Aaaaaaahhhhhhh! Stress!!! Warum hat mir das vorher niemand gesagt. Okay, es wurde vorher gesagt. Gelegentlich oder auch immer wieder. Aber andere haben es ja auch geschafft, so ein Häuschen zu bauen. Und wir bauen ja noch nicht einmal. Wir sanieren nur. Obwohl – eine gute Bekannte, die als Single früher mal ein Mietshaus gebaut hat (Hüte ab!) sagte letztens: „An eine Sanierung würde ich mich nicht ran trauen.“ Aha!
Nu denn. Bevor ich Euch aber mitnehme in die staubigen Tiefen unseres Hauses, das sich vom wohnlich aussehenden Eigenheim in einen schuttbedeckten Rohbau verwandelt hat, will ich Euch noch die Vorgeschichte erzählen. Einfach, weil man das niemandem vorenthalten kann…
Hauskauf in mindestens acht Schritten
Dass man ein Haus nicht kauft, wie ein Stück Käse an der Supermarkttheke, war uns auch klar. Es ist ein wenig teurer und es gibt Schritte. Viele Schritte, die ich hier mal in Kürze niederschreiben will.
Erstens: Man sucht und sucht und sucht und – gibt auf. Oder man findet es: DAS Haus, das man wirklich kaufen will. An dem alles passt oder passend gemacht werden kann und der Rest ist plötzlich gar nicht mehr so wichtig.
Zweitens: Man bekundet gegenüber Makler und Eigentümer sein großes Interesse und kommt gleich am nächsten Tag mit einem Gutachter wieder, um das Haus auf Herz und Nieren zu prüfen. Wenn alles stimmt und der Preis irgendwie passt, bekundet man sein DRINGENDES Interesse, erwirbt die Sympathien von Makler und Eigentümer und wirft 30 weitere Interessenten aus dem Spiel.
Ersehnt |
Drittens: Man lässt sich die nächsten Schritte erläutern und fragt besorgt, wie das mit dem Vorkaufsrecht ist. (Das Vorkaufsrecht ist das Recht vieler Kommunen, Häuslekäufern das Haus vor der Nase wegzuschnappen und es zum gleichen Preis vom Eigentümer zu erwerben.) Man lässt sich gutmütig belächeln und erhält die Auskunft: „Vorkaufsrecht gibt es eigentlich nur auf dem Papier. Das passiert einem von Zehntausend und betrifft sowieso und überhaupt nur repräsentative Altbauten im Stadtkern.“
Viertens: Man kümmert sich um die Finanzierung. (anderes Thema)
Fünftens: Man trifft sich mit der Maklerin und den Eigentümern beim Notar, lässt sich den Kaufvertrag laut runterrattern, versteht eigentlich nix, nur so viel: „Das Vorkaufsrecht der Gemeinde ist was total Exotisches, da müssen Sie gar nicht dran denken.“ Man unterschreibt frohen Mutes den Vertrag fährt mit den ehemaligen Eigentümern zum Haus, um dort auf Kaution die Schlüssel zu erhalten und mit Sekt anzustoßen.
Sechstens: Man freut sich darauf, dass die Stadt als nächstes ihr Vorkaufsrecht abtritt (reine Makulatur, kann ein paar Tage dauern) und eine Vormerkung auf den Kauf im Grundbuch eingetragen wird. Dann kann der Kauf abgeschlossen werden. Erste Rechnungen treffen ein, obwohl man ja noch gar nichts bezahlt hat, denn NRW erhebt seit diesem Jahr auf den Kauf 6,5 Prozent Grunderwerbssteuer. Das sind 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Danke Land! Man geht mit einem Energieberater durchs Haus, der gerne für 200.000 Euro sanieren möchte und einem mild schmunzelnd sagt: „Vorkaufsrecht? Quatsch! Das ist nur, damit die Stadt eine Gebühr für die Abtretung erheben kann.“
Siebtens: Man wartet Tag um Tag vor dem Briefkasten darauf, dass die Stadt endlich diese verd… blöde Gebühr erhebt und ihr Vorkaufsrecht abtritt. Man hat bereits alle nervösen Witze zu dem Thema erzählt. Man ruft nach vierzehn Tagen angespannt beim Notar an, lässt sich beruhigen (Überlastung UND Urlaubszeit auf dem Amt) und wartet weiter. Man kratzt alibimäßig an ein paar Tapeten und kann sich nicht helfen, davon zu träumen, wie es mal sein wird, wenn man fertig ist. Wie man im Garten unter den alten Obstbäumen sitzt, den – noch anzuschaffenden – Golden Retriever zu Füßen, das glückliche Kind auf dem Trampolin… ABER man kann es drehen und wenden: DAS Haus ist trotz allem noch nicht unser.
Achtens: Man hat es nach zweieinhalb Wochen satt zu warten und instruiert den Notar, bei der Stadt nachzufragen. Abends sitzt man zusammen im Wohnzimmer, als das Telefon klingelt. Man schaut dem Ehemann ins Gesicht, während er dem Anrufer zuhört. Man sieht, wie er blass wird. Und: Die Stadt meldet ihr Vorkaufsrecht an.
Wie es weiterging, erfahrt ihr in Bälde!
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