Sep. 28, 2020 | Mein Senf, Uncategorized
Gestern bat mich meine Lieblingsschwiegermutter (ja, so was gibt es, auch wenn man nur eine hat) meinen seit Jahren dornröschengleich schlummernden Blog endlich wieder wachzuküssen. Und weil man Schwiegermüttern nicht widerspricht, sitz ich nun wieder hier, vor diesem blütenweißen Editor, der einerseits so einladend aussieht und andererseits höhnisch raunt: „Ey Alte, dir fällt doch eh nix ein.“
In der Tat hatte ich es – was meinen Blog angeht – in den letzten Jahren mit einer ausgewachsenen Schreibblockade zu tun. Während im gleichen Zeitraum 100 Artikel aus meiner Feder flossen (naja manchmal tröpfelte es auch eher) blieb der Editor der Nachbarin leer oder wurde, nach verschiedenen verzweifelten Anläufen resigniert wieder geschlossen. Nun habe ich in einer kleinen Innenschau nochmal versucht, das „Warum“ dafür zu klären.
Hier also das, was ich da drinnen so gefunden habe:

Meine Tochter ist kein Kindergartenkind mehr. Schon lange nicht. Sie ist alt genug, um meine Einträge von früher selbst zu lesen und sich dabei kringelig zu lachen. Sie ist alt genug, per WhatsApp Kontakt zu ihren Freunden zu halten. Sie ist noch nicht alt genug, um zu ermessen, was es bedeutet, wenn private Details über das eigene Leben und das der Familie im Internet stehen. Aber Hand aufs Herz, wer ist das schon…
Dank der Datenschutzgrundverordnung, die genauso nervig ist, wie das Wort suggeriert, sicher aber eine großartige Existenzberechtigung hat, müssen Familienblogger im Impressum nicht nur die vollständige Adresse angeben, sondern auch noch ihren blödesten Spitznamen aus der Grundschule (Pumuckl), die Schlüppergröße (pendelt zwischen 36 und 42) und den Zustand des rechten Fußes (Platt-Spreiz-Senk mit Hammerzehen). Solche Dinge öffentlich preiszugeben ist eine Sache, wenn es sich um den Bloggenden selbst handelt. Eine ganz andere, wenn es um ein Kind geht…
Aua Lebensmitte
Zudem hat mich 2017 die 40 ereilt. Und prompt hat mich, wie bereits erwähnt, der Humor verlassen. So eine Lebensmitte ist nichts für Weicheier. Nur Hartgekochte, wie meine Mum, die nächste Woche die 70 feiert, lässt der Wechsel der Zehnerzahl so richtig kalt. Ich dagegen versuche jetzt seit drei Jahren, mich daran zu gewöhnen, dass ich mich nun in der Lebenshälfte des körperlich-geistigen Abbaus befinde. Wie sagte kürzlich eine gute Freundin: Ich weiß, dass alles, was ich so an Schmerzen habe, nie wieder weggehen wird. Sie ist übrigens gerade 40 geworden.
Mir persönlich machten in den letzten Jahren vor allem die Hormone zu schaffen. Es fühlt sich manchmal an, als würde eine Bowlingkugel namens „15., 20., 28. oder einfach beliebiger Zyklustag“, alle Hormonkegel mit einem gezielten „Full Strike“ umzimmern und beim Aufheben verheddern sich die Schnüre. Da baumelt mein „Ich“ dann so rum, mit allen unangenehmen mentalen und körperlichen Begleiterscheinungen. Während ich schreibe, sind es gerade Migräne linksseitig und Kieferschmerzen. Am blödesten sind Weltschmerztage oder Ich-hau-euch-alle-kaputt-Tage. Manchmal fallen beide auch auf ein Datum.
Eine ganze Weile lang half es nicht, mir Sprüche, wie diese hier durchzulesen: „Ich wünschte, ich könnte meinen Körper ins Fitnessstudio bringen und ihn abholen, wenn er fertig ist.“ Oder: „Sobald man über 40 ist, stellt man sich jeden Tag dieselbe Frage: Bin ich krank oder ist das jetzt der Normalzustand?“ Oder: „Morgens steht man auf und verbringt den Tag damit einzusehen, dass das ein Fehler war. Abends kommt man dann zur Vernunft und legt sich wieder hin.“ Mittlerweile kann ich ernsthaft drüber lachen und die Schnüre entwirren sich wieder schneller.
Das ist also das „Darum“. Vielleicht hilft es mir, darüber geschrieben zu haben, wenn ich das nächste Mal vor dem weißen Editor sitze und über Themen wie „Genderisierung*in die/der Sprachin und Sprache“, „Die Spinne am Autodach“ oder „Was in den letzten Jahren so passiert ist“, schreibe. Wenn nicht gibt es Haushaltstipps, Bastel-Anleitungen und schwermütige Gedichte.
Man sieht sich!
Eure Nachbarin
Juni 27, 2020 | Mein Senf, Ne Story, Reine Erziehungssache
Meine Tochter ist jetzt auch unter die Schreiberlis gegangen. Schuld ist wahrscheinlich, wie im Moment fast an fast allem: Corona. Nicht nur, dass unsere Zweitklässlerin vor dem Lockdown kein Buch in die Hand genommen hat, sie schrieb auch nie mehr, als vier Zeilen am Stück. Und die auch nur unter lautem Protest. Jetzt, drei Monate später, hat sie etwa 2.500 Seiten von Margit Auers „Schule der magischen Tiere“ und diverse andere Bücher gelesen und ein komplettes Heft mit Geschichten gefüllt.
Vorzugsweise schreibt sie über Tiere, die anders sind, als die Norm: Ein Affe, der nicht klettern kann, dafür aber Schwimmen. Ein Marienkäfer mit blauen Punkten, der aber trotzdem in die rot-schwarze Gemeinde integriert wird. Oder ein rosa-weißes Zebra, das halt anders aussieht, als alle anderen, dafür aber dank Klettertalent die besten Fürchte vom Baum holt. „Wie kamst du auf die Zebrageschichte“, wollte ich heute während einer Fahrradtour von ihr wissen. „Ach, der Tag war irgendwie so gestreift“.

Ich liebe es mit ihr so rumzufabulieren. Wir können uns aus aktuellem Anlass eine Viertelstunde darüber unterhalten, warum es das Wort „nesseln“ gibt, ein Verb ganz offensichtlich abgeleitet von Brennnesseln, aber noch niemand das Wort „disteln“ erfunden hat, was wir hiermit nachholen. Ich werde versuchen, es künftig in jedem zweiten Beitrag unterzubringen. Vielleicht setzt es sich durch und steht 2025 im Duden. Auf einer Mutter-Tochter-Wanderung durchs Siebengebirge hatten wir kürzlich auch eine Menge Spaß.
Töchterchen blieb alle paar Schritte immer wieder stocksteif stehen, vielleicht war sie durch die vielen Bäume um uns herum inspiriert. Ich fragte sie dann irgendwann, was sie da treibe und sie meinte: „Ich nenne es Baguette-Stehen, das ist gesund“. Kurz darauf gelangten wir an einen See, der so sehr spiegelte, wie wir es noch nie in freier Wildbahn gesehen hatten. Ein kleiner Stein sorgte für ein wunderschönes Wellenspiel, so dass uns ganz ergriffen das Kichern verging. Als wir weitergingen meinte ich: „Den nennen wir ab jetzt Zaubersee.“ Und sie antwortete: „Nee, das ist der Echt-Respekt-See. Ich hab echt Respekt vor diesem See.“
Auf unserem weiteren Marsch ging es um berufliche Perspektiven. Da Minimo mit unfassbarer Geduld alles beobachtet, was in der Natur so kreucht und fleucht, könnte es gut was im Bereich Forschung und Expedition sein. Ich neige ja bekanntermaßen ein wenig zum Oberlehrertum. Ein früherer Freund nannte mich gelegentlich „Fräulein Rottenmeier“ nach der strengen Lehrkraft aus „Heidi“. Er nannte mich auch die „Uralte Morla“ nach der Schildkröte aus der „Unendlichen Geschichte“. Wenn ich mein Spiegelbild heute mit Fotos von damals vergleiche, war das wohl eher perspektivisch gemeint…
Jedenfalls schlug Frau Rottenmeier in mir vor: „Du könntest doch Pantologin werden.“ „Was ist denn das“, fragte meine Tochter. „Wie, das weißt du nicht? Du magst doch Dinos und so was?“ „Hm, aber von Pantologie habe ich noch nix gehört“, runzelte Minimo die Stirn. Dann erhellte sich ihr Blick: „Du meinst wohl Paläontologin?“ Man kann solche Situation super durch Ablenkung oder ein überlegenes Lachen überspielen. Ist mir an dieser Stelle leider nicht gelungen. Ich glaube, es ist Zeit den Rottenmeier-Staffelstab weiterzugeben und mir die Funktionsweise des Rasterelektronenmikroskops erklären zu lassen…
Genießt das Wochenende!
Eure Nachbarin
Juni 18, 2020 | Mein Senf
Vor zweieinhalb Jahren habe ich als „Die Nachbarin“ meinen letzten Eintrag gepostet. Damals waren mir nach und nach Stoff UND Humor ausgegangen. Und als meine Freundin und Datenschutzexpertin Devi warnte, dass die Seite abmahngefährdet sei, hab ich das Handtuch geworfen und sie auf unbestimmte Zeit offline gestellt. So kam das Bloggen auf die To Do-Liste der ewig unerledigten Dinge. Habt ihr auch so eine Ich-wollte-doch-schon-immer-und-hatte-nie-die-Zeit-Liste im Kopf oder wie ich, aus dem Jahr 2004 auf Papier?
Hab ich schon mal erwähnt, dass ich nichts wegschmeißen kann? Mein Mann singt darüber regelmäßig sein Klagelied. Vor allem an grauen Novembertagen, wenn er meinem Kram nur schlecht ausweichen kann, weht es über die Vinxeler Felder. Ich finde es prinzipiell gut, eine solche Liste zu haben, denn es zeigt, dass wir noch träumen und wünschen können. Deshalb ist auch gar nicht nötig, alles umzusetzen, was draufsteht. Das ist wie mit wunderschönen Luftschlössern: Wenn man ihnen Leben einhaucht, kann es sein, dass sie sich als Bruchbude entpuppen oder als langweiliges 0815-Haus.
Aber zurück zu meinem Blog: Im Frühjahr ereilte uns mit der Corona-Pest etwas nie Dagewesenes und krempelte unser Leben auf links. Die Leute um mich herum reagierten zunächst mit relativer Gelassenheit und viel Humor. Ich habe noch nie so viele lustige Bilder, Sprüche und Videos über WhatsApp bekommen und ich fühlte mich an meine Zeiten als Nachbarin zurückerinnert. In diesen Wochen hätte ich so viel zu sagen und zu posten gehabt. Tatsächlich gab es auch Nachfragen ehemaliger LeserInnen, aber es gab ja keinen Blog. Also musste er wieder her. Mit toller Unterstützung von Devi und ihren „Webseiten mit Herz“ (www.webseitenmitherz.de) habe ich die Nachbarin neu aufgebaut und umgezogen. Mein zweiter Blog „Unser Scheunenhaus“ ist nun in die Seite integriert.
Der Lockdown ist vorbei, der Alltag hat uns fast schon komplett wieder. Deswegen werdet ihr die Dinge, die ich in der Coronazeit so dringend aufschreiben wollte, hier nicht lesen. Aber es werden andere Dinge sein. Mal kreativ, mal lustig, mal nachdenklich. Denn die Nachbarin ist nachdenklicher geworden. Und sie hat schon wieder viiiiiieeeeel weniger Zeit, als während des Lockdowns. Deswegen hier ein Punkt.
Ich freue mich, wieder für Euch zu schreiben!
Alles Liebe
Eure Nachbarin
Juli 15, 2018 | Nä wat schön - DIY
Meine Tochter ist ja so die Künstlerin in der Familie. Sie hat es einfach drauf, muss ich neidlos anerkennen. Ich bin sicher, sie hat mit ihren sechs Jahren schon 1.000 Bilder gemalt. Auf Druckerpapier und Servietten, Holz, Klorollen und Briefumschläge, auf Verpackungen und Zeichenpapier, auf Fenster, Böden, Wände, Tischplatten. Kein Tag vergeht ohne Zeichnung.
Es gab die Pippi Langstrumpf-Phase, die Elfen- und Einhornphase, die Pferde- und die Elefanten-Phase sowie die Meeres- und Wildnis-Phase. Meine Aufgabe ist es zu sammeln und zu staunen. Über ihren Ideenreichtum, die Freiheit und Unerschrockenheit, mit der sie sich an ihre Zeichnungen macht und das Design-Gen, das sie von irgendwem geerbt haben muss. Neuerdings schreibt sie den mittleren Buchstaben ihres Namens spiegelverkehrt und setzt einen Punkt hinter den letzten. Sieht extrem stylisch aus.
Farbenrausch mit Fimo
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Prototyp aus Knete – unerreicht |
Gestern kam sie mit einer Knetkreation zu mir (manchmal intensiviert sie ihre Zeichnungen mit Knete), die ich mir am liebsten gleich als Brosche angesteckt oder als Kettenanhänger angelegt hätte. Gleich heute habe ich sie dann in die Kreativecke des hiesigen Baumarktes geschleift und acht Päckchen Fimo erstanden. Natürlich alle in Lieblingsfarben.
Frühling selbst gemacht
Den Rest des Vormittags haben wir uns völlig in unsere Arbeit vertieft und dabei festgestellt, dass uns das Modellieren doch sehr an die schwedischen Bonbonküchen erinnert, die wir letztes Jahr in Gränna besucht haben. Vielleicht gleichen unsere Kreationen deshalb Lollis. In erster Linie war es für uns allerdings ein Farbenrausch im zögerlichen und viel zu kalten Frühling, der uns in richtig gute Stimmung versetzt hat.
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Schwedische Bonbonküche |
HOW TO…
Die Streifenoptik entsteht übrigens, indem man drei einfarbige Fimokugeln zu langen Schlangen formt, diese verzwirbelt und zu einer große Rolle rollt. Die Schlange an den Enden fassen und gegenläufig drehen. Für die Schnecken eine Schlange so lange mit passendem Druck rollen, bis sie rechts von der Mitte bis zum Ende gleichmäßig zuläuft und links von der Mitte gleichmäßig dick bleibt und erst im letzten Viertel stark zuläuft. Schlange von rechts nach links zum Schneckenhaus eindrehen. Das Ganze bei 110-130 Grad Ober- und Unterhitze etwa 30 Minuten in den Backofen. Anstecknadeln o.ä. mit Heißkleber befestigen.
Viel Spaß beim Ausprobieren
Die Scheunenhäusler
Mai 14, 2018 | Unser Scheunenhaus
Die Regenart, die ich im Mai besonders liebe, heißt Blauregen oder auch Glyzinie. Die Rankpflanze ist ziemlich giftig, aber mit ihren langen blauen Blütenständen auch wunderschön. Da wir kein Krabbelkind mehr im Haus haben, darf unser Blauregen an der Scheune klettern und blühen soviel er will. In den letzten Jahren hat er allerdings mehr gegrünt als geblüht, weil er lange nicht geschnitten wurde.
Und so habe ich mich im bitterkalten Februar an einen ersten Schnitt gewagt. Ich weiß noch, wie ich bibbernd bei Minusgraden und echt ätzendem Wind auf einer Haushaltsleiter stand. In der einen Hand das Handy, auf dem mir ein netter Pole bei Youtube den richtigen Schnitt beibrachte, in der anderen die Gartenschere. Und was soll ich sagen, es hat sich gelohnt und unsere Glyzinie hat sich jetzt im Mai artig mit einem Schwung blaulila Blüten bedankt.
Glyzinie kaufen
Wenn Ihr Euch eine Glyzinie anschaffen wollt, achtet beim Kauf darauf, dass die Pflanze aus Stecklingen gezogen wurde und nicht aus Samen. Dann könnt ihr sicher sein, dass sie nach wenigen Jahren blüht. Der ideale Standort ist sonnig, geschützt und weeeeiiit weg von jeglichen Rohren, denn Blauregen ist nicht nur giftig, sondern neigt dazu, sich um Rohre zu schlingen und diese solange zu würgen bis sie kaputt gehen.
Glyzinie schneiden
Schneidet die Triebe am Ende des Winters mit einer scharfen Baumschere etwa einen halben Zentimeter über der zweiten Knospe ab…
… und zwar möglichst schräg, mit dem höchsten Punkt oberhalb der Knospe. So vermeidet ihr, dass das Wasser in Richtung Knospe von der Schnittfläche abfließt.

Danach schneidet ihr dünne lange Triebe (mein Vater würde sagen, die langen Flutschen) heraus. Abgestorbene Triebe schneidet ihr so nah am Stamm/Ast ab, dass kein Stummel stehen bleibt.
So sah das im Winter aus
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Unten ist schon komplett beschnitten,
oben ragen die langen Flutschen noch nach außen |
Und so im Frühjahr
Ja, ich weiß, da geht noch mehr, denn da will ich eigentlich hin:
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So sieht es bei Nachbarn am Dorfrand aus. |
Und deshalb werde ich im Juli den Hauptschnitt angehen.
Dabei werden üppige Triebe, die den darunterliegenden Blättern das Licht nehmen herausgeschnitten. Junge, neu gewachsene Triebe kappt man hinter dem vierten Auge. Das führt dazu, dass mehr Blütenknospen entstehen. Auch die „langen Flutschen“ schneidet man dann wieder heraus. Insgesamt ist es wichtig, den Blauregen immer wieder zurückzuschneiden, damit er nicht Überhand nimmt.
Übrigens: Horizontal wachsende Blauregen entwickeln mehr Blüten: Mit Rankhilfen kann man sie entsprechend an der Wand entlang leiten.
Mal sehen, wie unser Blauregen sich im nächsten Jahr durch den Schnitt entwickelt oder ob er an seinem Schattenplatz (eigentlich liebt diese Pflanze die Sonne) schon alles gegeben hat. Ich werde berichten.
Eure Scheunenhäusler
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