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Wie toll ist bitte der Brenner?? Autobahn meiner Kindheit, Schönheit mit rostigen Leitplanken und bezaubernden Aussichten. Ich liebe diese Strecke einfach, denn sie führt mich in mein Lieblings-Urlaubsland. Meine erste Reise nach Italien war einfach so abenteuerlich und traumhaft, dass ich seither Fan (w) bin. Ich war sechs und wir fuhren mit dem Nachtzug. Ich erinnere mich, dass wir durchs Dunkle glitten und plötzlich ein hell erleuchtetes Schloss durchs Zugfenster leuchtete. Okay, vielleicht war es auch nur ein Bahnhof oder ich hatte zu viel Kakao getrunken. Aber ich schwöre, da war ein goldenes Schloss. Wir lagen in einem Sechserabteil mit jeweils drei Stockbetten auf jeder Seite. Mein kleiner Bruder wollte nachts zu meiner Mutter krabbeln, verpasste den Abzweig und landete bei einer Asiatin, die wohl dachte, das müsste so sein. Jedenfalls rührte sie sich nicht. Von dem Versehen lautstark in Kenntnis gesetzt, wurden wir dann erst später, als mein Bruder es selbst bemerkte.

Rostige Leitplanken BrennerIch erinnere mich an Rom, wo wir in einem Kloster unterkamen – mit riesigen Türen und Schlüsseln so groß, wie mein Unterarm. Die ängstigten mich ein bisschen, aber das zuckrige Frühstück der Italiener riss es wieder raus. Unser Ziel war aber Gaeta, das zwischen Rom und Neapel an einer der schönsten Küsten der Welt liegt. Dort waren wir auf einer – wie heißt das italienische Pendant zu Finca? – ah ja, auch Finca – zu Besuch, die der Schwester der italienischen Patentante meiner Mutter gehörte. Um mehrere flache Häuser herum breitete sich ein mediterraner Garten aus, der auf sonnigen Terrassen angelegt war und ein Reigen an Palmen, Feigen, Kakteen und Eidechsen beherbergte. Über eine lange Treppen gelangte man nach unten an den Sandstrand und das badewannenwarme Meer. Ich glaube, seither suche ich den Urlaub, der mir dieses Gefühl noch einmal gibt. Annähernd gefunden habe ich ihn immer nur in Italien. Und deshalb liebe ich den Brenner, egal, ob er mich Richtung Südtirol, Venedig, Pisa oder sonst wohin bringt.

An diesem Tag endet unser Weg in Klausen etwas südlich von Brixen, Mitten in Südtirol. Aber erst nach einer Fahrt durch Österreich im Abendgold. Wir kaufen uns eine Vignette an der letzten deutschen Tankstelle.Abendlicht in der Alpen Mittlerweile gibt es sie auch online, aber fast doppelt so teuer. Wir vergessen auch nicht, die Sicherheitstafel für unseren Fahrradträger anzubringen. Die Tafel muss viereckig und 50 mal 50 cm groß sein. Aus Metallblech und mit reflektierendem Material überzogen. Diagonal haben rote und weiße Streifen zu verlaufen und zwar im Muster „Rot-Weiß-Rot-Weiß-Rot-Weiß-Rot“. Und nicht etwa wie in Spanien „Weiß-Rot-Weiß-Rot-Weiß-Rot“. Wer sich nicht daran hält, ein Warnschild aus Kunststoff verwendet (so wie wir – ähem) oder aber aus Versehen die spanische Variante, riskiert ein Bußgeld von 80 Euro. Und da heißt es, die Deutschen seien pedantisch.

Weiter geht es über Brücken und durch Tunnel. Innsbruck und das Stubaital lassen wir rechts liegen, bewundern Burgen und Schlösser, Gebirgsflüsse und schneebedeckte Gipfel, hinter denen langsam der Mond aufgeht. Noch nie habe ich diese Aussicht so genossen. Wir sitzen hoch oben in unserem Fahrerhäuschen, die Straße weit unter uns, und haben einen einmaligen Rundumblick. In Klausen kommen wir im Dunklen an, was wir grundsätzlich nicht so lieben. Aber es geht alles gut, wir verfahren uns nicht und mein Mann managt die engen Gassen bis zum Parkplatz souverän. Tatsächlich steht neben vielen Autos noch ein weiteres Wohnmobil hier. Und so parken wir ganz am Ende über zwei Parktaschen hinweg. Diese Nacht ist für uns kostenlos.

Klausen mit Burg und AbteiGerne wäre ich noch durch dieses schöne Städtchen flaniert, am Flüsschen Eisack entlanggeschlendert mit Blick auf die malerische Burg Branzoll und die Abtei Säben. Tatsächlich aber wollen wir am nächsten Morgen zeitig los, damit wir früh am Gardasee sind. Der Samstag soll nämlich dort noch warm und trocken sein, bevor in den Tagen danach ein Tiefdruckgebiet durchzieht. Und Töchterchen muss einfach in den See!! Das weiß sie, das wissen wir: Daran führt kein Weg vorbei. Und so ziehen wir alle Vorhänge zu und verbringen wir den Abend mit Telefonieren – meine Mutter hat Geburtstag – und mit Dixit spielen, bevor wir unsere Kojen entern. Heute ist es das Rauschen der Eisack, das mich sanft ins Land der Träume hinüberträgt.

Die Nachbarin – brennerverliebt

 

 

 

 

Mediterrane Begrüßung am Gardasee