Wir drehen durch. Aber nur ein bisschen. Ich glaube, das gehört zu Hausbau und -sanierung dazu. Es fühlt sich manchmal an wie eine ätzende Grippe, von der man hofft, dass sie bald ein Ende hat. Also an alle, die sich über unsere mangelnde Aufmerksamkeit, die ausufernde Vergesslichkeit, die Gerade-nochmal-die Kurve-gekriegt- oder Sorry-leider-zu-spät-Attitüden der letzten Wochen wundern: Bitte schreibt uns nicht ab! Wir werden auch wieder normal. Irgendwann!
Zu dieser Bitte um Generalabsolution hat mir meine Heilpraktikerin geraten. Sie sollte eigentlich an die Familie gehen, aber ich weite sie aus und erbitte sie von allen Freunden und Bekannten, Kollegen und Vorgesetzten, Finanzberatern und sonstigen Dienstleistern und natürlich von Euch. Und bitte: Wer eine Schaufel oder auch nur einen Spachtel halten kann oder weiß, wie passend gemacht wird, was eigentlich nicht passen kann – hier entlang!!
Das Ende der Geschichte
Aber nun nochmal zum Ende unserer ersten kleinen Ehrenrunde, die wir drehten, bevor das Ganze hier richtig losging und uns die Birne einweichte.
Meinem Mann fiel also, wie erwähnt, die Farbe aus dem Gesicht und der Hörer aus der Hand und wir sahen unser Lieblingshaus mit Scheune so was von davonschwimmen und mehrere Zehntausend Euro bereits bezahlter Gebühren gleich mit. Die Stadt meldete Vorkaufsrecht an! Es passierte also einfach das, was eigentlich gar nicht möglich ist. Vor meinem inneren Auge spulten sich sämtliche potentielle Verwendungsmöglichkeiten für unsere gerade zerronnenen vier Wände ab. Beginnend bei der Nutzung als Flüchtlingsheim und nicht ganz so realistisch endend, mit dem Umbau zu einer Bergstation für eine Zahnradbahn, um unser Dorf besser an die Rheinschiene anzubinden.
Ehemann zog unterdessen mit zitternden Händen den Hörer unterm Sofa hervor und hielt ihn heroisch ans Ohr. Und plötzlich schien er wieder zu atmen! Also fing ich versuchsweise auch wieder damit an. Ja, die Stadt wollte Vorkaufsrecht anmelden! Nein, sie plante kein weiteres Flüchtlingsheim und auch keine Bergstation auf unserem Grundstück. Sie wollte ganz einfach die Straße verbreitern! 1970. Und weil das noch in irgendeinem Plan auftauchte, wollte sie einfach mal ihr Vorkaufsrecht nutzen, um uns einen schmalen Streifen des Grundstücks wegzunehmen. Dass besagte Straße nur verbreitert werden kann, wenn man oberhalb drei Häuser abreißt, schien dabei keine relevante Rolle zu spielen.
Ich liebe Bürokratie!
Nun kann aber eine Stadt kein Vorkaufsrecht auf einen Teil eines Grundstücks anmelden, sondern nur auf den gesamten Komplex. Eigentlich hätten wir also den Kauf rückabwickeln müssen, damit die Kommune dat Ding von den vorherigen Eigentümern kaufen und dann abzüglich 22 qm wieder an uns hätte verkaufen können. (Ich liebe Bürokratie!) Dieses Vorgehen hätte uns wahrscheinlich wieder monateweit von unserem Scheunenhaus entfernt. Schließlich fand sich aber dank Notar und willigen Straßenbauämtlern eine andersherum-Lösung. In Folge kam die Stadt zu ihrem Recht, wir zu unserem Haus und das Dorf kommt vielleicht irgendwann mal zu einer verbreiterten Straße.
Unsere Bilanz: Der Spaß hat den Hauskauf um zwei Monate verzögert, unser Nervenkostüm püriert und uns 4.000 Euro finanziellen Verlust eingefahren. Aber sonst alles juut!
In diesem Sinne
Eure Scheunenhäusler
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