins Wohnmobil. (Sie liegt sonst auf unserem Tagesbett und ist relativ schmal.) Beim Headspace musste ich danach ein paar Abstriche machen, aber die Luft nach oben reichte noch, um zu atmen. Hauptsache weich!

Gefehlt hat uns Stockbettlern eine Ablagemöglichkeit. Ich habe mir mit einer Tupperbox geholfen, in der ich Kleinteile verstaut habe. Nun ist es ja so, dass ein Wohnmobil nicht immer auf ebener Fläche steht. Genau genommen ist das eigentlich die Ausnahme. Versierte Camper nehmen eine Wasserwage mit und tarieren ihr Gefährt mit Hilfe von Auffahrkeilen perfekt waagerecht aus. Wir haben einfach immer geguckt, in welche Richtung unser Wasser im Spülbecken läuft und uns dann entsprechend in die eine oder andere Richtung gelegt. Denn man will ja mit dem Kopf höher nächtigen, als mit den Füßen…

Als hochsensible Hygienebeauftragte bin ich etwas heikel und möchte mit meinem Kopf nicht da liegen, wo ich vorher mit den Füßen gelegen habe. In diesem Urlaub habe ich mir mit einem Handtuch beholfen. Der raue Frotteestoff hat aber etwas an der Gemütlichkeit gekratzt. Beim nächsten Mal würde ich zu meiner Extramatratze und den beiden Matratzenauflagen zwei Spannbetttücher mit ins Womo nehmen. Eines für die Liegeposition „Kopf – rechts“, ein weiteres, das ich bei Bedarf oben drüber ziehe für „Kopf – links“. Ja, ich bin selbst auch begeistert von dieser brillanten Idee.

Beste Grüße von Eurer Nachbarin – endlich mal ausgeschlafen

 

 

Minga wir kommen!!

Erleichtert – aber nur um den Hund

Erleichtert – aber nur um den Hund

Am ersten Morgen nach durchwachter Nacht krabbele ich entsprechend zerknautscht aus meiner Koje. Draußen wabert der Nebel über das Bundeswehrgelände und taucht die Haubitzen in ein romantisches Licht. Der Tag soll wunderschön werden und frühe Vögel, die wir sind, schwingen wir uns gleich auf die Räder und kaufen ein paar Grundnahrungsmittel bei Rewe ein. Unser erstes gemeinsames Wohnmobilfrühstück lassen wir uns mit Blick auf den schier endlosen Betonplatz und die Bundeswehrbaracken schmecken.

Blick aus dem Wohnmobil aufs Militärgelände

Heute wollen wir samt Hund und zwei von drei Fahrrädern mit der Seilbahn nach Koblenz runter, denn wir haben Zeit totzuschlagen, bis meine Eltern am Nachmittag aus dem Urlaub kommen. Dann kann man es sich ja auch schön machen! Auf unserem Weg in Richtung Festung kommen wir am Adventuregolf, einem Abenteuerspielplatz und – ganz wichtig – zwei öffentlichen Toilettenhäuschen vorbei. Ich schaue mich um. Niemand zu sehen. „Wir sind echte Camper, wir gehen da jetzt drauf“, sage ich zu meinem Mann und drücke ihm hochmotiviert die Hundeleine in die Hand. Nun muss man wissen, dass weder er noch ich jemals auf öffentlichen Toiletten größeren Ballast abwerfen. Mal mit dem Hintern über der Schüssel schwebend ein bisschen Wasser lassen, okay. Aber alles andere geht für mich eigentlich gar nicht. Nun sind wir aber eben Camper und unser Vermieter hat gesagt, wir sollen unsere Bordtoilette nur im Notfall nutzen.

Als ich kurz darauf im chromglänzenden, vollmetallischen Toilettenhaus stehe, überkommen mich erste Zweifel. Zwar wartet außer meiner Familie niemand darauf, dass ich hier endlich fertig werde, aber in mir sträubt sich alles. Desinfizieren hilft immer, mache ich mir Mut, und sprühe etwa die Hälfte des Inhalts aus meiner kleinen Sakrotanflasche über die Toilette und den Quadratmeter drumherum. Dann kleide ich den schmalen Rand der Metallschüssel großzügig mit Klopapier aus und platziere mich vorsichtig. Nach zwei, drei angespannten Atemzügen weiß ich: Das wird hier heute nichts! Und als mein Blick auf einen Entsorgungsschacht für Spritzen fällt, war es das endgültig.

Kurz darauf stehe ich unverrichteter Dinge wieder im Morgensonnenschein und übergebe das Zepter an meinen Mann. Der schafft ganz heroisch, was ja eigentlich auch zu schaffen ist, und wir wandern entspannt in Richtung Seilbahn. Ich fühle mich ein klein bisschen wie eine Versagerin und tätschele mir innerlich die Schulter. Das wird schon. Wenn auch nicht mehr heute. Oder morgen. Denn in den nächsten zwei Tagen verweigert meine verschreckte Verdauung strikt den Dienst. Umso besser, so bin ich diese Sorge erstmal los.

Alles andere funktioniert an diesem Vormittag einwandfrei. Wir besichtigen lustige Ziegen auf dem Festungsplateau, fahren entspannt mit der Seilbahn in die Tiefe (was nicht selbstverständlich ist, weil 3/4 der Familie Höhenangst hat), wir besichtigen das Deutsche Eck, die Rhein- und Moselanlagen und die Altstadt und meine alte Heimat zeigt sich von ihrer besten Seite. Selbst unser aufgeregter Hund, der nur Wälder und Wiesen kennt, managt die Großstadt mit Bravour.

Braun weiße Ziegen mit SchlappohrenUnterwegs mit dem Fahrrad in der Koblenzer AltstadtDie Vier Türme in Koblenz unter blauem HimmelGoldendoodle und Sneakers von oben auf Kopfsteinpflaster

Ihn übergeben wir am späten Nachmittag meinen Eltern, denen wir gerne um den Hals gefallen wären. Kurz vor unserer Begegnung hat sich jedoch dank zweier Striche auf einem Antigentest der beiden Türkeirückkehrer die Empfehlung ergeben, das heute lieber zu lassen. Also winken wir auf Abstand, wünschen von Herzen gute Besserung und fahren wir bei Bilderbuchwetter auf der A61 in den Abend hinein. Nächster Halt: Oggersheim. Nicht weil wir so große Fans des verstorbenen Altkanzlers wären, sondern weil Hornbach dort Propangas-Flaschen im Angebot hat. Und ich will ja unbedingt doppelt bestückt Richtung Süden starten.

Beste Grüße von Eurer Nachbarin – erleichtert (aber nur um einen Hund)

 

 

Im Land der Träume

Der Tag unserer Abfahrt

Der Tag unserer Abfahrt

Es ist Montag – Tag unserer geplanten Abreise und was soll ich sagen: Die Sonne brennt geradezu vom Himmel. Anscheinend reagiert das Universum auf Anfragen doch wohlwollender als bisher angenommen. Meine Familie hat im Wohnmobil „unfassbar gut“ geschlafen. Ich selbst im Bett kaum ein Auge zugemacht. Leider auch, weil die „Tante vom roten Meer“ sich entschieden hat, gerade jetzt – eineinhalb Wochen zu früh und mit fiesen Bauchschmerzen im Gepäck – zu Besuch kommen. Mit einem mulmigen Gefühl denke ich an die winzige Bordtoilette. Aber für Bedenken ist es jetzt zu spät.

Um mich abzulenken, stürze ich mich am Morgen aufs Gepäck. Erstmal räume ich einiges aus dem Wohnmobil aus. Kaffeekanne und Zubehör brauchen wir nicht. Auch der vierte Campingstuhl fliegt raus. Schließlich zählt hier jedes Kilo: 3,5t dürfen wir nicht überschreiten. Schon allein, weil mein Mann mit seinem Führerschein von 200X kein Gramm mehr fahren darf. Dann bringe ich Wäschekorb um Wäschekorb mit Klamotten, Handtüchern, Küchenutensilien, Medikamenten, Spielzeug, Putzmitteln und Badezimmerkram ins Wohnmobil und verteile alles auf Hängeschränke, Unterschränke und den Garderobenschrank. Mein Mann füllt derweil den Kühlschrank, das Vorratsfach und den Kofferraum. Was soll ich sagen: Es macht viel mehr Spaß, als Kofferpacken!!

Lange konnte ich es nicht wirklich sehen, uns drei mit Hund in einem Camper. Doch jetzt wird die Vorstellung immer lebendiger. Nachbarn kommen vorbei und ich erzähle stolz, dass wir vorhaben, bis nach Pisa zu fahren. Ein Traumziel, das bestimmt eins bleiben wird, denke ich im Stillen. Denn ich glaube ehrlicherweise kaum, dass wir es bis dahin schaffen werden. Von heute an haben wir elf Tage, am Donnerstag in einer Woche müssen wir zurück sein. Also beschließe ich, mich auf unser erstes Ziel zu konzentrieren: Koblenz. Dort wollen wir unseren Hund morgen an meine Eltern übergeben.

Am späten Nachmittag sind wir abfahrbereit. Der Schlüssel ist bei der Nachbarin, das Haus ist aufgeräumt und gesichert. Der Wagen steht bereit. Vollgetankt vom Vermieter, mit ebenfalls vollem Frischwassertank und zumindest einer vollen Gasflasche. Wie viel noch in der zweiten – derzeit angeschlossenen – ist, wusste der Vermieter nicht und einen Füllstandsanzeiger gibt es nicht. Dafür Google und da hatte jemand den Tipp, die Flasche einfach zu wiegen. So wissen wir, dass wir noch 2 von 11 Litern Propangas + die volle 11-Liter-Flasche fürs Kochen, Heizen und Warmwasser zur Verfügung haben. Wie lange das wohl reicht? HS-Mutti, die ich bin, will ich natürlich kein Risiko eingehen und beschließe: Bevor wir das Land verlassen, brauchen wir noch eine zweite volle Flasche. Wann und wo wir die besorgen, klären wir unterwegs.

Und dann geht es endgültig los. Vater am Steuer, Kind auf der Sitzbank, Hund vorschriftsmäßig mit Geschirr angeleint, die Räder auf dem Fahrradträger fixiert. Wie wichtig die sind, werden wir in den kommenden Tagen noch feststellen. Unsere erste Etappe führt uns zunächst 5 Kilometer den Hügel runter bis an den Rhein. Dort stehen immer Wohnmobile auf einem üsseligen Parkplatz, der mit seiner unmittelbaren Nähe zu den Bahngleisen, seinen versplitterten Glaskontainern und jeder Menge zwielichtiger Gestalten nicht gerade ein Wohlfühlort ist.

Früher, als wir hier noch in der Nähe gewohnt haben, habe ich mich immer gefragt, warum die Camper in Gottes Namen hier stehen und nicht direkt am Rhein. An diesem Nachmittag erfahren wir ganz schnell warum: Wohnmobile sind auf dem schönen Parkplatz inmitten der Rheinauen mit Blick auf den Fluss schlicht nicht zugelassen. Kreizkruzifix! Nun ja! Also fahren wir zurück und schnappen uns den letzten Womo-Parkplatz, auf dem wir sogar ohne großes Rangieren parken können. Nicht zum letzten Mal auf unserer Tour denke ich: Wie gut, dass wir in der Nebensaison unterwegs sind!!

Und noch was wird mir auf unserer Reise klar: Wenn man in seinem Wohnmobil sitzt, dann ist das ein Stück zu Hause. Man fühlt sich geborgen und sicher und was drumherum ist, ist viel weniger relevant als man denkt. Wenn ich heute Camper an wenig pittoresken Stellen stehen sehe, kann ich sie viel besser verstehen als zuvor! Das erklärt auch, warum ich unseren ersten Stellplatz in Koblenz so feiern werde.

Eure Nachbarin – erhellt

 

 

Kleine Fahrstunde und erstes Ziel

Ganz locker bleiben

Ganz locker bleiben

Was ist das für ein Wetter? Dauerregen und wirklich bitter kalt. So wie Juli 2021 im Bretagne-Sommerurlaub. Dafür war aber der Spätsommer letztes Jahr herrlich. Dieses Jahr ging es hier vom Original-Mittelmeer-Sommer gleich zu Septemberbeginn in den Spätherbst über. Was bedeutet das für unseren Womo-Urlaub??? Gestern schrieb meine Camper-Freundin: „Bleibt einfach locker, wenn mal was nicht sofort geht oder es vielleicht mal regnet oder die Heizung nicht so schnell wärmt…“

Waaaaas??? Wie Heizung wärmt nicht??? Vor meinem inneren HS-Auge entsteht ein Bild in Grautönen. Wir drei samt Hund, vom E-Bike-Ausflug am Urlaubsort völlig durchnässt und durchgefroren in der winzigen Womo-Zelle zusammengepfercht. Die Fenster beschlagen, keine Chance, die Klamotten zu trocknen. Die Dusche funktioniert nur kalt, die Nasen tropfen und Essen ist auch keins mehr im Kühlschrank… Hab‘ ich schon erwähnt, dass ich super in tristen Prognosen bin?

Bei Problemen bleibe ich ungefähr so locker, wie Klaus Kinski, der überraschend von der Seite angequatscht wird… Aber man soll ja positive Gedanken hegen und strahlende Vibes produzieren. Das versuche ich zusammen mit unserem Hund, während wir durch den strömenden November- (ach nee, es ist ja September – grrrrr) Regen stapfen. Also ich! Doggo tänzelt leichtfüßig und eher unbeeindruckt neben mir her.

Innerlich bemühe ich mich, schöne Dinge visualisieren. Gehindert werde ich von meiner Mistdings-Kappe, die ich zum Schutz gegen den Regen trage und die immer wieder über meine Augen rutscht. Einen Schirm kann ich zusammen mit Hundeleine, Leckerlis und Kackbeutel nicht handeln. Kapuzen sitzen entweder zu eng oder fliegen beim nächsten Windstoß vom Kopf. Kappen sind es aber anscheinend auch nicht. Also dann lieber nasse Haare, aber wenigstens einen freien Blick – nach innen und leider auch nach außen: auf den Regen. Grumpf!

Irgendwie will das positive Denken nicht klappen. „Das Wetter wird geil. Der Sommer kehrt nochmal für die zwei ersten Oktoberwochen zurück. Die Weltlage entspannt sich…“ Ich komme mir vor, wie jemand, der einen Wunsch ans Universum sendet und erwartet, dass er in Erfüllung geht. Also ob. So wird das heute nix. Aber eins nehme ich mir vor: Ich werde stumm leiden. Egal, was passiert. Ich werde NICHT die erste sein, die die Dinge beim Namen nennt. Nein, das überlasse ich meinen Liebsten. Die tun immer so entspannt. Bis sie dann auch was nervt! Egal. Ich bin ein Zen Buddhist, ich bin ein Zen Buddhist, ich bin ein Zen Buddhist…

Die Nachbarin – total unlocker

PS: Mein Vorsatz hat immerhin bis zum nächsten Morgen gehalten. Da habe ich über die Schulter meines Mannes die Langzeit-Prognose auf seiner Wetter-App gesehen und eventuell so etwas geäußert wie: „Für den Womo-Urlaub seh‘ ich schwarz…“

 

 

Morgen ist es soweit…

Wohnmobilurlaub – der erste!

Wohnmobilurlaub – der erste!

Familie Hose reist gerne. (Für alle Neuleser: Hose steht für hochsensibel, genau wie HS, was ich hier manchmal als Abkürzung gebrauche).Vor allem Mama Hose, weil sie mit dem Wechsel aus Burn- und Boreout, den der Alltag mit sich bringt, so gar nicht klarkommt. Aber auch Papa Hose, der einen stressigen Job und mittlerweile auch ein stressiges Ehrenamt hat und Tochter Hose, die sich sowieso immer auf die Ferien freut, sind gerne unterwegs. 2022 hatten schon England und der Schwarzwald auf dem Programm gestanden. Beides wunderbare Urlaube! Umso mehr freuten wir uns auf die Herbstferien, die in diesem Jahr endlich mal relativ früh lagen – nämlich in der ersten Oktoberhälfte. Nur zwei Wochen nach den bayerischen Sommerferien!! 14 freie Tage warteten auf uns und die wollten wir nutzen, um in die Mittelmeersonne zu reisen.

Allerdings war da ja noch unser Hund, der mal bei uns und mal bei meinen Eltern wohnt. Vorzugsweise dann, wenn wir im Urlaub sind. Und weil meine Eltern zu Ferienbeginn selbst noch auf wohlverdienten Reisen waren, konnten wir statt am 30. September erst am 4. Oktober starten. Die anfängliche Enttäuschung über unseren dezimierten Urlaub wich nach einiger Bedenkzeit einer abenteuerlichen Idee: Warum nicht ein Wohnmobil mieten, den Hund ein paar Tage mitnehmen, ihn dann bei meinen Eltern abliefern und sehen, wohin die Straße uns bringt? Schon länger hatten wir mit so einem Urlaub geliebäugelt, die vage Vorstellung aber immer wieder verworfen, weil wir nun wirklich nicht die typischen Camper sind!!

Öffentliche Sanitäranlagen sind unsere Horrorvorstellung. Über mehrere Tage zusammen auf engem Raum zu leben, schreckt uns ab. Sich den Stress mit einem komplexen Gefährt zu machen und dauernd nach Routen und Stellplätzen suchen zu müssen: Och nö! Schlafen, während andere draußen grillen, Party machen oder einfach nur laut atmen? GEHT GAR NICHT! Also keine guten Voraussetzungen! Und doch ließen uns die Vorteile eines solchen Wohnmobiltrips nicht los. Vor allem, weil ein Herzensmensch aus Thüringen immer wieder tolle Berichte von ihren Reisen schickte. Wie eine Schnecke das eigene Häuschen einfach mitnehmen. Frei sein, sich flexibel für eine Strecke und ein Traumziel entscheiden. Die Räder mitnehmen und tolle Gegenden erkunden. Hach!

Also tat ich schließlich das, was ich sonst nie tue: Ich blendete alle potentiellen Nachteile aus und wir mieteten – wenn nicht jetzt, wann dann – im 15 km entfernten Lohmar ein Ahorn Eco 683! Wie es uns damit ergangen ist, könnt ihr in den folgenden Posts in meinem Reisebericht lesen. Um das zu vereinfachen findet ihr immer den nächsten Beitrag unter dem Text verlinkt.

Ahoi! Eure Nachbarin Hose

 

 

Der Countdown läuft