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Echtes Workout

Echtes Workout

Es ist so krass. Gerade zwei Wochen nach dem Urlaub und ich fühle mich morgens mal wieder, als hätte mich eine Dampfwalze überfahren: Total platt! „Da hilft nur eins“, sagt mein Mann. „Was denn? Schokolade?“, antworte ich hoffnungsvoll. „Nee, Fitnessstudio!“ Boah, das kann doch nicht sein Ernst sein?! Aber da mein Mann meistens Recht hat und sich dazu selbst jede Woche zur Muckibude schleppt, beschließe ich spontan: ich machs.

Lange ist es her, seit ich das letzte Mal einen Fuß in so einen Fitnesstempel gesetzt habe und ich gestehe, ich hab es nicht vermisst. Aus meinen Sportsachen bin ich seitdem etwas herausgewachsen und in Leggins wird mich dort niemand sehen. Bleibt nur eine Pyjamahose. Es wird eh peinlich, also ist das auch schon egal. Immerhin habe ich noch diese Angeberlaufschuhe. Hundert Euro im Sonderangebot vor vier Jahren und dann einmal gejoggt…

Im Pyjama – wenn ich die Hose anziehe, kann ich auch gleich das Oberteil dazu anziehen, habe ich mir gedacht – schwinge ich mich auf den Crosswalker. Der will nicht so, wie ich will. Statt einfach anzufangen, soll ich erst Alter und Gewicht eingeben. Ich schaue mich vorsichtig um, niemand in der Nähe – und gebe 25 und 55 ein. Das Display blinkt hektisch und piepst: „Error“. Unverschämt!

Damit ich nicht noch mehr Aufsehen errege, drücke ich auf „Pause“ und laufe einfach los. Wer braucht schon Widerstand – den hab ich zu Hause genug, wenn ich versuche, meiner Tochter Schal und Mütze anzuziehen. Nach 15 Minuten bildet sich ein Schweißtropfen auf meiner Stirn und ich beschließe: Ich bin jetzt aufgewärmt. Ab an die Geräte!

Weil die so kompliziert aussehen (das kann sich nur ein Mann ausgedacht haben), greife ich zunächst nach zwei 3-Kilo-Hanteln. Und plötzlich ist die Erinnerung wieder da: „Füße hüftbreit hinstellen“, kommandiere ich mich selbst. „Hehe, du kannst doch gar keinen Spagat“, kichert eine hämische Stimme in meinem Kopf. Na danke, so was brauche ich jetzt.

Aber dann klappt es tatsächlich ganz gut. Ich stelle ohne größere Quetschungen, die Geräte ein und trainiere. Drei Durchgänge à zwölf Wiederholungen pro Gerät. Der Atem geht, wie er soll (ausatmen beim Anspannen – ich finds unlogisch). Und, es tut noch nicht mal weh! Irgendwie komme ich mir kräftiger vor als damals. Und damit meine ich nicht ausschließlich das Fett.

Eigentlich klar, man wächst mit seinen Aufgaben. Von 3.100 Gramm zu derzeit 15 Kilo pirellimäßig verpacktes Lebendgewicht in Rosa. Durch die Gegend schleppen… ziehen, festhalten, hochstemmen usw. Je nachdem wie meine Tochter so drauf ist. Echtes Workout und ich habs gar nicht gemerkt!

Aua Wellness oder Zu viel Information

Aua Wellness oder Zu viel Information

Sieben Uhr morgens, Wochenende und mein Rücken ist ein BRETT.
An Liegenbleiben ist nicht mehr zu denken. Gestern haben wir Wellness gemacht.
Im Sinne der Entschleunigung und im Sinne des uralten Gutscheins, dessen Ablauf
drohte. Wellness mit Massage! Und es kam wie es kommen musste.

Masseurin: „Boah,
Sie sind aber verspannt. Knirschen sie nachts mit den Zähnen?“ Ich: „Äh, hab ich
noch nicht gehört.“ Masseurin: „Also, die sanfte Massage, die sie gebucht
haben, können wir vergessen, da muss ich richtig ran. Haben Sie Stress???“ Ich:
„Nun ja…“ Sie: „Ihr ganzer Rücken ist komplett verspannt. Das kommt vom Po, sie
spannen den Po an.“ Darf man das nicht? In dieser Frauenzeitung stand, man
soll… „Ihre untere Wirbelsäule ist deformiert. Das Kreuzbein steht raus.“ GOTT
SEI DANK – dann bin ich ja gar nicht selber schuld. Puh!

Und dann kommt das
obligatorische Gespräch. Kennt das jemand oder ist das eine Berufskrankheit der
Journalistin? Egal, ob Frisörin, Steuerberaterin oder Physiotherapeutin. Nach
einem Termin kenne ich ihr ganzes Leben. Mein Mann sagt, ich soll nicht so viel
fragen. Unser Ex-Kinderarzt hat mich mal fast rausgeschmissen, als ich im
Sprechzimmer einen Zettel mit „weiteren Fragen“ aus der Tasche zog… Aber das
ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls greifen solche Gespräche bedenklich in
meinen Alltag ein. Als ich kürzlich  Essigreiniger
auf die Einkaufsliste schreiben will, fällt mein Blick auf unseren
Kühlschrankmagneten aus Antalya. „Hat nicht letztens die Frisörin erzählt, ihre
Oma in Izmir ist schon über 100… In Japan werden die Leute ja auch so alt… Das
liegt bestimmt an der Ernährung…  Meeresfrüchte…“ Und prompt steht „Meeresfrüchte“
auf der Liste. Im Supermarkt weiß ich dann natürlich nicht mehr, was ich eigentlich
kaufen wollte. Meeresfrüchte sicher nicht. Ich kann definitiv nichts essen, was
dermaßen nach Dschungelcamp-Prüfung aussieht. Gesundheit hin oder her.