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Der nächste Morgen weckt uns mit Sonnenstrahlen. Ein perfekter Tag, um die Räder zu bewegen. Im Internet lese ich von Fahrradwegen, die direkt hier an der Allianz Arena beginnen. Also schnell mit dem Blick auf die eindrucksvolle Heimstadt des FC Bayern gefrühstückt und die Drahtesel gesattelt. Eine Bremse ist mal wieder verstellt, aber Selbstmade-Zweiradmechaniker Papa Hose richtet es in Minutenschnelle. Dann geht es in Richtung Isarauen, die sich so ziemlich unmittelbar an das Arena-Gelände anschließen. Geil! Schon tauchen wir in den herbstlich gefärbten Wald ein und erreichen nach einer Viertelstunde die schöne, wilde und bootsfreie Isar. Als Rheinländer, für die ein Fluss eigentlich die größte Straße einer Stadt ist, mal ein ganz anderer Eindruck. Entspannt (ich) und nicht ganz so entspannt (Tochter/hasst Schotterwege) radeln wir am Fluss entlang, bis wir den englischen Garten erreichen.

Raupe vom Buchenstreckfuß oder BuchenrotschwanzEin Schild erzählt uns erstmal, wo wir in den Parkanlagen nicht fahren dürfen ( auf Wegen, an denen Bänke stehen). Leider gibt es keine Auskunft, wo man fahren darf oder wo wir hier überhaupt sind. Also einfach mal weiter und gucken, wie die anderen fahren. Die Antwort lautet: kreuz und quer. Während einer kleinen Pause macht unsere Tochter das, was sie draußen immer macht: In der Natur rumstochern. Sie findet dabei eine krassgelbe Raupe mit rotem Schwanzbüschel. Exotisch, dieser Englische Garten, denke ich, bevor mir Wikipedia erklärt, dass der Buchenrotschwanz eigentlich überall in Deutschland weit verbreitet ist. Da müssen wir erst nach München kommen, um das zu bemerken. Die Stimmung unserer Tochter heilt das nur für ein paar Meter. Dann wird sie/es ihr schon wieder anstrengend. Okay, wir haben E-Bikes, sie nicht. Aber ist doch schön hier!

Über verschlungene Wege erreichen wir schließlich den Chinesischen Turm, nur um festzustellen, dass er gerade bis oben eingerüstet ist. An dieser Stelle kommt mir der Gedanke, dassEingerüsteter Chinesischer Turm im Englischen Garten wir vielleicht doch bis Pisa fahren müssen, damit ich dem mäßig beeindruckten Nachwuchs einen wirklich coolen Turm präsentieren kann. Vorerst beschließen wir bei strahlendem Sonnenschein bis zum Maximilianeum weiterzufahren, die Räder dort abzustellen und dann nochmal in die Tram 19 zu steigen. Nach einem Abstecher zum Rewe (Essen und Trinken hebt die Laune unserer Mini recht zuverlässig), einer Pause bei den Mandarin-Enten am Achtersee (ich hätte sie eher am Chinesischen Turm vermutet) und einer weiteren an den Isarkaskaden, erreichen wir den Bayerischen Landtag.

Mittlerweile bin ich schweißgebadet, denn auch wenn die bajuwarische Hauptstadt gut mit Fahrradwegen ausgestattet ist, so ist der Verkehr auf der Straße UND den Wegen doch reichlich und ich mache mir Sorgen, um unsere Dorfmaus. Entsprechend erleichtert schließe ich mein Rad im Auge der Landtags- Überwachungskameras an. Hier sollten sie sicher stehen. Die Tram beschert uns nochmal wunderbare Eindrücke der Maximiliansstraße im Hellen, bevor sie uns am Stachus ausspuckt, wo unsere Tochter sich gleich so enthusiastisch in den Springbrunnen stürzt, dass sie klatschnass wird. So richtig warm ist es nicht, die Sonne hat sich verzogen und so gebe ich ihr mein Leibchen (kids first) und friere mir hernach so den Arsch ab, dass ich spontan einen Hoody aus Biobaumwolle im C&A erstehe.

Nass werden am Stachus (Mädchen im Springbrunnen)Türkisch essen wie beim Mama

 

 

 

 

 

 

Mittlerweile hat auch mein Mann Hunger und jetzt ist höchste Eile geboten. Wir suchen uns was Landestypisches und essen Türkisch wie daheim in Mama’s Küche. Im Falle meines Mannes stimmt das sogar ungefähr, weil er sieben Jahre seiner Jugend in Antalya verbracht hat. Das Essen in dem niedlichen kleinen Hinterhof katapultiert ihn in die goldenen Neunziger zurück und macht ihn glücklich, wie ein kleines Kind. Auch unsere Tochter ist mehr als angetan. Mir selbst reicht es, den beiden beim Schlemmen zuzusehen und mich mit ihnen zu freuen. Derart abgefüllt wagen wir noch einen Abstecher zur unfassbaren Asamkirche, der sich wirklich lohnt.

Asamkirche München Innenansicht Allianz Arena Gang

Zurück geht es mit der Tram 19 zu den Rädern und dann an der Isar entlang bis zur 12 km entfernten Allianz Arena. Dort entdecken wir, dass Menschlein ein- und ausgehen und beschließen, uns das spannende Gebäude mal näher anzusehen. In den leeren Gängen riecht es nach Weißbier und Wurst. Die Füße kleben auf dem pappigen Asphalt. Die Wände zieren überlebensgroße Gemälde von Lahm, Müller und Co. Fasst meint man skandierende und jubelnde Fans zu hören, aber es ist nur der Wind, der durch die leeren Ränge pfeift. Den Abend lassen wir gemütlich im Wohnmobil ausklingen, kochen uns was auf unseren Gaskochplatten und spielen Dixit, das während der Fahrt unser Standardspiel werden soll. Ach, die Welt ist schön!

Beste Grüße von Eurer Nachbarin (erfüllt)

 

 

Ver- und Entsorgung und ein Schnack auf Englisch