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Links eröm

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Wo wir also gerade bei Klamottenfails sind und ich es schon angekündigt habe: Hier noch ein Schwank aus meiner Jugend. Naja, späten Jugend. Als ich mit 27 mal ein halbes Jahr als Barista bei Starbucks gearbeitet habe und noch dachte, die Welt stehe mir offen. Dabei war es meist nur die Tiefkühlschranktür im Lagerraum und das gab eine Menge Ärger. Aber egal, es gab eh immer Ärger…
Nach einer langen Kölner Nacht (fiere, danse, durchs Veedel trecke) weckte mich das Schlurfen und Rumpoltern meiner Mitbewohnerin. Mit Socken in Flipflops (unnachahmlich, das konnte nur sie) war sie kurzsichtig durch den fensterlosen Flur geschlappt und im Dämmerlicht übers Telefonkabel gestolpert. Ich wollte schon fluchen, als mein Blick auf die Uhr fiel. Mist! Ich hatte beinahe meine Neun-Uhr-Schicht verpennt.
Erfolglos versuchte ich meine plattgelegenen Locken irgendwie in ein Haargummi zu zwingen und in der Bahn lässig noch ein bisschen Mascara aufs Auge zu pinseln (ehrlicherweise kam mehr ins Auge). Egal, mich würde ja eh niemand sehen – außer den 553 Leuten, die damals täglich ins hippe neue US-Café strömten, wo wir Barista 2004 noch echten Kultstatus hatten. Manchmal mussten wir sogar Autogramme geben. Gut, dass die Selfies noch nicht erfunden sind, dachte ich also so bei mir, während ich über die Domplatte hetzte.
Versteckte Kamera, oder was?!
Als ich die Tür um Punkt zehn nach neun öffnete, sah ich zuerst die Chefin, wie immer perfekt gestylt, die mir einen bemüht fröhlichen Blick zuwarf. Wie, dachte ich misstrauisch, kein Anherrschen, kein Abkanzeln, keine Lektion mit der Neunschwänzigen Katze? Dazu muss man wissen, dass Leonora das herrische Auftreten einer Domina perfektioniert hatte und die Belegschaft regelmäßig in Angst und Schrecken versetzte. Naja, bei den Jungs schwang vielleicht noch was anderes mit… Dass sie mir 10 Minuten Verspätung einfach so durchgehen ließ, war nahezu unmöglich. War hier irgendwo eine versteckte Kamera?
Ich drehte mich um und stand tatsächlich Aug in Aug mit einem beeindruckenden Exemplar. Versteckt war sie allerdings nicht, dafür war sie viel zu groß. Hintendran hing ein Kamerateam und über mir schwebte ein Mikrofon an einer Angel. Ich schluckte und sah hilfesuchend zum Boss. Die zog eine Augenbraue bis fast unter die Haarspitzen und rief gekünstelt: „Husch, husch nach oben. Umziehen. Hier wird heute gedreht. Du bist gleich dran.“ „Ähhh…“, wollte ich einwenden, ließ es aber, als ich ihren Blick sah und verzog mich in die Umkleide.
Dort warf ich mich ins schwarze Poloshirt mit Starbux-Emblem, band die grüne Schürze um, rammte meine Füße in die bequemen Halbschuhe und stand eine Minute später schnaufend hinterm Tresen. Für einen Blick in den Spiegel hatte es nicht mehr gereicht. Leonoras Gesichtsausdruck sprach Bände. Andererseits war sie genau der Typ, der vor Fernsehkameras zur persönlichen Höchstform aufläuft und so ließ sie sich weiter nichts anmerken.
Vulcanino Dingsbums
„Die Kollegin macht jetzt einen unserer wahnsinnig leckeren „Vulcanino Caramel Crisp Cream and Cheesecake-Pie Frappuccinos“, säuselte sie in die Kamera und informierte damit auch mich. Über meinem Kopf erschien ein fettes „Nooooo!!“ Frappuccino – ein Mix aus Milch, Eiswürfeln und jeder Menge Klimbim wurde nicht manierlich an der riesigen Espressomaschine zubereitet, sondern im Mixer, von dem bei falscher Bedienung gelegentlich der Deckel absprang. Und das hieß in der Regel Grande Sauerei. Der Name Vulcanino erschien mir da auch kein gutes Omen zu sein.
Ich hatte bis dato vielleicht drei Stück unfallfrei hingekriegt und deshalb zitterten mir die Knie, während ich mich panisch, aber leider erfolglos nach einem Kollegen umsah. Außer Domina-Leonora und mir, war noch keiner von der Belegschaft aufgetaucht. Egal, dachte ich mir. Die Fernsehtypen wissen eh nicht, was in so einen „Vulcanino Crisp Dings“ drin zu sein hat und so fing ich an, wahllos Milch mit irgendwelchen Zutaten und Sirups durcheinander zu mischen, während die Kamera lief und Leonora ihren Blick in meinen Rücken bohrte.
Der Mixer erkannte meine Notlage und hielt seinen Deckel brav fest und bei der Deko fiel mir tatsächlich wieder ein: Sahne, Karamelsoße und Karamelstückchen – fertig. Langsam atmete ich aus, bis mir auf einmal einfiel, dass ich das verflixte Gesöff ja noch würde ausrufen müssen. Ich stellte also meine fragwürdige Frapuccino-Kreation auf die Theke, räusperte mich und rief in den leeren Raum. „Ein Tall, To Go, äh Vulcanino Caramel-Pie Frappuccino für äh… Domina.“ Ein letzter scheuer Blick in die Kamera, sicherheitshalber KEIN Blick zu Leonora. Und ich war endlich erlöst.
Just in dem Augenblick kam Kemal, ein Kollege und mittlerweile guter Freund, top gestylt in den Laden. Der hätte das sicher Tausend mal besser gemacht, schoss es mir durch den Kopf. Er verharrte an der Tür, sah die Kamera, Leonoras langes Gesicht und mein knallrotes und nahm mich kurzerhand mit Richtung Umkleide. Nachdem ich ihm in kurzen Worten das Fiasko geschildert hatte, kriegte er sich gar nicht mehr ein. „Du bist echt reif für die Bühne“, japste er und meinte dann mit unschuldigem Augenaufschlag: „Übrigens hast du dein Starbucks-Shirt links herum an!“
Das Ende…
… bei Starbux bedeutete die Sache für mich dankenswerterweise NICHT! Gesendet wurde das Material aber Gott sei Dank auch nicht. Stattdessen sah man im RTL-Fernsehen nur die adrette Leonora, die den perfekten Milchschaum zauberte. Anscheinend hatte ihr eigener erfolgreicher Auftritt sie mit der Sache versöhnt. Anders als viele meiner Barista-Kollegen, enthob mich diese Erfahrung auch jeglicher schauspielerischer Ambition. Ich habe mich dann einige Monate später lieber dem Journalismus verschrieben und bin bis heute dabei geblieben. Oberteile trage ich in stressigen Momenten immer noch gerne auf Links, aber im Homeoffice interessiert das ja keinen.
Es grüßt mit einem endleckeren Grande irgendwas Chai Latte in der Hand (für Frappucino ist es mir noch zu kalt)…

Eure Nachbarin

 

Die Sache mit der Zahnschiene

Die Sache mit der Zahnschiene

Mein Mann regt sich selten auf, aber wenn, dann richtig. Und letzte Woche war es mal wieder so weit. Der Grund hat vier Beine, trägt Flokati und ist gerade im dreiwöchigen Sonderurlaub bei Oma und Opa. Dort liegt er völlig unauffällig und pflegeleicht in der Gegend rum und macht seinem Aussehen alle Ehre. Kein Wunder, sage ich da nur. Der Hund ist ausgepowert von all dem Mist, den er hier so anstellt.
Der Zerstörer
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hat Ben ein Faible für medizinisches Gerät. Nachdem er, wie berichtet, mit großer Begeisterung ein Langzeit-EKG vom Hausarzt zerstört hat – 150 Euro Selbstbehalt bei der Tierhaftpflicht – hat er letzte Woche versucht, die Zahnschiene unserer Tochter anzuprobieren. Sie hat leider nicht gepasst, weshalb er sie kurzerhand gefressen hat, also zumindest ein Drittel. Dann hörte ich ihn schmatzen und hab ihm die Reste aus den Lefzen gerissen.
Corpus Delicti
Nun weiß ich ja nicht, was eine Zahnschiene aus Silikon mit dem Verdauungstrakt des Hundes so anstellt. Wahrscheinlich nicht viel mehr als Einweghandschuhe, Luftballons oder Christbaumkugeln… Da ich ihn aber nun mal in flagranti erwischt hatte, beschloss ich beim Tierarzt nachzufragen. Das Schlagwort „Darmverschluss“ trieb mich samt begeistertem Hund dann doch in die Praxis.
Dort gabs Brechmittel aus der Spritze für ihn und ein dezentes pinkes Eimerchen für mich, mit dem Hinweis, draußen mal ein bisschen rumzulaufen. Wie soll ich sagen, es war eine interessante Erfahrung. Hier die Tragödie in drei Akten.
Erster Akt
Ich also mit Hundchen (mittlerweile Hüfthöhe) und Eimerchen unterwegs, einmal ums Eck bis vor die Apotheke. Da kamen wir dann zu einem abrupten Halt. Ich sags Euch, der Hund hats mit der Medizin.
Während sich Ben die Untaten des Morgens nochmal durch den Kopf gehen ließ, manchmal in den Eimer, am liebsten aber daneben, führte ich fröhlich-skurrile Konversationen mit den Passanten. Passantin: „Ach jö! Geht’s dem nicht gut?“ Hund: „Würg!“ Ich: „Wieso? Das machen wir immer so!“ Passant: „Was is’n das für einer?“ Hund: „Würg!!“ Ich: „Kennen Sie Würgeschlangen? Das hier ist so was ähnliches. Nur halt als Hund.“
Zweiter Akt
Dann ging es ein paar Meter ums Eck, direkt vor den Eingang einer – wie soll es anders sein –  Hausarzt-Praxis. Mittlerweile hatte Benni ungefähr fünfmal gekotzt und das blaue Silikonteil schwamm quietscheentchengleich im pinken Eimer. Für mich und den Hund hätte es an dieser Stelle gereicht, aber das Brechmittel sah das anders.
Passantin: „Hat der Magen-Darm?“ Hund: „Würg!“ Ich: „Ja, wir kommen gerade vom Arzt (zeige zur Hausarzt-Praxis).“ Passant: „Ach Mensch, was hat der denn gemacht?“ Hund: „Würg!!!!“ Ich: „Ja komisch, der hat heute morgen eine Trump-Rede auf Youtube gesehen, seitdem hört das nicht mehr auf.“  Anwohner: „Kann man irgendwie helfen?“ Hund: „WÜRG!!!“ Ich: „Ja, Sie könnten ihn mir zum Auto tragen. Haben Sie einen Regenmantel?“
Dritter Akt
Armer Schatz
Etwa zehn Kotzattacken später und rund 50 Meter vor der Tierarztpraxis war dann Schluss. Mein armer Schatz – mitterweile konnte ich ihn von Herzen wieder so nennen – machte keinen Schritt mehr. Passantin von vor der Apotheke: „Und nun?“ Hund: „…“ Ich: „Jetzt ziehen wir hier hin. Wenn Sie vielleicht einen großen Pappkarton besorgen könnten?“
In der Tat hätte ich mich am liebsten dauerhaft zu meinem armen Hund aufs Gehsteigpflaster gesetzt, aber es war ein eiskalter Morgen und irgendwie hatte ich mich auch genug unterhalten. Also rief ich in der Praxis an und fragte, ob man mir wahlweise den Hund oder das Eimerchen abnehmen könne. Die Sprechstundenhilfe kam gerannt, nahm den Eimer mit dem mittlerweile untergegangenen Corpus Delicti und ich warf mir den apathischen 30 Kilo-Hund über die Schulter.
Wie es weiterging…
Der Rest ist schnell erzählt: Wir haben es ohne weitere Zwischenfälle nach Hause geschafft – versorgt mit einer Brechstopp-Pille, die ich übrigens gerne schon früher gehabt hätte. Der Hund durfte ausruhen und mir gelang es bis zum Abend, die gesamte Geschichte vor dem Rest der Familie zu verheimlichen. Dann wollte meine Tochter ihre Zahnschiene einsetzen…
Und die Moral von der Geschicht? Da fallen meinem Mann gleich eine ganze Handvoll ein. Ja, ich weiß, ich hätte die zweite Schlafzimmertür besser zumachen müssen und die Schiene statt auf den Nachttisch, aufs Regal legen können. Hätte uns gut 300 Euronen gespart. Aber ich sage euch, der Hund arbeitet das irgendwie ab…
Es grüßt aus den sonnigen Mittelrheinbergen

Eure Nachbarin

PS: Wer nun glaubt, Tölchen hätte irgendwas aus der Sache gelernt, kann im Hunderziehungsratgeber nachlesen, dass eine Reaktion innerhalb von einer Sekunde nach Untat eintreten muss, damit Hundi eine Verbindung der beiden Ereignisse herstellen kann. Also außer Spesen nix gewesen…
Gans traumatisch

Gans traumatisch

Vor einer Weile… Hach, ich komme mal wieder nicht dazu, so oft zu bloggen, wie ich gerne möchte, nämlich täglich (Wuahahahahahah!!!!). Sorry, ich muss mal grad zusammenbrechen …………………………………… – äh, ja, bin wieder da. Japs! Also, was ich eigentlich schreiben wollte: Da steht ja noch was aus. Der versprochene zweite Teil extrem peinlicher Aktionen in der letzten Zeit und dazu tat es auch noch  ganz schön weh!
Altertümchen mit Geschichte
Wer mich und unser Haus kennt, weiß, ich liebe alte Sachen. So Sachen mit Geschichte halt. Sie dürfen shabby sein, Flecken und Risse haben, klemmen und knarzen, aber sie brauchen eine Vergangenheit. Wer mir was andrehen will, erzählt mir am besten eine gute Story dazu. So wie: „Die Klobürste stammt aus dem 19. Jahrhundert und gehörte dem Direktor des altgedienten Wanderzirkusses Cachini. Kostet auch nur 20 Euro.“ Fahr ich voll drauf ab!
Nun war ich mal wieder in Sachen wildgewordener Untierhund bei meinen Eltern und wir nutzten die Gelegenheit, einen urigen Antikhändler zwei Dörfer weiter aufzusuchen. Meine Mutter hatte vorher noch erzählt, dass es ein großes Gelände mit vielen speziellen Altertümchen sei und dass außerdem eine Menge Federvieh rumlaufe. Hörte sich cool an und sah auch cool aus.
Wir also mit dem Welpen an der Leine durch das riesige Tor, den Blick fasziniert auf alte Brunnen, schmiedeeiserne Zäune und halbzerfallene Bauernhoftüren gerichtet, die da so rumstanden, als uns eine Horde Gänse entgegen kam. Irgendwie war mir nicht ganz wohl, wie die so ihre langen Hälse vorstreckten und so komische Zischlaute von sich gaben.
Ich musste mich flüchtig an einen Frühjahrsbesuch im Affen- und Vogelpark Eckenhagen erinnern, wo mich so ein wildgewordener Hahn angefallen hatte. Zum Glück trug ich damals lange Jeans und Stiefel, so dass er meinen zarten Fesseln nichts anhaben konnte. Aber ein kleines Trauma ist geblieben und an jenem Tag im Antikparadies hatte ich einen Rock an, was nicht gerade zu meiner Beruhigung beitrug.
Er packte das Viech…
In einem großen Bogen schlug ich mich also um die Langhälse herum und suchte Schutz hinter einer ausnehmend schönen Kassettentür. Mein Vater war derweil damit beschäftigt, unserem Welpen eine gute Erfahrung zu verschaffen, die „in der Sozialisationsphase ja so wichtig ist, um sich keinen traumatisierten Angstbeißer heranzuzüchten“. Das bedrohlich zischende Gänsevolk langsam vor sich hertreibend („Siehst du Benni, die haben Angst vor dir!“) näherte sich also der Rest der Familie der Baracke. Hier trat endlich der Besitzer/Antikhändler/Gänsehirt in Erscheinung. Der packte das unerschrockenste Vogelviech am Hals und schleuderte es drei Meter durch den Hof.
Nun bin ich ja bei allen Ressentiments schon auch tierlieb. Insekten werden grundsätzlich in einem Glas gefangen und rausgetragen (zwar von meinem Mann, aber auf meine Anweisung), Hunde gestreichelt, Rehe gefüttert, verletzte Vögel gerettet. Deshalb fand ich die Szene auch ziemlich abstoßend und verzog mich erstmal in Richtung Alte-Bauernbuffet-Abteilung, wo ich die Gänse schnell vergaß und stattdessen in Überlegungen schwelgte, wie ich mein Geburtstagsgeld am besten anlegen könnte.
Entsprechend frohgemut und unbedarft wagte ich mich schließlich wieder nach draußen in die Arena. Dort standen mein Vater und mein Hund mit synchron stolzgeschwellter Brust. Herren über die Gänseschar, die sie zu Demonstrationszwecken auch gleich einmal in ihren Verschlag trieben. Den leider türenlosen Verschlag (s.o.). Langsam schlenderten wir weiter, um ein paar Hinkelsteine im hinteren Garten zu begutachten. Und als mein Vater gerade sagte, dass Gänse ja an und für sich eher bellen statt beißen und überhaupt total harmlos sind, hörte ich von links hinter mir das Unheil nahen.
Flatsch, flatsch, flatsch…
….rannte die geschmähte Obergans in einem Affentempo auf mich zu und zwickte mich mit der Vehemenz der Geknüppelten ins pralle Wellfleisch. „Aaaaaaahhhhhhh!“ Mein Schrei hallte durch die nächsten drei Täler und kam als Echo zurück, während ich nach einem sicheren Ort suchte und mich dabei fast mit der Hundeleine strangulierte: Egal! Leute, so schnell bin ich noch nie auf einen Hinkelstein gehüpft. Und während sich meine Mutter meinem Seelenheil widmete, trat mein Vater die Harpyie weg und kümmerte sich dann kopfschüttelnd ob meiner unprofessionellen Hysterie um den potentiell traumatisierten Hund.
Den Rest des Tages verbrachte ich mit einem Kühlpack am Hintern zu Hause, versuchte meine Würde wiederzugewinnen und mein eigenes Trauma zu verarbeiten. Anders als dem Hund ist es mir bis heute nicht gelungen und ich bin sicher, dass die nächsten Ferien auf dem Bauernhof eine echte Herausforderung für mich werden. Wir werden sehen…

Es grüßt EuchEure Nachbarin

PS: Bis heute habe ich noch nie Gans gegessen. Es könnte aber sein, dass sich das an Sankt Martin 2016 ändert.
O nooooooo!

O nooooooo!

Kommt gebt es zu, er hat schon jeden von Euch ereilt: Dieser Moment, in dem man sich wünscht, der Boden würde sich auftun und man könnte rumpelstilzchengleich darin versinken. Zumindest so lange, bis der letzte Lacher verklungen ist und die Menge sich zerstreut hat. Solche Situationen laufen hier in diesem Blog unter der Rubrik „Peinlichkeiten“ und ich hätte da noch zwei, die mir gerade erst passiert sind. Ich hab wohl nen (ungünstigen) Lauf oder wie mein ehemaliger Starbuxkollege Ahmed wohl sagen würde: Der Mond steht im Clown.
Die Pumphose
Es war also gestern. So ein Wetter… nennen wir es Semihochsommer. Irgendwie nicht ganz heiß, aber auch nicht nur warm. Keine Ahnung. Jedenfalls genau das Wetter für meine Lieblingspumphose. Das Ding hat ne Größe drinstehen. Ich glaube, es ist 40. Aber die Wahrheit ist, die geht alles mit, was die Waage so zu bieten hat. Dehnung pur. An und für sich großartig. Allerdings gibt es einen kleinen, aber entscheidenden Nachteil, der sich mir gestern mit aller Macht offenbart hat.
Ich also diese endbequeme Superhose an und mit Töchterchen zu meiner Freundin ins Nachbardorf. Wir stehen vor der Haustür und ich in beiden Händen eine Tasche. Die Tür geht auf und mein dreijähriges Patenkind stürmt jubilierend auf mich zu, um meine Beine zu umarmen. Gerade noch freue ich mich über die begeisterte Begrüßung, da stehe ich plötzlich im Freien. Die Hose bauscht sich um meine Knöchel und das Mädel hat sich gnadenlos im Stoff verwickelt.
In solchen Fällen hat man ja nie den seidenrosa Spitzenslip an, der die aprikosenzarte Haut des durchtrainierten Hinterns umspielt. (Den leider nicht ich habe, sondern die Beachvolleyballerinnen bei Olympia). Man hat auch nicht die Beine rasiert (es war ja eine lange Hose) und das echt überfällige Peeling der Oberschenkelrückseite hatte nicht mehr in den Tagesplan gepasst (also ungefähr der letzten 350 Tage).
Ungeschminkte Wahrheiten
Also präsentiere ich die ungeschminkte Wahrheit meiner Kehrseite der gesamten Lindenstraße in Bonn-Ittelsbach, während ich die Taschen fallen lasse. Ich versuche meine Patentochter aus meiner Hose zu pulen und selbige wieder an Ort und Stelle zu ziehen. Unterbrochen von hilflosen Lachsalven meinerseits, umsprungen von zwei feixenden Fünfjährigen, umtost vom Bellen des Haushundes und begleitet von den Nachmittagserzählungen meiner Freundin, die ihr Baby auf dem Arm wiegt und die das Szenario völlig unbeeindruckt lässt.
Irgendwann – es müssen Stunden gewesen sein – hatte ich mein Patenkind wieder auf den Beinen und das unzuverlässige Stück Stoff wieder dort, wo es hingehörte und drehte mich hochrot im Gesicht zur Straße hin um. Nicht zu sehen! Keiner da. Keine Nachbarn am Fenster, nicht mal ein Vogel auf der Stromleitung, vielleicht war er auch vor Lachen runtergekippt. Einen Check bei Youtube habe ich mir verkniffen, nicht dass der Nachbarsjugendliche doch noch… Ach nein. Es sind ja Ferien und das Schwimmbad hat auf.
Als weiter…
Meine Hose habe ich heute wieder angezogen. Das ist wie beim Reiten. Fällste runter, musste gleich wieder rauf. Und schließlich beabsichtige ich das gute Stück zu tragen, bis ich nicht mehr reinpasse. Was hoffentlich niemals der Fall sein wird. Allerdings werde ich künftig darauf achten, sie bei Begrüßungsszenen mit einer Hand zu sichern. Oder noch besser: Ich nehme die Alternative mit knackigem Hintern und Seidenschlüpper. Dann ist es auch schon egal. Wer weiß, vielleicht seht ihr mich bei Olypia 2020 beim Beachvolleyball (als Maskottchen in Haremshose).
Wer so gut im Rechnen ist, wie meine Tochter, wird es gemerkt haben: Ich hatte zwei Geschichten versprochen und das hier ist definitiv nur eine. Macht aber nix. Dies ist ein Blog und der nächste Post kommt bestimmt.
Es grüßt Euch,
 
Eure Nachbarin
Die Weihnachtsmaus

Die Weihnachtsmaus

Ich weiß nicht, ob mir jemand bewusstseinsverändernde Substanzen in den Weihnachtstee gekippt  hat oder das 25stigste Lebkuchenherz mit Marmeladenfüllung irgendwie schlecht war. Jedenfalls, wenn man mich fragt, geht es hier in letzter Zeit nicht mehr mit rechten Dingen zu.
Alles begann mit einer Weihnachtsmaus. Nachdem meine Tochter ja bereits am zweiten Weihnachtstag mit einer dicken Grippe die Segel gestrichen hatte, war mein Nachtschlaf zwischen den Jahren empfindlich zu kurz gekommen. Weshalb mein mich liebender Mann, generöserweise vorschlug, ich solle meine Zelte doch mal auf der Wohnzimmercouch aufschlagen und damit ungefähr 30 Meter und zwei Türen entfernt vom nächtlichen Dauerhustenanfall meiner Tochter.
Knusper, knusper, knäuschen…
Gesagt, getan. Ich schlief den Schlaf der Gerechten. Bis genau 1:00 Uhr. Dann hörte ich ein verdächtiges Knuspern aus der Küche. Es klang haargenau so, als würden sich zwei Nagezähnchen in eine Umverpackung graben. Ich kenne das Geräusch, denn ich habe einschlägige Erfahrungen mit ‚Maus in Zimmer‘, seit ich im Jahr 2005 ein Praktikum auf dem Lerchenberg gemacht und ein Zimmer auf
einem nahegelegenen Bauernhof bewohnt habe.
Ich finde ja solcherlei Getier ganz süß, mit ihnen in einem Raum nächtigen möchte ich aber eher weniger. Also schnappte ich mir mein Kindle und leuchtete unauffällig in die Küche, um den Verursacher des Geknurpses in Flagranti zu erwischen. Das Geräusch verstummte. Ich machte das Deckenlicht an und ging auf Spurensuche. Nichts! Also schob ich das Intermezzo auf einen meiner Schlafwandelanfälle und legte mich wieder hin.
Bis drei Uhr. Da knabberte es wieder. Und zwar unter dem Weihnachtsbaum. Diesmal hörte es sich an, wie Nagezähnchen in Karton. Ich war zu erschöpft und dämmerte spontan wieder weg. Bis Viertel nach drei. Da hörte ich: Nagezähne in Holz. Emsig! Und zwar ungefähr einen Meter von mir entfernt. Direkt unter dem Wohnzimmertisch. Sobald ich mich bewegte, hörte es auf.
Nun hätte ich das Geheimnis an dieser Stelle wohl lüften können, hätte mich nicht eine völlig irrationale – sicherlich der Übermüdung geschuldete – Panik ergriffen, unter dem Tisch könne sich KEINE Maus, sondern
eine Beutelratte, ein mutierter Holzwurm oder gar eine mit ihren riesigen Mahlzähnen holzschnitzelnde Monsterspinne verstecken. Ich tat also das einzig Vernünftige: Ich ergriff die Flucht und zog ins Kinderbett meiner Tochter um. Tür zu! Fertig! Dachte ich zu diesem Zeitpunkt jedenfalls noch.
Ein(e) Fall(e) und keine Lö/osung
Ich schlief die restliche Nacht wie ein Stein und fuhr am nächsten Vormittag – es war der 30. Dezember – gleich zum Baumarkt, um eine Lebendfalle zu kaufen. Nur für was? ‚Wenn
es eine Beutelratte ist, reicht eine Mausefalle nicht. Und gibt es Lebendfallen für Säbelzahnspinnen??? Was tut man da rein? Einen Finger?‘, sinnierte ich vor mich hin, bevor ich dann etwas verwirrt doch nach der Mausefalle griff.
Dann rief ich die Experten in Sachen Nagetierfang an. Meine Eltern. 35 Jahre Erfahrung machen klug. „Für Mäuse muss man ein Brot dick mit Nutella beschmieren“, hörte ich. Da können die nicht widerstehen. ‚Das kenne ich von unserer Maus auch‘, dachte ich, und kaufte die etwas billigere Variante beim Aldi. Vielleicht war das der Fehler.
„Gibt es eine Losung?“, hatten meine Eltern noch gefragt, als ich meine Zweifel an der konkreten Form des Tieres offenbarte. „Eine Losung? Ihr meint so wie ‚Maus verschwinde aus diesem Haus!!!‘ Nein. Würde ich eine kennen, bräuchte ich ja keine Falle.“ Es ginge um die Ausscheidungen wurde ich belehrt. Außerdem könne ich nachts einen Apfel auslegen und einen Teller
mit Mehl bestäuben. „Mäuse sind neugierig! Ist eine da, wirst du auf jeden Fall Spuren darauf finden.“
Mit einem spitzen Schrei sprang ich aus dem Bett
Ich bereitete alles für die Nacht vor. Die Falle ließ ich nochmal weg, in der Angst, eine Beutelratte könnte sich in der zu kleinen Lebendfalle verfangen. Ich weiß, wie sich sowas anfühlt. Wenn ich nach
Weihnachten meine Alltags-Jeans wieder anziehe, hat es einen ähnlichen Effekt bis ungefähr nach der Fastenzeit. Das kann man keinem antun.
Aus persönlichen Gründen verbrachte ich die folgende Nacht gleich im Kinderzimmer und konnte nicht einschlafen, weil Töchterchen nebenan die Tonleiter rauf und runter bellte. Pünktlich um eins war es dann soweit.
Unter das Husten aus dem Schlafzimmer mischte sich ein zartes Knuspergeräusch aus der Küche. ‚Aha‘, dachte ich, ‚morgen sehe ich, welcher Gestalt du bist‘, und drehte mich entspannt zur Wand. Für etwa 10 Sekunden. Dann knusperte es gleich neben dem Bett – unter der Fensterbank.
Mit einem spitzen Schrei sprang ich auf und stürzte ich mit Decke und Kissen ins Schlafzimmer, um freiwillig den Nachtdienst anzutreten. ‚Immerhin‘ dachte ich, ‚das Bellen wird das ominöse Tier, das unter geschlossenen Zimmertüren hindurchpasst (!) bestimmt abhalten.‘ Mein Mann schleppte sich ins Kinderzimmer. Ließ sich mit – wie immer verstöpselten Ohren – auf dem Kinderbett nieder und wachte morgens mit einem „Ich hab nix gehört!“ auf. Na danke.
Der Mehlteller war unangetastet, die Apfelhälfte verschmäht, eine Losung auch heute nicht zu finden. Na warte! „Heute Abend bist du fällig, egal wer oder was du bist!“, rief ich provozierend ins Wohnzimmer hinein. Und während es am Silvesterabend langsam dämmerte überlegte ich kurz, ob es sich vielleicht um den Geist einer Maus handeln könnte. Einer Maus, die schon vor vielen Jahrzehnten in dieser Wohnung zu Tode gekommen war und sich nun, da wir bald ausziehen, nicht mehr an ihren Ehrenkodex gebunden fühlt.
Der Wind, der Wind, das himmlische Kind
„Ich glaube, ich werde ein bisschen verrückt!“, gestand ich meinem Mann, der vielsagend seine Mundwinkel kräuselte, aber dennoch brav die Lebendfalle bestückte. Brot und Nuss-Nougat-Creme satt. Aus Schaden klug geworden nächtigte ich nach dem Feuerwerk gleich mit Töchterlein im Schlafzimmer. Die Balkontür stand auf – wie immer, wenn sie hustet. Der Rollladen war genau so weit hinuntergelassen, dass eine zur Einsicht gekommene Maus (oder deren Gerippe) hinausgelangen könnte, Tiere von draußen sich aber keinesfalls eingeladen fühlen sollten.
In der Nacht hört ich im Schlafzimmer Geräusche. Kein Knabbern und Knarzen. Eher ein Rascheln und Huschen. Der Wind zerrte am Rollladen. Oder war es ein agiles Bündel mit oder ohne Fell, das mit Vehemenz
dagegen bollerte, um in die Freiheit zu gelangen. „Was ist das hier? Blairwitch Projekt???“, zitterte ich und zog mir die Decke über den Kopf.
Seither sind weitere Nächte vergangen, weitere Äpfel unangetastet, das Mehl im Müll, die Falle leer. Aber irgendetwas bringt mich um den Schlaf! Pienzt mich, ärgert mich! Immer in der ersten Nachthälfte. Heute Nacht, ich schlief todesmutig wieder mal im Kinderzimmer, sprang ich plötzlich auf. Ich hatte es gesehen, das Wesen. Keine Spinne, keine Beutelratte, keine
Maus. Äh, also doch. Quasi! Eine Fledermaus, die meinen Kopf umkreiste und mich und meinen panischem Puls aus dem Bett trieb. Als ich den Lichtschalter fand, sah
ich sie. Sie hockte oben im schaukelnden Kinder-Netzregal von Ikea und blickte mit spöttischen Teddyaugen auf mich herab…
Bis heute wusste ich nicht, ob diese Geschichte noch einmal ein Ende und ich zu meinem Nachtschlaf zurück finden würde. Aber letztlich hat meine Tochter hat den Bann gebrochen! Gemeinsam mit den Großeltern kam sie heute Nachmittag zur Tür hinein, pfefferte die Winterschuhe von den Füßen, fegte um die Küchenecke und „zack“ mit dem dicken Zeh in die Falle. Ein paar Tränen des Erschreckens bei ihr, ein paar herzliche Lachtränen bei uns und dann die erleichterte Erkenntnis: Endlich habe ich nun doch eine Maus gefangen!

 

Eure Nachbarin