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Urlaubs-Blog: „Bobobobobobobob!“

Urlaubs-Blog: „Bobobobobobobob!“

„Bobobobobobobob!“ – Traktor? Mähdrescher? Nein, das ist Helikopter-Mum, die ihren Hubschrauber startet und damit über dem Allgäuer Bauernhof kreist. Ich hab mal irgendwo gelesen – wahrscheinlich wars in der „Eltern-Family“ – dass Kinder nach dem Sommerurlaub nicht nur sonnengebräunt, sondern auch wesentlich mutiger und motorisch fitter sind als vorher.
Warum? Weil man sie halt lässt. Barfuß über Stock und Stein. Jo mei – wenns ihr nix ausmacht! Mit der Katze um die Wette auf den Hofbaum klettern? Wird scho nix passiern! Das Brötchen schwesterlich mit dem Hofhund teilen und danach eine Runde durch den Kuhstall robben? Die Bauersleut‘ ham vier Kinder und denen hat‘s auch nix g‘schad.

Und trotzdem kann die Mutti ihren Heli nicht ganz einmotten: Oje, das Trampolin hat zwar ein Netz,

Klettern bis die Leitung kommt

aber der Reisverschluss ist kaputt und deshalb ist es offen! Das geht doch nicht! Hmmm, der Kletterturm ist aber hoch und ragt bedenklich in Richtung Kabel. Ist das Strom oder Telefon??? Mitten durchs Anwesen läuft eine Straße, die man als solche nicht erkennt. Direkt hinter einer Kurve. Hin und wieder zimmern da Traktoren und Autos runter. Kann man da a) nicht ein „Achtung Kinder!“- Schild aufstellen und b) einen Zebrastreifen mit Ampelanlage installieren???

Aaaaaachtung! 

Katzen kratzen, Hunde beißen, Enten picken, Kaninchen zwicken, Kühe trampeln, Pferde treten, Stechmücken und Flöhe saugen dein Blut! Und dann erst die Zecken – bobobobobobob! FSME – kennt ihr das? Ganz gefährlich vor allem im Frühsommer! Ist jetzt Frühsommer???? Vorsicht der Elektrozaun!!! Obacht, die Mistgabel!!!! Das war knapp! Schweiß abwisch. Ist doch toll so a Landleben! Der werden die Madls und Buam so richtig robust…

Was mein Mann dazu sagt? Nix mehr. Der gähnt nur noch. Aber ich habe auch noch nicht meinen Trumpf ausgespielt. „Guck mal da durch die Schiebetür in den Stall!“ „Das ist nicht der Stall, das ist ein Nebengebäude!“ „Egal, guck halt nei!“ „Oh! Was ist das?!“ „Weiß nicht! Ein Silo?“ „Es ist tief!“ „Ja, bestimmt zehn Meter und unten ist Jauche oder so!“ „Es ist breit!“ „Gell! Bestimmt zehn Meter im Durchmesser!“ „Der Rand ist keinen Meter hoch und keine Abdeckung drauf!“ „Ja!! Sag ich doch! Das ist gefährlich!“ „Okay, in dem Fall bin ich ganz bei dir!“ Hach, es geht doch nichts über elterliche Eintracht! Bobobobobobob! „Kind! Komm vom Misthaufen runter, ich muss dich jetzt anleinen!“

Etwas unentspannt,
Eure Nachbarin

Drei Jahre und in der Pubertät

Drei Jahre und in der Pubertät

Vor kurzem war meine Tochter krank. Meine Diagnose lautete: „Akute Kita-Unlust gepaart mit Husten und Schnupfen bei unangenehmen 37 Grad in Schatten.“ Und da ich ja zu den glücklichen Müttern gehöre, die ihren Beruf in den heimischen vier Wänden ausüben, dachte ich mir, okay, wir lassen das Kind mal daheim…

„Aber nur“, sprach ich mit ernstem Blick und erhobenem Zeigefinger (ist das heute eigentlich noch erlaubt?) „Aber nur, wenn du dich auch wirklich ausruhst.“

„Ja“, versprach meine Tochter. „Ich ruh mich aus“, versprach sie. „Ich bin ganz lieb“, versprach sie und „Ich störe dich nicht!“ Und das tat sie auch – eine ganze heroische Stunde lang. Dann kam sie in mein Arbeitszimmer geschlappt, Mundwinkel nach unten verzogen, klagende Jammerlaute ausstoßend. Spontan hängte sie sich an meinen Maus-Arm und prompt sendete meine brutal aus der Bahn geworfene Rechte eine noch unverfasste Mail an einen „Lieben Herrn Floh“, seines Zeichens Doktor der Theologie und völlig humorlos. Da sein Name natürlich nicht „Floh“ lautet, sondern noch was hinten dran hängt, könnt ihr euch meine Begeisterung vorstellen.

Laaaangweilig!!!

„Mamaaaaaa. Mir is langweilig!!!!!!!!!“, jaulte meine Tochter. „GRRRRRRRRRRRRR!!“, machte ich und schüttelte unwillig meinen Arm. „Jetzt hab ich diese Mail da an den… Ach, vergiss es!“, murrte ich. „Willst du nicht was malen?“ „Hab schon!“ „Kneten?“ „Langweilig!“ „CD hören!“ „Hab schon.“ „Buch gucken?“ „Jaaaaaaaaaa!!“ „Ich dachte eigentlich, alleine“, protestierte ich noch schwach, während meine Tochter schon drei Stapel Bücher ins Arbeitszimmer schleppte. „Erst das da und dann das da und dann das da…“

So ging das eine Woche lang – Tag für Tag. Einige Zeit Ruhe, dann plötzliche akute Langeweile mit unaufschiebbarem Animationsbedürfnis, verdeutlicht durch greinendes Einmarschieren im Arbeitszimmer und ruppiges an Mamas Maus-Arm ziehen. Eine weitere E-Mail versendete sich in der Rohfassung, ein Artikelabsatz löste sich im Nirwana auf und eine Einstellung im Bildbearbeitungsprogramm änderte sich so nachhaltig, dass ich noch heute damit kämpfe.

Mit jeden Tag, den wir hier so gemeinsam verbrachten und die Bedürfnisse des anderen nicht oder nur rudimentär erfüllen konnten, waren wir schlechter aufeinander zu sprechen. Während ich kaum noch ein Wort ohne genervten Unterton an sie richtete, suchte sie ihr Heil im Piesacken, Hauen, Treten, Beißen und in verbaler Provokation. Nachdem ich auf „Mama, du bist ein stinkiges Kaka-Pipi-Käsebrot“ nicht mehr reagierte, versuchte sie es mit „Mama, du bist alt und dick!“ – und spätestens damit hatte sie mich.

Fräulein!!!

Auf Ansprache meinerseits reagierte sie unwirsch bis gar nicht. „Räumst du bitte deine Spielsachen auf?“ Pädagogisch völlig falsch. Ich weiß es und sie weiß auch: „Och, nööööö!“ „Okay, anders formuliert: Ich möchte, dass du deine Spielsachen aufräumst. Jetzt!“ „Haaaaaar, ich kann das nicht, meine Hände tun weh!!!“ „Das glaube ich nicht, ich zähle jetzt bis drei…“ Überflüssig zu erwähnen, dass sie mir bei drei immer noch unbewegt in die Augen sah, ohne sich auch nur einen Zentimeter vom Fleck gerührt zu haben.

„So Fräulein, es reicht. Du gehst jetzt in dein Zimmer.“ „Nein, Fräulein, DU gehst in DEIN Zimmer.“ Das hab ich dann auch gemacht und die Tür hinter mir abgeschlossen. „UUUUUUAAAAAHHH, Mamaaaaaa!!! MACH! JETZT! AUF!“ Hämmern. „Du bist blöd!!! Du bist nicht mehr meine Freundin!!! Ich lade dich nicht zu meinem Geburtstag ein!! Aaaargh! Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx!!!“ (zensiert). Ich weiß nicht, was die Nachbarn in dieser Woche so gedacht haben, die sind ja eh einiges gewöhnt. Jedenfalls kam niemand gucken.

Nach einem dieser Tage kam abends mein Mann nach Hause und ich berichtete ihm ganz klassisch und wieder völlig unpädagogisch von den Verfehlungen unserer Tochter. Er zu ihr: „Hast du die Mama heute geärgert?“ „Joar!“ „Du weißt, dass das nicht gut ist!“ „Pfffffffft!“ „Schämst du dich nicht?“ „WENIG!“ Sprachs und knallte die Kinderzimmertür hinter sich zu. Ich sachs ja, drei Jahre und schon in der Pubertät!

Urlaubsreif,

Eure Nachbarin

Ganz der Papa

Ganz der Papa

Ach wie schön, irgendjemand hat mal wieder beschlossen, dass es Zeit ist, schlaflose Eltern zu ärgern und die Uhr eine Stunde vorzustellen. Habe mir kurzzeitig überlegt, dieses Mal einfach nicht mitzumachen. Leider hatte ich die Rechnung ohne meinen Funkwecker, mein Handy, mein iPad – und was sich sonst noch so von Geisterhand umstellt – gemacht. Nach einem Blick aus dem Fenster ins herbstliche Grau denke ich mir: Ach egal, nehmen wir das eben auch noch mit… und wenden uns einem Thema zu, über das sogar Menschen ohne Nachwuchs gerne und ausführlich diskutieren. Die Familienähnlichkeit. Ausgerufen hat das Thema übrigens Mama on the Rocks in ihrer aktuellen Blogparade „Was wir unseren Kindern vererben“.


Auf die Palme

„Die Maus hat eine geringe Frustrationstoleranz“, hieß es letztens im Kita-Elterngespräch. „Aber das lernt sie noch!!“ – „Vielleicht auch nicht“, unkte mein Mann und warf mir breit grinsend so vielsagende Blicke zu, dass die Erzieherin unauffällig einen Vermerk in der Akte machte. Ja, die Palme, auf die ich des Öfteren klettere, ist quasi mein einziges Workoutinstrument und meine Ungeduld die einzige energetische Äußerung, während mein Hintern immer breiter wird. Typisch rothaarig halt, wie es das Klischee so will. Geerbt habe ich diesen Charakterzug allerdings nicht von meiner rothaarigen Mutter, sondern von meinem Vater – nicht nur optisch eher so der Robert de Niro-Typ.

Im übrigen ist auch die Maus so weit vom roten Haar entfernt, wie man das eben sein kann, mit einem arabischen Großvater. „Da kommen schwarze Locken“, sprach die Hebamme schon bei der Entbindung und beendete damit jegliche Spekulation. Nicht, dass ich ihr das rote Haar nicht gerne vererbt hätte. Auch wenn ich jeden einzelnen Spruch zu dem Thema kenne und sich schon meine Oma mit ihrer „roten Krause“ einiges anhören durfte, liebe ich ihn doch, meinen Kupferkopf. Immerhin das einzige, was sich bisher jeglichen Alterserscheinungen entzieht.

Haarvergleich

Was ich Töchterlein dann aber doch mitgegeben habe, sind die schneewittchenweiße Haut und die braungrünen Augen. Vom Papa dagegen kommen die Wimpern (Yeah!!) ellenlang, schwarz und gebogen. Außerdem die Lippen (voll), die Größe (ihre gleichaltige Freundin feiert nach Ostern ihre Ein-Meter-Party, während sie schon an der 1,10 kratzt) und die Zehen. Alles andere wird sich zeigen, schließlich verändern sich die Kleinen ja noch stündlich. Derzeit erkennt Oma 1 ihre eigene Nase wieder, während Oma 2 die langen schlanken Finger der Familie mütterlicherseits zuordnet. Einer ist es derzeit noch völlig wurst, und das ist die Maus selber.

Ganz der Papa

Sie sitzt gerade am Küchentisch und will „keinen Käse“ (Papa), danach will sie basteln (Mama) und Bücher lesen (Mama) und zwar SUBITO!! (MAMA). Außerdem hat sie täglich den Wunsch auf der Sofalehne zu balancieren, in die Luft geworfen zu werden und mit dem Ball eine Blumenvase abzuschießen (alles Papa), bevor sie sich eine Stunde lang ruhig und alleine mit ihrem Kinderbauernhof beschäftigt (auch Papa) und sich dabei selbst Geschichten erzählt (Mama) von Hunden (Mama, Papa) und Katzen (Papa) und Pferden (Onkel), die sie liebt.

Wenn dann nachher Besuch kommt, wird sie eine Stunde lang schüchtern sein und nicht sprechen (Mama und Papa) und danach wild aufdrehen (Tante und Onkel). Sie wird sich ein Prinzessinnenkleid überwerfen und sich Glitzerspängchen ins Haar machen lassen und auf die Frage, was sie sich denn vom Osterhasen wünscht „Barbie“ antworten (meine beste Freundin aus Kindertagen? Ach so nee…). Aber von uns hat sie das jedenfalls nicht. Die Tante hat ihren Barbies früher den Kopf abgedreht und mir ist dazu noch nicht mal das eingefallen. Hmmm – muss doch noch mal meinem Mann auf den Zahn fühlen… A propos, die Zähne hat sie ganz doll hoffentlich auch von ihm!!

Kaffeesatz!

Familienähnlichkeiten

So viel Spaß es auch macht, nach Ähnlichkeiten zu gucken und so praktisch es auch ist, schlechte Eigenschaften mal eben dem anderen Familienzweig zuzuschieben: Laut Google ist das alles nicht viel mehr als Kaffeesatzleserei.

Es gibt nämlich – wie immer – eine Studie aus den USA, die festgestellt hat, dass es echt schwer ist, Menschen anhand ihrer optischen Merkmale den Eltern zuzuordnen. Dafür ist das Gen-Lotto einfach zu unberechenbar und außerdem liegen ja nicht nur Kugeln von PapaMamaOmaOpa drin, sondern auch vom Urururururgroßvater mütterlicherseits, der laut Ahnentafel Freiheitskämpfer in Südtirol war, sowie vom Urururuururirgendwasvater väterlicherseits, der zur Leibwache Mohammeds gehörte. Hmm, grade erscheint mir der ein oder andere Trotzanfall doch in anderem Lichte.

Übrigens, wer will, dass sich das künsterliche Talent von Tante Elfriede weitervererbt, der berufliche Ehrgeiz von Ururopa Karl und das engelgleiche Wesen von Tante Angela, sollte es seinem Kind nur lange genug einreden. Oder man lässt es einfach sein, wie es ist.

Grüßle! Eure Nachbarin

Und der Mann hat doch das letzte Wort

Und der Mann hat doch das letzte Wort

Es kommt selten vor, dass meine Frau mir das Reden überlässt, also packe ich die Gelegenheit mal am Schopfe und bringe unser 24-Stunden-Chaos zu Ende.

Es war also Donnerstagabend, halb sieben. Meine Frau hatte sich ins Arbeitszimmer verkrümelt und mich mit unserem Krümel und den vielen anderen auf dem Küchenfußboden alleine gelassen. Mit dem Besen in der Hand und der Maus am Bein kehrte ich also erstmal ordentlich durch und ging im Geiste verschiedene Varianten von Abendmahlzeiten durch, die ich gerne gehabt hätte.

Rührei oder…

Schokokuchen mit Smarties gehörte definitiv nicht dazu, den Süßkram überlasse ich meiner Frau. Für die geht so was ja locker als Abendessen durch. Ich denke dagegen sehnsuchtsvoll an Burger mit Pommes, indisches Curry oder asiatische Reispfanne… Ein Blick in den Kühlschrank eröffnet mir dagegen drei Möglichkeiten: Rührei mit Schnittlauch, Rührei mit Tomaten oder Rührei mit Schnittlauch und Tomaten. Ich entscheide mich für letzteres und nehme mir vor, am nächsten Tag einen Großeinkauf zu machen.

Longing

Die Maus plappert währenddessen ohne Punkt und Komma. Ich bin da mittlerweile geschult: Das rauscht so an mir vorbei. Ich höre nur noch Sätze mit drei Ausrufezeichen. Deshalb sickert ihre Ansage: „Ich geh mal ins Arbeitszimmer, Mama besuchen“, auch etwas verspätet in mein Hirn. Oje, denke ich, Muttern hat bestimmt wieder nicht die Tür abgeschlossen. Wofür habe ich ihr eigentlich extra einen Schlüssel besorgt?

Ich erwarte schon eine hektisch zischelnde und händewedelnde Frau am Telefon, die versucht, unauffällig ihr Kind loszuwerden. Stattdessen sitzen beide harmonisch knuddelnd auf dem Bürostuhl. „Das Interview hat noch nicht angefangen. Aber weißt du, was die Maus eben zu mir gesagt hat: Mama, du bist meine beste Freundin!“ Ein strahlendes Weib, ein glückliches Kind. Alles in Butter! „Auf jetzt, Maus. Wir machen Essen“, scheuche ich Töchterchen zurück in die Küche und rufe meiner Frau zu: „Schließ mal die Tür ab.“

„So, jetzt gibt es Rührei“, verkünde ich siegesgewiss. Die Maus mag nicht viel, aber Rührei geht immer. „Ich will Würstchen!“ „Wir haben kei…“ „WÜÜÜÜÜRSTCHEEEEN!“ „Du darfst auch das Ei aufschlagen“, versuche ich es wieder. Keine Chance! Vor zwei Wochen hätte das noch gezogen, denke ich, während ich meine zeternde Tochter betrachte. Wir einigen uns dann auf Sardinen mit Zwiebeln. Wenigstens das ist immer ein Garant. Also noch! Jedenfalls haut sie sich die ganze Schüssel in den Kopp.

Beschrankt

Irgendwie so halb satt schleppe ich mich ins Wohnzimmer auf die Couch und beschließe zum hundertsten Mal, dass wir wenigstens Soßen und Suppen vorkochen müssen, um in so einem Fall vorbereitet zu sein. Das wäre es jetzt gewesen, eine schöne Bolognese…

Hang time

Während ich so vor mich hin grübele, hüpft Junior wie wild auf der Couch auf und ab. „Hej, hier wird nicht rumgesprungen“, sage ich zu ihr. „Papa! Papa! Papaaaaa!“ antwortet sie in einem Singsang mit leider drei Ausrufezeichen. „Ja?!“, belle ich. „Hang time machen!!!“ Och nö. Jetzt? „Papaaaaa!!!“ „Na gut, aber nur einmal“, sage ich und werfe sie schwungvoll bis kurz unter die Zimmerdecke. Tochter juchzt, meine Gelenke machen so ein ähnliches Geräusch. „Nochmaaaaal!“ War ja klar. Okay, seufze ich und werfe sie noch einmal in die Luft. Im Rücken macht sich schon ein verdächtiges Ziehen bemerkbar.

„Jetzt ist aber Schluss“, sage ich und greife mir das Tablet, um Nachrichten zu lesen. Es ist acht Uhr, von Müdigkeit beim Kinde keine Spur. Wir sollten das mit dem Zucker echt einschränken, denke ich, während sie wie eine Verrückte von einem Zimmer ins nächste rast und irgendeinen imaginären Löwen verfolgt. Vor neun wird sie niemals schlafen und ich sehne meinen Feierabend herbei. Von meiner Frau ist noch nichts zu sehen, wahrscheinlich schreibt sie das Interview doch gleich runter oder sie bloggt schon wieder…

Zähneputzen leicht gemacht

Ich beschließe, meine Tochter jetzt so richtig müde zu machen, hieve die schweren Knochen von der Couch und jage sie durch die Wohnung. Gut, dass unter uns niemand wohnt. Immer noch zappelnd und verschwitzt sitzt sie schließlich auf der Couch und lehnt sich an mich: „Papa, du bist meine beste Freundin!!!“ Ich muss grinsen. „So, kleine Freundin, und jetzt werden Zähne geputzt.“

Seit ich ihr jeden Abend meinen kürzlich gezogenen Weisheitszahn, inklusive eindrucksvollem Loch zeige und ihr sage, dass das mit ihren Zähnen passieren kann, wenn sie nicht richtig putzt, klappt das Ganze wie von selbst. Alle anderen Versuche mit Karius und Baktus-Geschichten und Zahnputzliedern hatten vorher versagt. Manchmal muss man eben anschaulich werden. Ich schaue auf die Uhr: Zehn vor neun! Eigentlich könnte ich mal nach meiner Frau gucken.

Vorsichtig öffne ich die Tür und ernte ein Zischeln und wedelnde Hände. Dabei ist sie gar nicht mehr am Telefon. Na super, übersetzt soll das wohl heißen, das ganze Abendritual bleibt an mir hängen. Und das nach DEM Tag. Die Arbeit war heute auch nicht gerade ein Zuckerschlecken… Aber es hilft nix, da muss ich jetzt durch: Die Tochter für die Nacht einkleiden, OHNE dass meine Frau die Klamotten rausgelegt hat. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit…

Ohne Lillifee ins Bett

15 schweißtreibende Minuten später, liegt die Maus endlich im Bett. Vorher hat sie mir dreimal die Freundschaft aufgekündigt, weil sie nicht mehr auf die Toilette wollte, ich das Pferdeoberteil nicht gefunden habe, (also ich habe viele Pferdeoberteile gefunden, aber eben nicht DAS) und weil ich mich geweigert habe, ihr Prinzessin Lillifee vorzulesen. Da braucht man echt ne Sonnenbrille, bei dem pinken Geglitzer.  Wieso haben wir das überhaupt. Ich habe mal gelesen, dass Mädels, die mit Lillifee aufwachsen, niemals Vorstandsvorsitzende werden.

A propos, meine Frau ist immer noch nicht aufgetaucht. Jetzt kann sie sich Zeit lassen. Dann kann ich in Ruhe meine Serie gucken. „Breaking Bad“, Staffel drei, Folge 11. Hehe!! „Papa!“ Ein Ausrufezeichen, so was höre ich nicht. „Papa!!“ Ich bin gar nicht da. „Papa!!!!!“ Ok, das war deutlich. „Was denn?“ rufe ich entnervt. „Kannst du mich graulen und dabei Sankt Martin singen?“ „Äh. Ich hole mal deine Mutter!“ Die kommt mir Gott sei Dank entgegen und sieht fit genug aus, um diese Aufgabe zu übernehmen. „Ein bisschen mehr Begeisterung, bitte!“

Der Abend endet um 23 Uhr. Ich habe zwei Folgen Breaking Bad intus. Meine Frau ratzt seit halb zehn auf dem Sofa. Also, ab ins Bett.

Hustensaft zur guten Nacht

Müßig zu erwähnen, dass unsere Tochter uns um 0:30 weckt, weil es ihr nicht gut geht. Der Rest der Nacht vergeht mit Husten, Fiebermessen und Gemaunze wie im Flug und schon ist wieder morgen! Neuer Tag, neues Glück!

Falls ihr Teil eins bis vier verpasst habt: Hier sind sie.

Ein Tag in der Familie der Nachbarin

Immer noch Tag eins!

Alle guten Dinge…

Kann es was Schöneres geben?