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Das Strickkleid

Das Strickkleid

Also gestern waren wir auf einer Familienfeier und haben von Samstag auf Sonntag im Hotel übernachtet. Ein echt süßes Hotel! Altes Haus mit Toscana-Flair, tolles Zimmer mit Himmelbett, KEIN Ganzkörperspiegel. Warum ich das so betone? Na, ansonsten wäre mir dieses Kleid gestern sicher nicht passiert.

Ich habe im Moment so einen Spleen: Nachdem ich – zum Leidwesen meiner Mutter – knapp 38 Jahre lang Schluppi-Geschichte in Jeans geschrieben habe, möchte ich es jetzt, wo es auf die vierzig zugeht, ein bisschen elegantisieren… (Wehe, jemand hat jetzt was anderes gelesen. Ich meine das „g“, von „f“ war nie die Rede, zumindest nicht bis gestern Abend). Während ich also beschloss, ein blau-schwarzes Strickkleid zu schwarzen Leggins anzuziehen, saß mein Mann am Sonntagmorgen entspannt in der Hotelbadewanne und genoß damit einen Luxus, den wir hier zu Hause nicht haben…

Kein zwickender Hosenbund hielt mich auf

Deshalb fehlte mir zum Ganzkörperspiegel auch noch ein kritisch-ehrliches Augenpaar. Meine Tochter wollte ich da nicht mit reinziehen, hatte ich doch genug damit zu tun, ihre Stylingwünsche zu erfüllen: „Einen unteren Pferdeschwanz, keinen oberen!“ – „Ja, Süße!“ Fünf Minuten später: „Mamaaaa, ich wollte Pippilangstrumpf-Zöpfe!!! Und warum habe ich keine roten Haare!“ – „Frag mal deinen arabischen Vater und ansonsten sei froh, die würden eh nicht zum pinken Kleid passen!“ „NEIN!! Nicht das pinke Kleid, das Weiße!!!“  „Schatz wir gehen zu einer Erstkommunion, das geht nicht. Außerdem haben wir kein anderes dabei!“ usw.usf.

Eigentlich hätte ich schon hellhörig werden müssen, als meine Tochter beim Festessen mehrmals auf die Frage antworten musste, ob sie sich ein Schwesterchen oder ein Brüderchen wünsche. Aber irgendwie klingelte nichts und ich schaufelte unverdrossen Schnitzel, Kartoffelsalat, noch nen Salat und zweimal Nachtisch in mich hinein. Kein zwickender Hosenbund hielt mich auf.

Dazu bewegte ich mich, wie gewohnt, langsam und bedächtig, wenn auch dank des wunderschönen Wetters, des Ponyreitens und der Hüpfburgenlandschaft auf dem Erlebnisgutshof verhältnismäßig viel. Also nicht, dass ich gehüpft und geritten wäre… Aber ich war dabei und hab aufgepasst, wahlweise wild hüpfende Kinder oder sture Shettys angebrüllt und dabei keinen Blick an meine Leibesmitte verschwendet.

Am Abend

Leider oder Gott sei Dank, hab ich den Blick am Abend allerdings im verspiegelten Schlafzimmerschrank nachgeholt und fühle mich nun zur folgender Erklärung verpflichtet:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Familie! Nein ich bin nicht heimlich im fünften Monat schwanger. Ja, ich bin ganz sicher! Ja, ich weiß, dass ich so aussehe, aber das lag wirklich nur an diesem Strickkleid. Bisher lag mein Augenmerk auf den Problemzonen Hüften und Po und die gingen sogar irgendwie – in besagtem Kleid. Vielleicht habe ich mich auch nur an den Anblick gewöhnt. Es tut mir Leid, wenn sich jemand arglistig getäuscht fühlt, aber man kann mir
höchstens Fahrlässigkeit, nicht jedoch Absicht unterstellen. Ja, ich verspreche mich künftig nur noch in weit Schwingendes zu hüllen. Zur Sicherheit gehe ich am kommenden Samstag mit Personal Shopper einkaufen und werde berichten. Danke für Eure Aufmerksamkeit.

Puh und jetzt Mittagessen!

Eure Nachbarin (nicht schwanger)

Herzliche Ostern!

Herzliche Ostern!

Karsamstag ist bei uns Ostereierfärbetag. Das war schon immer so. Also auch heute, als der weibliche Teil der Familie sich in der Küche einfand und im Farbenrausch loslegte, während das Aroma nach Essig und gekochten Eiern durchs Haus waberte. Geht guuuuut!

Oma, Mutti und Enkelin färbten und pinselten also vor sich hin, während Opa ab und zu in die Küche kam und tat, was er am liebsten tut: Tricks zeigen, die große staunende Kinderaugen hervorrufen. Trick eins bezog sich aufs ultimativ schnelle Schälen von Eiern. Dazu braucht ihr einen Messbecher, etwa ein Zentimenter hoch mit Wasser gefüllt. Hart gekochtes Ei rein, irgendwas als Deckel oben drauf und schütteln. Fertig! Ei nackig.

Und dann kam Trick zwei, den ich Euch einfach nicht vorenthalten kann.

Das Herzei

– Ei kochen (wachsweich)
– noch warmes Ei schälen
– ein Stück saubere Pappe falten wie im Schaubild
– Ei längs einlegen
– dicken Bleistift drauf
– mit Haushaltsgummis fixieren
– abkühlen lassen
– aufschneiden
– Beifall heischend in die Runde blicken

 

Also, wenn Euch Eiertitschen zu langweilig ist: versucht doch mal das.

Herzliche Ostern allerseits!

Eure Nachbarin

Ganz der Papa

Ganz der Papa

Ach wie schön, irgendjemand hat mal wieder beschlossen, dass es Zeit ist, schlaflose Eltern zu ärgern und die Uhr eine Stunde vorzustellen. Habe mir kurzzeitig überlegt, dieses Mal einfach nicht mitzumachen. Leider hatte ich die Rechnung ohne meinen Funkwecker, mein Handy, mein iPad – und was sich sonst noch so von Geisterhand umstellt – gemacht. Nach einem Blick aus dem Fenster ins herbstliche Grau denke ich mir: Ach egal, nehmen wir das eben auch noch mit… und wenden uns einem Thema zu, über das sogar Menschen ohne Nachwuchs gerne und ausführlich diskutieren. Die Familienähnlichkeit. Ausgerufen hat das Thema übrigens Mama on the Rocks in ihrer aktuellen Blogparade „Was wir unseren Kindern vererben“.


Auf die Palme

„Die Maus hat eine geringe Frustrationstoleranz“, hieß es letztens im Kita-Elterngespräch. „Aber das lernt sie noch!!“ – „Vielleicht auch nicht“, unkte mein Mann und warf mir breit grinsend so vielsagende Blicke zu, dass die Erzieherin unauffällig einen Vermerk in der Akte machte. Ja, die Palme, auf die ich des Öfteren klettere, ist quasi mein einziges Workoutinstrument und meine Ungeduld die einzige energetische Äußerung, während mein Hintern immer breiter wird. Typisch rothaarig halt, wie es das Klischee so will. Geerbt habe ich diesen Charakterzug allerdings nicht von meiner rothaarigen Mutter, sondern von meinem Vater – nicht nur optisch eher so der Robert de Niro-Typ.

Im übrigen ist auch die Maus so weit vom roten Haar entfernt, wie man das eben sein kann, mit einem arabischen Großvater. „Da kommen schwarze Locken“, sprach die Hebamme schon bei der Entbindung und beendete damit jegliche Spekulation. Nicht, dass ich ihr das rote Haar nicht gerne vererbt hätte. Auch wenn ich jeden einzelnen Spruch zu dem Thema kenne und sich schon meine Oma mit ihrer „roten Krause“ einiges anhören durfte, liebe ich ihn doch, meinen Kupferkopf. Immerhin das einzige, was sich bisher jeglichen Alterserscheinungen entzieht.

Haarvergleich

Was ich Töchterlein dann aber doch mitgegeben habe, sind die schneewittchenweiße Haut und die braungrünen Augen. Vom Papa dagegen kommen die Wimpern (Yeah!!) ellenlang, schwarz und gebogen. Außerdem die Lippen (voll), die Größe (ihre gleichaltige Freundin feiert nach Ostern ihre Ein-Meter-Party, während sie schon an der 1,10 kratzt) und die Zehen. Alles andere wird sich zeigen, schließlich verändern sich die Kleinen ja noch stündlich. Derzeit erkennt Oma 1 ihre eigene Nase wieder, während Oma 2 die langen schlanken Finger der Familie mütterlicherseits zuordnet. Einer ist es derzeit noch völlig wurst, und das ist die Maus selber.

Ganz der Papa

Sie sitzt gerade am Küchentisch und will „keinen Käse“ (Papa), danach will sie basteln (Mama) und Bücher lesen (Mama) und zwar SUBITO!! (MAMA). Außerdem hat sie täglich den Wunsch auf der Sofalehne zu balancieren, in die Luft geworfen zu werden und mit dem Ball eine Blumenvase abzuschießen (alles Papa), bevor sie sich eine Stunde lang ruhig und alleine mit ihrem Kinderbauernhof beschäftigt (auch Papa) und sich dabei selbst Geschichten erzählt (Mama) von Hunden (Mama, Papa) und Katzen (Papa) und Pferden (Onkel), die sie liebt.

Wenn dann nachher Besuch kommt, wird sie eine Stunde lang schüchtern sein und nicht sprechen (Mama und Papa) und danach wild aufdrehen (Tante und Onkel). Sie wird sich ein Prinzessinnenkleid überwerfen und sich Glitzerspängchen ins Haar machen lassen und auf die Frage, was sie sich denn vom Osterhasen wünscht „Barbie“ antworten (meine beste Freundin aus Kindertagen? Ach so nee…). Aber von uns hat sie das jedenfalls nicht. Die Tante hat ihren Barbies früher den Kopf abgedreht und mir ist dazu noch nicht mal das eingefallen. Hmmm – muss doch noch mal meinem Mann auf den Zahn fühlen… A propos, die Zähne hat sie ganz doll hoffentlich auch von ihm!!

Kaffeesatz!

Familienähnlichkeiten

So viel Spaß es auch macht, nach Ähnlichkeiten zu gucken und so praktisch es auch ist, schlechte Eigenschaften mal eben dem anderen Familienzweig zuzuschieben: Laut Google ist das alles nicht viel mehr als Kaffeesatzleserei.

Es gibt nämlich – wie immer – eine Studie aus den USA, die festgestellt hat, dass es echt schwer ist, Menschen anhand ihrer optischen Merkmale den Eltern zuzuordnen. Dafür ist das Gen-Lotto einfach zu unberechenbar und außerdem liegen ja nicht nur Kugeln von PapaMamaOmaOpa drin, sondern auch vom Urururururgroßvater mütterlicherseits, der laut Ahnentafel Freiheitskämpfer in Südtirol war, sowie vom Urururuururirgendwasvater väterlicherseits, der zur Leibwache Mohammeds gehörte. Hmm, grade erscheint mir der ein oder andere Trotzanfall doch in anderem Lichte.

Übrigens, wer will, dass sich das künsterliche Talent von Tante Elfriede weitervererbt, der berufliche Ehrgeiz von Ururopa Karl und das engelgleiche Wesen von Tante Angela, sollte es seinem Kind nur lange genug einreden. Oder man lässt es einfach sein, wie es ist.

Grüßle! Eure Nachbarin

Das Ostergeschenk

Das Ostergeschenk

Kleine Kinder entwickeln sich manchmal überschallartig. Noch im August schrieb ich darüber, dass unsere Maus offensichtlich wunschlos glücklich ist und selbst in der Kaufhof-Spielwaren-Abteilung lieber Rolltreppe fährt, als sich ein Geschenk auszusuchen. Im September kam sie dann in die neue Kita-Gruppe. Die mit den großen Mädchen und ihren Barbies, Eisköniginnen und Einhörnern. Als meine Dreijährige zum ersten Mal nach Hause kam und sagte „Ich will eine Monster High!“ wusste ich: Eine Ära geht zu Ende UND ich bin noch nicht so weit!!

Aber es nützt alles nichts. Aus meiner Maus ist ein echtes Mädchen geworden, das seit einem Besuch der Karnevalsabteilung vor acht Wochen zu Hause ein Krönchen trägt und auf die Frage nach der Lieblingsfarbe „Glitzer!“ antwortet. Immerhin. Damit haben wir etwas gemeinsam. Sorgen mache ich mir eher um meinen Mann, der schon in den Startlöchern steht, um ihr das Fußballspielen beizubringen. Ich sehe sie schon im wehenden Prinzessinnenkleid über den Bolzplatz rennen und mit zierlichen Lackschühchen im Matsch stecken bleiben…
Aber nun steht erst einmal Ostern vor der Tür. Als ich Kind war, gab es bunte Eier und einen Schokohasen. Heute gibt es schon Wochen vorher Anfragen aus der Verwandtschaft, mit welchen irdischen Gütern man unsere Kleine denn erfreuen könnte. Fragt man sie selbst, purzeln mittlerweile eine Menge Wörter aus ihrem Mund. Darunter zu meinem leichten Entsetzen „Barbie im Reitdress mit Pferd und rosa Zaumzeug“. Ich habe ihr dieses Traumduo in Aussicht gestellt, sobald sie alleine in ihrem Bett durchschläft und mich danach entspannt zurückgelehnt. Das kann noch dauern!
 
Ein Häschen
Ja, und dann poppte vor zwei Wochen ein Wunsch auf, der schon vor Weihnachten Thema gewesen war. Ein Häschen! Meine Tochter war nämlich im Advent fest davon überzeugt, dass der Osterhase VOR dem Christkind kommt, es danach schneit und man die Eier im Schnee sucht. Ist ja auch viel einfacher, so
bunt auf weiß. In diesem Zusammenhang instruierte sie mich damals, das Wort „Häschen“ auf den Wunschzettel ans Christkind zu schreiben. Und tatsächlich lag
eins unterm Weihnachtsbaum. Ein kleines, graues, mit Weihnachtsmütze.
Sie hat sich auch brav gefreut, aber offenbar ist es das noch nicht gewesen, denn nun  startet  sie einen neuen Versuch mit dem Osterhasen. So nach dem Motto: ‚Wenn sich einer auskennt…‘ Jetzt könnte ich mir natürlich ein Herz fassen und ein echtes Osterhäschen nebst umfangreichen Zubehör in die
bisher so erfreulich tierhaarlose Wohnung holen. Will ich aber irgendwie nicht. Zum einen haben wir nicht nur einen Allergiker-Vater und einer Allergiker-Oma,
sondern eventuell auch ein Allergiker-Kind und ich möchte letzterem nicht das Herz brechen nur, weil Puki kurz nach dem Einzug wieder verschwinden muss.
Zum anderen erinnere ich mich mehr als lebhaft an die erste Begegnung unserer Maus mit einem Hasenbaby. Okay, damals war sie erst knapp über ein Jahr alt, aber das Kaninchen hat jetzt lebenslangen Förderbedarf und ich offensichtlich ein Trauma. Vor zwei Wochen waren wir wieder auf demselben Bauernhof und wieder gab es Häschen zu streicheln. Diesmal hat sie das sehr vorsichtig und sehr sanft gemacht… Trotzdem, und da gibt mir Google recht, ist drei einfach noch zu jung für ein Haustier.
 
Ich bin noch nicht so weit
Als gestern die Tante anrief und nach Osterwünschen fragte, erwischte ich mich dabei, wie ich sagte: „So ein Plüschhäschen wäre schön.“ Es gibt ja welche, die sehen aus wie echt und fühlen sich auch so an. Kurz darauf rief sie nochmal an. „Du, es gibt da so Häschen mit Nachtlicht und Herzton. Damit wird die Kleine bestimmt durchschlafen.“ Ich dachte an ruhige Nächte, an Platz im Ehebett, an eine Decke ganz für mich allein. Und dann dachte ich an die versprochene Reiter-Barbie und sagte schnell: „Ach, ein normaler tut‘s auch“. Ich bin einfach noch nicht so weit…
Eure Nachbarin