Okt. 3, 2022 | Auf Reisen, Familie Hose, Uncategorized, Womo-Liebe
Es ist Montag – Tag unserer geplanten Abreise und was soll ich sagen: Die Sonne brennt geradezu vom Himmel. Anscheinend reagiert das Universum auf Anfragen doch wohlwollender als bisher angenommen. Meine Familie hat im Wohnmobil „unfassbar gut“ geschlafen. Ich selbst im Bett kaum ein Auge zugemacht. Leider auch, weil die „Tante vom roten Meer“ sich entschieden hat, gerade jetzt – eineinhalb Wochen zu früh und mit fiesen Bauchschmerzen im Gepäck – zu Besuch kommen. Mit einem mulmigen Gefühl denke ich an die winzige Bordtoilette. Aber für Bedenken ist es jetzt zu spät.
Um mich abzulenken, stürze ich mich am Morgen aufs Gepäck. Erstmal räume ich einiges aus dem Wohnmobil aus. Kaffeekanne und Zubehör brauchen wir nicht. Auch der vierte Campingstuhl fliegt raus. Schließlich zählt hier jedes Kilo: 3,5t dürfen wir nicht überschreiten. Schon allein, weil mein Mann mit seinem Führerschein von 200X kein Gramm mehr fahren darf. Dann bringe ich Wäschekorb um Wäschekorb mit Klamotten, Handtüchern, Küchenutensilien, Medikamenten, Spielzeug, Putzmitteln und Badezimmerkram ins Wohnmobil und verteile alles auf Hängeschränke, Unterschränke und den Garderobenschrank. Mein Mann füllt derweil den Kühlschrank, das Vorratsfach und den Kofferraum. Was soll ich sagen: Es macht viel mehr Spaß, als Kofferpacken!!
Lange konnte ich es nicht wirklich sehen, uns drei mit Hund in einem Camper. Doch jetzt wird die Vorstellung immer lebendiger. Nachbarn kommen vorbei und ich erzähle stolz, dass wir vorhaben, bis nach Pisa zu fahren. Ein Traumziel, das bestimmt eins bleiben wird, denke ich im Stillen. Denn ich glaube ehrlicherweise kaum, dass wir es bis dahin schaffen werden. Von heute an haben wir elf Tage, am Donnerstag in einer Woche müssen wir zurück sein. Also beschließe ich, mich auf unser erstes Ziel zu konzentrieren: Koblenz. Dort wollen wir unseren Hund morgen an meine Eltern übergeben.
Am späten Nachmittag sind wir abfahrbereit. Der Schlüssel ist bei der Nachbarin, das Haus ist aufgeräumt und gesichert. Der Wagen steht bereit. Vollgetankt vom Vermieter, mit ebenfalls vollem Frischwassertank und zumindest einer vollen Gasflasche. Wie viel noch in der zweiten – derzeit angeschlossenen – ist, wusste der Vermieter nicht und einen Füllstandsanzeiger gibt es nicht. Dafür Google und da hatte jemand den Tipp, die Flasche einfach zu wiegen. So wissen wir, dass wir noch 2 von 11 Litern Propangas + die volle 11-Liter-Flasche fürs Kochen, Heizen und Warmwasser zur Verfügung haben. Wie lange das wohl reicht? HS-Mutti, die ich bin, will ich natürlich kein Risiko eingehen und beschließe: Bevor wir das Land verlassen, brauchen wir noch eine zweite volle Flasche. Wann und wo wir die besorgen, klären wir unterwegs.
Und dann geht es endgültig los. Vater am Steuer, Kind auf der Sitzbank, Hund vorschriftsmäßig mit Geschirr angeleint, die Räder auf dem Fahrradträger fixiert. Wie wichtig die sind, werden wir in den kommenden Tagen noch feststellen. Unsere erste Etappe führt uns zunächst 5 Kilometer den Hügel runter bis an den Rhein. Dort stehen immer Wohnmobile auf einem üsseligen Parkplatz, der mit seiner unmittelbaren Nähe zu den Bahngleisen, seinen versplitterten Glaskontainern und jeder Menge zwielichtiger Gestalten nicht gerade ein Wohlfühlort ist.
Früher, als wir hier noch in der Nähe gewohnt haben, habe ich mich immer gefragt, warum die Camper in Gottes Namen hier stehen und nicht direkt am Rhein. An diesem Nachmittag erfahren wir ganz schnell warum: Wohnmobile sind auf dem schönen Parkplatz inmitten der Rheinauen mit Blick auf den Fluss schlicht nicht zugelassen. Kreizkruzifix! Nun ja! Also fahren wir zurück und schnappen uns den letzten Womo-Parkplatz, auf dem wir sogar ohne großes Rangieren parken können. Nicht zum letzten Mal auf unserer Tour denke ich: Wie gut, dass wir in der Nebensaison unterwegs sind!!
Und noch was wird mir auf unserer Reise klar: Wenn man in seinem Wohnmobil sitzt, dann ist das ein Stück zu Hause. Man fühlt sich geborgen und sicher und was drumherum ist, ist viel weniger relevant als man denkt. Wenn ich heute Camper an wenig pittoresken Stellen stehen sehe, kann ich sie viel besser verstehen als zuvor! Das erklärt auch, warum ich unseren ersten Stellplatz in Koblenz so feiern werde.
Eure Nachbarin – erhellt
Kleine Fahrstunde und erstes Ziel
Okt. 2, 2022 | Auf Reisen, Familie Hose, Womo-Liebe
Der Tag ist wirklich da, denke ich, als ich aufwache. Um halb zwölf wollen wir uns heute mit dem Womo-Vermieter zur Übergabe treffen. Der Vormittag geht mit ausufernder Körperpflege (wer weiß, wie oft wir unterwegs dazu kommen) und mit der Vorbereitung der Reisedokumente ins Land. Und dann ist es endlich so weit. Treffpunkt ist ein Grundstück in einem sonntäglich verwaisten Gewerbegebiet. Ich komme mir ein bisschen vor, als wollten wir hier was Illegales tun… Ein offenes Tor führt zu einem umzäunten Platz voller Camper. Wir verpassen die Einfahrt und machen gleich mal den richtigen Eindruck auf das Vermieterpärchen, das dort neben einem wunderschönen, aber wirklich riesigen Wohnmobil wartet.
Das steht übrigens mit dem Hintern zur Ausfahrt, wie ich gleich mit einem mitfühlenden Seitenblick auf meinen Mann bemerke. Da muss er später vor den kritischen Augen der Besitzer rausfahren. Und das auch noch mit meiner Hilfe. Ich bin ja eher praxisresistent, wenn man das so sagen will. Wird also ein echter Stresstest! Papa Hose ist wirklich nicht zu beneiden. Aber schließlich haben wir auch noch Größeres vor.
Die Vermieter sind ganz anders als gedacht. Erwartet habe ich erfahrene, wettergegerbte, mit allen Wassern gewaschene Camper, die uns 365 Tipps mit auf den Weg geben. Tatsächlich aber haben die beiden genauso viel Campingerfahrung wie wir, nämlich null. Sie vermieten die Fahrzeuge nur, das aber sehr freundlich und unkompliziert. Im Schnelldurchlauf pflügen wir durch alle Funktionen unseres Urlaubsdomizils. Bordstrom und Landstrom, Frischwasser und Grauwasser, Gasanlage und Heizung, Bordtoilette und Entsorgung.
Während mein Mann interessiert nickt und clevere Fragen stellt, ergeht es mir wie jedes Mal, wenn die Anleitung eines neuen Spiels vorgelesen wird: Nach dem zweiten Satz höre ich nur noch „blablablabla“. Dann sage ich meistens: Lass uns einfach mal anfangen. Und das machen wir dann auch. Unfallfrei rangiert mein Mann aus dem großen Tor hinaus. Ich stehe hinter dem Wagen, fuchtele alibimäßig mit den Armen und versuche dabei nicht ganz so inkompetent auszusehen, wie ich mich fühle.
Und dann sind wir das erste Mal: On the road! Tochter sitzt gefühlt sehr weit hinter uns am Esstisch und jubelt. Im Laufe unseres Urlaubs werden wir den gezielten Snack- und Wasserflaschen-Weitwurf zwischen Beifahrersitz und ihrer Sitzbank perfektionieren. Mit einmal Aufdozen lassen auf der Tischplatte und dann aus der Luft schnappen. Präzision ist alles! Mein Mann versucht sich emotional in seines neues Gefährt einzufühlen und wird dabei von den Vermietern beeinträchtigt, die immer noch hinter uns herfahren. Nach dem zweiten Kreisel biegen sie ab und wir sind free to go! Ab auf die A3 und dann nach Hause.
Als wir uns wieder auf bekannten Strecken befinden, merke ich erst, wie krass der Überblick von hier oben ist. „Waaas, hinter dieser Hecke ist ein Tennisplatz?? Noch nie gesehen.“ – „Guck mal die Fredens haben einen Schwimmteich!! Wusstest du das???“ Für meinen Mann sind diese spannenden neuen Erkenntnisse erstmal zweitrangig, denn er muss den Riesen vor unserer Scheune parken. Hier wird es nun bis morgen stehen. Ein bisschen quer, ein bisschen abschüssig, bereit zum Bepacken.
Unsere Tochter kommt an diesem Tag übrigens nicht mehr ins Haus. Sie ist verliebt und lehnt Distanzbeziehungen kategorisch ab, auch wenn es sich nur um 20 Meter handelt. Stattdessen nimmt sie unser Hundchen mit ins Womo und richtet sich dort häuslich ein, während ich nun endlich in Packlaune komme und sich kurz darauf die Wäschestapel im Esszimmer biegen. An diesem Abend habe ich unser Haus für mich allein. Mein Mann ist samt Decke und Kopfkissen auch schon mal nach draußen umgezogen. Die Nacht wird trotzdem unruhig. Jetzt bin ich echt ein bisschen aufgeregt.
Beste Grüße von Eurer Nachbarin – im Reisefieber
Der Tag unserer Abfahrt
Okt. 1, 2022 | Auf Reisen, Familie Hose, Womo-Liebe
Noch einen Tag und dann holen wir unsere Ferienwohnung auf Rädern ab. Ich kann es immer noch kaum glauben, habe keine Ahnung was uns erwartet. Nun ja genau genommen schon. Knapp 13 Quadratmeter Platz für drei Menschen und einen Hund, der so groß ist wie ein Schaf. Diesen Platz teilen wir uns mit drei Betten, einer Küchenzeile samt Kühlschrank, einem Badezimmer mit Dusche, Waschbecken und Toilette, eine Essecke für vier Personen, drei Schränken, dem Kofferraum und der Fahrerkabine. How on Earth!!! Ich habe keine Ahnung, wie wir das auch nur eine Stunde überleben sollen, ohne dass einer von uns oder alle gleichzeitig eskalieren… Aber dann bin ich auch wieder soooo gespannt. Da wartet ein Abenteuer und ich brauche dringend eins.
Ich habe heute Nachmittag unserer Nachbarin Bescheid gesagt, dass wir wahrscheinlich ab Montag auf Tour sein werden. Das war ein großer Schritt für mich, denn es bedeutet, dass mein innerer Pessimist nun doch daran zu glauben beginnt, dass es wirklich zu diesem Urlaub kommt. Tochters Erkältung klingt langsam ab und wir halten uns wacker. Gepackt habe ich trotzdem noch keinen Schlag, aber die Waschmaschine läuft. Das Wetter ist immer noch gruselig, aber wir wollen ja auch wegfahren, nicht wahr…
Eure Nachbarin – vorsichtig optimistisch
Wow! Ich meine… wow!
Sep. 28, 2022 | Alltagschaos, Auf Reisen, Familie Hose, Uncategorized, Womo-Liebe
Was ist das für ein Wetter? Dauerregen und wirklich bitter kalt. So wie Juli 2021 im Bretagne-Sommerurlaub. Dafür war aber der Spätsommer letztes Jahr herrlich. Dieses Jahr ging es hier vom Original-Mittelmeer-Sommer gleich zu Septemberbeginn in den Spätherbst über. Was bedeutet das für unseren Womo-Urlaub??? Gestern schrieb meine Camper-Freundin: „Bleibt einfach locker, wenn mal was nicht sofort geht oder es vielleicht mal regnet oder die Heizung nicht so schnell wärmt…“
Waaaaas??? Wie Heizung wärmt nicht??? Vor meinem inneren HS-Auge entsteht ein Bild in Grautönen. Wir drei samt Hund, vom E-Bike-Ausflug am Urlaubsort völlig durchnässt und durchgefroren in der winzigen Womo-Zelle zusammengepfercht. Die Fenster beschlagen, keine Chance, die Klamotten zu trocknen. Die Dusche funktioniert nur kalt, die Nasen tropfen und Essen ist auch keins mehr im Kühlschrank… Hab‘ ich schon erwähnt, dass ich super in tristen Prognosen bin?
Bei Problemen bleibe ich ungefähr so locker, wie Klaus Kinski, der überraschend von der Seite angequatscht wird… Aber man soll ja positive Gedanken hegen und strahlende Vibes produzieren. Das versuche ich zusammen mit unserem Hund, während wir durch den strömenden November- (ach nee, es ist ja September – grrrrr) Regen stapfen. Also ich! Doggo tänzelt leichtfüßig und eher unbeeindruckt neben mir her.
Innerlich bemühe ich mich, schöne Dinge visualisieren. Gehindert werde ich von meiner Mistdings-Kappe, die ich zum Schutz gegen den Regen trage und die immer wieder über meine Augen rutscht. Einen Schirm kann ich zusammen mit Hundeleine, Leckerlis und Kackbeutel nicht handeln. Kapuzen sitzen entweder zu eng oder fliegen beim nächsten Windstoß vom Kopf. Kappen sind es aber anscheinend auch nicht. Also dann lieber nasse Haare, aber wenigstens einen freien Blick – nach innen und leider auch nach außen: auf den Regen. Grumpf!
Irgendwie will das positive Denken nicht klappen. „Das Wetter wird geil. Der Sommer kehrt nochmal für die zwei ersten Oktoberwochen zurück. Die Weltlage entspannt sich…“ Ich komme mir vor, wie jemand, der einen Wunsch ans Universum sendet und erwartet, dass er in Erfüllung geht. Also ob. So wird das heute nix. Aber eins nehme ich mir vor: Ich werde stumm leiden. Egal, was passiert. Ich werde NICHT die erste sein, die die Dinge beim Namen nennt. Nein, das überlasse ich meinen Liebsten. Die tun immer so entspannt. Bis sie dann auch was nervt! Egal. Ich bin ein Zen Buddhist, ich bin ein Zen Buddhist, ich bin ein Zen Buddhist…
Die Nachbarin – total unlocker
PS: Mein Vorsatz hat immerhin bis zum nächsten Morgen gehalten. Da habe ich über die Schulter meines Mannes die Langzeit-Prognose auf seiner Wetter-App gesehen und eventuell so etwas geäußert wie: „Für den Womo-Urlaub seh‘ ich schwarz…“
Morgen ist es soweit…
Sep. 26, 2022 | Auf Reisen, Womo-Liebe
Der Countdown läuft, aber ich stehe noch. Normalerweise würde ich eine knappe Woche vor Urlaubsbeginn rotieren. Wäsche waschen, Nachbarn instruieren, Medikamente bestellen, unsere 25 verschiedenen Sonnencremes sortieren, Klamotten, Drogerieartikel, Lebensmittel und vieles mehr kaufen. Ja und natürlich Packlisten bis zum Sankt Nimmerleinstag verfassen. Heute nichts dergleichen. Ich bin irgendwie verdächtig entspannt, was auch mit der hochsensibel-typischen Eigenschaft zu tun hat, das Gelingen eines Vorhabens bis in die letzte Sekunde hinein anzuzweifeln. Wir? Im Wohnmobil? In einer Woche? Und nicht nur vor der Haustür, sondern unterwegs??? Irgendwie kann ich es noch nicht sehen…
Okay. Natürlich war ich nicht komplett untätig. Ich habe mich mit einer Womo-Fachfrau ausgetauscht. Sie hat mir viele tolle Reisetipps geschickt. Eine hilfreiche Online-Packliste habe ich bei Wohnmobilbloggerin Katja von www.hin-fahren.de gefunden. Ich habe mir zwei bis drei Apps aufs Handy geladen, die Auskunft über gute Womo-Stellplätze und Camping-Areale gibt. Ich habe mir ein Video „Chemietoilette reinigen leicht gemacht“ reingezogen, weil das des Ehemanns größter Horror ist. Wir haben uns bei einer Autobahnfahrt sämtliche Camper-Fabrikate angeschaut und auch unseren Wagen entdeckt. Ich habe mir einen Bademantel und meinem Mann eine Regenjacke bestellt. UND ich habe heute die Uhrzeit für die Abholung unseres Gefährts klargemacht. In einer Woche!???!!!?? Ich sehe es einfach nicht…
Eure Nachbarin – sehr skeptisch
Ganz locker bleiben
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