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Der nächste Morgen beginnt mit einer Reihe von Aufgaben, die zu Wohnmobilreisen notwendigerweise dazu gehören und die wir heute zum ersten Mal erledigen. Entsprechend aufgeregt sind wir. Gestern hatten wir schon einmal die Ver- und Entsorgungsstation in Augenschein genommen und jetzt ist es soweit. Denn wir wollen heute weiter gen Süden – Richtung Österreich/Italien – unsere erste praktische Übung aber sicherheitshalber auf deutschem Boden erledigen. Auf der To Do Liste steht:

  1. Toilettenkassette entleeren und säubern am Automaten
  2. Grauwasser entsorgen
  3. Frischwasser tanken

Für unsere Tochter ein entspannter Vorgang, denn sie bleibt in einfach in ihrer Koje liegen und – das Tollste für sie – darf sogar mit Rausfallschutz in ihrem Alkoven bleiben, während wir kurz über den Platz zuckeln.

Toilettenkassette entleeren und säubern am Automaten

Der Toilettenautomat ist schnell erklärt. Toilettenkassette aus der Klappe am Womo entnehmen. Geld in den Automaten einwerfen, in unserem Fall zwei Euro. Kassettenart wählen. Dann öffnet sich automatisch ein Rolltor und man kann die Kassette hineinstellen. Vorher bitte noch die Verriegelung für den Deckel öffnen. Dann fährt das Rolltor zu. Es rumpelt und pumpelt und wenn das Rolltor wieder auffährt, kann man eine komplett saubere, nach Lilien duftende, mit Blattgold verkleidete Toilettenkassette entnehmen und sie wieder an ihre Stelle im Wohnmobil schieben. Hier kann man sich das ganze in Bildern ansehen. Okay, das „komplett Saubere“ kam erst nach zwei Durchgängen, also – 4 Euro – zustande. Und dass mit den Lilien war schlichtweg gelogen. Entweder ist dem Automat der Sanitärzusatz ausgegangen oder dieser riecht selber echt übel, weshalb wir bei der nächsten Reinigung per Hand unseren eigenen verwendet haben. Das hatte auch seine Tücken, aber das ist eine andere Geschichte.

Grauwasser entsorgen

Grauwasser ist all das, was nicht Frischwasser und nicht Toilette ist und muss ab und an entsorgt werden. Hier gibt es vor dem Toilettenautomaten einfach einen Gulli  in einer Betonplatte. Da fahren wir so drüber, dass er mittig vor der Hinterachse liegt, ziehen seitlich an einem grauen Griff und schon ergießen sich Niagarafälle in die Kanalisation. Hinter uns wartet schon ein Paar aus England mit einem kleinen Camper darauf, dass wir die Bahn frei machen. Allerdings müssen wir ja noch Frischwasser tanken.

Frischwasser tanken

Dazu gibt es am Sanitärensemble einen Zapfhahn, auf den jedoch unser Schlauchadapter nicht passt, wie wir etwas ungläubig feststellen. Weitere haben wir nicht dabei und so wenden wir uns an die Engländer, die netterweise bereit sind, uns auszuhelfen. Sie erzählen, dass sie aus Bristol  kommen, gerade 6 Monate Sabbatical machen und sich ihren Camper – einen kleinen Bus – komplett selbst eingerichtet und ausgestattet haben. Die Küchenzeile, die ich durch die geöffnete Schiebetür sehe, sieht schon mal super aus. Vollholz mit hellblau gestrichenen Türen und einem dunkelblauen Fliesenspiegel an der Wand. Das hat schon Schöner-Wohnen- Qualität. Während unser Frischwassertank Liter um Liter schluckt, höre ich gerne dem Reisebericht der jungen Engländerin zu:

Vom Bristol aus sind sie erst nach Spanien, dann Frankreich und Italien gereist. Dort besuchten sie auch Neapel, die „coolste Stadt“ ihrer Reise. Ich selbst habe an Neapel nur die Erinnerung, dass mir vor 20 Jahren mal meine Tasche vom Rücksitz unseres Autos geklaut wurde. Und zwar vom Motorroller aus, während der Fahrt. Aber das ist lange her. Unser britisches Pärchen jedenfalls ist dann mit der Fähre auf den Balkan übergesetzt und dort zuerst nach Albanien (anscheinend ein Traumland) und dann über Montenegro, Bosnien, Kroatien, Slowenien und Österreich nach Deutschland getourt. Nun bleibt ihnen noch ein halber Monat bis zum Ziel ihrer Reise: Paris! „Wir wollen nicht nach Hause“, sagen beide und ich kann sie sehr gut verstehen!

Eigentlich habe ich mit vielen solcher Gespräche und mehr Kontakten auf den Stellplätzen gerechnet. Auch, weil meine Wohnmobilisten-Freundin immer so viel über ihre spannenden Begegnungen erzählt. Wir haben das nicht erlebt, kaum, dass mal jemand grüßte auf den Plätzen. Vermisst haben wir es aber auch nicht wirklich. Frisch aufgetankt und zufrieden mit unserer ersten Ver- und Entsorgungserfahrung winken wir den Engländern und der Allianz Arena und fahren Richtung Autobahn. Zufällig liegt mal wieder ein Baumarkt am Wegesrand, wo wir schnell noch zwei weitere Adapter für unseren Trinkwasserschlauch erstehen, bevor die A9 uns Richtung Süden führt. Die Bavaria Filmstadt ist unser Vormittagsziel.

Ahoi – Eure Nachbarin

 

Bavaria Filmstadt