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Passend zum Anlass

Passend zum Anlass

Meine Tochter zieht sich gerne dem Anlass entsprechend an: Wenn es zum Schmetterlingsgarten geht das Schmetterlingskleid, im Zoo ihr T-Shirt mit den wilden Tieren, auf dem Reiterhof die Leggings mit den Hufeisen. Jetzt im Herbst fragt sie nach Stoppersocken mit Blättermotiven, für den Winter möchte sie ein Kleid mit Schneeflockenapplikation und weißem Plüschsaum. Ich denke, ihr habt das Prinzip verstanden.
Es kann so einfach sein
Nun bin ich weder Krösus, noch gewillt, unserer Tochter jeden Wunsch zu erfüllen. Es sei denn, sie kreischt so laut, dass ich es einfach nicht mehr aushalte. Zudem kann ich nun wirklich nicht zu jedem Zweck ein neues Kleidungsstück herbeizaubern. Dachte ich bis jetzt. Denn eigentlich ist es doch so einfach, Kinder glücklich zu machen. Und wie wir alle wissen, zufriedene Kinder = zufriedene Eltern. Unzufriedene Kinder = Eltern reif für die Klapse.
Bevor es also soweit kommt, sind wir einfach mal wieder ein bisschen kreativ geworden: Als ich im September gefragt wurde, was sie sich zum Geburtstag wünscht, habe ich wohl ein wenig zu oft gesagt, ein paar Sticker täten es auch. Das Ende vom Lied waren: 565 Sticker. In allen Variationen. Elsas und Einhörner, Pferde und Schmetterlinge… Ungefähr 50 Prozent davon kleben jetzt in ihrem Zimmer auf jedem verfügbaren Möbelstück und Wandabschnitt. Gleich neben den Rewe-Aufklebern, an denen man vor Weihnachten ja nicht vorbei kommt.
Naja, wie dem auch sein: Den Rest habe ich – etwas zu spät – an mich genommen. Kürzlich kamen von der Großtante noch jede Menge Weihnachtssticker dazu. Und: Am Freitag beim Lichter-/Sankt Martins-/Adventsfest der Kita kamen sie dann tatsächlich und endlich gewinnbringend zum Einsatz. Und zwar auf des Tochters Lieblings-Kindergarten-Weihnachtsfeier-Kleid. Was soll ich sagen. Das dunkelblaue Textil mit dem Rehlein vorne drauf, wurde durch Glitzer-Tannen im „Hintergrund“ und Sternchen drumherum wirklich veredelt.
Upcycling mal anders
Gestern hatten wir Besuch und weil Töchterlein – ganz die Mama – immer sehr um die Kaffeetischdeko bemüht ist, drückte ich ihr wieder besagte Aufkleber in die Hand und ließ sie am gedeckten Tisch zurück. Somit hatte ich Ruhe für einen Last-Minute-Apfel-Zimt-Crumble, sie ihren Spaß und der Tisch am Ende etwas Weihnachtliches. Heute dann hat es zum ersten Mal geschneit. Also zumindest sieht es für meine Tochter so aus, denn der ganze Garten ist gefrostet. Die Autos übrigens auch – von innen und außen – was meinem Mann ein frühes Workout bescherte.
„Schnee“ bedeutet, es muss ein Schneeflockenkleid her. Das einzige, das sie besitzt, hat außerdem, wie soll es anders sein, eine Elsa vorne drauf und ist zwei Nummern zu klein. Außerdem gibt es noch ein ungeliebtes blaues Kapuzenkleid vom Flohmarkt. Genau richtig für die Jahreszeit, aber bisher geschmäht. Nun kleben glitzrige Schneeflöckchen auf der Brust. So schnell war die morgendliche Outfit-Diskussion noch nie beendet. Und das Beste: Die Dinger halten sogar einige Zeit durch. Upcycling mal anders!
Meine Tochter wünscht sich vom Christkind übrigens Sticker…
Adventliche Grüße
Eure Nachbarin…
…die sich auch gerne mal passend zum Anlass anzieht: Nämlich derzeit sieben Tage die Woche vermatschte Hosen, erdklumpige Wanderboots, versabbertes Shirt, Parka mit Pfotenabdrücken. Vielleicht besorge ich mir mal ein paar Hunde-Aufkleber…
Benni-Wutz
Elsa wer?

Elsa wer?

Jede Generation hat ja so ihre Favoriten. Dunkel erinnere ich mich an He-Man und Skeletor. Mein 14-jähriges Patenkind stand in den Neunzigern auf Hannah Montana und heute kommen Mädcheneltern ganz offensichtlich nicht an Elsa, der Eiskönigin, vorbei. Die übrigens auch bei 25 Grad im Schatten sehr präsent ist, obwohl sie ja gar kein Eis bringt – zumindest kein leckeres. Dann könnte ich den Hype ja noch besser verstehen.
Gut, sie ist blond, hat einen echt dicken Zopf – den hat Rapunzel auch. Sie hat eine Schwester, kommuniziert mit einem lustigen Schneemann namens Olaf und produziert Gletscher am laufenden Band. Das ist so ziemlich alles, was ich über sie weiß und was meine Tochter über sie weiß. Den Film hat sie nämlich noch nie gesehen, weder das Hörspiel gehört, noch ein Buch dazu gelesen.
Dafür war sie auf fünf verschiedenen Elsa-Geburtstagen eingeladen, trägt an Karneval und darüber hinaus vorzugsweise Elsa-Kleidchen, -Krönchen und -Zepter, spielt am liebsten mit Elsa-Puppen und -Barbies und würde sogar Blumenkohl essen, wenn ein Elsa-Schildchen dranpappen würde. Damit hebt sie sich natürlich kein Stück von anderen Kindergartenmädchen ab. Dass man sich als Mädchenmama da kaum entziehen kann, ist eine Sache. Wenn sich aber schon gestandene Väter WhatsApps über Elsa-Joghurt im Sonderangebot schicken, wird es langsam komisch.
Pippi adé
Noch vor einem Jahr erklärte ich im würdevoll-herablassenden Ton des Bildungsbürgertums: „Also, MEINE Tochter kann ja mit Elsa nichts anfangen. Sie liebt Astrid Lindgren, Pippi ist ihr großer Star.“ Im September richtete ich einen entsprechenden Kindergeburtstag aus. Drei Monate später landete Pippi in der Ablage, nämlich genau in dem Moment, als wir an Weihnachten endlich das komplette Kostüm zusammen hatten (inklusive Kleinem Onkel-Schaukelgaul, übergroßen Pippischuhen und Herrn Nilson für die Schulter).
Und während der wunderschöne Pippi-Kalender ein unbeachtetes Dasein an der Kinderzimmerwand fristet (ich werde ihn wohl ins Wohnzimmer hängen) und der Kleine Onkel nun Sabrina heißt, übernahm Elsa das Regiment. Nicht ohne die Mithilfe wackerer Kita-Erzieherinnen, die die Kinder in schöner Regelmäßigkeit mit Elsa-Ausmalbildern, Elsa-Pappmaschee-Figuren und Elsa-Frisuren mit passenden Spängchen und Haargummis nach Hause schicken.
Im Laden
Neulich ging ich mit meiner Tochter einkaufen (natürlich mit Krone und Zepter – also sie). Sie lief durch den Laden und riss zielsicher alles mit Elsa-Aufdruck an sich. Warum gibt es Elsa-Sommer-T-Shirts mit Hawaiimuster??? Macht das irgendeinen Sinn, der sich nur mir nicht erschließt? Beim Bezahlen sagte ich beschämt: „Sie hat auch noch andere Klamotten zu Hause!“ und erntete nur ein breites Grinsen der Kassiererin, während die Kasse so laut klingelte, das ein weiteres Gespräch nicht möglich war.
Vor Kurzen habe ich mir dann überlegt, ob ich unserer kleinen Eisprinzessin mal den Film zeige. Wenn sie schon so ein großer Fan ist, soll sie doch wenigstens wissen, wovon. Einige Mütter rieten mit ab. Viel zu gruselig sei der und zu traurig. Warum dann dieser Wirbel? Ich entschied mich, ihr stattdessen ein kurzes Elsa-Video auf Youtube vorzuspielen. „Und“, fragte ich gespannt. „Das war voll langweilig!“, meinte sie, und: „Kann ich jetzt mein Elsa-Kleid anziehen?“
Kopfschüttelnde Grüße

Eure Nachbarin (die sich hiermit outet, dass ihr die Eiskönigin trotz allem besser gefällt, als Schneewittchen und Co, weil sie so schöne türkisfarbene Sachen anhat)

Nachtrag: Die Elsa-Phase hat nicht lange angehalten und den Film hat sie bis heute (fünf Jahre später) nicht gesehen. Mittlerweile steht sie übrigens auf blutrünstige Drachen und Wölfe.

Die Pippi Langstrumpf-Party

Die Pippi Langstrumpf-Party

Ich glaube, so zombinös habe ich mich zuletzt im Februar gefühlt, nach drei Monaten Dauererkältung. Danke an dieser Stelle meiner Heilpraktikerin für ihre Zauberglobulis, die mir täglich eindrucksvoll vorgaukeln, ich sei absolut ausgeschlafen. Entweder brauche ich eine neue Dosis oder es liegt einfach am Wochenende, das wir gerade hinter uns gebracht haben, denn Töchterlein ist – hach schon! – vier Jahre alt geworden.

Jetzt gibt es ja eine Menge Vorschläge, wie man so einen Kindergeburtstag gestalten sollte. Dazu gehört eine überschaubare Menge an Kindern (Faustformel = immer an der Kerzenzahl auf dem Geburtstagskuchen orientieren). Dazu gehört auch das Eindampfen der Geburtstagspartylänge auf zwei bis drei Stunden. Was diese beiden Tipps angeht, haben wir schon mal alles falsch gemacht. Aber vielleicht war die Feier gerade deshalb ein rauschendes Fest, das meine Tochter nun gerne wöchentlich wiederholen würde. (No way!)

Die Pippi Langstrumpf-Party

Pippi Langstrumpf ist das große Idol unserer Tochter und ein Pippi Langstrumpf-Geburtstag sollte es sein. Also rein in den Buchladen und vollbepackt mit PL-Tellern, PL-Bechern, PL-Strohhalmen, PL-Servietten, PL-Geschenketüten, PL-Rubbelbildern (merke Rubbelbilder sind KEINE Tattoos), PL-Girlande und PL-Luftballons wieder raus. Astrid Lindgren hätte ihre wahre Freude gehabt.

Dann eine Tortenbestellung bei der Oma: „Pippi Langstrumpf mit dem kleinen Onkel und dem Herrn Nilsson!“ Ebenso überzeugter wie berechtigter O-Ton der Tochter: „Die Oma, die kann alles!“ Also auch eine PL-Schoko-Torte! Großartig!! PL-Ausstecher für meine 08/15-aber-trotzdem-endleckeren Ausstechplätzchen sind bis heute nicht angekommen. Hm! Vielleicht kommen sie aus Schweden per Elch-Express…

17 Leute auf 80 qm Villa Kunterbunt

Vorbereitungszeit mit Einkaufen, Spiele ausdenken und aufbauen, gefühlte 830 Luftballons aufpusten (Achtung Beckenboden!), dekorieren und Buffet herrichten circa sieben Stunden. Buffet weil – 17 Leute hätten jede klassische Geburtstagstafel gesprengt… Die Party begann um 15 Uhr und wäre um halb neun fast in eine Pyjama-Party übergegangen, wäre ich nicht mit einem Partyhütchen auf dem Kopf und einem halbgegessenen Muffin in der in der Hand auf einem Küchenstuhl eingeschlafen.

Dazwischen gab es Kuchenschlachten, tobende Kinder über Tische und Bänke, fröhlich kreischende Mädels, ein Junge, der das Theater sehr gelassen nahm, ein paar Blessuren, aber so gut wie keine Missstimmungen. Sogar das Abrissunternehmen konnten wir wieder abbestellen, denn soooo viel ist gar nicht kaputt gegangen.

Am Sonntag sind wir dann übrigens in die zweite Runde gegangen mit allem, was das nähere Familienumfeld so hergab. Danke auch an meine Mum für meinen eigenen Kindergeburtstags-Gedächtnis-Mandelkuchen. Yamm! Fazit: Ein anstrengendes supertolles Wochenende, das sich trotz aller nachfolgenden Walking-Dead-Befindlichkeiten echt gelohnt hat.

Last Minute-Spiele für die Pippi Langstrumpf-Party (Zwei- bis Vierjährige):

Angelspiel (Seefahrertochter und so)

Mit magnetischen Angeln verschieden große Fische aus selbstgebautem „Aquarium“ angeln. Fische nach Größe mit grünen, gelben oder rosa Punkten bekleben. Dazu Wühlschüsseln mit unterschiedlich „wertvollen“ Kleinigkeiten befüllen und mit den gleichen Punkten versehen (zum Gewinn aussuchen).

Lose ziehen (Pippi auf dem Jahrmarkt)

Grüne, gelbe und rosa Zettel in weiße Post its einwickeln. Je nach Farbe, wieder Gewinn-Wühlschüsseln zum Einsatz bringen.

Mega-Ausmalbild (mit Villa Kunterbunt)

Papiertischdecke doppelt mit Klebeband auf den Boden kleben und Umrisse von Pippi Langstrumpf und Villa Kunterbunt aufmalen. Wachsmaler und Buntstifte in Boxen dazustellen.

Verkleidungsbox (Pippi feiert Geburtstag)

Karton bunt bekleben und alles aus den Schränken zerren, was sich irgendwie zum Verkleiden eignet. Damit hatten auch die Erwachsenen eine Menge Spaß.

Tatoosession (Piratentattoos)

Helfende Hand motivieren und sämtliche Kinderarme mit Klebetatoos verzieren.

Indoor-Trampolining auf sämtlichen Betten (fast in jeder Folge von Pippi Langstrumpf)

Wäre eh passiert, also haben wir sie gleich leergeräumt und freigegeben.

Erschöpft und glücklich

Eure Nachbarin

Mädchenkram

Mädchenkram

Vorgestern hat eine gute Freundin von mir ihr drittes Kind bekommen. Ein Junge. Ich wusste es! Während meiner Schwangerschaft wusste ich auch, dass es ein Junge wird. Ich hatte es geträumt und meine Mutter, die immer so Ahnungen hat, hatte so eine Ahnung. Bis die Frauenärztin dann im sechsten Monat sagte: „Also, das Kind ist gesund! Es sei denn, Sie bestehen weiterhin darauf, dass es ein Junge ist. Dann fehlt was Entscheidendes!“

Fußball adé

Ich kann gar nicht beschreiben, wie sich das anfühlte! Natürlich will man in erster Linie ein gesundes Kind. Nichts ist wichtiger. Aber – hach. Ein Mädchen!!! Ich glaube, den wenigsten ist es wirklich egal. Muttis wollen Mädchen zum anziehen, Daddys wollen Jungen zum spielen. Also überwiegend. Während sich also mein geheimer Wunsch mitten in der Schwangerschaft erfüllte, trauerte mein Mann künftigen Fußballnachmittagen hinterher.

„Ach“, tröstete ich ihn, „es gibt auch Mädchen, die Fußball spielen.“ Oder Volleyball. Oder wenigstens schon mal einen Ball in der Hand hatten. „Guck mich an!“ Einen Ball kann ich zwar nicht geradeaus treten. Dafür war ich mit drei Jahren flügge und wart nicht mehr gesehen. Mein Wunderland, in das ich in sandigen braunen Cordhosen und matschverklumpten Halbschuhen eintauchte, war die halbfertige Neubausiedlung. Lehmberge, Bagger, Kräne, Zementmischmaschinen – das war unsere Welt. Ja, auch ungesicherte Baugruben und Stromkabel…

Unser Tochter wird bald vier und kann einen Bagger nicht von einem Traktor unterscheiden. Naja, vielleicht gerade so – jetzt nach dem Bauernhofurlaub. Cordhosen sind ein absolutes No Go. Hosen im allgemeinen sind igittibapfui und das schon im dritten Jahr. Am Samstag waren wir beim Aldi. Tochter in voller Montur: Pinkes Prinzessinenkleid (mittleweile schon ein bisschen eingerissen, weil vom letzten Karneval) UND Zepter. Das hat mich nur so lange irritiert, bis wir an der Leergut-Annahme auf ein Mädel im gleichen Alter trafen – mit passender Krone.

Alles pink oder was? 

Am Nachmittag hüpfte Töchterchen mit ihrer Freundin Mimi auf DEREN (wohlgemerkt) rosa
Trampolin herum, rutschte mit ihr die rosa Rutsche hinunter. Sie immer noch in pink, Mimi in bodenlangem Lila – inklusive Puffärmelchen. Mein Mann nimmt es mittlerweile gelassen. Zum Geburtstag gibt es sogar eine Barbie und statt zum „Ringen und Raufen“ haben wir sie zum „Kreativen Tanz“ angemeldet. Wenn wir mit ihr Fußball spielen wollen, wirft sie sich über den Ball und lässt ihn nicht mehr los. Irgendwas hat sie da mit der Abseitsregel falsch verstanden.

Und ich? Bin froh, mich nicht vertieft mit Rittern, Astronauten, Transformern, Star Wars und ähnlichem auseinandersetzen zu müssen. Und um meine Tochter mache ich mir weiter keine Sorgen, so lange sie der Maxime folgt „Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weiterrennen!“ ist alles im Lot.

Eure Mädchenmama Die Nachbarin

PS: Zum Geburtstag gibt es übrigens ein pinkes Rad.

Das Last Minute-Kostüm zu Karneval

Das Last Minute-Kostüm zu Karneval

Was so eine echte Rheinländerin ist, MUSS eine Einstellung zum Karneval haben. Denn man kommt nicht daran vorbei. Also doch – auf den Seychellen oder in einem einsamen Strandkorb an der Nordseeküste. Aber bei allem, was sich derzeit im Umkreis von 100 Kilometern um Köln herum bewegt, heißt es: mitgehangen, mitgefangen (zum Beispiel vom Lasso eines vorbeireitenden oder -schwankenden Cowboys…)

Das klingt jetzt so, als wäre ich ein Karnevalsmuffel. Weit gefehlt: Ich bin der Cowboy!! Oder war es, bevor ich irgendwo mein Lasso verloren habe… Meine Sozialisation zum Jeck begann schon in der Vorpubertät, als ich als Funken-Mariechen die Session auf Sitzungsbühnen und bei Umzügen verbrachte. Meine Karriere fand allerdings ein abruptes Ende, als alle anderen Mädels Tanz-Marie wurden und ich angesichts der Vorstellung, ein Rad schlagen zu müssen, schreiend aus der Turnhalle lief.
Meiner Liebe zum Straßenkarneval hat das jedoch keinen Abbruch getan. Es folgten viele Jahre, in denen es spätestens ab Weiberfastnacht auf die Piste ging. Dabei war ich weniger der Clown-Typ, auch wenn die es mit Jacken unter ihren großen Kostümen oft wärmer hatten als ich. Auch Uniformen reizten mich weniger, auch wenn die Flugbegleiterin, die Polizistin und die Krankenschwester neben mir am Zug wesentlich mehr Kamelle und Strüssje absahnten als ich.
Egal – ich wollte glitzern! Glitter weckt eine elsterartige Leidenschaft in mir, der ich theoretisch das ganze Jahr hindurch frönen könnte. Praktisch käme es wohl etwas seltsam, wenn ich meine Tochter jeden Tag mit Federboa und Paillettenrock aus der Kita abholen würde. Manchmal lackiere ich ihr einen Fingernagel mit meinem Karnevalsnagelack. Dann kann ich nicht wiederstehen und trage ihn mir auch auf. Mein Mann, der weder mit Glitter noch mit Karneval viel am Hut hat, sieht wohlwollend darüber hinweg.
 
Wenn das Kostüm untreu wird
Nach vielen Jahren als Elfe, Engel oder Schmetterling erreichte ich allerdings eine Gewichtsklasse, mit der die Leichtigkeit, die solchen Kostümen innewohnt, nicht mehr so recht korrespondieren wollte. Also wurde ich zum Cowboy, beziehungsweise Cowgirl. Reiterhosen hatte ich ja schon! Ich kaufte mir ein Lasso, ein Halfter mit Revolver und einen goldenen (das musste sein) Cowboyhut, kombinierte das Ganze mit Jeans, Karo-Hemd und Stiefeln, flocht mir Zöpfe und trug Glitter im Gesicht auf.
Diesem Kostüm bin ich seit zehn Jahren treu. Leider hält sich die Treue umgekehrt in Grenzen. Das Lasso verlor ich 2009 auf einem Kölner Dach, der Revolver kam mir ein Jahr später im Getümmel abhanden und ward nie mehr gesehen. Das leere Halfter, das ich danach trotzig weitertrug, verließ mich in der letzten Session, als ich erstmals seit der Geburt meiner Tochter wieder Weiberfastnacht feierte. Allein mein Hut ist mir geblieben.
Dafür arbeite ich mich jetzt an meiner Tochter ab! Mit wachsendem Erfolg. Lehnte sie es letztes Jahr noch vehement ab, das süße Froschkönig-Cape zu tragen, dass ich für sie erstanden hatte, tritt sie dieses Jahr in meine Fußstapfen. Soll heißen: Es muss glitzern! Seit Wochen legt sie ihr Prinzessinnenkleid nur noch zum Schlafen ab, Zepter und Krone begleiten sie durch den Tag und es ist schon wesentlich mehr als eine Zacke rausgebrochen.
Die Kita gibt zudem jedes Jahr ein Karnevalsthema vor. Eröffnete 2014 das Thema „Märchen“ viele Möglichkeiten, sieht das in diesem Jahr anders aus. Motto ist das Kinderbuch „Freunde“ von Helme Heine, was drei Kostüme zulässt: Maus, Hahn oder Schwein! Ja, und Fahrrad. Schon klar! Da unsere Tochter bei uns ohnehin „die Maus“ ist, war klar, wohin die Reise geht. Ein Besuch in der Kinder-  und der Kurzwarenabteilung bei Kaufhof und Jonny Mauser ist fertig.
Do it yourself-Kostüme
 
Vier Tage vor Karneval kam dann plötzlich meine Tochter zu mir und meinte: „Ich möchte als Hexe gehen!“ „Wie, du bist doch Prinzessin UND Maus.“ „Ja, Prinzessin, Maus UND Hexe.“ Drei Kostüme in einer Session, das habe ich mir noch nie erlaubt. Und dann so kurzfristig!! Aber wofür ist man verwöhntes Einzelkind? Hexe soll es sein! „Aber nur mit Sachen, die wir zu Hause haben“, bestimmte ich, um mein Gewissen zu beruhigen und googelte: Prinzessinnenkleid in Hexenkostüm umwandeln.
Dann zerschnitt ich ein schwarzes T-Shirt meines Mannes, der hat so viele, das merkt der gar nicht,  opferte breites Dekoband und goldenes Glanzpapier aus meinem Bestand und bastelte mit einer alten Schultütenvorlage einen… nein zwei… nein drei Hexenhüte aus Tonpapier. (Das mit dem Kopfumfang ist gar nicht so einfach oder meine Tochter hatte gerade einen massiven Wachstumsschub.)
Das Ende vom Lied: Ich bin mal wieder im Bastelfieber! Der goldene Cowboyhut bleibt dieses Jahr an der Garderobe, wo er sich ohnehin gut als Deko macht. Und ich baue mir drei (oder vier oder fünf) Kostüme für die Karnevalsparty nur aus Dingen, die hier, beziehungsweise im Kleiderschrank meines Mannes so rumfliegen. Und der? Hat sich anstecken lassen, ist in den Keller gegangen und kam mit allen Fußball-WM-Utensilien nach oben, die er finden konnte.
Alaaf, Helau, Hä Hopp und was es sonst noch so alles gibt.
 
Last-Minute-Selfmade-Karnevalskostüme
Mit einem weißen T-Shirt als Basis kann man raffinierte
Kostüme machen:
 
Sterntaler:
1. Glitzer-Geschenkpapier, 2. Doppelklebeband, 3.
Weihnachts-Streudeko, 4. Weißes Stofftaschentuch, 5. Sternausstecher als
Schablone
Mit den Ausstechern als Schablone Sterne aus dem
Glitzerpapier ausschneiden. Die Sterne und die Streudeko mit Doppelklebeband am
T-Shirt befestigen, weißes Stofftaschentuch so aufkleben, als würden einige
Sterne hineinfallen.
 
Geldwäscher:
1. Leere Waschmittelpackungen (optional für die Rückseite),
2. schwarzer Stift, 3. Dekodraht, 4. Wäscheklammern, 5. Doppelklebeband, 6.
Spielgeld
Mit schwarzem Stift Umrisse einer Waschmaschine auf das
T-Shirt zeichnen, Spielgeld mit Doppelklebeband aufkleben. Für die Kette
Dekodraht zurechtbiegen und einige Wäscheklammern mit Geld daran befestigen.
Wer mag, kann sich leere Waschmittelpackungen auf den Rücken kleben.
 
Drache:
1. Bunte Papierservietten, 2. schwarzer Stift, 3. Klebefilm,
4. Geschenkband, 5. Kordel
Mit schwarzem Stift die Umrisse und das Gesicht eines
Drachen aufmalen. An allen Ecken gekräuseltes Geschenkband aufkleben. Bunte
Papierservietten in jeweils vier gleich große Streifen schneiden. Die Streifen
mittig zusammenfassen, so dass eine Schleife entsteht. Eine Schleife vorne am
unteren Ende des Drachen aufkleben. Mehrere Schleifen mit Kordel verbinden und
hinten am T-Shirt auf Hüfthöhe befestigen.
Oder man wühlt sich ein bisschen durch den Haushalt:
 
Gärtner:
1. Strohhut, 2. Gummistiefel, 3. Schaufel und Rechen aus dem
Sandkasten, 4. Gießkanne, 5. Grünes T-Shirt als Schürze, 6. Osterkörbchen mit
Obst- und Gemüse, 7. Kunstpflanze, 8. Dekoband für die Schürze, 9. Deko-Äpfelchen,
10. Doppelklebeband, 11. Kordel
So vorhanden, Strohhut, Gummistiefel und grünes T-Shirt
kombinieren. Grünen Stoff, in diesem Fall ein altes Shirt, rechteckig
zuschneiden und so auf das Dekoband kleben, dass eine Schürze entsteht. Schaufel
und Rechen aus dem Sandkasten der Kinder entwenden. Gießkanne, Körbchen und
andere Dinge, die zum Gärtner passen mit Doppelklebeband und Kordeln am Kostüm
befestigen.
 
Beachgirl:
1. Klamotten, die man am Strand tragen würde, 2. Käppi, 3.
Strandspielsachen, 4. Badelatschen, 5. Kordel, 6. Sonnenmilch
Einfach anziehen, bzw. für draußen über die warme Kleidung
ziehen. Eimer eignet sich hervorragend, um beim Karnevalszug Kamelle zu fangen.
Sonnenmilch und Strandspielzeug an der Kleidung festknoten.
 
Tischlein deck‘ Dich
1. Weißes Lacken, 2. Plastikgeschirr und -besteck, 3.
Lebensmittelverpackungen, 4. Servietten, 5. Doppelklebeband
Weißes Bettlaken oder alte Tischdecke wie eingezeichnet
zurechtschneiden. Mit Doppelklebeband möglichst leichtes Plastikgeschirr und
Besteck, Verpackungen, Servietten, Tischdeko etc. aufkleben.