März 30, 2015 | Reine Erziehungssache
Ach wie schön, irgendjemand hat mal wieder beschlossen, dass es Zeit ist, schlaflose Eltern zu ärgern und die Uhr eine Stunde vorzustellen. Habe mir kurzzeitig überlegt, dieses Mal einfach nicht mitzumachen. Leider hatte ich die Rechnung ohne meinen Funkwecker, mein Handy, mein iPad – und was sich sonst noch so von Geisterhand umstellt – gemacht. Nach einem Blick aus dem Fenster ins herbstliche Grau denke ich mir: Ach egal, nehmen wir das eben auch noch mit… und wenden uns einem Thema zu, über das sogar Menschen ohne Nachwuchs gerne und ausführlich diskutieren. Die Familienähnlichkeit. Ausgerufen hat das Thema übrigens Mama on the Rocks in ihrer aktuellen Blogparade „Was wir unseren Kindern vererben“.
Auf die Palme
„Die Maus hat eine geringe Frustrationstoleranz“, hieß es letztens im Kita-Elterngespräch. „Aber das lernt sie noch!!“ – „Vielleicht auch nicht“, unkte mein Mann und warf mir breit grinsend so vielsagende Blicke zu, dass die Erzieherin unauffällig einen Vermerk in der Akte machte. Ja, die Palme, auf die ich des Öfteren klettere, ist quasi mein einziges Workoutinstrument und meine Ungeduld die einzige energetische Äußerung, während mein Hintern immer breiter wird. Typisch rothaarig halt, wie es das Klischee so will. Geerbt habe ich diesen Charakterzug allerdings nicht von meiner rothaarigen Mutter, sondern von meinem Vater – nicht nur optisch eher so der Robert de Niro-Typ.
Im übrigen ist auch die Maus so weit vom roten Haar entfernt, wie man das eben sein kann, mit einem arabischen Großvater. „Da kommen schwarze Locken“, sprach die Hebamme schon bei der Entbindung und beendete damit jegliche Spekulation. Nicht, dass ich ihr das rote Haar nicht gerne vererbt hätte. Auch wenn ich jeden einzelnen Spruch zu dem Thema kenne und sich schon meine Oma mit ihrer „roten Krause“ einiges anhören durfte, liebe ich ihn doch, meinen Kupferkopf. Immerhin das einzige, was sich bisher jeglichen Alterserscheinungen entzieht.
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Haarvergleich |
Was ich Töchterlein dann aber doch mitgegeben habe, sind die schneewittchenweiße Haut und die braungrünen Augen. Vom Papa dagegen kommen die Wimpern (Yeah!!) ellenlang, schwarz und gebogen. Außerdem die Lippen (voll), die Größe (ihre gleichaltige Freundin feiert nach Ostern ihre Ein-Meter-Party, während sie schon an der 1,10 kratzt) und die Zehen. Alles andere wird sich zeigen, schließlich verändern sich die Kleinen ja noch stündlich. Derzeit erkennt Oma 1 ihre eigene Nase wieder, während Oma 2 die langen schlanken Finger der Familie mütterlicherseits zuordnet. Einer ist es derzeit noch völlig wurst, und das ist die Maus selber.
Ganz der Papa
Sie sitzt gerade am Küchentisch und will „keinen Käse“ (Papa), danach will sie basteln (Mama) und Bücher lesen (Mama) und zwar SUBITO!! (MAMA). Außerdem hat sie täglich den Wunsch auf der Sofalehne zu balancieren, in die Luft geworfen zu werden und mit dem Ball eine Blumenvase abzuschießen (alles Papa), bevor sie sich eine Stunde lang ruhig und alleine mit ihrem Kinderbauernhof beschäftigt (auch Papa) und sich dabei selbst Geschichten erzählt (Mama) von Hunden (Mama, Papa) und Katzen (Papa) und Pferden (Onkel), die sie liebt.
Wenn dann nachher Besuch kommt, wird sie eine Stunde lang schüchtern sein und nicht sprechen (Mama und Papa) und danach wild aufdrehen (Tante und Onkel). Sie wird sich ein Prinzessinnenkleid überwerfen und sich Glitzerspängchen ins Haar machen lassen und auf die Frage, was sie sich denn vom Osterhasen wünscht „Barbie“ antworten (meine beste Freundin aus Kindertagen? Ach so nee…). Aber von uns hat sie das jedenfalls nicht. Die Tante hat ihren Barbies früher den Kopf abgedreht und mir ist dazu noch nicht mal das eingefallen. Hmmm – muss doch noch mal meinem Mann auf den Zahn fühlen… A propos, die Zähne hat sie ganz doll hoffentlich auch von ihm!!
Kaffeesatz!
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Familienähnlichkeiten |
So viel Spaß es auch macht, nach Ähnlichkeiten zu gucken und so praktisch es auch ist, schlechte Eigenschaften mal eben dem anderen Familienzweig zuzuschieben: Laut Google ist das alles nicht viel mehr als Kaffeesatzleserei.
Es gibt nämlich – wie immer – eine Studie aus den USA, die festgestellt hat, dass es echt schwer ist, Menschen anhand ihrer optischen Merkmale den Eltern zuzuordnen. Dafür ist das Gen-Lotto einfach zu unberechenbar und außerdem liegen ja nicht nur Kugeln von PapaMamaOmaOpa drin, sondern auch vom Urururururgroßvater mütterlicherseits, der laut Ahnentafel Freiheitskämpfer in Südtirol war, sowie vom Urururuururirgendwasvater väterlicherseits, der zur Leibwache Mohammeds gehörte. Hmm, grade erscheint mir der ein oder andere Trotzanfall doch in anderem Lichte.
Übrigens, wer will, dass sich das künsterliche Talent von Tante Elfriede weitervererbt, der berufliche Ehrgeiz von Ururopa Karl und das engelgleiche Wesen von Tante Angela, sollte es seinem Kind nur lange genug einreden. Oder man lässt es einfach sein, wie es ist.
Grüßle! Eure Nachbarin
März 26, 2015 | Reine Erziehungssache
Kleine Kinder entwickeln sich manchmal überschallartig. Noch im August schrieb ich darüber, dass unsere Maus offensichtlich wunschlos glücklich ist und selbst in der Kaufhof-Spielwaren-Abteilung lieber Rolltreppe fährt, als sich ein Geschenk auszusuchen. Im September kam sie dann in die neue Kita-Gruppe. Die mit den großen Mädchen und ihren Barbies, Eisköniginnen und Einhörnern. Als meine Dreijährige zum ersten Mal nach Hause kam und sagte „Ich will eine Monster High!“ wusste ich: Eine Ära geht zu Ende UND ich bin noch nicht so weit!!
Aber es nützt alles nichts. Aus meiner Maus ist ein echtes Mädchen geworden, das seit einem Besuch der Karnevalsabteilung vor acht Wochen zu Hause ein Krönchen trägt und auf die Frage nach der Lieblingsfarbe „Glitzer!“ antwortet. Immerhin. Damit haben wir etwas gemeinsam. Sorgen mache ich mir eher um meinen Mann, der schon in den Startlöchern steht, um ihr das Fußballspielen beizubringen. Ich sehe sie schon im wehenden Prinzessinnenkleid über den Bolzplatz rennen und mit zierlichen Lackschühchen im Matsch stecken bleiben…
Aber nun steht erst einmal Ostern vor der Tür. Als ich Kind war, gab es bunte Eier und einen Schokohasen. Heute gibt es schon Wochen vorher Anfragen aus der Verwandtschaft, mit welchen irdischen Gütern man unsere Kleine denn erfreuen könnte. Fragt man sie selbst, purzeln mittlerweile eine Menge Wörter aus ihrem Mund. Darunter zu meinem leichten Entsetzen „Barbie im Reitdress mit Pferd und rosa Zaumzeug“. Ich habe ihr dieses Traumduo in Aussicht gestellt, sobald sie alleine in ihrem Bett durchschläft und mich danach entspannt zurückgelehnt. Das kann noch dauern!
Ein Häschen
Ja, und dann poppte vor zwei Wochen ein Wunsch auf, der schon vor Weihnachten Thema gewesen war. Ein Häschen! Meine Tochter war nämlich im Advent fest davon überzeugt, dass der Osterhase VOR dem Christkind kommt, es danach schneit und man die Eier im Schnee sucht. Ist ja auch viel einfacher, so
bunt auf weiß. In diesem Zusammenhang instruierte sie mich damals, das Wort „Häschen“ auf den Wunschzettel ans Christkind zu schreiben. Und tatsächlich lag
eins unterm Weihnachtsbaum. Ein kleines, graues, mit Weihnachtsmütze.
Sie hat sich auch brav gefreut, aber offenbar ist es das noch nicht gewesen, denn nun startet sie einen neuen Versuch mit dem Osterhasen. So nach dem Motto: ‚Wenn sich einer auskennt…‘ Jetzt könnte ich mir natürlich ein Herz fassen und ein echtes Osterhäschen nebst umfangreichen Zubehör in die
bisher so erfreulich tierhaarlose Wohnung holen. Will ich aber irgendwie nicht. Zum einen haben wir nicht nur einen Allergiker-Vater und einer Allergiker-Oma,
sondern eventuell auch ein Allergiker-Kind und ich möchte letzterem nicht das Herz brechen nur, weil Puki kurz nach dem Einzug wieder verschwinden muss.
Zum anderen erinnere ich mich mehr als lebhaft an die erste Begegnung unserer Maus mit einem Hasenbaby. Okay, damals war sie erst knapp über ein Jahr alt, aber das Kaninchen hat jetzt lebenslangen Förderbedarf und ich offensichtlich ein Trauma. Vor zwei Wochen waren wir wieder auf demselben Bauernhof und wieder gab es Häschen zu streicheln. Diesmal hat sie das sehr vorsichtig und sehr sanft gemacht… Trotzdem, und da gibt mir Google recht, ist drei einfach noch zu jung für ein Haustier.
Ich bin noch nicht so weit
Als gestern die Tante anrief und nach Osterwünschen fragte, erwischte ich mich dabei, wie ich sagte: „So ein Plüschhäschen wäre schön.“ Es gibt ja welche, die sehen aus wie echt und fühlen sich auch so an. Kurz darauf rief sie nochmal an. „Du, es gibt da so Häschen mit Nachtlicht und Herzton. Damit wird die Kleine bestimmt durchschlafen.“ Ich dachte an ruhige Nächte, an Platz im Ehebett, an eine Decke ganz für mich allein. Und dann dachte ich an die versprochene Reiter-Barbie und sagte schnell: „Ach, ein normaler tut‘s auch“. Ich bin einfach noch nicht so weit…
Eure Nachbarin
Feb. 12, 2015 | Nä wat schön - DIY
Was so eine echte Rheinländerin ist, MUSS eine Einstellung zum Karneval haben. Denn man kommt nicht daran vorbei. Also doch – auf den Seychellen oder in einem einsamen Strandkorb an der Nordseeküste. Aber bei allem, was sich derzeit im Umkreis von 100 Kilometern um Köln herum bewegt, heißt es: mitgehangen, mitgefangen (zum Beispiel vom Lasso eines vorbeireitenden oder -schwankenden Cowboys…)
Das klingt jetzt so, als wäre ich ein Karnevalsmuffel. Weit gefehlt: Ich bin der Cowboy!! Oder war es, bevor ich irgendwo mein Lasso verloren habe… Meine Sozialisation zum Jeck begann schon in der Vorpubertät, als ich als Funken-Mariechen die Session auf Sitzungsbühnen und bei Umzügen verbrachte. Meine Karriere fand allerdings ein abruptes Ende, als alle anderen Mädels Tanz-Marie wurden und ich angesichts der Vorstellung, ein Rad schlagen zu müssen, schreiend aus der Turnhalle lief.
Meiner Liebe zum Straßenkarneval hat das jedoch keinen Abbruch getan. Es folgten viele Jahre, in denen es spätestens ab Weiberfastnacht auf die Piste ging. Dabei war ich weniger der Clown-Typ, auch wenn die es mit Jacken unter ihren großen Kostümen oft wärmer hatten als ich. Auch Uniformen reizten mich weniger, auch wenn die Flugbegleiterin, die Polizistin und die Krankenschwester neben mir am Zug wesentlich mehr Kamelle und Strüssje absahnten als ich.
Egal – ich wollte glitzern! Glitter weckt eine elsterartige Leidenschaft in mir, der ich theoretisch das ganze Jahr hindurch frönen könnte. Praktisch käme es wohl etwas seltsam, wenn ich meine Tochter jeden Tag mit Federboa und Paillettenrock aus der Kita abholen würde. Manchmal lackiere ich ihr einen Fingernagel mit meinem Karnevalsnagelack. Dann kann ich nicht wiederstehen und trage ihn mir auch auf. Mein Mann, der weder mit Glitter noch mit Karneval viel am Hut hat, sieht wohlwollend darüber hinweg.
Wenn das Kostüm untreu wird
Nach vielen Jahren als Elfe, Engel oder Schmetterling erreichte ich allerdings eine Gewichtsklasse, mit der die Leichtigkeit, die solchen Kostümen innewohnt, nicht mehr so recht korrespondieren wollte. Also wurde ich zum Cowboy, beziehungsweise Cowgirl. Reiterhosen hatte ich ja schon! Ich kaufte mir ein Lasso, ein Halfter mit Revolver und einen goldenen (das musste sein) Cowboyhut, kombinierte das Ganze mit Jeans, Karo-Hemd und Stiefeln, flocht mir Zöpfe und trug Glitter im Gesicht auf.
Diesem Kostüm bin ich seit zehn Jahren treu. Leider hält sich die Treue umgekehrt in Grenzen. Das Lasso verlor ich 2009 auf einem Kölner Dach, der Revolver kam mir ein Jahr später im Getümmel abhanden und ward nie mehr gesehen. Das leere Halfter, das ich danach trotzig weitertrug, verließ mich in der letzten Session, als ich erstmals seit der Geburt meiner Tochter wieder Weiberfastnacht feierte. Allein mein Hut ist mir geblieben.
Dafür arbeite ich mich jetzt an meiner Tochter ab! Mit wachsendem Erfolg. Lehnte sie es letztes Jahr noch vehement ab, das süße Froschkönig-Cape zu tragen, dass ich für sie erstanden hatte, tritt sie dieses Jahr in meine Fußstapfen. Soll heißen: Es muss glitzern! Seit Wochen legt sie ihr Prinzessinnenkleid nur noch zum Schlafen ab, Zepter und Krone begleiten sie durch den Tag und es ist schon wesentlich mehr als eine Zacke rausgebrochen.
Die Kita gibt zudem jedes Jahr ein Karnevalsthema vor. Eröffnete 2014 das Thema „Märchen“ viele Möglichkeiten, sieht das in diesem Jahr anders aus. Motto ist das Kinderbuch „Freunde“ von Helme Heine, was drei Kostüme zulässt: Maus, Hahn oder Schwein! Ja, und Fahrrad. Schon klar! Da unsere Tochter bei uns ohnehin „die Maus“ ist, war klar, wohin die Reise geht. Ein Besuch in der Kinder- und der Kurzwarenabteilung bei Kaufhof und Jonny Mauser ist fertig.
Do it yourself-Kostüme
Vier Tage vor Karneval kam dann plötzlich meine Tochter zu mir und meinte: „Ich möchte als Hexe gehen!“ „Wie, du bist doch Prinzessin UND Maus.“ „Ja, Prinzessin, Maus UND Hexe.“ Drei Kostüme in einer Session, das habe ich mir noch nie erlaubt. Und dann so kurzfristig!! Aber wofür ist man verwöhntes Einzelkind? Hexe soll es sein! „Aber nur mit Sachen, die wir zu Hause haben“, bestimmte ich, um mein Gewissen zu beruhigen und googelte: Prinzessinnenkleid in Hexenkostüm umwandeln.
Dann zerschnitt ich ein schwarzes T-Shirt meines Mannes, der hat so viele, das merkt der gar nicht, opferte breites Dekoband und goldenes Glanzpapier aus meinem Bestand und bastelte mit einer alten Schultütenvorlage einen… nein zwei… nein drei Hexenhüte aus Tonpapier. (Das mit dem Kopfumfang ist gar nicht so einfach oder meine Tochter hatte gerade einen massiven Wachstumsschub.)
Das Ende vom Lied: Ich bin mal wieder im Bastelfieber! Der goldene Cowboyhut bleibt dieses Jahr an der Garderobe, wo er sich ohnehin gut als Deko macht. Und ich baue mir drei (oder vier oder fünf) Kostüme für die Karnevalsparty nur aus Dingen, die hier, beziehungsweise im Kleiderschrank meines Mannes so rumfliegen. Und der? Hat sich anstecken lassen, ist in den Keller gegangen und kam mit allen Fußball-WM-Utensilien nach oben, die er finden konnte.
Alaaf, Helau, Hä Hopp und was es sonst noch so alles gibt.
Last-Minute-Selfmade-Karnevalskostüme
Mit einem weißen T-Shirt als Basis kann man raffinierte
Kostüme machen:
Sterntaler:
1. Glitzer-Geschenkpapier, 2. Doppelklebeband, 3.
Weihnachts-Streudeko, 4. Weißes Stofftaschentuch, 5. Sternausstecher als
Schablone
Mit den Ausstechern als Schablone Sterne aus dem
Glitzerpapier ausschneiden. Die Sterne und die Streudeko mit Doppelklebeband am
T-Shirt befestigen, weißes Stofftaschentuch so aufkleben, als würden einige
Sterne hineinfallen.
Geldwäscher:
1. Leere Waschmittelpackungen (optional für die Rückseite),
2. schwarzer Stift, 3. Dekodraht, 4. Wäscheklammern, 5. Doppelklebeband, 6.
Spielgeld
Mit schwarzem Stift Umrisse einer Waschmaschine auf das
T-Shirt zeichnen, Spielgeld mit Doppelklebeband aufkleben. Für die Kette
Dekodraht zurechtbiegen und einige Wäscheklammern mit Geld daran befestigen.
Wer mag, kann sich leere Waschmittelpackungen auf den Rücken kleben.
Drache:
1. Bunte Papierservietten, 2. schwarzer Stift, 3. Klebefilm,
4. Geschenkband, 5. Kordel
Mit schwarzem Stift die Umrisse und das Gesicht eines
Drachen aufmalen. An allen Ecken gekräuseltes Geschenkband aufkleben. Bunte
Papierservietten in jeweils vier gleich große Streifen schneiden. Die Streifen
mittig zusammenfassen, so dass eine Schleife entsteht. Eine Schleife vorne am
unteren Ende des Drachen aufkleben. Mehrere Schleifen mit Kordel verbinden und
hinten am T-Shirt auf Hüfthöhe befestigen.
Oder man wühlt sich ein bisschen durch den Haushalt:
Gärtner:
1. Strohhut, 2. Gummistiefel, 3. Schaufel und Rechen aus dem
Sandkasten, 4. Gießkanne, 5. Grünes T-Shirt als Schürze, 6. Osterkörbchen mit
Obst- und Gemüse, 7. Kunstpflanze, 8. Dekoband für die Schürze, 9. Deko-Äpfelchen,
10. Doppelklebeband, 11. Kordel
So vorhanden, Strohhut, Gummistiefel und grünes T-Shirt
kombinieren. Grünen Stoff, in diesem Fall ein altes Shirt, rechteckig
zuschneiden und so auf das Dekoband kleben, dass eine Schürze entsteht. Schaufel
und Rechen aus dem Sandkasten der Kinder entwenden. Gießkanne, Körbchen und
andere Dinge, die zum Gärtner passen mit Doppelklebeband und Kordeln am Kostüm
befestigen.
Beachgirl:
1. Klamotten, die man am Strand tragen würde, 2. Käppi, 3.
Strandspielsachen, 4. Badelatschen, 5. Kordel, 6. Sonnenmilch
Einfach anziehen, bzw. für draußen über die warme Kleidung
ziehen. Eimer eignet sich hervorragend, um beim Karnevalszug Kamelle zu fangen.
Sonnenmilch und Strandspielzeug an der Kleidung festknoten.
Tischlein deck‘ Dich
1. Weißes Lacken, 2. Plastikgeschirr und -besteck, 3.
Lebensmittelverpackungen, 4. Servietten, 5. Doppelklebeband
Weißes Bettlaken oder alte Tischdecke wie eingezeichnet
zurechtschneiden. Mit Doppelklebeband möglichst leichtes Plastikgeschirr und
Besteck, Verpackungen, Servietten, Tischdeko etc. aufkleben.
Feb. 5, 2015 | Alltagschaos
Allein das Aufschreiben unseres 24-Stunden-Chaos hat mich wohl so geschwächt, dass ich erstmal `ne Woche Migräne nehmen musste. Langsam ist es besser und ich kann wieder grade aus den Augen gucken. Dafür hat die Maus sich den ersten Kita-Virus des Jahres eingefangen, den sie großzügig mit uns und allem, was nicht bei drei auf den Bäumen ist zu teilen gedenkt. Deshalb nutze ich mal schnell den Moment, um die nächsten Stunden unseres Familientages in die Tasten zu kloppen, bevor mich der grippale Infekt niedersteckt…
Ich hatte also beschlossen, dass meine Tochter ihr „
Chilli, Chilli“ alleine mit Kuscheltieren und Weihnachts-CD im Bett verbringt, statt mit Grüffelo und mir auf der Couch. Denn – wir erinnern uns – ich wollte noch
klar Schiff machen, bevor unser Besuch kommt, nämlich Sarah (4) und Linus (1) nebst ihrer Erziehungsberechtigten, meiner Freundin Sonja.
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Es gibt ihn doch… |
Jetzt ist das ja so eine Sache, wenn man etwas beschließt, dass die Kooperation eines Kleinkindes voraussetzt. In diesem Fall sah meine Maus die Situation etwas anders als ich und verlangte: „Lies mir den Grüffelo vor!“ „Das geht nicht, ich muss noch aufräumen!“ „Doch, das geht!“ „Nein, das geht nicht!“ „Wenn du jetzt nicht lieb bist, dann darf Sonja auch nicht zum Spielen kommen!“ „What??“ Wo hat sie das denn wieder her…
Also, was tun? Aufräumen, Obst schnippeln und Nachmittagsprogramm durchdenken WÄHREND Töchterlein im Hintergrund unablässig zürnt und wehklagt? Schon bei dem Gedanken daran, gerät mein Körper in diese typischen Stress-Schwingungen, die ich in letzter Zeit habe. Mir schwirrt der Kopf und es fühlt sich an, als sei meine Haut statisch aufgeladen. Kennt das jemand oder sollte ich mal einen Arzt konsultieren? Jedenfalls muss ein Kompromiss her. Oder noch besser: ein Anreiz!„Schahatz, wenn du jetzt schön alleine liest und mich aufräumen lässt, dann backen wir nachher alle zusammen“, säusele ich, nur um mich im nächsten Moment zu fragen, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe.
Backen, mit drei Kids zwischen eins und vier? Mein stummes Zweifeln geht im Freudengeheul meiner Tochter unter. Ich kapituliere und laufe zum Küchenschrank, um die Backsachen zu checken. (Man sollte nichts versprechen, was man eventuell nur halten kann, wenn man vorher einen Großeinkauf macht…). Aber – Weihnachten ist ja noch nicht allzu lange her – es ist alles da. Ich schreibe meiner Freundin Sonja kurz, worauf sie sich einstellen soll und räume endlich auf. Die Maus liegt derweil selig auf der Couch und liest ihren Grüffelo alleine. Schließlich kann sie das ganze Buch auswendig. Ich packe derweil Butter, Eier, Zucker und jede Menge Streusel auf den Tisch und
danke dem Vermieter wieder einmal für unseren robusten Linoleum-Küchenboden….
Kurz nach vier klingelt es an der Tür und der Lärmpegel verzehnfacht sich schlagartig. Drei Kleinkinder könnten es dezibelmäßig locker mit einer vorbeidonnernden Elefantenherde aufnehmen. Und auch die Wohnung sieht nach zehn Minuten aus, als hätte genau diese Herde eine kleine Runde durch Wohnzimmer, Küche und Kinderzimmer gedreht:
Hüpfpferd Rody liegt nach einem Zusammenstoß mit dem Bobby Car hilflos auf dem Rücken. Fünf Dosen Knete sind leer und der Inhalt verteilt sich großflächig auf dem Wohnzimmerboden. Herumliegende Malstifte feiern einen bunten Reigen zwischen Sofa und Wohnzimmerschrank. Zwei Kinder streiten sich energisch um ZWEI Puppen. Warum hatte ich nochmal aufgeräumt?
Mein Mann ging kürzlich am Kindergarten vorbei und sah und hörte, wie eine der Erzieherinnen die Wichtelgruppe mit Kasernenhofstimme um die Rabatten scheuchte. Erst war ich etwas erschüttert, als er mir davon
erzählte. Jetzt verstehe ich sie nicht nur, sondern nehme sie zum Vorbild: „KOMPANIE!!!“ brülle ich in den Raum: „SAMMELN IN DER KÜCHE!“ Keine Reaktion. „UND ZWAR ZACKIG.“ Immerhin, Sonja steht stramm. Der Rest ignoriert mich standhaft. „Okay“, seufze ich in Zimmerlautstärke, „wollt ihr Plätzchen oder Schokoladenkuchen backen?“ Sonjas entsetzen Blick interpretiere ich falsch. „Hast du
meine Whatsapp nicht bekommen“, flüstere ich. „Doch. Aber jetzt hast du ihnen die Wahl gelassen!“ zischelt sie zurück.
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Verhältnisse lernt man mit Kuchendiagramm |
Au Backe! Sie hat Recht. Wenigstens habe ich jetzt schon mal alle in der Küche. „Plääätzchen!“, ruft Linus. „Schokokuchen!“, ruft meine Tochter. „NEIN, PLÄTZCHEN!“, „NEIN! SCHOKOKUCHEN!! MAMAAAA!!!“ brüllt meine Tochter, während sie theatralisch unter den Küchentisch sinkt. Die Rettung kommt schließlich von Sarah, die auch Schokokuchen will und sogar ein Einjähriger versteht, wann er verloren hat.
Der eigentliche Backvorgang verläuft dann so harmonisch, dass ich beschließe, sowas öfter zu machen. Mit Feuereifer helfen sechs kleine Hände
beim Wiegen, Abmessen, Mischen und Rühren und was dabei rauskommt, sieht aus, wie ein echter Schokokuchen. Während die Kids wieder in den üblichen Spiel- und Zankmodus verfallen, freue ich mich tatsächlich mal über unseren Ofen, der die Meinung vertritt: je schneller, desto besser. Für Plätzchen braucht er fünf Minuten, für Schokokuchen 15.
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Unser Schokotraum |
Dick mit Kuvertüre bestrichen steht er dann auf dem Tisch. Drum herum Schälchen mit Zuckerperlen, Schokostreusel, Smarties und Gummibärchen und nochmal drum herum drei Kinder und drei Erwachsene (mein Mann ist mittlerweile auch gekommen). Wie bei dieser Konstellation zu erwarten, endet der Nachmittag mit glücklichen Kindern im hyperaktiven Zuckerrausch. Ein paar Streuseln und Gummibärchen haben es dank uns Erwachsenen doch noch auf den Kuchen geschafft. Der Rest verteilt sich in Bäuche und auf dem Fußboden.
Es ist halb sieben. Die Küche braucht einen neuen Anstrich, mein Mann sein Abendessen und ich mein Bett. Wenn da nicht noch der
Interviewtermin mit dem Vorstandsvorsitzenden wäre. Ich klaube mir Smarties und Gummibärchen aus den Haaren, wasche die Schokolade von meinen Händen und überlasse meinem Mann das Chaos, um mich im Arbeitszimmer zu sammeln und vom Mamimodus in den Journalistinnenmodus umzuschalten.Um zehn vor sie en steht plötzlich meine Tochter in der Tür. Ich will ihr gerade erklären, dass ich keine Zeit habe, ihr etwas vorzulesen, ihr das Prinzessinnenkleid anzuziehen oder ein Wurstebrot
ohne Wurst zu schmieren, da kommt sie zu mir, legt die Arme um mich und sagt: „Mama, du bist meine beste Freundin.“ Hej, denke ich: Kann es etwas Schöneres geben, als unser Familienchaos?
Wem jetzt noch genau 5 Stunden und 10 Minuten unserer Chaos-Geschichte fehlen, der hat natürlich Recht. Aber ich muss ja arbeiten. Deshalb überlasse ich das Wort und den letzten Teil des Tages jemandem, der hier genauso mit drin hängt, wie ich: meinem Mann.
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