Okt 9, 2022 | Auf Reisen, Fahrrad-Liebe, Familie Hose, Ne Story, Uncategorized, Womo-Liebe
Das ist die Geschichte von Familie Hose und der italienischen Eisenbahn. Wir werden zumindest in diesem Urlaub keine Freunde mehr. Alles beginnt mit der Idee, den Sonntag im 40 Kilometer entfernten Verona zu verbringen. Die Regenfront, die heute eigentlich von Ost nach West durch Italien ziehen soll, scheint sich einen anderen Weg gesucht zu haben. Dafür ist es ein bisschen frisch, so dass noch nicht mal meine Familie an einen Strandtag denkt. Ideal also für eine Städtetour.
Aber wie kommen wir da hin? Das Wohnmobil wollen wir nicht bewegen, es lebt gerade in einer so schönen Koexistenz mit Stellplatz 7. Mit dem Rad ist es zu weit, schließlich haben wir ein Pubertier ohne (E-)Antrieb dabei. Mein Mann will nicht mit dem Bus, weil „der gurkt rum und hält ja an tausend Haltestellen“. Davon abgesehen scheitere ich grandios daran, den kryptischen Fahrplan zu verstehen, was vor allem daran liegt, dass nirgendwo der Name der Bushaltestelle steht, die sich direkt vor unserem Platz befindet. Bleiben also noch Helikopter, Gummiboot oder der Zug, für den wir uns schließlich nach zwei Stunden Diskussion entscheiden. (Hätten wir doch den Helikopter genommen…)
Die Bahn nach Verona fährt natürlich nicht um die Ecke ab, sondern in 30 Fahrradminuten Entfernung. Also mal wieder aufsitzen und los. Die Tour zieht sich dann doch ganz schön, weil der Bahnhof von Desenzano nicht in Downtown liegt, sondern irgendwie in den Hügeln – am höchsten Punkt der Stadt. Vielleicht sollten wir bei der nächsten Routenplanung das Höhenprofil mit einbeziehen. Aber schließlich sind wir da.
Damit wir die Räder nicht anschließen müssen, bleibt Papa Hose draußen und ich gehe mit Tochter Hose rein, um Tickets zu kaufen. Am Fahrkartenschalter stehen jede Menge Leute an und so gehen wir lieber zum Automaten. Eine Weile stehen wir verständnislos davor, bis wir merken, dass es sich um ein Zigarettenautomaten handelt. Etwas peinlich berührt schauen wir uns weiter um. Schließlich werden wir am anderen Ende des Ganges fündig und schaffen es sogar ohne Probleme drei Hinfahrtickets für 20 Euro zu ziehen.
Kurz darauf stehen wir wieder vorm Bahnhof. Was nun? Nochmal ganz runter in die Altstadt und dann wieder rauf? Oder eine Stunde warten bis der Zug fährt? Wir entscheiden uns für die Stadt, lassen uns rollen und setzen uns dann auf eine Bank an der schönen Promenade. Leute und Hunde gucken geht immer, und das Wasser hat heute einen Farbton wie in der Karibik. Lange halten wir uns nicht auf, denn Verona ruft.
Etwas außer Atem, doch voller Vorfreude stehen wir wieder pünktlich vorm Bahnhof. Romeo und Julia – wir kommen. Etwas umständlich schließen wir die Räder an drei verschiedenen Stellen an und verstauen alles, was nicht wertvoll ist und nicht mit muss in den Satteltaschen. Nun kann es losgehen. Dynamischen Schrittes entern wir das Gebäude und zucken zusammen, als wir den Bildschirm mit den Abfahrtszeiten sehen: Alle Züge nach Verona sind gecancelt.
Ein in der Zwischenzeit am Fahrkartenautomaten angebrachter Zettel informiert uns über den heutigen Streik der Bahner im Regionalverkehr. „Der hing vorhin aber noch nicht da“, sage ich meinem Mann und stürme zum Fahrkartenschalter. Kopfschüttelnde Menschen kommen mir entgegen, andere stehen gestikulierend am vorderen Ende der Schlange. Hinter der Glasscheibe bedauernde Mienen. „Nein, heute wird kein Zug mehr nach Verona gehen. Vielleicht am Abend, nach neun.“ Unser Geld bekommen wir leider auch nicht wieder, denn wir haben die Karten ja am Automaten gekauft, das ist ein anderer Betreiber. Es gibt aber eine Verkaufsstelle, wo wir versuchen können, unser Geld zurückzubekommen. „Und wo ist die?“ – „In Verona!“
Die nächsten zehn Minuten verbringen wir damit, unsere Köpfe vor die Bahnhofswand zu schlagen. Dann lassen wir uns seufzend den Berg wieder runterrollen und stehen kurz darauf wieder in der Altstadt von Desenzano. Ehrlicherweise könnte es uns schlimmer treffen. Und so lockert der romantische Yachthafen schließlich unsere verspannten Gesichter und entkrampft unsere geballten Fäuste. Das Leben muss ja weitergehen.
Mann und Kind entdecken einen Hummer (vielleicht auch eine Languste), der/die aussieht, als hätte sie sich gerade im angrenzenden Restaurant aus dem Kochtopf gerettet. Immer noch aufgeregt und schweratmend (das sehen wir nicht, aber das denken wir uns) sitzt sie auf einer Stufe am Wasser. Kurz darauf beobachten wir, wie sie sich ins rettende Nass plumpsen lässt. „So ihr Feinschmecker, heute gibt es Pizza statt Meeresfrüchte.“ (Schmeckt eh viel besser!)
In einem kleinen Imbiss gönnen wir uns denn auch die zweite Pizza des Urlaubs und sie ist ganz anders, aber genauso grandios wie die erste. Ich möchte diese Pizza heiraten, aber ich bin ja schon vergeben. Und so begnüge ich mich damit, sie gierig zu verschlingen. Wir verbringen diesen Tag schlendernd in den Gassen und genießen einen Weitblick vom „Castello di Desenzano del Garda“ über die Dächer und den See. Die Besichtigung des Kastells verkneifen wir uns. Es kostet Geld und das steckt ja bekanntlich in den nutzlosen Bahntickets, die wir an diesem Tag mit uns herumtragen. Auf dem Rückweg stoppen wir noch an einer im Internet vielbesungenen Konditorei. Nach diesem Tag steht uns Großen der Sinn nach süßen italienischen Gebäck.
Das Kind entscheidet sich klugerweise für ein Crêpe mit Nutella. Gott sein Dank, denn als wir draußen herzhaft in unsere verheißungsvollen Törtchen beißen, stellen wir fest: Sie sind tiefgefroren! Und Theater hätte ich heute nur in der Arena von Verona ertragen. Okay, vielleicht war dieser Tag nicht durchweg unser Freund, aber das alles verblasst vor der atemberaubenden norditalienischen Kulisse. Hier kann man einfach nicht lange griesgrämig sein. Zurück am Womo beschließen wir trotzdem, unsere Reise am nächsten Tag fortzusetzen. Pisa ruft!
Beste Grüße Eure Nachbarin – heute nicht ganz so erfolgreich, aber glücklich!
Der mit dem Sanitärzusatz tanzt
Okt 8, 2022 | Uncategorized
Sirmione gilt als schönster Ort am Gardasee. Und in der Tat: Wären wir hier bei den Oscars, wäre das Städtchen sicherlich die Diva im aufsehenerregenden Abendkleid. Eine alte Diva, denn die ersten Siedler lebten hier schon in der Steinzeit. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Dafür erstreckt sich eine ernsthaft romantische Altstadt den Hügel hinauf und drumherum die fast unwirklich blauen Wellen des Gardasees.
Wer Sirmione besichtigen will, muss durch das große steinerne Stadtportal neben der prachtvollen Scaligerburg. Und wer zum steinernen Portal will, muss erstmal vier Kilometer über die Halbinsel laufen, fahren oder radeln. An diesem Abend tun viele Menschen alles drei. Eigentlich sollten wir nicht überrascht sein, es ist schließlich Samstag. Aber nachdem es mittags noch so beschaulich am Ufer des Gardasees zuging, haben wir mit weniger Volk gerechnet.
Die Strecke entlang der Via XXV. Aprile soll in Italien die einzige bleiben, auf der ich mich nicht wohlfühle. Denn hier gibt es keinen eigenen Fahrradweg. Wir schwanken von Kanaldeckel zu Schlagloch, immer am Straßenrand lang, und viel zu nah überholen uns die Autos. Zwar nicht schnell, aber ständig. Auf den Bürgersteig können wir hier auch nicht ausweichen, denn es sind ganz einfach zu viele Bürger auf diesem Steig.
Sehr froh bin ich, als wir schließlich nach 30 Minuten Fahrt die Scaligerburg vor uns aufragen sehen. Wir schließen die Räder an und lassen uns vom Strom mitziehen, der unaufhaltsam in die Stadt hineinfließt. Wir sind nicht zum ersten Mal hier. Selbst unsere Tochter erinnert sich noch. Denn es ist ein besonderer Ort für sie: Hier hat sie vor fünf Jahren nach dem herzhaften Biss in eine Kokosnussscheibe ihren ersten Milchzahn verloren.
Ein zweite Erinnerung ist die an riesige Eiskugeln, die hier in leckeren Waffeln verkauft werden. Damals lebte ich zuckerfrei und konnte mir keine gönnen. Heute habe ich einfach keine Lust drauf, aber der Rest der Familie Hose lässt es sich schmecken, während wir am kleinen Yachthafen sitzen. Ein Paar mittleren Alters steigt gerade in ein edles Boot. Die Dame mit extratiefem Dekolleté und Hochsteckfrisur, der Herr mit einer Flasche Champagner in der Hand. Die Nacht hat gerade erst begonnen und als der Bootsführer Gas gibt, sind sie bald nur noch ein Schatten auf dem See. Uns aber zieht es in die Altstadt. Wir schlendern durch die Gassen, bewundern die Auslagen der Geschäfte, hüpfen zur Seite, wenn sich ein Auto einen Weg durch die Menschen bahnt.
Weiter oben wird es ruhiger und dunkler. Links und rechts erahnen wir Parkanlagen unterm Sternenhimmel. Hier müssen irgendwo die Grotten des Catull, Überreste einer römischen Villa, liegen, die wir heute aber nur mit Nachtsichtgeräten besichtigen könnten. Da wir gerade keine dabei haben, erfreuen wir uns stattdessen an den beleuchteten Olivenbäumen auf dem Plateau. Mit ihren knorrigen Verwachsungen sehen sie aus, als würden sie tanzen. Wenn wir nicht schon verheiratet wären, wäre hier ein schöner Antragsort.
Gerne würden wir noch bleiben, aber es steht noch der Radelrückweg zum Wohnmobil an. Schön, aber eben ein bisschen ungemütlicher, als sich mal eben ins Auto fallen zu lassen. Nachdem wir das Stadttor passiert haben, treffen wir einen alten Bekannten, den wir schon vor fünf Jahren sehr bewundert haben: einen goldenen Rolls Royce, der auch jetzt wieder seine Streicheleinheiten bekommt. Mit diesem letzten Eindruck treten wir unsere Rückfahrt an und sind eine halbe Stunde später an unserem rollenden Zuhause angekommen. Mal ehrlich, wer braucht schon eine Protzkarre, wenn er ein Wohnmobil haben kann 😉
Eure Nachbarin – romantisiert
Der Zug ist abgefahren…
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Okt 8, 2022 | Auf Reisen, Uncategorized, Womo-Liebe
In der Morgensonne fahren wir aus Klausen hinaus und tanken zum ersten Mal in Italien. Ein erfreuliches Ereignis für sagenhafte 1,79 Euro pro Liter (in Deutschland liegt der Preis zu diesem Zeitpunkt weit über 2 Euro). Die Tanke und ihr Wärter sind eine Sache für sich. Der Metal-Fan lümmelt entspannt in einem Gartenstuhl in seiner Baracke und lässt sich bedröhnen. Was man halt so samstagmorgens um halb acht so macht. Als wir an der Zapfsäule andocken wollen, schießt er erstaunlich behände aus seinem Kabäuschen heraus und ruft uns zu: „Obacht! Die Zapfsäule ist mit Service. Da kostet der Liter 2 Euro.“ Dankbar für die rettende Info ziehen wir uns den Zapfhahn von der gegenüberliegenden Seite heran. Und Iron Maiden schlurft wieder zurück in sein Häuschen. „Der hatte auch keinen Bock auf Service“, lacht mein Mann erleichtert und füllt unseren Tank auf. Bald darauf sind wir wieder auf der Autobahn und genießen die Alpen, die nach und nach immer mehr zur Seite weichen, wie ein Sesam öffne dich.
Zweieinhalb Stunden später sind wir in einer völlig anderen Welt. Pinien und Zypressen säumen die Straße, blühender Oleander und Zitrushecken die Gärten. Ich schaue in meinen Handykalender: Ja, es ist definitiv der 8. Oktober und nicht der 1. September. Aber für die nächsten Tage tun wir mal so als ob. Ein letzter Kreisverkehr und schon biegen wir rechts in den Zuweg zu unserem nächsten Stellplatz in Desenzano ein. Garda Agricamper – der schönste Aufenthaltsort unserer Reise. Als erstes fällt mir der blütenweiße Kies auf, als zweites die gepflegten Beete, als drittes die vielen freien Stellplätze, die durch saftiggrüne Hecken und Bäumchen abgegrenzt sind. Ein freundlicher Rezeptionist begrüßt uns und wir dürfen uns einen Platz aussuchen. Es gibt Strom, Frischwasser, saubere Sanitäranlagen und einen Platz zur Entsorgung.
Außerdem Hängematten, einen Pool, eine Halle mit Kicker und ähnlichem, einen kleinen Spielplatz und einen Pfau, auf den sich unsere Tochter gleich stürzt, während wir uns auf Platz 7 anstöpseln. Wir sind im Paradies! Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wie wir hier wieder weg, bzw. zum See kommen. Ein Versuch zu Fuß bringt uns zum verschlossenen Portal eines Fünf-Sterne-Campingplatzes. Dahinten glitzert der See – ganz nah und doch unerreichbar für uns, denn heimlich einschleichen wollen wir uns auch nicht. Also zurück zum Camper und nach dem nächsten öffentlichen Strand gesucht. Der ist zehn Fahrradminuten entfernt. Und wieder merken wir, wie wichtig unsere Drahtesel im Wohnmobilurlaub sind.
Wir packen Badesachen, Sonnenschirm und Wegzehrung in Körbe und Satteltaschen. Und dann erleben wir, wie es ist, in Italien mit dem Rad zu fahren, nämlich völlig anders als erwartet. Gut… dass es in Oberitalien anders zugeht als in Neapel, war mir von früheren Urlauben durchaus bekannt. Mein Vater, der sich in den Achtzigern noch mit großer Begeisterung in das hupenden und fluchende Chaos namens italienischer Verkehr stürzte, nennt es „geradezu langweilig“. Also genau das, was wir brauchen! Die breiten, gut zu fahrenden Radwege führen uns an der Straße entlang, sind aber mit niedrigen Hecken von der Fahrbahn abgegrenzt. Das ist sehr angenehm. Wir teilen uns den Weg mit Fußgängern, aber so wirklich viel ist nicht los.
Als wir Richtung See abbiegen, wird es noch ruhiger. Es ist Mittagszeit – Siesta – und hier verirrt sich gerade niemand hin. Schon gar nicht ins Wasser, aber das kennen wir schon. Meine beiden Wasserratten sind selten davon abzuhalten, ins kühle oder auch echt kalte Nass zu springen. Ich schaffe es bis zur Hüfte rein und wate nach ein paar Anstandsminuten wieder dankbar nach draußen. Eine entspannte Ruhe überkommt mich, während ich Vater, Kind und unseren aufblasbaren rosa Doughnut im Wasser beobachte. Wir sind in Italien, die Sonne scheint, was braucht man mehr zum Glücklichsein. Also ich gerade nichts!! Nach einer Weile fahren wir weiter am See entlang, auf dem breiten Holzsteg, Richtung Dezensano.
Eigentlich darf man hier nicht radeln – auch wenn es keinen interessiert. Deshalb steigen wir hin und wieder ab und schieben. Bis zu einem schönen Strandcafé am Porto di Rivoltella, wo wir uns die erste (und noch lange nicht die letzte) Pizza des Urlaubs schmecken lassen. Leute gucken, Spatzen füttern, die Seele baumelt irgendwo rum. Das nennt man Dolce Vita, erkläre ich dem Nachwuchs. Bald danach zieht es uns zum Camper zurück. Noch ein bisschen chillen, denn abends wollen wir nach Sirmione.
Eure Nachbarin – sehr gechillt
Nachtleben in Sirmione
Okt 7, 2022 | Uncategorized
Wie toll ist bitte der Brenner?? Autobahn meiner Kindheit, Schönheit mit rostigen Leitplanken und bezaubernden Aussichten. Ich liebe diese Strecke einfach, denn sie führt mich in mein Lieblings-Urlaubsland. Meine erste Reise nach Italien war einfach so abenteuerlich und traumhaft, dass ich seither Fan (w) bin. Ich war sechs und wir fuhren mit dem Nachtzug. Ich erinnere mich, dass wir durchs Dunkle glitten und plötzlich ein hell erleuchtetes Schloss durchs Zugfenster leuchtete. Okay, vielleicht war es auch nur ein Bahnhof oder ich hatte zu viel Kakao getrunken. Aber ich schwöre, da war ein goldenes Schloss. Wir lagen in einem Sechserabteil mit jeweils drei Stockbetten auf jeder Seite. Mein kleiner Bruder wollte nachts zu meiner Mutter krabbeln, verpasste den Abzweig und landete bei einer Asiatin, die wohl dachte, das müsste so sein. Jedenfalls rührte sie sich nicht. Von dem Versehen lautstark in Kenntnis gesetzt, wurden wir dann erst später, als mein Bruder es selbst bemerkte.
Ich erinnere mich an Rom, wo wir in einem Kloster unterkamen – mit riesigen Türen und Schlüsseln so groß, wie mein Unterarm. Die ängstigten mich ein bisschen, aber das zuckrige Frühstück der Italiener riss es wieder raus. Unser Ziel war aber Gaeta, das zwischen Rom und Neapel an einer der schönsten Küsten der Welt liegt. Dort waren wir auf einer – wie heißt das italienische Pendant zu Finca? – ah ja, auch Finca – zu Besuch, die der Schwester der italienischen Patentante meiner Mutter gehörte. Um mehrere flache Häuser herum breitete sich ein mediterraner Garten aus, der auf sonnigen Terrassen angelegt war und ein Reigen an Palmen, Feigen, Kakteen und Eidechsen beherbergte. Über eine lange Treppen gelangte man nach unten an den Sandstrand und das badewannenwarme Meer. Ich glaube, seither suche ich den Urlaub, der mir dieses Gefühl noch einmal gibt. Annähernd gefunden habe ich ihn immer nur in Italien. Und deshalb liebe ich den Brenner, egal, ob er mich Richtung Südtirol, Venedig, Pisa oder sonst wohin bringt.
An diesem Tag endet unser Weg in Klausen etwas südlich von Brixen, Mitten in Südtirol. Aber erst nach einer Fahrt durch Österreich im Abendgold. Wir kaufen uns eine Vignette an der letzten deutschen Tankstelle. Mittlerweile gibt es sie auch online, aber fast doppelt so teuer. Wir vergessen auch nicht, die Sicherheitstafel für unseren Fahrradträger anzubringen. Die Tafel muss viereckig und 50 mal 50 cm groß sein. Aus Metallblech und mit reflektierendem Material überzogen. Diagonal haben rote und weiße Streifen zu verlaufen und zwar im Muster „Rot-Weiß-Rot-Weiß-Rot-Weiß-Rot“. Und nicht etwa wie in Spanien „Weiß-Rot-Weiß-Rot-Weiß-Rot“. Wer sich nicht daran hält, ein Warnschild aus Kunststoff verwendet (so wie wir – ähem) oder aber aus Versehen die spanische Variante, riskiert ein Bußgeld von 80 Euro. Und da heißt es, die Deutschen seien pedantisch.
Weiter geht es über Brücken und durch Tunnel. Innsbruck und das Stubaital lassen wir rechts liegen, bewundern Burgen und Schlösser, Gebirgsflüsse und schneebedeckte Gipfel, hinter denen langsam der Mond aufgeht. Noch nie habe ich diese Aussicht so genossen. Wir sitzen hoch oben in unserem Fahrerhäuschen, die Straße weit unter uns, und haben einen einmaligen Rundumblick. In Klausen kommen wir im Dunklen an, was wir grundsätzlich nicht so lieben. Aber es geht alles gut, wir verfahren uns nicht und mein Mann managt die engen Gassen bis zum Parkplatz souverän. Tatsächlich steht neben vielen Autos noch ein weiteres Wohnmobil hier. Und so parken wir ganz am Ende über zwei Parktaschen hinweg. Diese Nacht ist für uns kostenlos.
Gerne wäre ich noch durch dieses schöne Städtchen flaniert, am Flüsschen Eisack entlanggeschlendert mit Blick auf die malerische Burg Branzoll und die Abtei Säben. Tatsächlich aber wollen wir am nächsten Morgen zeitig los, damit wir früh am Gardasee sind. Der Samstag soll nämlich dort noch warm und trocken sein, bevor in den Tagen danach ein Tiefdruckgebiet durchzieht. Und Töchterchen muss einfach in den See!! Das weiß sie, das wissen wir: Daran führt kein Weg vorbei. Und so ziehen wir alle Vorhänge zu und verbringen wir den Abend mit Telefonieren – meine Mutter hat Geburtstag – und mit Dixit spielen, bevor wir unsere Kojen entern. Heute ist es das Rauschen der Eisack, das mich sanft ins Land der Träume hinüberträgt.
Die Nachbarin – brennerverliebt
Mediterrane Begrüßung am Gardasee
Okt 7, 2022 | Auf Reisen, Familie Hose, Womo-Liebe
Ein Grund, warum ich meine Family unbedingt nach München bringen wollte, sind meine Erinnerungen an die Bavaria Filmstadt. Da war ich mal in den Neunzigerjahren und hatte den Ritt auf Fuchur, das U-Boot aus dem Film „Das Boot“, die Kulissen von „Marienhof“ und die Stuntshow noch in bester Erinnerung. Und das alles wollte ich seit Jahren schon mit meiner Familie teilen. Es gibt die Möglichkeit, alleine durch die Filmstadt zu laufen, aber nur mit Führung kommt man in die Studios hinein. Zunächst fanden wir einen erfreulich leeren Parkplatz vor, der mich an unseren Stellplatz in Schifferstadt erinnerte. Viel Grün und nur ein anderer Wagen. Wo sie nachher die 30 Leute für die Führung zusammengetrommelt haben, ist mir angesichts der verwaisten Kassen nicht klar. Vielleicht kam noch ein Bus an…
Jedenfalls lief alles sehr entspannt. Die Tickets kosten 20 Euro für Erwachsene und 18 fürs Kind (6-17 Jahre). Dafür gibt es eine 90-minütige Führung und einen Besuch im 4D-Kino. Die Stuntshow gibt es nicht mehr, was ich persönlich sehr schade finde. Aber nach dem Motto, was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen, störte sich meine Familie nicht daran und saugte umso begeisterter die Eindrücke vom Set „The Magic Flute“ und von „Jim Knopf“ auf. Auch das U-Boot fehlte nicht auf der Tour. Große Begeisterung löste ein originalgetreuer Nachbau der ISS bei meinem Mann aus. „So will ich leben! Das ist mein Traum. Können wir bitte zu Hause mein Zimmer so umbauen?“ – „Selbstverständlich mein Schatz, alles was dich glücklich macht“, sagte ich und dachte dabei bedauernd: Wenn wir mal im Jenseits sind, landen wir garantiert nicht im gleichen Himmel…
Ich persönlich kann mich ja immer besonders für Open-Air-Kulissen erwärmen und hätte mich noch stundenlang in den Straßenzügen der Reeperbahn oder vor dem Buchladen aus „Die Schule der Magischen Tiere“ umtun können. Doch es ging schon weiter zum Historischen Film und seinen Tricks. „Und wo ist nun Fuchur?“, fragten wir am Ende der Tour besorgt. Steinbeißer und Morla waren uns nämlich schon begegnet. „Ach der steht draußen im Glaskasten“, erklärte unser Guide. Und genau da haben wir ihn auch gefunden. Lohnt sich ein Besuch in der Bavaria Filmstadt? Ein klares „Ja“ von Mann und Tochter! Ich würde mir einen dritten Besuch wahrscheinlich schenken. Oder ich warte nochmal 25 Jahre. Ob es dann überhaupt noch Filmsets gibt??
Eure Nachbarin – Mooondeeenkiiiind
Auf dem Brenner in die Vergangenheit
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