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Wohnmobilurlaub – der erste!

Wohnmobilurlaub – der erste!

Familie Hose reist gerne. (Für alle Neuleser: Hose steht für hochsensibel, genau wie HS, was ich hier manchmal als Abkürzung gebrauche).Vor allem Mama Hose, weil sie mit dem Wechsel aus Burn- und Boreout, den der Alltag mit sich bringt, so gar nicht klarkommt. Aber auch Papa Hose, der einen stressigen Job und mittlerweile auch ein stressiges Ehrenamt hat und Tochter Hose, die sich sowieso immer auf die Ferien freut, sind gerne unterwegs. 2022 hatten schon England und der Schwarzwald auf dem Programm gestanden. Beides wunderbare Urlaube! Umso mehr freuten wir uns auf die Herbstferien, die in diesem Jahr endlich mal relativ früh lagen – nämlich in der ersten Oktoberhälfte. Nur zwei Wochen nach den bayerischen Sommerferien!! 14 freie Tage warteten auf uns und die wollten wir nutzen, um in die Mittelmeersonne zu reisen.

Allerdings war da ja noch unser Hund, der mal bei uns und mal bei meinen Eltern wohnt. Vorzugsweise dann, wenn wir im Urlaub sind. Und weil meine Eltern zu Ferienbeginn selbst noch auf wohlverdienten Reisen waren, konnten wir statt am 30. September erst am 4. Oktober starten. Die anfängliche Enttäuschung über unseren dezimierten Urlaub wich nach einiger Bedenkzeit einer abenteuerlichen Idee: Warum nicht ein Wohnmobil mieten, den Hund ein paar Tage mitnehmen, ihn dann bei meinen Eltern abliefern und sehen, wohin die Straße uns bringt? Schon länger hatten wir mit so einem Urlaub geliebäugelt, die vage Vorstellung aber immer wieder verworfen, weil wir nun wirklich nicht die typischen Camper sind!!

Öffentliche Sanitäranlagen sind unsere Horrorvorstellung. Über mehrere Tage zusammen auf engem Raum zu leben, schreckt uns ab. Sich den Stress mit einem komplexen Gefährt zu machen und dauernd nach Routen und Stellplätzen suchen zu müssen: Och nö! Schlafen, während andere draußen grillen, Party machen oder einfach nur laut atmen? GEHT GAR NICHT! Also keine guten Voraussetzungen! Und doch ließen uns die Vorteile eines solchen Wohnmobiltrips nicht los. Vor allem, weil ein Herzensmensch aus Thüringen immer wieder tolle Berichte von ihren Reisen schickte. Wie eine Schnecke das eigene Häuschen einfach mitnehmen. Frei sein, sich flexibel für eine Strecke und ein Traumziel entscheiden. Die Räder mitnehmen und tolle Gegenden erkunden. Hach!

Also tat ich schließlich das, was ich sonst nie tue: Ich blendete alle potentiellen Nachteile aus und wir mieteten – wenn nicht jetzt, wann dann – im 15 km entfernten Lohmar ein Ahorn Eco 683! Wie es uns damit ergangen ist, könnt ihr in den folgenden Posts in meinem Reisebericht lesen. Um das zu vereinfachen findet ihr immer den nächsten Beitrag unter dem Text verlinkt.

Ahoi! Eure Nachbarin Hose

 

 

Der Countdown läuft

Familie Hose

Familie Hose

Heute möchte ich euch Familie Hose vorstellen. Da ist Papa Hose, Anfang 40, liebt Einsen und Nullen, seinen Controller, E-Bike-Fahren, mit Holz arbeiten und Döner. Dann haben wir Mama Hose, Mitte 40, schreibt und bastelt, ist gerne mit Menschen zusammen und – am liebsten mit dem E-Bike und der ganzen Familie – draußen unterwegs. Tochter Hose ist kein Kind mehr, aber auch kein Teenie. Sie malt und zeichnet den ganzen Tag, schreibt lange Geschichten, spielt gerne mit Schleich und Playmobil, liebt Klettern und Schwimmen. Und schließlich haben wir noch Hund Hose. Groß und sanft, liegt lieber rum, als sich zu verausgaben, mag andere Hunde, Kühe, Menschen und seine Hose-Familie. Alle paar Wochen wechselt er sein Zuhause und zieht für einige Zeit zu Opa und Oma.

Familie Hose lebt und lacht, jammert und streitet, verursacht Chaos und räumt wieder auf. Sie bewältigt den Alltag und nimmt alle Hürden – mal mit Schwung, mal im Kriechgang –  je nach Hürde und Tagesform. Eine Sache verbindet alle Familienmitglieder vom Vater bis zum Hund: sie sind hochsensibel.

Hochsensibel, was ist das eigentlich?

Stellen wir uns einen Löwenzahn vor: sonniggelb, unverwüstlich, wächst durch Asphaltdecken. Daneben die Orchidee: mag Wasser, aber nicht brutal aus der Gießkanne, sondern als sanftes Wurzelballenfußbad. Mag frische Luft, aber keinen Durchzug. Mag Licht, aber nicht zu direkt, mag Schatten, aber nicht zu dunkel. Mag es zimmerwarm – also 22 Grad. Nicht etwa eiskalte 21 Grad oder bullenheiße 23 Grad. Diesen Löwenzahn-Orchideen-Vergleich hat sich mal jemand ausgedacht, um den Unterschied zwischen einem normalsensiblen Menschen und einem Hochsensiblen zu erklären. Und ich finde, es trifft die Sache sehr gut.

Hochsensible haben weniger Filter, um Reize, die von außen kommen abzufedern. Vieles trifft sie ungebremst – ins Auge, ins Ohr, auf die Haut und ins Herz. Zuckendes Dancefloor-Licht verursacht Übelkeit. Das leise Zischeln einer halbgeöffneten Sprudelflasche verlangt volle Aufmerksamkeit. Das ziepende Haar im Pferdeschwanz macht wahnsinnig. Ein nicht erwiderter Gruß eines Bekannten hallt stundenlang in der Seele nach. Manchmal gleicht der Alltag einem Drahtseilakt. Vieles schubst und zieht, während man versucht, die Balance zu halten. Gleichzeitig bedeutet hochsensibel sein auch, bestimmte Dinge gut zu können: sich in andere Menschen hineinfühlen zum Beispiel, vorausschauend planen, den Überblick bewahren und gleichzeitig den Kern der Dinge sehen, sich kreativ in dieser Welt austoben und Verantwortung für alles und jeden zu übernehmen.

Jeder vierte Mensch ist hochsensibel, heißt es. Also Löwenzahn, Löwenzahn, Löwenzahn, Orchidee, Löwenzahn, Löwenzahn… Hochsensibilität ist keine Krankheit und keine Störung, sondern ein unveränderlicher Charakterzug. Und Hochsensibilität sieht man niemandem an der Nasenspitze an. Auch ein hochsensibler Türsteher mit dickem Fell und hartem Blick ist im Inneren noch hochsensibel. Er hat nur seinen persönlichen Weg gefunden, damit umzugehen. Viele Hochsensible fühlen sich irgendwie anders und sie sind es ja auch. Wie anders, das soll dieser Blog aus dem Alltag der Familie Hose zeigen.

Eure Nachbarin

Die Mülltonnenbox

Die Mülltonnenbox

Was man versprochen hat, muss man auch halten. So seh ich das! Da bin ich echt zuverlässig, man kann quasi auf mich bauen. Felsenfest, ohne Treibsand und Wasserschaden. Meine Eltern wissen das. Als ich ihnen zum Beispiel versprochen habe, ihre Mülltonnenbox farblich aufzuwerten, wussten sie: Die macht dat! Irgendwann. Spätestens nächsten Sommer – oder so. 

Und siehe da: Kaum sind 18 Jahre vergangen, habe ich studiert, die Stadt verlassen, eine Ausbildung gemacht, einen Job bekommen, geheiratet, ein Kind zur Welt gebracht, ein Haus gekauft und schon: Hab ich mein Versprechen eingelöst. Ja, da bin ich fix! Zuverlässig halt… 

Und so geht es

Das braucht ihr

  • Eine Mülltonnenbox, ein Garagentor o.ä., dass dich in seiner Schmucklosigkeit nervt. Gerne auch vom Nachbarn. Die freut das.
  • Ein Motiv aus dem Kopf oder aus dem Internet. Inspiration gibt es dort genug, zum Beispiel auf pinterest.com.
  • Lackfarben, am besten mit dem blauen Engel drauf. Ich hatte rot, gelb, blau, grün, schwarz und weiß. Lässt sich hervorragend mischen.
  • Seifenwasser und Schwamm
  • Bleistift und Papier
  • Pinsel in verschiedenen Größen
  • Pappe zum Mischen der Farben, Pappe zum Unterlegen
  • Joghurtbecher für Mischfarben

Und so geht es

Motiv häppchenweise übertragen
ist einfacher
  • Mülltonnenbox-Tür mit Seifenwasser abwaschen, nachspülen, trocknen lassen.
  • Motiv mit Bleistift aufzeichnen – aus dem Kopf oder von einem Foto abzeichnen. Dazu auf die Vorlage ein Bleistift-Raster mit Quer- und Längsstrichen aufmalen. Das Raster in einem größeren Maßstab auf die Tonne zeichnen und dann Kästchen für Kästchen übertragen. Wer es perfekt will, kann auch einen Beamer aufstellen und das Foto damit auf die Garage oder die Box projizieren. Dann nachzeichnen.
  • Dann kommt der Lack. Am besten von oben mit dem Malen beginnen und sich die Farben peu à peu zurecht mischen. Es sei denn ihr habt große Flächen mit der gleichen Farbe zu bemalen, dann bietet es sich natürlich an, eine entsprechende Menge vorab zu mischen und in einen Extrabehälter zu füllen.
  • Die Lackfarbe, dich ich verwendet habe, war günstig, hat nicht ausgedünstet oder getropft. Sie war super zu mischen und schnell trocken. Die Farben sind sehr gut herausgekommen. Den Pinsel konnte ich einfach mit warmem Wasser auswaschen. Sie heißt Acryl-Buntlack von Primaster.
  • Mein Vater hat die Box ein paar Tage später noch mit einer Schutzschicht aus wetterfestem Klarlack überzogen.

Viel Spaß beim Nachmachen!

Eure Nachbarin

Hallo, mein Name ist  „Nein“…

Hallo, mein Name ist „Nein“…

 … und manchmal heiße ich auch „Verdammt nochmal, ich habe nein gesagt!“ Ich bin ein (hoffentlich Anm. d. Red.) fast ausgewachsener Goldendoodle, aber niemand, absolut niemand hat damit gerechnet, dass ich so groß werden würde, dass ich mein Kinn bequem auf den Küchentisch legen kann. Das war lange Zeit mein persönlicher Vorteil, denn so mussten sich alle nach und nach darauf einstellen, dass ich so ziemlich überall drankomme.
Alles lecker
Ich mag am liebsten Sachen essen, die ich nicht essen soll. Das war schon immer so. Kiloweise angegorene Zwetschgen aus dem Garten brachten mich beschwingt durch die Welpenzeit, ergänzt von Blumenzwiebeln, Pilzen unbekannter Sorte, angefaultem Rasenschnitt und jeder Menge Kirschlorbeerbeeren. Hin und wieder ein Efeublatt oder ein wenig Vogelfutter dazu – so kommt man durch den Tag und kann das angebotene Hundfutter im Napf mit Verachtung strafen.
Hoover
Das Beste waren die Spaziergänge mit dem unerfahrenen Frauchen: Hier ein bisschen Dünger, dort ein leckerer Pferdeapfel, zum Nachtisch ein Knöchelchen oder etwas Müll, ich bin da nicht wählerisch. Frauchen hat mir irgendwann den Beinamen Hoover gegeben. Angeblich weil ich alles wegsauge, was in der freien Natur so rumliegt. Man muss halt irgendwie auf seine Kosten kommen. Leider sieht mein Frauchen das etwas anderes und so hallte mein Name „Nein“ lange Zeit im 30-Sekundentakt über die Felder. Hin und wieder landete auch ein Dreckklumpen auf meinem Fell. So kanns einem echt vergehen.
EKG
Ich hab mich dann aufs Kauen verlegt. Super gehen Einlegesohlen. Am liebsten aus Schafwolle – yummy – aber auch die vom Herrchen, aus Leder. Weicher Kunststoff fühlt sich grandios an, wenn man darauf rumkaut. Judomatten sind genauso zu empfehlen, wie Taucherbrillen und Kabel. Zum Beispiel von einem EKG. Das steht für „Echt krasser Geschmack“ und ich habe es beim Großherrchen (Opa Anm. d. Red.) gefunden und gleich alle EKG-Pads abgenagt. Der fand das jetzt nicht so toll, denn es war das EKG von seinem Hausarzt. Aber warum soll nur der in den Genuss kommen?!
Hier bin ich etwa halb so groß wie heute
Großfrauchen (Oma Anm. d. Red.) hat mich mal beobachtet. Das macht die so gut, dass merke ich gar nicht. Aber am Telefon hat sie dann Frauchen gepetzt. Großherrchen hätte eine Schüssel mit Salat in die Kühlung gestellt, hat sie erzählt. Die Kühlung ist der Terrassentisch und da stand die Schüssel direkt vor meiner Nase. Eigentlich stand sie mitten drauf, sagt Großfrauchen. Erst hätten sich ein paar Amseln draufgesetzt. Da hat sie noch nichts gesagt. Aber kurz darauf hat sie mich gesehen, wie ich meinen Kopf in der Schüssel versenkt habe. Da hat sie das gute Zeuch ins Klo gekippt. Schade eigentlich – ich hätte es gefressen: Salatblätter, Paprika, Gurken. Alles yummy!
Weihnachtszeit!!
Die Weihnachtszeit ist auch echt super. Immer liegt irgendwas Leckeres rum. Adventsgestecke, Weinachtsteebeutel und das beste: Lebkuchen mit Schokoüberzug! Da hab ich mir gleich mal fünf genehmigt. Komisch, alle haben sich drüber aufgeregt, dabei essen die das doch selber. Giftig sei das für Hunde. Da sollten sie aber mal meine Cousine Zoey fragen. Das kluge Tier hat am 1. Dezember den Pärchen-Adventskalender von Herrchen und Frauchen leergemacht: 47 Pralinen. Die 48. war wohl irgendwie faul, die hat sie liegen lassen. Also ich hätte sie genommen. Faul ist immer gut.
Teechen
Irgendwie räumen meine Herrschaften mittlerweile richtig akribisch auf. Das hat angeblich jahrelang nicht so gut geklappt, sagt Herrchen. Ich finde das eher doof. Muss ich halt Sachen annagen, die sie nicht wegräumen können. Fußleisten sind super. Und Herrchen ist auch so nett, da immer wieder neu Spachtelmasse draufzuschmieren. Er denkt, dass könnte mich irgendwie abhalten, weil er nicht weiß, wie lecker Spachtelmasse ist. Genauso wie diese kleinen Zementbröckchen, die noch hier und dort auf dem Balkon rumliegen. Dafür lasse ich sogar das Vogelfutter stehen…
Brille – auch lecker
Eine gute Futterquelle ist auch immer das kleine Frauchen. Vorgestern hat sie so kleine Tuben auf den Küchenboden geschmissen und nicht wieder aufgehoben. Sie ist nicht ganz so akribisch mit dem aufräumen. Ich hatte gerade zwei von dreien zerkaut, als es plötzlich sehr laut wurde. Frauchen sagte „Wuahhhhh“, Herrchen riss mir die Tuben weg… Und dann wunderten sich alle, wieso mir der Sekundenkleber nicht alles verklebt hat. Ja, wenn man mich mittendrin beim Essen stört…
Mein Adventsgesteck
Jetzt kommt anscheinend Weihnachten. Ich dachte, das ist schon die ganze Zeit. Aber da geht wohl noch mehr. Extra für mich haben sie ein riesiges Weihnachtsgesteck ins Wohnzimmer gestellt, mit ganz viel Kunststoff dran und Lichtchen. Ich freue mich schon über den unbeobachteten Moment, in dem ich dem Ding den Garaus machen kann. In diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten allerseits!!
Euer Nein alias Benni
Gans traumatisch

Gans traumatisch

Vor einer Weile… Hach, ich komme mal wieder nicht dazu, so oft zu bloggen, wie ich gerne möchte, nämlich täglich (Wuahahahahahah!!!!). Sorry, ich muss mal grad zusammenbrechen …………………………………… – äh, ja, bin wieder da. Japs! Also, was ich eigentlich schreiben wollte: Da steht ja noch was aus. Der versprochene zweite Teil extrem peinlicher Aktionen in der letzten Zeit und dazu tat es auch noch  ganz schön weh!
Altertümchen mit Geschichte
Wer mich und unser Haus kennt, weiß, ich liebe alte Sachen. So Sachen mit Geschichte halt. Sie dürfen shabby sein, Flecken und Risse haben, klemmen und knarzen, aber sie brauchen eine Vergangenheit. Wer mir was andrehen will, erzählt mir am besten eine gute Story dazu. So wie: „Die Klobürste stammt aus dem 19. Jahrhundert und gehörte dem Direktor des altgedienten Wanderzirkusses Cachini. Kostet auch nur 20 Euro.“ Fahr ich voll drauf ab!
Nun war ich mal wieder in Sachen wildgewordener Untierhund bei meinen Eltern und wir nutzten die Gelegenheit, einen urigen Antikhändler zwei Dörfer weiter aufzusuchen. Meine Mutter hatte vorher noch erzählt, dass es ein großes Gelände mit vielen speziellen Altertümchen sei und dass außerdem eine Menge Federvieh rumlaufe. Hörte sich cool an und sah auch cool aus.
Wir also mit dem Welpen an der Leine durch das riesige Tor, den Blick fasziniert auf alte Brunnen, schmiedeeiserne Zäune und halbzerfallene Bauernhoftüren gerichtet, die da so rumstanden, als uns eine Horde Gänse entgegen kam. Irgendwie war mir nicht ganz wohl, wie die so ihre langen Hälse vorstreckten und so komische Zischlaute von sich gaben.
Ich musste mich flüchtig an einen Frühjahrsbesuch im Affen- und Vogelpark Eckenhagen erinnern, wo mich so ein wildgewordener Hahn angefallen hatte. Zum Glück trug ich damals lange Jeans und Stiefel, so dass er meinen zarten Fesseln nichts anhaben konnte. Aber ein kleines Trauma ist geblieben und an jenem Tag im Antikparadies hatte ich einen Rock an, was nicht gerade zu meiner Beruhigung beitrug.
Er packte das Viech…
In einem großen Bogen schlug ich mich also um die Langhälse herum und suchte Schutz hinter einer ausnehmend schönen Kassettentür. Mein Vater war derweil damit beschäftigt, unserem Welpen eine gute Erfahrung zu verschaffen, die „in der Sozialisationsphase ja so wichtig ist, um sich keinen traumatisierten Angstbeißer heranzuzüchten“. Das bedrohlich zischende Gänsevolk langsam vor sich hertreibend („Siehst du Benni, die haben Angst vor dir!“) näherte sich also der Rest der Familie der Baracke. Hier trat endlich der Besitzer/Antikhändler/Gänsehirt in Erscheinung. Der packte das unerschrockenste Vogelviech am Hals und schleuderte es drei Meter durch den Hof.
Nun bin ich ja bei allen Ressentiments schon auch tierlieb. Insekten werden grundsätzlich in einem Glas gefangen und rausgetragen (zwar von meinem Mann, aber auf meine Anweisung), Hunde gestreichelt, Rehe gefüttert, verletzte Vögel gerettet. Deshalb fand ich die Szene auch ziemlich abstoßend und verzog mich erstmal in Richtung Alte-Bauernbuffet-Abteilung, wo ich die Gänse schnell vergaß und stattdessen in Überlegungen schwelgte, wie ich mein Geburtstagsgeld am besten anlegen könnte.
Entsprechend frohgemut und unbedarft wagte ich mich schließlich wieder nach draußen in die Arena. Dort standen mein Vater und mein Hund mit synchron stolzgeschwellter Brust. Herren über die Gänseschar, die sie zu Demonstrationszwecken auch gleich einmal in ihren Verschlag trieben. Den leider türenlosen Verschlag (s.o.). Langsam schlenderten wir weiter, um ein paar Hinkelsteine im hinteren Garten zu begutachten. Und als mein Vater gerade sagte, dass Gänse ja an und für sich eher bellen statt beißen und überhaupt total harmlos sind, hörte ich von links hinter mir das Unheil nahen.
Flatsch, flatsch, flatsch…
….rannte die geschmähte Obergans in einem Affentempo auf mich zu und zwickte mich mit der Vehemenz der Geknüppelten ins pralle Wellfleisch. „Aaaaaaahhhhhhh!“ Mein Schrei hallte durch die nächsten drei Täler und kam als Echo zurück, während ich nach einem sicheren Ort suchte und mich dabei fast mit der Hundeleine strangulierte: Egal! Leute, so schnell bin ich noch nie auf einen Hinkelstein gehüpft. Und während sich meine Mutter meinem Seelenheil widmete, trat mein Vater die Harpyie weg und kümmerte sich dann kopfschüttelnd ob meiner unprofessionellen Hysterie um den potentiell traumatisierten Hund.
Den Rest des Tages verbrachte ich mit einem Kühlpack am Hintern zu Hause, versuchte meine Würde wiederzugewinnen und mein eigenes Trauma zu verarbeiten. Anders als dem Hund ist es mir bis heute nicht gelungen und ich bin sicher, dass die nächsten Ferien auf dem Bauernhof eine echte Herausforderung für mich werden. Wir werden sehen…

Es grüßt EuchEure Nachbarin

PS: Bis heute habe ich noch nie Gans gegessen. Es könnte aber sein, dass sich das an Sankt Martin 2016 ändert.