Es ist Montag – Tag unserer geplanten Abreise und was soll ich sagen: Die Sonne brennt geradezu vom Himmel. Anscheinend reagiert das Universum auf Anfragen doch wohlwollender als bisher angenommen. Meine Familie hat im Wohnmobil „unfassbar gut“ geschlafen. Ich selbst im Bett kaum ein Auge zugemacht. Leider auch, weil die „Tante vom roten Meer“ sich entschieden hat, gerade jetzt – eineinhalb Wochen zu früh und mit fiesen Bauchschmerzen im Gepäck – zu Besuch kommen. Mit einem mulmigen Gefühl denke ich an die winzige Bordtoilette. Aber für Bedenken ist es jetzt zu spät.
Um mich abzulenken, stürze ich mich am Morgen aufs Gepäck. Erstmal räume ich einiges aus dem Wohnmobil aus. Kaffeekanne und Zubehör brauchen wir nicht. Auch der vierte Campingstuhl fliegt raus. Schließlich zählt hier jedes Kilo: 3,5t dürfen wir nicht überschreiten. Schon allein, weil mein Mann mit seinem Führerschein von 200X kein Gramm mehr fahren darf. Dann bringe ich Wäschekorb um Wäschekorb mit Klamotten, Handtüchern, Küchenutensilien, Medikamenten, Spielzeug, Putzmitteln und Badezimmerkram ins Wohnmobil und verteile alles auf Hängeschränke, Unterschränke und den Garderobenschrank. Mein Mann füllt derweil den Kühlschrank, das Vorratsfach und den Kofferraum. Was soll ich sagen: Es macht viel mehr Spaß, als Kofferpacken!!
Lange konnte ich es nicht wirklich sehen, uns drei mit Hund in einem Camper. Doch jetzt wird die Vorstellung immer lebendiger. Nachbarn kommen vorbei und ich erzähle stolz, dass wir vorhaben, bis nach Pisa zu fahren. Ein Traumziel, das bestimmt eins bleiben wird, denke ich im Stillen. Denn ich glaube ehrlicherweise kaum, dass wir es bis dahin schaffen werden. Von heute an haben wir elf Tage, am Donnerstag in einer Woche müssen wir zurück sein. Also beschließe ich, mich auf unser erstes Ziel zu konzentrieren: Koblenz. Dort wollen wir unseren Hund morgen an meine Eltern übergeben.
Am späten Nachmittag sind wir abfahrbereit. Der Schlüssel ist bei der Nachbarin, das Haus ist aufgeräumt und gesichert. Der Wagen steht bereit. Vollgetankt vom Vermieter, mit ebenfalls vollem Frischwassertank und zumindest einer vollen Gasflasche. Wie viel noch in der zweiten – derzeit angeschlossenen – ist, wusste der Vermieter nicht und einen Füllstandsanzeiger gibt es nicht. Dafür Google und da hatte jemand den Tipp, die Flasche einfach zu wiegen. So wissen wir, dass wir noch 2 von 11 Litern Propangas + die volle 11-Liter-Flasche fürs Kochen, Heizen und Warmwasser zur Verfügung haben. Wie lange das wohl reicht? HS-Mutti, die ich bin, will ich natürlich kein Risiko eingehen und beschließe: Bevor wir das Land verlassen, brauchen wir noch eine zweite volle Flasche. Wann und wo wir die besorgen, klären wir unterwegs.
Und dann geht es endgültig los. Vater am Steuer, Kind auf der Sitzbank, Hund vorschriftsmäßig mit Geschirr angeleint, die Räder auf dem Fahrradträger fixiert. Wie wichtig die sind, werden wir in den kommenden Tagen noch feststellen. Unsere erste Etappe führt uns zunächst 5 Kilometer den Hügel runter bis an den Rhein. Dort stehen immer Wohnmobile auf einem üsseligen Parkplatz, der mit seiner unmittelbaren Nähe zu den Bahngleisen, seinen versplitterten Glaskontainern und jeder Menge zwielichtiger Gestalten nicht gerade ein Wohlfühlort ist.
Früher, als wir hier noch in der Nähe gewohnt haben, habe ich mich immer gefragt, warum die Camper in Gottes Namen hier stehen und nicht direkt am Rhein. An diesem Nachmittag erfahren wir ganz schnell warum: Wohnmobile sind auf dem schönen Parkplatz inmitten der Rheinauen mit Blick auf den Fluss schlicht nicht zugelassen. Kreizkruzifix! Nun ja! Also fahren wir zurück und schnappen uns den letzten Womo-Parkplatz, auf dem wir sogar ohne großes Rangieren parken können. Nicht zum letzten Mal auf unserer Tour denke ich: Wie gut, dass wir in der Nebensaison unterwegs sind!!
Und noch was wird mir auf unserer Reise klar: Wenn man in seinem Wohnmobil sitzt, dann ist das ein Stück zu Hause. Man fühlt sich geborgen und sicher und was drumherum ist, ist viel weniger relevant als man denkt. Wenn ich heute Camper an wenig pittoresken Stellen stehen sehe, kann ich sie viel besser verstehen als zuvor! Das erklärt auch, warum ich unseren ersten Stellplatz in Koblenz so feiern werde.
Eure Nachbarin – erhellt
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