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Zehen wie ein Weihnachtsbaum

Zehen wie ein Weihnachtsbaum

Unsere Tochter kann sich komplett alleine anziehen. Außer Strumpfhosen und das kann ich ihr wirklich nicht verdenken. In der Tat wundert es mich, dass sie überhaupt Socken über ihre Zehchen bekommt. Sie sind nicht dick oder krumm, aber ein zuverlässiger Mechanismus führt dazu, dass sie sich in alle Himmelsrichtungen auseinanderbiegen, sobald sich etwas Schlauchartiges aus Wolle auf drei Meter nähert. Das heißt also: Pro Strumpfhosenbein dauert es  zehn Minuten, bis es oben ist. Dazu Schweißausbrüche, Flüche und Verwünschungen meinerseits, die eigentlich nicht für Kinderohren bestimmt ist. 

Dazu kommt, dass die Maus nach wie vor nichts anderes anziehen möchte, als Röcke und Kleider, und Strumpfhosen für die kühlere Jahreszeit da nun mal die Klamotte der Wahl sind. Dazu kommt auch, dass
die Maus darauf besteht, sich mehrmals am Tag umzuziehen – also je nach Stimmung und Vorhaben.

Kein Wunder also, dass mein Mann sich schlichtweg weigert, ihr (mir) behilflich zu sein. Dabei ist er überhaupt erst schuld an der Misere. Von MIR hat sie es nämlich definitiv nicht!! Meine Zehen sind krumm und schief, zwei sogar etwas zusammengewachsen, aber ich bekomme sie ohne Probleme in sämtliche wärmende Wollware hinein.


Ich dachte, das müsste so sein

Bei Mann und Tochter dagegen passen zwei Euro-Stücke zwischen großen Onkel und zweiten Zeh und, wenn ich es recht bedenke, auch zwischen alle anderen – und zwar quer. Außerdem sind beide in der Lage jeden Zeh einzeln im 90-Grad-Winkel nach oben zu biegen, was meine Tochter beim Strumpfanziehen dann auch zuverlässig tut. Ich weiß nicht, ob ihr schon mal einen Weihnachtsbaum aus seinem Transportnetz befreit habt. Es ist in etwa der gleiche Effekt! Ich weiß nicht, wie es meinem Mann gelingt, seine Socken anzuziehen – wahrscheinlich jahrzehntelange Erfahrung. Aber auch er ist froh, dass sich die Gelegenheiten, zu denen er eine Strumpfhose brauchen könnte, in Grenzen halten.

Und was meine Tochter angeht: Irgendwie dachte ich lange, das müsste so sein, schließlich hat sie diese goldig-komplizierten Zehen schon seit ihrer Geburt. Bis ich mal meiner

2-jährigen Patentochter die Strümpfe angezogen habe. Flupp! Und drupp! Das gleiche bei der großen Schwester. Ich bin aus allen Wolken gefallen und mittlerweile der Überzeugung, dass es ihre Eltern nie auf drei Kinder im Abstand von zwei Jahren gebracht hätten, hätte ihre Fußphysiognomie auch nur annähernd der meiner lieben Familie geglichen.

Ich habe jetzt was von Strumpfhosen-Anziehhilfen gehört – eigentlich für ältere Menschen, aber vielleicht sollten wir uns den Alltag einfach mal etwas erleichtern. Sollte ich so ein Ding mit Töchterchen ausprobieren, werde ich berichten…

Übrigens kam die Anregung zu diesem Beitrag von meinem Mann. Wollt ich nur mal gesagt haben 😉

In diesem Sinne einen schönen… was haben wir heute?! Ach ja, Montag!

Eure Nachbarin

Die Pippi Langstrumpf-Party

Die Pippi Langstrumpf-Party

Ich glaube, so zombinös habe ich mich zuletzt im Februar gefühlt, nach drei Monaten Dauererkältung. Danke an dieser Stelle meiner Heilpraktikerin für ihre Zauberglobulis, die mir täglich eindrucksvoll vorgaukeln, ich sei absolut ausgeschlafen. Entweder brauche ich eine neue Dosis oder es liegt einfach am Wochenende, das wir gerade hinter uns gebracht haben, denn Töchterlein ist – hach schon! – vier Jahre alt geworden.

Jetzt gibt es ja eine Menge Vorschläge, wie man so einen Kindergeburtstag gestalten sollte. Dazu gehört eine überschaubare Menge an Kindern (Faustformel = immer an der Kerzenzahl auf dem Geburtstagskuchen orientieren). Dazu gehört auch das Eindampfen der Geburtstagspartylänge auf zwei bis drei Stunden. Was diese beiden Tipps angeht, haben wir schon mal alles falsch gemacht. Aber vielleicht war die Feier gerade deshalb ein rauschendes Fest, das meine Tochter nun gerne wöchentlich wiederholen würde. (No way!)

Die Pippi Langstrumpf-Party

Pippi Langstrumpf ist das große Idol unserer Tochter und ein Pippi Langstrumpf-Geburtstag sollte es sein. Also rein in den Buchladen und vollbepackt mit PL-Tellern, PL-Bechern, PL-Strohhalmen, PL-Servietten, PL-Geschenketüten, PL-Rubbelbildern (merke Rubbelbilder sind KEINE Tattoos), PL-Girlande und PL-Luftballons wieder raus. Astrid Lindgren hätte ihre wahre Freude gehabt.

Dann eine Tortenbestellung bei der Oma: „Pippi Langstrumpf mit dem kleinen Onkel und dem Herrn Nilsson!“ Ebenso überzeugter wie berechtigter O-Ton der Tochter: „Die Oma, die kann alles!“ Also auch eine PL-Schoko-Torte! Großartig!! PL-Ausstecher für meine 08/15-aber-trotzdem-endleckeren Ausstechplätzchen sind bis heute nicht angekommen. Hm! Vielleicht kommen sie aus Schweden per Elch-Express…

17 Leute auf 80 qm Villa Kunterbunt

Vorbereitungszeit mit Einkaufen, Spiele ausdenken und aufbauen, gefühlte 830 Luftballons aufpusten (Achtung Beckenboden!), dekorieren und Buffet herrichten circa sieben Stunden. Buffet weil – 17 Leute hätten jede klassische Geburtstagstafel gesprengt… Die Party begann um 15 Uhr und wäre um halb neun fast in eine Pyjama-Party übergegangen, wäre ich nicht mit einem Partyhütchen auf dem Kopf und einem halbgegessenen Muffin in der in der Hand auf einem Küchenstuhl eingeschlafen.

Dazwischen gab es Kuchenschlachten, tobende Kinder über Tische und Bänke, fröhlich kreischende Mädels, ein Junge, der das Theater sehr gelassen nahm, ein paar Blessuren, aber so gut wie keine Missstimmungen. Sogar das Abrissunternehmen konnten wir wieder abbestellen, denn soooo viel ist gar nicht kaputt gegangen.

Am Sonntag sind wir dann übrigens in die zweite Runde gegangen mit allem, was das nähere Familienumfeld so hergab. Danke auch an meine Mum für meinen eigenen Kindergeburtstags-Gedächtnis-Mandelkuchen. Yamm! Fazit: Ein anstrengendes supertolles Wochenende, das sich trotz aller nachfolgenden Walking-Dead-Befindlichkeiten echt gelohnt hat.

Last Minute-Spiele für die Pippi Langstrumpf-Party (Zwei- bis Vierjährige):

Angelspiel (Seefahrertochter und so)

Mit magnetischen Angeln verschieden große Fische aus selbstgebautem „Aquarium“ angeln. Fische nach Größe mit grünen, gelben oder rosa Punkten bekleben. Dazu Wühlschüsseln mit unterschiedlich „wertvollen“ Kleinigkeiten befüllen und mit den gleichen Punkten versehen (zum Gewinn aussuchen).

Lose ziehen (Pippi auf dem Jahrmarkt)

Grüne, gelbe und rosa Zettel in weiße Post its einwickeln. Je nach Farbe, wieder Gewinn-Wühlschüsseln zum Einsatz bringen.

Mega-Ausmalbild (mit Villa Kunterbunt)

Papiertischdecke doppelt mit Klebeband auf den Boden kleben und Umrisse von Pippi Langstrumpf und Villa Kunterbunt aufmalen. Wachsmaler und Buntstifte in Boxen dazustellen.

Verkleidungsbox (Pippi feiert Geburtstag)

Karton bunt bekleben und alles aus den Schränken zerren, was sich irgendwie zum Verkleiden eignet. Damit hatten auch die Erwachsenen eine Menge Spaß.

Tatoosession (Piratentattoos)

Helfende Hand motivieren und sämtliche Kinderarme mit Klebetatoos verzieren.

Indoor-Trampolining auf sämtlichen Betten (fast in jeder Folge von Pippi Langstrumpf)

Wäre eh passiert, also haben wir sie gleich leergeräumt und freigegeben.

Erschöpft und glücklich

Eure Nachbarin

Mädchenkram

Mädchenkram

Vorgestern hat eine gute Freundin von mir ihr drittes Kind bekommen. Ein Junge. Ich wusste es! Während meiner Schwangerschaft wusste ich auch, dass es ein Junge wird. Ich hatte es geträumt und meine Mutter, die immer so Ahnungen hat, hatte so eine Ahnung. Bis die Frauenärztin dann im sechsten Monat sagte: „Also, das Kind ist gesund! Es sei denn, Sie bestehen weiterhin darauf, dass es ein Junge ist. Dann fehlt was Entscheidendes!“

Fußball adé

Ich kann gar nicht beschreiben, wie sich das anfühlte! Natürlich will man in erster Linie ein gesundes Kind. Nichts ist wichtiger. Aber – hach. Ein Mädchen!!! Ich glaube, den wenigsten ist es wirklich egal. Muttis wollen Mädchen zum anziehen, Daddys wollen Jungen zum spielen. Also überwiegend. Während sich also mein geheimer Wunsch mitten in der Schwangerschaft erfüllte, trauerte mein Mann künftigen Fußballnachmittagen hinterher.

„Ach“, tröstete ich ihn, „es gibt auch Mädchen, die Fußball spielen.“ Oder Volleyball. Oder wenigstens schon mal einen Ball in der Hand hatten. „Guck mich an!“ Einen Ball kann ich zwar nicht geradeaus treten. Dafür war ich mit drei Jahren flügge und wart nicht mehr gesehen. Mein Wunderland, in das ich in sandigen braunen Cordhosen und matschverklumpten Halbschuhen eintauchte, war die halbfertige Neubausiedlung. Lehmberge, Bagger, Kräne, Zementmischmaschinen – das war unsere Welt. Ja, auch ungesicherte Baugruben und Stromkabel…

Unser Tochter wird bald vier und kann einen Bagger nicht von einem Traktor unterscheiden. Naja, vielleicht gerade so – jetzt nach dem Bauernhofurlaub. Cordhosen sind ein absolutes No Go. Hosen im allgemeinen sind igittibapfui und das schon im dritten Jahr. Am Samstag waren wir beim Aldi. Tochter in voller Montur: Pinkes Prinzessinenkleid (mittleweile schon ein bisschen eingerissen, weil vom letzten Karneval) UND Zepter. Das hat mich nur so lange irritiert, bis wir an der Leergut-Annahme auf ein Mädel im gleichen Alter trafen – mit passender Krone.

Alles pink oder was? 

Am Nachmittag hüpfte Töchterchen mit ihrer Freundin Mimi auf DEREN (wohlgemerkt) rosa
Trampolin herum, rutschte mit ihr die rosa Rutsche hinunter. Sie immer noch in pink, Mimi in bodenlangem Lila – inklusive Puffärmelchen. Mein Mann nimmt es mittlerweile gelassen. Zum Geburtstag gibt es sogar eine Barbie und statt zum „Ringen und Raufen“ haben wir sie zum „Kreativen Tanz“ angemeldet. Wenn wir mit ihr Fußball spielen wollen, wirft sie sich über den Ball und lässt ihn nicht mehr los. Irgendwas hat sie da mit der Abseitsregel falsch verstanden.

Und ich? Bin froh, mich nicht vertieft mit Rittern, Astronauten, Transformern, Star Wars und ähnlichem auseinandersetzen zu müssen. Und um meine Tochter mache ich mir weiter keine Sorgen, so lange sie der Maxime folgt „Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weiterrennen!“ ist alles im Lot.

Eure Mädchenmama Die Nachbarin

PS: Zum Geburtstag gibt es übrigens ein pinkes Rad.

Drei Jahre und in der Pubertät

Drei Jahre und in der Pubertät

Vor kurzem war meine Tochter krank. Meine Diagnose lautete: „Akute Kita-Unlust gepaart mit Husten und Schnupfen bei unangenehmen 37 Grad in Schatten.“ Und da ich ja zu den glücklichen Müttern gehöre, die ihren Beruf in den heimischen vier Wänden ausüben, dachte ich mir, okay, wir lassen das Kind mal daheim…

„Aber nur“, sprach ich mit ernstem Blick und erhobenem Zeigefinger (ist das heute eigentlich noch erlaubt?) „Aber nur, wenn du dich auch wirklich ausruhst.“

„Ja“, versprach meine Tochter. „Ich ruh mich aus“, versprach sie. „Ich bin ganz lieb“, versprach sie und „Ich störe dich nicht!“ Und das tat sie auch – eine ganze heroische Stunde lang. Dann kam sie in mein Arbeitszimmer geschlappt, Mundwinkel nach unten verzogen, klagende Jammerlaute ausstoßend. Spontan hängte sie sich an meinen Maus-Arm und prompt sendete meine brutal aus der Bahn geworfene Rechte eine noch unverfasste Mail an einen „Lieben Herrn Floh“, seines Zeichens Doktor der Theologie und völlig humorlos. Da sein Name natürlich nicht „Floh“ lautet, sondern noch was hinten dran hängt, könnt ihr euch meine Begeisterung vorstellen.

Laaaangweilig!!!

„Mamaaaaaa. Mir is langweilig!!!!!!!!!“, jaulte meine Tochter. „GRRRRRRRRRRRRR!!“, machte ich und schüttelte unwillig meinen Arm. „Jetzt hab ich diese Mail da an den… Ach, vergiss es!“, murrte ich. „Willst du nicht was malen?“ „Hab schon!“ „Kneten?“ „Langweilig!“ „CD hören!“ „Hab schon.“ „Buch gucken?“ „Jaaaaaaaaaa!!“ „Ich dachte eigentlich, alleine“, protestierte ich noch schwach, während meine Tochter schon drei Stapel Bücher ins Arbeitszimmer schleppte. „Erst das da und dann das da und dann das da…“

So ging das eine Woche lang – Tag für Tag. Einige Zeit Ruhe, dann plötzliche akute Langeweile mit unaufschiebbarem Animationsbedürfnis, verdeutlicht durch greinendes Einmarschieren im Arbeitszimmer und ruppiges an Mamas Maus-Arm ziehen. Eine weitere E-Mail versendete sich in der Rohfassung, ein Artikelabsatz löste sich im Nirwana auf und eine Einstellung im Bildbearbeitungsprogramm änderte sich so nachhaltig, dass ich noch heute damit kämpfe.

Mit jeden Tag, den wir hier so gemeinsam verbrachten und die Bedürfnisse des anderen nicht oder nur rudimentär erfüllen konnten, waren wir schlechter aufeinander zu sprechen. Während ich kaum noch ein Wort ohne genervten Unterton an sie richtete, suchte sie ihr Heil im Piesacken, Hauen, Treten, Beißen und in verbaler Provokation. Nachdem ich auf „Mama, du bist ein stinkiges Kaka-Pipi-Käsebrot“ nicht mehr reagierte, versuchte sie es mit „Mama, du bist alt und dick!“ – und spätestens damit hatte sie mich.

Fräulein!!!

Auf Ansprache meinerseits reagierte sie unwirsch bis gar nicht. „Räumst du bitte deine Spielsachen auf?“ Pädagogisch völlig falsch. Ich weiß es und sie weiß auch: „Och, nööööö!“ „Okay, anders formuliert: Ich möchte, dass du deine Spielsachen aufräumst. Jetzt!“ „Haaaaaar, ich kann das nicht, meine Hände tun weh!!!“ „Das glaube ich nicht, ich zähle jetzt bis drei…“ Überflüssig zu erwähnen, dass sie mir bei drei immer noch unbewegt in die Augen sah, ohne sich auch nur einen Zentimeter vom Fleck gerührt zu haben.

„So Fräulein, es reicht. Du gehst jetzt in dein Zimmer.“ „Nein, Fräulein, DU gehst in DEIN Zimmer.“ Das hab ich dann auch gemacht und die Tür hinter mir abgeschlossen. „UUUUUUAAAAAHHH, Mamaaaaaa!!! MACH! JETZT! AUF!“ Hämmern. „Du bist blöd!!! Du bist nicht mehr meine Freundin!!! Ich lade dich nicht zu meinem Geburtstag ein!! Aaaargh! Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx!!!“ (zensiert). Ich weiß nicht, was die Nachbarn in dieser Woche so gedacht haben, die sind ja eh einiges gewöhnt. Jedenfalls kam niemand gucken.

Nach einem dieser Tage kam abends mein Mann nach Hause und ich berichtete ihm ganz klassisch und wieder völlig unpädagogisch von den Verfehlungen unserer Tochter. Er zu ihr: „Hast du die Mama heute geärgert?“ „Joar!“ „Du weißt, dass das nicht gut ist!“ „Pfffffffft!“ „Schämst du dich nicht?“ „WENIG!“ Sprachs und knallte die Kinderzimmertür hinter sich zu. Ich sachs ja, drei Jahre und schon in der Pubertät!

Urlaubsreif,

Eure Nachbarin

Das Strickkleid

Das Strickkleid

Also gestern waren wir auf einer Familienfeier und haben von Samstag auf Sonntag im Hotel übernachtet. Ein echt süßes Hotel! Altes Haus mit Toscana-Flair, tolles Zimmer mit Himmelbett, KEIN Ganzkörperspiegel. Warum ich das so betone? Na, ansonsten wäre mir dieses Kleid gestern sicher nicht passiert.

Ich habe im Moment so einen Spleen: Nachdem ich – zum Leidwesen meiner Mutter – knapp 38 Jahre lang Schluppi-Geschichte in Jeans geschrieben habe, möchte ich es jetzt, wo es auf die vierzig zugeht, ein bisschen elegantisieren… (Wehe, jemand hat jetzt was anderes gelesen. Ich meine das „g“, von „f“ war nie die Rede, zumindest nicht bis gestern Abend). Während ich also beschloss, ein blau-schwarzes Strickkleid zu schwarzen Leggins anzuziehen, saß mein Mann am Sonntagmorgen entspannt in der Hotelbadewanne und genoß damit einen Luxus, den wir hier zu Hause nicht haben…

Kein zwickender Hosenbund hielt mich auf

Deshalb fehlte mir zum Ganzkörperspiegel auch noch ein kritisch-ehrliches Augenpaar. Meine Tochter wollte ich da nicht mit reinziehen, hatte ich doch genug damit zu tun, ihre Stylingwünsche zu erfüllen: „Einen unteren Pferdeschwanz, keinen oberen!“ – „Ja, Süße!“ Fünf Minuten später: „Mamaaaa, ich wollte Pippilangstrumpf-Zöpfe!!! Und warum habe ich keine roten Haare!“ – „Frag mal deinen arabischen Vater und ansonsten sei froh, die würden eh nicht zum pinken Kleid passen!“ „NEIN!! Nicht das pinke Kleid, das Weiße!!!“  „Schatz wir gehen zu einer Erstkommunion, das geht nicht. Außerdem haben wir kein anderes dabei!“ usw.usf.

Eigentlich hätte ich schon hellhörig werden müssen, als meine Tochter beim Festessen mehrmals auf die Frage antworten musste, ob sie sich ein Schwesterchen oder ein Brüderchen wünsche. Aber irgendwie klingelte nichts und ich schaufelte unverdrossen Schnitzel, Kartoffelsalat, noch nen Salat und zweimal Nachtisch in mich hinein. Kein zwickender Hosenbund hielt mich auf.

Dazu bewegte ich mich, wie gewohnt, langsam und bedächtig, wenn auch dank des wunderschönen Wetters, des Ponyreitens und der Hüpfburgenlandschaft auf dem Erlebnisgutshof verhältnismäßig viel. Also nicht, dass ich gehüpft und geritten wäre… Aber ich war dabei und hab aufgepasst, wahlweise wild hüpfende Kinder oder sture Shettys angebrüllt und dabei keinen Blick an meine Leibesmitte verschwendet.

Am Abend

Leider oder Gott sei Dank, hab ich den Blick am Abend allerdings im verspiegelten Schlafzimmerschrank nachgeholt und fühle mich nun zur folgender Erklärung verpflichtet:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Familie! Nein ich bin nicht heimlich im fünften Monat schwanger. Ja, ich bin ganz sicher! Ja, ich weiß, dass ich so aussehe, aber das lag wirklich nur an diesem Strickkleid. Bisher lag mein Augenmerk auf den Problemzonen Hüften und Po und die gingen sogar irgendwie – in besagtem Kleid. Vielleicht habe ich mich auch nur an den Anblick gewöhnt. Es tut mir Leid, wenn sich jemand arglistig getäuscht fühlt, aber man kann mir
höchstens Fahrlässigkeit, nicht jedoch Absicht unterstellen. Ja, ich verspreche mich künftig nur noch in weit Schwingendes zu hüllen. Zur Sicherheit gehe ich am kommenden Samstag mit Personal Shopper einkaufen und werde berichten. Danke für Eure Aufmerksamkeit.

Puh und jetzt Mittagessen!

Eure Nachbarin (nicht schwanger)