Dez 10, 2015 | Ne Story
Ich erinnere mich, als sei es gestern gewesen, dabei ist es schon über 15 Jahre her! Alles ist in letzter Zeit schon über 15 Jahre her… Egal. Jedenfalls hatte ich die Ehre, als Nikolaus in einem Montessori-Kindergarten aufzutreten (ja, als Nikolaus, warum auch nicht). In liebevoller Bastelarbeit beklebte ich ein dickes Buch mit Goldfolie und begab mich in die Kita. Dort sollten Erzieherinnen und Kinder in der Turnhalle auf
mich warten. Ein rotweißer Mantel mit Kapuze hing bereit, dazu eine weiße Perücke, ein Bart und ein Sack mit Geschenken.
Als ich mich in der „Umkleide“ (das Ein-Quadratmeter-Erzieherinnen-Klo) umzog, geriet ich jedoch wegen des Schildes ‚Achtung Salmonellen! Bitte auf die Handhygiene achten!‘ so aus der Fassung,
dass ich überstürzt in Richtung Turnhalle flüchtete. Das Buch hielt ich fest umklammert, der Sack schleppte und polterte hinter mir her. Der Bart hielt, die Perücke auch! Und das war ein Segen, denn ich hatte in der Eile vergessen, mir die rote Kapuze überzuziehen.
Mein Auftritt war trotz dieser Widrigkeiten ein Erfolg. Und so kann ich heute mit professioneller Vorerfahrung dem Nikolaus auf Augenhöhe begegnen. Also zumindest dem bestellten… Mit so einem hatte es
Töchterlein am Nikolausabend zum ersten Mal zu tun und ich muss sagen, es war ein Abenteuer.
Niko-Graus
So einen Nikolausabend zu planen ist ganz einfach:
– Nikolaus organisieren (Studentenwerk, Arbeitsamt oder wie bei uns ein ehrenamtlicher Dorfnikolaus auf Spendenbasis)
– Ein paar Zeilen über das Kind verfassen
– Kleinigkeiten in hübsches Papier eingeschlagen
– Kind ins Verderben rennen lassen. Letzteres eher ungeplant.
Als Nikolaus am Abend des 5. Dezembers mit einem herrischen „Bum, bum, bum!“ Einlass verlangte, verwandelten sich drinnen zwei kleine wilde Mädels in zitterndes Espenlaub. Während die Väter der
Runde ihre Kameras zückten, stellte Herr Nikolaus seinen Sack ab und zog seine Lesebrille hervor, um aus seinem goldenen Buch zu zitieren. Ich weiß auch nicht, was ich erwartet hatte. Irgendeine gütig-großväterliche Rede vielleicht, mit kleinen humorvollen Anspielungen auf die eine oder andere Missetat.
Stattdessen schwang sich unser Gast zu einem Nikolaus-Knecht-Ruprecht-Imitat im 50er-Jahre-Oberlehrer-Stil auf und listete mit donnernder Stimme eine Verfehlung nach der anderen auf. Während ihre Freundin strammstand und jede Anschuldigung empört von sich wies, ließ mein Töchterlein den Kopf hängen und wurde immer zittriger.
Ich befürchtete ein nachhaltiges Nikolaustrauma, startete meinen Helikopter, landete neben ihr auf der Couch und zog sie schützend auf meinen Schoß.
Erziehung auf Augenhöhe
Ich war kurz davor, ihm was von Jesper Juul und Erziehung auf Augenhöhe zu erzählen, als er endlich zum Ende kam und sich ein Lied wünschte. Bei beiden Mädchen herrschte nach der Gardinenpredigt gähnende Leere im Köpfchen und sie starrten ihn nur mit blanken Augen an. Sie kamen erst wieder in Bewegung,
als der Gabenbringer schließlich seines Amtes waltete und zur allseitigen Erleichterung Päckchen und Süßigkeiten verteilte.
Beim Abendessen fragten wir die Kinder vorsichtig. „Und, wie fandet ihr den Nikolaus?“ „Supernett!“, schwärmten beide. Und während wir Eltern unauffällig verständnislose Blicke wechselten, rief die Freundin meiner Tochter. „Mir ist jetzt auch ein Lied für den Nikolaus eingefallen: ‚Stups, der kleine Osterhase…‘“.
Kinder sind ja hart im Nehmen. Das Trauma habe jetzt wohl ich. Im nächsten Jahr engagieren wir den Opa!
Eure Nachbarin
Dez 2, 2015 | Alltagschaos
Ja, ihr Lieben, ich lebe noch. Danke der Nachfragen 🙂 Nein, ich bin nicht in der Zwischenzeit mit Zwillingen niedergekommen, ich führe kein Einsiedlerleben in einer Weinbergshütte und bin nicht dem Wahnsinn verfallen. Wobei – der letzte Punkt ist zunehmend strittig. Genau wie die Beziehung zu einigen Handwerkern, die ich gerne auf den Mars umsiedeln würde (Mond ist noch zu nah). Nicht falsch verstehen, es gibt auch tolle, aber wie heißt es so schön: Ein faules Ei verdirbt das ganze Omelette.
Dem Haus geht es gut, ich war heute mal da. Es könnte ein bisschen wärmer darin sein – sagen wir so 15 Grad wärmer. Dann würden vielleicht auch mal die vor Wochen frisch verputzten Wände trocknen, die wir dann streichen könnten, woraufhin wir den Boden legen könnten, woraufhin wir vielleicht auch irgendwann in diesem Leben in besagtes Haus einziehen könnten. Dass das alles nicht geht, verdanken wir unserem Heizungsmann. Sollte jemand im Großraum Bonn mit dem Gedanken spielen, Heizung und Sanitär zu erneuern, rufe mich bitte an: Ich kann da definitiv eine Firma nennen, um die man besser einen großen Bogen macht.
Adventsbanause
Was war sonst noch? Ach ja, Advent. Mein Mann hat dieses Jahr keinen Adventskalender gekriegt (zum ersten Mal). Zum einen, weil er schon zwei andere hat – vom Betrieb und vom Kunden. Zum anderen, weil ich mich weigere, jemandem einen Adventskalender zu füllen, der vor dem ersten Dezember schon mal zwei Türchen aufmacht, weil „ich Hunger auf Schokolade hatte“. Hallo geht’s noch? Das kann ich weder mittragen, noch fördern. Mit meinen Weihnachtsritualen bin ich speziell!
Und ich finde im übrigen eine viel dankbarere Abnehmerin in Töchterlein. Sie bekommt jeden Tag ein Schoki in ihren Tannenbaumkalender (erst aus einem Obi-Adventskalender, aber die Schokolade war oll und die Motive „naja“ – Zange, Hammer und so) und nun aus einem Aldi-Adventskalender (heute für 39 Cent erstanden).
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Mützchen |
Und dann noch ein Sächelchen. Gestern einen kleinen Froschkönig, den sie den ganzen Tag nicht aus der Hand gelegt hat. Nicht im Kiga, nicht beim Kiga-Fotografen und nicht beim kreativen Kindertanz am Nachmittag. Obwohl, da saß er wohl mal kurz auf der Bank. Und heute dann eine Hautcreme mit Himbeerduft, die sie ganz allein nach Belieben verwenden kann. Mutig, ich weiß…
Am Samstag wird sie übrigens zum ersten Mal auf den Nikolaus treffen. Natürlich auf den echten! Oder denkt ihr, wir bestellen den bei der Studentenvermittlung. Ts! Jedenfalls werde ich berichten. Bald!
Wenn ihr jetzt das Gefühl habt, dieser Blogpost hätte gar kein richtiges Thema gehabt, irgendwie keinen roten Faden, mag das daran liegen, dass er kein richtiges Thema gehabt hat und auch keinen roten Faden. Dafür ne rote Weihnachtsmütze. Ist doch auch was.
Genießt den Advent, trinkt einen Glühwein für mich mit und nehmt euch Zeit!
Es grüßt aus der Sanierungsparallelwelt
Eure Nachbarin
Dez 23, 2014 | Nä wat schön - DIY
Abgebrochene Nägel, kaputte Fingerkuppen, verklebtes, wirres Haar. Nein, ich komme nicht von einem Survivaltripp aus dem Dschungel. Ich habe nur Geschenke verpackt. Es gibt ja so Dinge, die verlernt man nie: Fahrradfahren, mit Messer und Gabel essen, Geschenke verpacken… Dachte ich zumindest. Die Realität sieht anders aus, muss ich leider feststellen. Früher gehörte das kunstvolle Verpacken zu meinen leichtesten Übungen (ich habe sogar mal am Packtisch gearbeitet). Ja, ich sonnte mich sogar in dem Glauben, ein gewisses Talent dafür aufzubringen. In jüngerer Zeit stelle ich mich jedoch an, wie ein Linkshänder mit Rechtshänderschere.
Das Papier reißt bereits beim Einschneiden – vorbei die Zeiten, in denen die Schere mit elegantem Schwung glatt durch das Papier fuhr und Papercut-Kanten produzierte. Die einst virtuos ausgeführte origamigleiche Falttechnik funktioniert überhaut nicht mehr. Meist ist das Papier viel zu groß und liegt in etwa so straff am Karton, wie die Haut einer 90-jährigen Omi. Dazu übelstes Geknuddel an beiden Seiten, wo eigentlich dieses perfekt gefaltete Dreieck hingehört, von einem dezenten Klebesteifen gehalten. In meinen Glanzzeiten habe ich sogar Doppelklebeband benutzt…
Patchworkpapier
Manchmal ist das Papier aber auch zu klein, was ja noch blöder ist. Da mich offensichtlich mein Augenmaß verlassen hat, habe ich wenigstens auch eine Menge knitteriger kleiner Endstücke übrig. Die verklebe ich dann irgendwie miteinander zu einer Art Patchworkpapier und und gebe diesem mit Tesafilm den Rest. Ja, die Sache mit dem Tesafilm. Früher hatte ich Scotchband, bis sich mal irgendwann eine Freundin darüber lustig machte, dass ich ja immer dieses milchige Klebeband benutzen würde. Ja, auch, um filigrane Papiersterne ans Fenster zu pappen.
Sah ein bisschen unschön aus. ABER es verklebte nicht UND der dazugehörige Abroller tat, was er sollte. Nämlich nicht nur einwandfrei abrollen, ohne dass das Band verpappt, sondern auch an der Risskante problemlos den Klebestreifen abtrennen. War vielleicht Glück, aber seit ich besagten Scotch-Abroller kaputtgemacht habe, hatte ich nie wieder einen, von dem ich das Klebeband vernünftig abbekommen habe. Das Ergebnis ist ein vom hilflosen Rumziehen gedehntes und verflustes Band, das seine Klebekraft schon halb eingebüßt hat, bevor ich es überhaupt aufkleben kann.
Auch der glasklare Effekt von Tesa hat sich damit erübrigt, denn unzählige Fingerabdrücke machen es am Ende genauso milchig, wie das halbdurchsichtige Scotchklebeband. Grrrrrr! Aber auch wenn die Abrisskante murx ist, schaffe ich es immer noch, mir daran die Fingerkuppen zu zerstören. Sollte jemand mal meine Fingerabdrücke nehmen wollen, wird er es schwer haben und es hat auch einen Grund, dass ich immer nur rotes Papier verwende…
Bänderdehnung
Kommen wir zu den Bändern. Ich habe eine ganze Schublade voller Bänder – selbstredend. Aber nur wenige passen zu rotem Papier. Früher habe ich Geschenke kunstvoll verschnürt, mit Tannengrün oder Mistelzweigen versehen, hier noch ein Deko-Elch, dort eine Deko-Kugel, handgemalte Geschenk-Etiketten – das ganze Programm. Heute ziehe ich irgendein goldenes oder silbernes Geschenkband aus der Schublade, dass die sardinenbüchsengleiche Enge da drin nur mit vielen Falten überstanden hat und versuche es einigermaßen fest um das Papier zu wickeln. Was nicht klappt. Weshalb es rumschlackert, wenn ich den Knoten vorne drauf mache. Weshalb ich das lockere Band hinten am Geschenk nochmal zusammenfasse und mit einem fleckigen, verdrehen usw. – ihr wisst schon – Stück Tesa verklebe. Was sch…eibenhonig aussieht.
Aber hey, das Ding ist verpackt. Etiketten sind überbewertet, aber da ich mir über die zwei Tage bis Weihnachten definitiv nicht merken kann, welches rote Geschenk für wen ist, schreibe ich großzügig mit schwarzem Edding den Namen drauf. Nicht auszudenken, wenn meine Schwiegermutter die Schnürsenkel, die Lammfellschuheinlagen oder die Thermounterwäsche bekäme, die mein Bruder sich gewünscht hat oder meine Tochter den Stahlbesen, die Sturmhaube, die Dauerfilter für Nasssauger oder die Baumsäge, die für meinen Vater bestimmt sind. Mein Bruder wiederum könnte wahrscheinlich wenig anfangen mit einem Duplo-Zirkus, einem Rattan-Puppenwagen und dem Buch „Lili geht aufs Töpfchen“. Aber wer weiß.
Jedenfalls, wenn das so weitergeht mit dem Verpacken, dann werde ich demnächst nur noch auf weihnachtliche Geschenktüten zurückgreifen. So ein Stahlbesen macht sich sicher super in einer dieser schmalen hohen Tüten, in denen man Weinflaschen verschenkt…
Warum ich das Geschenkeverpacken verlernt habe? Ich weiß es nicht. Habe schon mal in Erwägung gezogen, meinen Hormonstatus ermitteln zu lassen. Vielleicht habe ich ja Testosteronüberschuss.
Andererseits könnte es eventuell auch etwas mit meiner Tochter zu tun haben, denn beim Verpacken hört sich das meist so an: „Nein Schatz, leg die Schere weg, nicht dass du dich schneidest!“ „Wo hast du den Abroller hingetan?“ „Ach da hinten, holst du ihn mal wieder her? Nein? Dann gehe ich wohl selbst!“ „Sag mal Schatz, hast du das ganze Tesa abgerollt? Das hätte ich noch gebraucht. Wo hab ich denn…?“ „NEEEIIIN, nicht auf der Geschenkpapierrolle balancieren!!!“ „Ach, da hast du das ganze Tesa verklebt, auf den bereits fertig verpackten Geschenken. Ähhhh – sehr hübsch, mein Schatz.“ usw. usf. (Haare-rauf!)
In diesem Sinne werde ich mich nun verpflastern und mich den übrigen 32 Geschenken zuwenden, die noch zu verpacken sind. Meinem eigenen übrigens auch: Mein Mann sagt, er kann keine Geschenke verpacken!
In diesem Sinne, falls wir uns nicht mehr lesen: Frohe Weihnachten!!!
Eure Nachbarin
Dez 19, 2014 | Nä wat schön - DIY
Weihnachtszeit, Paketezeit. Vor allem, wenn man mehr am Rand vom Rand wohnt und die sieben Kilometer bis zur Innenstadt dank Kleinkind in der Trotzphase unüberwindlich erscheinen. Was aber tun, mit den vielen, vielen Kartons, die sich nach einer vorweihnachtlichen Geschenke-Order-Aktion in der Ecke stapeln…
Es gibt da diese Theorie: Ein zerbrochenes Fenster, das längere Zeit nicht ersetzt wird, kann dazu führen, dass die gesamte Nachbarschaft verkommt. So ähnlich läuft das auch in unserer Wohnung ab. Es
gibt den Zustand „picobello“. Der ist Dienstagsmittags, nachdem unsere Perle das Haus verlassen hat. Ich habe morgens aufgeräumt, sie hat der bescheidenen Hütte Glanz verliehen!
Und dann braucht es nur eine klitzekleine Chaosecke. Dinge, die nicht da sind, wo sie hingehören: Zwei Schrauben liegen noch auf der Fensterbank, weil ich nicht wusste, wo sie herkommen. Der Brotkorb ist mit dem
falschen Tuch abgedeckt oder das Quietsche-Entchen steht noch vom abendlichen Bad auf dem Wannenrand. Und schon vermüllt die ganze Wohnung. Wenn mein Mann nach Hause kommt, kann er nicht mehr erkennen, dass unsere Perle überhaupt da gewesen ist. Meine Tochter und ich haben dann schon ganze Arbeit geleistet.
Vor Geburtstagen und vor allem vor Weihnachten spitzt sich das Problem zu. Denn wir bekommen Post. Viel Post! Große Pakete! Die Herren von Versand und Co laden uns schon zu ihrem Geburtstag ein oder erzählen uns von ihren Rückenproblemen, so gut kennen wir uns mittlerweile… Naja, vielleicht machen sie uns auch nur für letztere verantwortlich.
Weihnachtsshopping
Aber wir wohnen eben nicht in der Bonner Fußgängerzone, sondern quasi am Rand vom Rand. Es gibt Supermärkte und Drogerien, Bäcker, Schneider und Floristen, aber es gibt keinen Spielwarenladen, keine Modehäuser und keine Fastfood-Restaurants. Letzteres hat damit eigentlich nichts zu tun,
stößt aber meinem Mann immer wieder auf. Kaufhof ist Luftlinie nur siebeneinhalb Kilometer entfernt. In der Realität aber liegen unzählige logistische und
organisatorische Meilen zwischen mir und dem Weihnachtsshopping.
Also bewege ich mich gar nicht – das kann ich ja ohnehin am besten – und bestelle alles, was es zu bestellen gibt online. Ich meine, Weihnachtsmann und Christkind bringen die Sachen doch auch ins Haus. Da war nie die Rede von schwitzenden Menschenmassen, die sich – viel zu warm angezogen – bepackt,
rempelnd und mit den Nerven am Ende durchs Kaufhaus schieben, um den Wunschzettel abzuarbeiten. Und das sind nur die OHNE zeterndes Kleinkind an den Haxen. No thanks!
Aber zurück zu unserer Wohnung. Wenn zwei Schrauben ausreichen, um aus einem ordentlichen Heim ein Dickicht zu machen, durch das man sich den Weg nur noch mühsam bahnen kann, ist der Effekt von Pappkartons naheliegend. Und wir sprechen hier von vielen Pappkartons. In einer Ecke gestapelt – herausquellendes Füllmaterial, Werbeprospekte und Lieferscheine
noch nicht mitgerechnet – blockieren sie etwa fünf Prozent unserer Wohnfläche und die nächste Altpapierabfuhr ist erst in einem Monat. Unverantwortlich sowas.
Idee!!!
Jetzt verstehe ich natürlich, dass sich manchmal eine gewisse Kartongröße nicht vermeiden lässt. Zum Beispiel – äh – bei einem Paravent. Warum aber Pakete hier ankommen, die mindestens eine Mikrowelle vermuten lassen, sich dann aber als Transportkäfig für zwei zentimeterhohe Tierfigürchen erweisen, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Vielleicht kann mich jemand erhellen.
Jedenfalls habe ich mir überlegt, dass ich – auch um mein schlechtes Gewissen in Sachen Papierverbrauch zu beruhigen – die diversen Kartons einer sinnvollen Aufgabe zuführen werde. Meine 38 Weihnachtsdeko-Zeitschriften sagen seit letztem Jahr einhellig das Gleiche: Baut Euch Weihnachtsbäume! Aus Streichhölzern und Ästen, aus Bildern, die pyramidenartig an der Wand hängen, aus Lebkuchen und Büchern. Warum als nicht auch aus Kartons??? Et viola!
Dez 15, 2014 | Mein Senf
Ab und an ist ja Zeit für ein peinliches Geständnis. Hier ist es: Für mich ist Weihnachten kein echtes Weihnachten ohne „Last Christmas“! Ja, ich weiß, genauso gut könnte man David Hasselhoff-Fan sein (was ich niemals war) oder Modern Talking toll finden….…… Ja okay… Aber Mann, ich war in der dritten Klasse und Thomas Anders hatte die Haare, die ich mir immer gewünscht hatte.
Aber zurück zu George Michael und „Wham!“. Ich weiß, das Lied sollte eigentlich „Last Easter“ heißen und war nur als Gelddruckmaschine gedacht. Und ich weiß, dass George Michael in dem Video aussieht, wie meine Großtante Henriette und dass man mit dem Schmalz, der gerade aus den Boxen tropft (ja, ich höre das Lied, siehe oben) ausreicht, um Bräter für mindestens drei Weihnachtsgänse einzufetten. Aber ich habe eine wirklich gute Entschuldigung.
Es war der Winter 1991, ich war ein Teenie mit Zahnspange und lila Nerdbrille und schwärmte seit etwa einem halben Jahr für den heißesten Typen, den die Einkaufs-Mall (jaha, sowas gab es damals schon) zu bieten hatte. Er arbeitete in dem großen Musikladen im Basement, dessen Namen ich vergessen habe. Sagen wir der Einfachheit halber „Musikpalast“. Er war groß – also der Typ – mindestens zwanzig und er hatte diese langen dunklen Locken, für die es sich lohnte, mehrmals pro Woche 25 Minuten mit dem Bus in der Innenstadt zu fahren.
Ihr seht ich bin meinen Vorlieben auch nach der dritten Klasse erstmal treu geblieben. Jedenfalls war es irgendwann vor Weihnachten und ich schaute diesen neuen, verwackelten Regionalsender. Irgend so ein armer Praktikant hatte am Tag zuvor eine Umfrage in der Fußgängerzone gemacht und sich die Lieblings-Weihnachtslieder der Leute vorsingen lassen. Und plötzlich war ER da und füllte mit seinen Locken den ganzen 56er Röhrenbildschirm aus.
Und als ob das nicht schon gereicht hätte, um meinen Tag zu machen, erhob er auch noch seine Stimme und sang im perfekten weichen Bariton sein Lieblingsweihnachtslied ins Mikro: „Laaast Christmas, I gave you my heart…“ Als meine Mutter ins Wohnzimmer kam, fand sie nur noch eine Pfütze an der Stelle, an der mein Herz dahingeschmolzen war. Ich selbst saß im Bus Richtung Innenstadt, um mir eine ganz bestimmte CD zu kaufen…
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