Seite wählen
Wenn’s mal wieder länger dauert…

Wenn’s mal wieder länger dauert…

Gestern sagte mein Mann zu mir: „Es würde mir viel besser gehen, wenn wir keine Hausratsversicherung, Gebäudeversicherung und Kinderversicherung hätten.“ Nun: MIR NICHT. Jetzt kann ich meinen Mann zwar verstehen, denn gerade ist wieder die Zeit, in der man – also er – Stunden vor dem Computer zubringt, um am Ende einen 50 Euro günstigeren Tarif und ein kostenloses Cuttermesser obendrauf zu ergattern.
Aber ich bin halt mehr so… mein Mann würde sagen „ein völlig übertriebener Sicherheitsfanatiker“ und mir vorhalten, dass ich schon alle Fenstergriffe durch Abschließbare ersetzt haben wollte, bevor unsere Tochter sich auf den Bauch drehen konnte. Das stimmt. Ich würde es eher risikobewusst nennen und – nun – ERRFAHREN! Denn bei uns dauert manches ETWAS länger…
Rauchmelder mit Geduld
Zum Beispiel die Rauchmelder! Habt ihr einen? Also pro Zimmer? Und im Flur? Ab 2017 wird das Pflicht – zumindest in NRW. Als wir letztes Jahr im Juni unser Haus gekauft haben, habe ich als erstes 15 Rauchmelder angeschafft. Gut es waren vielleicht ETWAS viele. Vielleicht war es auch ETWAS verfrüht, bedenkt man, dass wir det Janze ja erstmal in Schutt und (Gott sei Dank nicht) Asche gelegt haben. Aber sie waren schon mal da und harrten ihrer Aufgabe. Und harrten und harrten und harrten und…
Wir zogen aus unserer rauchmelderbestückten Wohnung aus und in unser Haus ohne Rauchmelder ein. Das war im März. Irgendwann las ich von einem Wohnungsbrand in der Zeitung und klaubte die Rauchmelder in der Scheune zusammen, wo sie sich verstreut hatten. Verblendet, wie ich manchmal beim Großeinkauf bin, hatte ich nicht darauf geachtet, ob man sie kleben oder schrauben muss. Man muss sie schrauben. Mit dem Akkuschrauber in die Decke. No way, dass ich das mache! Also legte ich sie als stumme Aufforderung auf die Wohnzimmerfensterbank – wo sie lagen und lagen und lagen…
Zweiter Anlauf
Dann las ich in einem Roman von einem Wohnungsbrand, pustete hektisch den drei Zentimeter dicken Staub von den Rauchmelderverpackungen und regte an – mein Mann würde sagen meckerte los – doch endlich mal diese vermaledeiten… „Das kannst du doch selber“, meinte der. Jawohl, ich kann das selber. Mit einer Leiter! Während mein Mann mit seinen 1,96m allenfalls auf einen Kindertritt steigen muss und lässig mit einer Hand so ein Ding da oben… Und die Rauchmelder lagen weiter, bis sie irgendwann mit dem Hintergrund verschmolzen und sie keiner mehr wahrnahm. Das war im Juni.
Dann sah ich vor zwei Wochen einen Wohnungsbrand im Fernsehen und beschloss Nägel mit Köpfen zu machen. „Ich ruf jetzt den Handwerker an, der soll die Dinger da oben montieren.“ Ein ergebenes Seufzen meines Mannes, zeigte mir, dass ich auf dem richtigen Weg war. Es dauerte noch 24 Stunden, dann hatte ich ihn soweit. Leider war Sonntag und Bohren nicht angesagt. Mein Vater meinte: „Bauschaum und draufpappen. So geht es am schnellsten.“ Mein Mann meinte: „Die schönen Decken.“ Ich meinte: „Die giftigen Dämpfe.“ Und begann – wie immer nach monatelanger Planung – im meiner Bastelschublade nach ad hoc-Lösungen zu suchen.

 

The HappyEnd?
Nach zehn Minuten hatte ich: Fünf Powerstripps, 20 Posterklebe-Ecken, fünf selbstklebende Klettpunkte, Tesafilm, Montagekleber, Doppelklebeband und – äh – Sicherheitsnadeln zusammengetragen. „Was willst du denn damit?“ „Gar nichts, aber die gehören in den Nähkasten.“ Innerhalb von zwanzig Minuten hatte mein Mann das ganze Haus an strategisch wichtigen Stellen mit Rauchmeldern versehen, unter Verwendung sämtlicher Powerstrips, Posterklebe-Ecken und Klettpunkte. Seither sind zwei schon wieder runtergekommen – einer heute morgen um sechs. Die stauben jetzt wieder auf der Fensterbank vor sich hin…
Wenn’s mal wieder länger dauert.
Eure Nachbarin
Zuverlässig unstrukturiert

Zuverlässig unstrukturiert

Kinder brauchen Struktur! Ja, das weiß ich auch. Aber was ist, wenn man selber einer der unstrukturiertesten Menschen überhaupt ist? Neben „kreativem Chaos“ steht mein Tagesablauf im Lexikon. Ich schaffe es einfach nicht, einen Tag wie den anderen zu gestalten. Gerade war ich bei meinen Eltern. Von denen habe ich das nicht! Die sind so was von durchorganisiert. Wenn die eine Aufgabe anfangen, dann bringen sie sie auch zu Ende. In aller Gemütsruhe – einen Schritt nach dem anderen.
Wenn ich eine Aufgabe anfange, dauert es nicht lang und mit schießt irgendwas Unaufschiebbares, durch den Kopf, etwas, das ich sonst vergesse, wenn ich es nicht sofort… Oder mir wird kalt und ich brauche eine heiße Dusche (kommt im Juli schon mal vor) oder mein Handy sagt, dass jemand Geburtstag hat und wenn ich jetzt nicht gratuliere, dann erst wieder nächstes Jahr…
…oder es ruft jemand an oder der Postmann klingelt oder ein interessanter Vogel lässt sich auf der Balkonbrüstung nieder und ich muss unbedingt mal googeln, was es für einer ist und wenn ich schon dabei bin, muss ich auch unbedingt googeln, wie Raben in der Balzzeit machen. Ich habe da nämlich so einen interessanten Ruf letztens gehört, da gibt es doch sicher ein Youtube-Video. Oje, Youtube funktioniert nicht. Was ist da los? Da muss ich gleich mal meinen Mann anrufen und fragen. Der kann mir auch keine Antwort geben, sagt mir aber, dass ich dringend noch diese eine Handwerkerrechnung überweisen muss. A propos Handwerker, wieso ist das bestellte Gartentörchen noch nicht da, da guck ich besser mal bei Ebay rein und schreib ne Pöbelmail oder ich geh lieber vorher zu den Nachbarn, nicht dass sie es schon angenommen haben. Ach ja, die Nachbarn, die haben doch letztens den Rabarber rüber gebracht, dann könnte ich ihnen doch was von unseren Himbeeren… Viele Himbeeren sind das ja nicht! Oje, die Schnecken haben auch noch die letzten Sonnenblumen gekillt, wie kommen die bis auf ein Meter Höhe? Ich muss unbedingt zum Baumarkt und Schneckenkorn kaufen, haben meine Eltern gesagt. Und wenn ich da schon mal bin, kann ich ja auch mal die Grundierung für das Gästezimmer kaufen, da müssen wir langsam mal mit fertig werden, sonst haben wir hier Weihnachten noch Kartons stehen. Weihnachten! Geschenke! Naja, es ist noch ne Weile hin, aber da fällt mir ein, ich muss dringend mit meinem Bruder besprechen, was wir jetzt mit Papas Geburtstagsgeschenk machen. Und ich muss die Fotografin anrufen, wegen des zwei Jahre alten Geburtstagsgutscheins für das Familienshooting mit meiner Mutter. Wir haben noch so viele Gutscheine nicht eingelöst. Wie lange ist so ein Gutschein überhaupt gültig, muss ich mal googeln…
Wo war ich? Was wollte ich??
Das war ein Fünf-Minuten-Ausschnitt aus meiner Gedankenwelt. So geht das den lieben langen Tag und abends fragt mich mein Mann, warum ich nicht gekocht habe und was ich die ganze Zeit so mache. Erstens: Wer soll denn dabei noch kochen? Zweitens: Weiß ich nicht, was ich den ganzen Tag gemacht habe. Irgendwie erinnere ich mich dunkel, dass ich zwei Artikel fertig gestellt, mein Kind pünktlich von der Kita abgeholt, es verköstigt und bespaßt habe, dann war ich noch beim Bäcker und dann? Dann habe ich einen Filmriss, aber ich bin sicher, es ging im gleichen Ton wie oben weiter und weiter und weiter… Weil es immer so weiter geht, bis ich abends die Augen zu mache. Dann schlafe ich: Gott sei Dank.
Ja, ich bin unstrukturiert. Ja, das färbt auch auf meine Familie ab. Nein, ich kann nicht ohne Internet leben. Schön wäre es, aber ich bin Online-Redakteurin. Vielleicht sollte ich umschulen, auf Floristin oder so. Da fällt mir ein, ich muss noch die Blumen im Vorgarten wässern, es hat nicht geregnet, obwohl es den ganzen Tag so aussah. Was ist das überhaupt für ein Wetter? Ich spüre schon ein Kratzen im Hals, die Tochter hat nachts gehustet. Ich muss mal bei der Homöopathin anrufen, überhaupt ist da mal wieder ein Termin fällig…
Ächz!
Eure Nachbarin (glaube ich)
Irgendwie vernagelt

Irgendwie vernagelt

Hi ihr Lieben! Wollte mich mal kurz melden, um zu erzählen, warum ich mich nicht melde und was das mit diesem Nagel da oben zu tun hat.
Der eine oder andere wird sich noch an den Scheunenhausblog erinnern, den ich im Sommer so ambitioniert angefangen und dann irgendwann nicht mehr weitergeschrieben habe. Es gibt da so Baustellentagebuchschreiber, die jeden Tag was posten oder zumindest einmal in der Woche… Leute, wie macht ihr das????
Wenn ich schreibe kann ich nicht mauern, verkleiden, schleifen oder streichen, jedenfalls will ich mir das Ergebnis dann nicht vorstellen… Zu schreiben hätte ich natürlich genug und werde das auch ganz bestimmt nachholen, wenn wir in dieses vermaledeite Haus (das ich natürlich unendlich liebe) eingezogen sind.
Was übernächstes Wochenende passiert! Obwohl es sich keiner vorstellen kann, der das Haus von innen sieht! Weil noch kein Klo hängt und kein Waschbecken, die Küche noch nicht aufgebaut ist und weder Herd noch Backofen bestellt sind. Weil das Gästebad ein Rohbau ist und das Gästezimmer auch und weil im Flur und im Wohnzimmer noch der Bodenbelag fehlt.
Aber hey, was solls: WIR SCHAFFEN DAS!
Sonst aber nix! Ich habe jetzt schon so viele Menschen (Freunde und Familie, Kollegen und Interviewpartner, meinen Mann, meine Tochter, meine Nachbarn und mich selbst) auf die zweite Märzhälfte vertröstet… Die muss jetzt mindestens 6 Monate dauern, sonst wirds eng.
Was das Ganze mit dem Nagel zu tun hat? Den habe ich mir am Samstag auf der Baustelle durch die dicke Sohle meiner Wanderschuhe getreten. Und ich habe es nicht nur nicht gemerkt…. Ich bin auch noch zwei Tage mit dem Ding, das immerhin spitzerweise einen Zentimeter zwischen meine Zehen ragte rumgelaufen und habe mich gewundert, warum da immer der Socken im Schuh hängen bleibt, wenn ich ihn ausziehen will.
SO WEIT IST ES SCHON GEKOMMEN!
Hilfe, ich spüre mich selbst nicht mehr… Es wird alles gut! Wir schaffen das. Melde mich in der zweiten Märzhälfte!
Eure Nachbarin – am Rande des… ach, weiß ich auch nicht
Handysucht – oder Die das Handy sucht

Handysucht – oder Die das Handy sucht

Gestern habe ich mich mit einer Frau getroffen, die mich nachhaltig beeindruckt hat. Das trifft zwar auf viele Frauen zu, aber diese toughe, mitten im Leben stehende Mutter von drei Kindern, lässt mich geradezu in Ehrfurcht erstarren. Sie lebt ohne Handy. Ganz und gar! Wie macht die das???

Ich selbst fühle mich ohne Handy, wie Hanni ohne Nanni, Dick ohne Doof, Affe ohne Kokosnuss – äh, ihr wisst, was ich meine. Auf dem Weg zum Café, in dem wir uns verabredet hatten, dachte ich, ich hätte mein Smartphone zu Hause vergessen. Ich stand gerade auf der Fähre und ließ das morgendliche Rheinpanorama auf mich wirken, als meine Hand unbewusst – wie etwa 25 Mal am Tag – kontrollierend in die Tasche griff und ein gebrauchtes Taschentuch, einen Schlüssel und ein klebriges Hustenbonbon ertastete, aber KEIN Handy.

Mein erster Gedanke war: Cool! Ich treffe mich mit einer Frau ohne Handy und habe auch keins dabei. Wie entspannend! Noch während ich so dachte, machten ein paar Hirnzellen ihr eigenes Ding und dachten: Was, wenn eine Mail mit dem Angebot meines Lebens kommt und ich kann sie nicht schnell genug abrufen (immerhin bin ich Freiberufler und muss sehen, wo ich bleibe). Oder was, wenn ich wieder so eine SMS kriege, wie letzte Woche: „Herzlichen Glückwunsch! Wir haben Sie aus 80 Trilliarden Nutzern ausgewählt und Sie haben ein iPhone6 gewonnen. Bitte übermitteln Sie uns Ihre Adresse, Ihre Kontonummer und Ihre Geheimzahl.“ Hab ich alles gemacht, vielleicht ist es nicht angekommen…

Un wahrscheinlich

Nachgestellt – ich mach das bestimmt
nicht nochmal.

Ach egal, dachte ich. Wie wahrscheinlich ist das schon?! „In etwa so wahrscheinlich, wie dass einem am Sparkassenautomaten eine Münze runterfällt, die man aus Versehen mit der Fußspitze aus der Tür hinaus auf den Gehweg kickt, wo sie sich um 90 Grad dreht, um durch den winzigen Schlitz eines Metallgitters in einen Lichtschacht zu fallen“, kicherte das Teufelchen auf meiner Schulter. In der Tat ist mir das kürzlich passiert und bei einem kontrollierenden Blick in den Lichtschacht stellte ich zweierlei fest. Erstens: Es war natürlich die größte Münze meiner Barschaft gewesen. Zweitens: Offensichtlich bin ich die einzige, der es bisher gelungen ist.

Aber das nur am Rande. Zurück auf die Fähre, die mittlerweile die Mitte des Flusses erreicht hatte. Eine Minute ohne Handy und so langsam wurde ich nervös. Ich bin mit dem Fahrrad unterwegs, dachte ich. Was, wenn ich auf den noch zu überwindenden 200 Metern stürze und dann habe ich kein Handy dabei, um meinen Mann, den Notarzt und/oder meine Osteopathin anzurufen??? Was, wenn der Kindergarten anruft, weil die Maus krank ist und mich nicht erreicht und dann meinen Mann anruft und ihn auch nicht erreicht und dann bei der Oma anruft und die auch nicht erreicht und dann… Panik kroch meinen Nacken hinauf, während Helicopter-Mum fast von der Fähre abhob.

Ohne der wunderschönen Umgebung noch einen Blick zu gönnen, grub ich hektisch mit beiden Händen in meiner Tasche. Zweimal noch fuhr ich mit der Fähre hin und zurück, dann hatte ich es in ihren unergründlichen Tiefen gefunden: mein süßes, kleines, goldiges Smartphone. Es steckte genau da, wo ich es zwanzig Minuten vorher hingesteckt hatte. Und – ich hatte keine neuen Nachrichten. Als ich aufblickte, erreichte ich gerade zum dritten Mal das Bad Godesberger Rheinufer. Jetzt aber schnell, dachte ich, schwang mich aufs Rad und pedalte in fünf Minuten unfallfrei zum Café.

Tiefenentspannt wie ein Eichhörnchen

Smartphones stehlen Ihre Zeit!

Dort saß ich dann tiefenentspannt und wartete auf meine Kollegin. Und während ich so saß, schaute ich – nein, nicht in die Bäume oder in den Himmel oder wenigstens auf die leckere Auslage – ich schaute aufs Handy. Immer wieder. Um die Uhrzeit zu checken (Armbanduhr? Für Oldies!). Um die Mail zu checken, mit der wir uns verabredet hatten. (Ich könnte ja am falschen Tag, zur falschen Zeit, am falschen Ort sein). Um die Schlagzeilen des Tages zu lesen (unmotiviert, ich gebe es zu) und um auf Facebook einen Link zu teilen. Dann fiel mir nichts mehr ein und ich war für 15 Sekunden wieder ganz im Moment. Entschleunigt genoss ich die Ruhe, bis meine Hand wieder zu diesem vermaledeiten….

Aus den Augenwinkeln sah ich eine Frau auf den Stufen des Café sitzen, die an ihrer Zigarette zog. Und obwohl ich Nichtraucherin bin, erinnerte mich die Szene irgendwie an mich selbst…

Eure Nachbarin, die offensichtlich nicht nur süchtig nach Schokolade ist

PS: Natürlich habe ich meine Kollegin gefragt, wie sie ohne Handy (über-)lebt. Sie tut es einfach! Respekt!!

Doppel-Autsch!

Doppel-Autsch!

 

Ich habe da so eine Freundin, mit der ich gelegentlich zusammen koche. Also sie kocht und ich assistiere, bis sie zu mir sagt: „Schon gut, setz dich einfach da hin und guck zu.“ Soll heißen: Sogar beim Assistieren
stehe ich in der Küche eher im Weg rum. Was ich jedoch bis zu meinem Platzverweis an dieser Küchenzeile zu sehen bekomme, fasziniert mich immer wieder: Da herrscht zinnsoldatenartige Ordnung und Sauberkeit.
Bei uns ist es ja so: Will ich an die Kichererbsen für die Hummuscreme, muss ich auf Knien fünf Minuten lang 25 Erbsen-, Tomatenmus-, Mais- und Sardinenbüchsen aus dem Weg schaufeln. Wenn das Hummus fertig ist und ich es bis zum nächsten Tag im Kühlschrank aufbewahren will, öffne ich den Hängeschrank und ziehe am erstbesten Teil, das ich zu fassen bekomme. Daraufhin ergießt sich ein Schauer aus Dosen und Deckeln über mich, die Anrichte und den Küchenfußboden.
Immerhin, so findet man schnell den passenden Deckel zum Pott. Könnte man meinen. Aber weit gefehlt! Hier ist es wie bei den Socken: Wie von Geisterhand verschwinden die zugehörigen Gegenstücke und machen Platz für 19 Einzelteile. Auch egal! Kommt die Hummuscreme eben ohne Deckel in den Kühlschrank.
Meine Freundin kennt solche Probleme wahrscheinlich nicht. Ehrlich gesagt, traue ich mich nicht zu fragen. In Reih und Glied stehen dort der Größe nach aufeinandergestapelte Behälter, von der Dose bis zum Döschen. In einem stufenweise aufsteigenden Gewürzregal residieren Kante an Kante gleichhohe, akkurat beschriftete Gewürzbehälter. Ein Griff – und der Safran steht bereit, um die Sahnesoße zu verfeinern. Unser Safran, äh, ist leider gerade aus.
Schon in meiner Studenten-WG gab es Probleme, weil mein Mitbewohner auf Ordnung in der Küche gesteigerten Wert legte. Ich konnte mir einfach nicht merken, ob die roten Dessertschälchen ober- oder unterhalb der Salatschälchen mit dem 70er-Jahre Blumenmuster zu stapeln waren. Meine Mutter lebt übrigens schon seit über vierzig Jahren in ähnlichen Verhältnissen, denn mein Vater hat für jedes kulinarische Anliegen ein extra Messer UND eine extra Schere und alle haben ihren Platz.
Eine Schere hat er übrigens auch, um Frischhaltefolie in einem Rutsch von der Rolle abzutrennen. Leider gibt es in meinem Haushalt nicht ein einziges Exemplar, das auch nur ansatzweise dazu fähig wäre. Im Gegenteil bin ich froh, wenn ich überhaupt eine Schere finde und dem Sahne-Tetrapäckchen nicht mit dem Buttermesser zu Leibe rücken muss. Vor einer Woche, genau zwei Tage nach der Kochsession mit meiner Freundin, habe ich daher beschlossen: Es muss sich etwas ändern.
Eine erste Inspiration brachte mir die Matroschka-Puppe, die eine Freundin vor kurzem von einer Sibirien-Reise mitgebracht hat. Nun schachtele ich Vorratsdosen in ähnlicher Manier von klein nach groß ineinander und schließe sie. Zwar brauche ich jetzt im schlechtesten Fall zehn Minuten bis ich an die kleinste Dose komme, aber die Deckel sind immer passend dabei. Als nächstes werde ich meinem Vater alle Scheren und Messer zum Schleifen überlassen und sie dann ganz weit oben in den Schrank räumen, damit Töchterchen nicht dran kommt.
Ja und schließlich habe ich im Internet entdeckt, wie sich die Menschen in den USA so organisieren. Hust! Das nennt sich dann „storage project“ und bewegt sich, äh, auf einem sehr hohen Niveau… An das ich niemals heranreichen werde. Ein paar Ideen habe ich aber trotzdem umgesetzt, nach einem kleinen Spaziergang im Baumarkt. Was man nämlich in jedem Fall braucht, sind passende Behälter, Schütten, Schubladen und so weiter, die entweder durchsichtig und/oder beschriftet sind. Und hier das Ergebnis:

Einmachgläser:
Für alles Pulverige und Körnige. Besonders hübsch sieht es aus, wenn sie mit
Tafel-Etiketten versehen sind und so immer wieder neu beschriftetet werden
können.
Schubladen mit Beschriftung: Wenn Stauraum fehlt: Schubladenelemente aus dem Baumarkt können auch wunderbar auf der Arbeitsplatte gestapelt werden. Mit Etikett und Beschriftung

versehen, bringen sie Ordnung in die Küche und halten alles griffbereit.

Schubladen mit Foto: Do it Yourself-Tipp: Einfach den Inhalt abfotografieren und das Foto aufkleben, so weiß man immer genau, was drin ist.
Serviettenbox: Lange habe ich überlegt, wie ich meine vielen Servietten so unterbringen kann, dass sie keine Eselsohren bekommen. Diese Box steht nun offen auf der Anrichte – so sind sie schnell zur Hand und ich kann die Ausbeute meiner Sammelleidenschaft präsentieren.
Dosenbox: Mein Mann möchte immer viele Dosen mit passierten Tomaten im Haus haben – für seine legendäre Pasta Bolognese. In der Box haben sie es schön kuschelig und mir fallen sie nicht mehr auf die Füße, wenn ich hinten im Schrank nach Kichererbsen suche.