Aug 17, 2017 | Nä wat schön - DIY
Der Mai ist gekommen. Die Bäume schlagen aus. Wie viel schmerzhafte Wahrheit in diesem Satz steckt, durfte ich letztes Jahr beim Waldspaziergang erfahren. Dornenranke mitten auf die Zwölf! Dieses Jahr geht es bisher viel friedlicher zu und der Anblick von sanft abfallenden Blumenwiesen und signalgelben Safranfeldern treibt mir Tränen der Rührung in die Augen. Beim Männe sind es eher Tränen der Grasallergie, aber Töchterchen hüpft glücklich wie ein junges Fohlen in der Natur umher. Entdeckt Feuerwanzen und Feuerwanzen… und Feuerwanzen. Ich glaub, es gibt hier nix anderes als Feuerwanzen. Ich glaub, wir haben ne Plage. Aber gut, ihr gefällts.
Beseelt vom Frühling am blauen Bande oder so, tue ich es meiner Maus nach und setze ich mich mitten in eine Gänseblümchenwiese. So viel Flower Power um mich herum – mir fehlt nur noch der lange Rock und die geflochtenen Zöpfe, um wirklich ins Bild zu passen. Trotzdem bin ich mal wieder hochmotiviert und starte auch auf Geheiß meiner Tochter eine Gänseblümchenkette. Also zwei Daisys ausreißen, miteinander verknoten… Der Stengel reißt und ich habe wieder zwei Teile in der Hand. Ende meines Lateins! Muttern rät: „Ich glaube, man muss den Stengel einritzen und dann die nächste Blume da durchziehen.“
Richtig, ich erinnere mich dunkel an meine Kinderheit, in der ich das mit Huflattich gemacht habe. Diese löwenzahnartigen Pflänzchen mit den – richtig – baumstammartigen Stengeln. Damit ging das damals hervorragend. Den dürren Dingern der Gänseblume dagegen macht jeder Ritz den Garaus. Vielleicht bin ich auch nur grobmotorisch. Meine Tochter hüpft ungeduldig von einem Bein aufs andere. „Mach mir einen Krahanz!!!“ „Ja, ich versuch es ja“, stöhne ich, während sich meine Frühlingsromantik langsam verflüchtigt.
Die Anleitung
Am Ende hilft dann, wie so oft, Doktor Google – wie haben die Leute das früher gemacht? Dort finde ich die Anleitung mit dem Ritzen, eine zweite, bei der man mit drei Gänseblümchen einen normalen Zopf flechtet und diesen dann immer um ein neues Blümchen erweitert UND die folgende Anleitung, die mich zum Erfolg und Töchterlein zum Glück führen. Nun muss ich dazu sagen, dass ich mit Anleitungen aller Art auf Kriegsfuß stehe. Wie früher mit den Textaufgaben in Mathe. Sobald mehr als zwei Sätze Anleitung aneinandergereit sind, geht es meinem Geduldsfaden wie der Gänseblümchenkette – er reißt.
Trotzdem habe ich mich durchgewurschtelt und es mit viermal lesen und dreimal verhunzen irgendwann geschafft. Nä, wat schön! Jetzt will ich nichts mehr anderes machen! Das ist ja sooooo meditativ! Nur für den Fall, dass da draußen noch so ein Dummie rumlaufen sollte, habe ich jetzt mal eine gaaaaanz detaillierte Step-by-Step-Anleitung gemacht. Vielleicht hilft’s ja… Den Text braucht ihr eigentlich nicht zu lesen. Der verwirrt nur. Also mich zumindest 😉
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Pflücke zwei Blümchen mit laaaaangen Stielen. |
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Überkreuze beide, so dass der waagerechte über dem
senkrechten Stengel liegt. |
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Führe den waagerechten Stengel dann nach hinten
um den senkrechten Stengel herum… |
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…und lege das Ende dann wieder nach vorne
über den waagerechten Stengel drüber. |
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Ziehe den entstanden Knoten vorsichtig fest,
so dass die waagerechte Blüte, dicht
am senkrechten Stengel sitzt und beide Stiele
eng nebeneinander liegen. |
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Halte nun BEIDE Stengel mit einer Hand und nimm dir
eine dritte Blume. Schlinge sie genauso wie eben
die zweite nun um BEIDE senkrechten Stengel
und ziehe sie fest. |
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Und so geht es weiter: immer alle Stengel festhalten, die noch greifbar sind. Jede weitere Blume – genau wie die ersten um die Stengel herumlegen – und festziehen. (Achtet darauf, dass die Blüten möglichst immer in die gleiche Richtung zeigen.) Auf diese Weise wächst der Kranz von alleine, so lange, wie ihr wollt oder bis ihr die Wiese abgeerntet habt. Um den Kranz zu schließen, einfach beide Enden miteinander verdrehen und ein oder zwei weitere Gänseblümchen drumherumknoten. So könnt ihr auch Lücken auffüllen.
Ich habe auch noch den Tipp gelesen, drei Kränze zu machen und die dann miteinander zu verpflechten, wenn man zum Beispiel ein Türkränzchen machen möchte. Sieht dann noch voller aus und ist stabiler. Für unsere Zwecke hat aber eins vollkommen gereicht.
Also, genießt den Frühling!
Eure Nachbarin
Jan 4, 2017 | Ne Story
Das Jahr ist vier Tage alt und ich bin Wrack. Vorgestern bin ich dreimal einen Hügel hinaufgelaufen, um ihn dann auf einem Holzschlitten wieder hinunterzufahren. Knie und Hüfte fanden die Idee mega-albern und halten sie mir heute noch vor. Gestern an meinem letzten Urlaubstag nutzte ich die Zeit, um von meinen 85 ToDos ausgerechnet das Anspitzen der Holzstifte meiner Tochter auszuwählen. Nicht, dass sie es nicht selber könnte, nur tut sie es eben nicht…
Nachdem ich dann noch unseren 25-Kilo-Flokati in den Kofferraum gehievt habe, fühlt sich mein Ellenbogen schwer nach Schleimbeutelentzündung an. Ach ja, und noch was: Unter trockenen Augen habe ich noch nie gelitten. Gut vielleicht hätte mich das brennende Gefühl in den letzten fünf Wochen stutzig machen sollen, wenn ich es nicht verdrängt hätte. Jetzt – an meinem ersten Arbeitstag – verwandelt sich mein rechtes Auge in Schmirgelpapier und schreit nach einer Flasche Tränenflüssigkeit und einem ausgedehnten Schläfchen.
Würde zum einzigen Vorsatz dieses Jahres passen und der lautet: Langsam! Nicht kompatibel mit oben genannten Flokati, der zwar mal was von Leinenführigkeit gehört, diese aber für unnötig befunden hat und mich
derzeit in Höchstgeschwindigkeiten durchs Dorf zerrt. Ideal bei Eis und Schnee! Sehr gut kompatibel aber mit meiner Tochter, die dieses Motto erfunden hat. Leider passt es nicht zu Kindergartenzeiten, Alltagspflichten, Arztterminen und allem anderen, was so ansteht. Macht nichts, wie atmen ein und atmen aus. Wir bleiben ruhig und freundlich.
Mein Mann würde das Konzept der Langsamkeit sofort unterschreiben, fühlt sich aber gerade von mir, den personifizierten Kindergartenzeiten, Alltagspflichten, Arztterminen u.a.d.a. massiv gestört. Das Gute an der Sache: Er hat schon begonnen seinen Vorsatz umzusetzen und trainiert nun wieder eifrig Muskeln im Gästezimmer. Das macht ihn sehr ausgeglichen, wie ich aus Erfahrung weiß. Und: Anscheinend haben Muskeln ein besseres Gedächtnis als ich und luden sich gleich nach der ersten Trainingseinheit auf alte Meister-Proper-Maße auf. Also habe ich auch was davon 😉
Was sonst noch so auf der Liste steht? Dachboden dämmen, Scheune entrümpeln, Weihnachtsbaum I (den mit dem Ballen) in den Garten pflanzen und die zugehörige Ameisenkolonie, die seit dem Aufstellen unser
Wohnzimmer bewohnt, gleich mit auswildern. Weihnachtsbaum II (ohne Ballen) lasse ich einfach stehen. Bis Februar geht das locker. Vielleicht können wir ihn dann an Karneval mit Luftschlangen dekorieren. Ansonsten müsste man mal wieder und sollte man mal, aber ich lasse es lieber gleich und konzentriere mich weiter aufs Atmen.
Euch allen wünsche ich in diesem Jahr gute Luft und gute
Zeiten!
Liebste Grüße
Eure Nachbarin
Nov 28, 2016 | Nä wat schön - DIY, Reine Erziehungssache
Meine Tochter zieht sich gerne dem Anlass entsprechend an: Wenn es zum Schmetterlingsgarten geht das Schmetterlingskleid, im Zoo ihr T-Shirt mit den wilden Tieren, auf dem Reiterhof die Leggings mit den Hufeisen. Jetzt im Herbst fragt sie nach Stoppersocken mit Blättermotiven, für den Winter möchte sie ein Kleid mit Schneeflockenapplikation und weißem Plüschsaum. Ich denke, ihr habt das Prinzip verstanden.
Es kann so einfach sein
Nun bin ich weder Krösus, noch gewillt, unserer Tochter jeden Wunsch zu erfüllen. Es sei denn, sie kreischt so laut, dass ich es einfach nicht mehr aushalte. Zudem kann ich nun wirklich nicht zu jedem Zweck ein neues Kleidungsstück herbeizaubern. Dachte ich bis jetzt. Denn eigentlich ist es doch so einfach, Kinder glücklich zu machen. Und wie wir alle wissen, zufriedene Kinder = zufriedene Eltern. Unzufriedene Kinder = Eltern reif für die Klapse.
Bevor es also soweit kommt, sind wir einfach mal wieder ein bisschen kreativ geworden: Als ich im September gefragt wurde, was sie sich zum Geburtstag wünscht, habe ich wohl ein wenig zu oft gesagt, ein paar Sticker täten es auch. Das Ende vom Lied waren: 565 Sticker. In allen Variationen. Elsas und Einhörner, Pferde und Schmetterlinge… Ungefähr 50 Prozent davon kleben jetzt in ihrem Zimmer auf jedem verfügbaren Möbelstück und Wandabschnitt. Gleich neben den Rewe-Aufklebern, an denen man vor Weihnachten ja nicht vorbei kommt.
Naja, wie dem auch sein: Den Rest habe ich – etwas zu spät – an mich genommen. Kürzlich kamen von der Großtante noch jede Menge Weihnachtssticker dazu. Und: Am Freitag beim Lichter-/Sankt Martins-/Adventsfest der Kita kamen sie dann tatsächlich und endlich gewinnbringend zum Einsatz. Und zwar auf des Tochters Lieblings-Kindergarten-Weihnachtsfeier-Kleid. Was soll ich sagen. Das dunkelblaue Textil mit dem Rehlein vorne drauf, wurde durch Glitzer-Tannen im „Hintergrund“ und Sternchen drumherum wirklich veredelt.
Upcycling mal anders
Gestern hatten wir Besuch und weil Töchterlein – ganz die Mama – immer sehr um die Kaffeetischdeko bemüht ist, drückte ich ihr wieder besagte Aufkleber in die Hand und ließ sie am gedeckten Tisch zurück. Somit hatte ich Ruhe für einen Last-Minute-Apfel-Zimt-Crumble, sie ihren Spaß und der Tisch am Ende etwas Weihnachtliches. Heute dann hat es zum ersten Mal geschneit. Also zumindest sieht es für meine Tochter so aus, denn der ganze Garten ist gefrostet. Die Autos übrigens auch – von innen und außen – was meinem Mann ein frühes Workout bescherte.
„Schnee“ bedeutet, es muss ein Schneeflockenkleid her. Das einzige, das sie besitzt, hat außerdem, wie soll es anders sein, eine Elsa vorne drauf und ist zwei Nummern zu klein. Außerdem gibt es noch ein ungeliebtes blaues Kapuzenkleid vom Flohmarkt. Genau richtig für die Jahreszeit, aber bisher geschmäht. Nun kleben glitzrige Schneeflöckchen auf der Brust. So schnell war die morgendliche Outfit-Diskussion noch nie beendet. Und das Beste: Die Dinger halten sogar einige Zeit durch. Upcycling mal anders!
Meine Tochter wünscht sich vom Christkind übrigens Sticker…
Adventliche Grüße
Eure Nachbarin…
…die sich auch gerne mal passend zum Anlass anzieht: Nämlich derzeit sieben Tage die Woche vermatschte Hosen, erdklumpige Wanderboots, versabbertes Shirt, Parka mit Pfotenabdrücken. Vielleicht besorge ich mir mal ein paar Hunde-Aufkleber…
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Benni-Wutz |
Aug 16, 2016 | Ne Story
Kommt gebt es zu, er hat schon jeden von Euch ereilt: Dieser Moment, in dem man sich wünscht, der Boden würde sich auftun und man könnte rumpelstilzchengleich darin versinken. Zumindest so lange, bis der letzte Lacher verklungen ist und die Menge sich zerstreut hat. Solche Situationen laufen hier in diesem Blog unter der Rubrik
„Peinlichkeiten“ und ich hätte da noch zwei, die mir gerade erst passiert sind. Ich hab wohl nen (ungünstigen) Lauf oder wie mein ehemaliger Starbuxkollege Ahmed wohl sagen würde: Der Mond steht im Clown.
Die Pumphose
Es war also gestern. So ein Wetter… nennen wir es Semihochsommer. Irgendwie nicht ganz heiß, aber auch nicht nur warm. Keine Ahnung. Jedenfalls genau das Wetter für meine Lieblingspumphose. Das Ding hat ne Größe drinstehen. Ich glaube, es ist 40. Aber die Wahrheit ist, die geht alles mit, was die Waage so zu bieten hat. Dehnung pur. An und für sich großartig. Allerdings gibt es einen kleinen, aber entscheidenden Nachteil, der sich mir gestern mit aller Macht offenbart hat.
Ich also diese endbequeme Superhose an und mit Töchterchen zu meiner Freundin ins Nachbardorf. Wir stehen vor der Haustür und ich in beiden Händen eine Tasche. Die Tür geht auf und mein dreijähriges Patenkind stürmt jubilierend auf mich zu, um meine Beine zu umarmen. Gerade noch freue ich mich über die begeisterte Begrüßung, da stehe ich plötzlich im Freien. Die Hose bauscht sich um meine Knöchel und das Mädel hat sich gnadenlos im Stoff verwickelt.
In solchen Fällen hat man ja nie den seidenrosa Spitzenslip an, der die aprikosenzarte Haut des durchtrainierten Hinterns umspielt. (Den leider nicht ich habe, sondern die Beachvolleyballerinnen bei Olympia). Man hat auch nicht die Beine rasiert (es war ja eine lange Hose) und das echt überfällige Peeling der Oberschenkelrückseite hatte nicht mehr in den Tagesplan gepasst (also ungefähr der letzten 350 Tage).
Ungeschminkte Wahrheiten
Also präsentiere ich die ungeschminkte Wahrheit meiner Kehrseite der gesamten Lindenstraße in Bonn-Ittelsbach, während ich die Taschen fallen lasse. Ich versuche meine Patentochter aus meiner Hose zu pulen und selbige wieder an Ort und Stelle zu ziehen. Unterbrochen von hilflosen Lachsalven meinerseits, umsprungen von zwei feixenden Fünfjährigen, umtost vom Bellen des Haushundes und begleitet von den Nachmittagserzählungen meiner Freundin, die ihr Baby auf dem Arm wiegt und die das Szenario völlig unbeeindruckt lässt.
Irgendwann – es müssen Stunden gewesen sein – hatte ich mein Patenkind wieder auf den Beinen und das unzuverlässige Stück Stoff wieder dort, wo es hingehörte und drehte mich hochrot im Gesicht zur Straße hin um. Nicht zu sehen! Keiner da. Keine Nachbarn am Fenster, nicht mal ein Vogel auf der Stromleitung, vielleicht war er auch vor Lachen runtergekippt. Einen Check bei Youtube habe ich mir verkniffen, nicht dass der Nachbarsjugendliche doch noch… Ach nein. Es sind ja Ferien und das Schwimmbad hat auf.
Als weiter…
Meine Hose habe ich heute wieder angezogen. Das ist wie beim Reiten. Fällste runter, musste gleich wieder rauf. Und schließlich beabsichtige ich das gute Stück zu tragen, bis ich nicht mehr reinpasse. Was hoffentlich niemals der Fall sein wird. Allerdings werde ich künftig darauf achten, sie bei Begrüßungsszenen mit einer Hand zu sichern. Oder noch besser: Ich nehme die Alternative mit knackigem Hintern und Seidenschlüpper. Dann ist es auch schon egal. Wer weiß, vielleicht seht ihr mich bei Olypia 2020 beim Beachvolleyball (als Maskottchen in Haremshose).
Wer so gut im Rechnen ist, wie meine Tochter, wird es gemerkt haben: Ich hatte zwei Geschichten versprochen und das hier ist definitiv nur eine. Macht aber nix. Dies ist ein Blog und der nächste Post kommt bestimmt.
Es grüßt Euch,
Eure Nachbarin
Aug 10, 2016 | Reine Erziehungssache
Ist unsere schnuckelige Einzelkindtochter verwöhnt? Hm, mal überlegen… Okay, ich habe überlegt und will es mal so sagen: Vielleicht. Ein wenig. Und heute bekam ich dafür mal wieder die Quittung, die ich nur unter
Einsatz von zwei Fünferrippchen dieser endleckeren weißen Kokosschokolade und einem schnellen Post verarbeiten kann. In dieser Woche ist meine Patentochter – fast 16 – zu Besuch und das nutzen wir, um ein paar Ausflüge zu machen. Töchterchen nutzt das auch, nämlich, um mal so richtig ihr Potential auszuschöpfen und alle Register zu ziehen. Also im Meckern, Mäkeln, Fordern und Krakelen.
Eine bleibende Erinnerung
Heute ging es ins Sealife. Eine bleibende Erinnerung, die ich dann allerdings doch nicht mit einem dieser professionellen Fotos an unserer Wohnzimmerwand verewigen wollte, die dort am Eingang mit Piratenmütze geschossen werden. Unser Sealife ist überschaubar, aber hübsch gemacht. Okay, vielleicht könnten sie ein paar mehr bunte Quallen und schillernde Fische haben und eigentlich wird es auch erst für lesende Kinder so richtig interessant, die die vielen Spiele, Quizze und Beschreibungen am Wegesrand verstehen. Aber trotzdem….
….
kann man sich doch mal zusammenreißen, wenn man sogar selbst dieses Ziel („Willst du Bilderbuchmuseum oder Fische?“ „Fischeeeeee!!!“) ausgewählt hat. Ich habe nicht gesagt: „Willst du Bilderbuchmuseum oder
101 Clownfische?“ Ich sage „Fische!“ Und Fische sind nun mal oft grau und braun. Wie das Wasser, in dem sie schwimmen. Und Muttern versuchte das Ganze ja auch noch interessant zu gestalten. „Guck mal, das ist eine Muräne, die hat mal meinen Cousin fast beim Tauchen erlegt.“ – „Die Muräne?“ – „Nein, den Cousin.“ Oder: „Wusstest du, dass bei Seepferdchen der Papa die Babys kriegt?“ Oder: „Hier ein Seestern. Willst du den Mal streicheln?“
Ist das langweilig
Kein Grund also sich nach der halben Tour mitten im Gang aufzustellen und laut und sehr deutlich „MAMAAAA! IST DAS LANGWEILIG HIER! WANN KOMMT DENN ENDLICH MAL WAS SPANNENDES!“ zu rufen. Kein Grund auch, den gleichen Satz fünf bis zwanzig Mal auf den nächsten Metern zu wiederholen. Und erst Recht kein Grund, sich bei der Süßwasserfisch-Fütterung mit dem gleichen Wortlaut so in einen
Tobsuchtsanfall hineinzusteigern, dass es auch der Letzte mitbekommt. Müßig zu sagen, dass alle anderen Kinder staunend, fröhlich oder zumindest mal still waren.
Jetzthat man mehrere Möglichkeiten. Man besticht das Kind mit einem gezischelten: „Wenn du jetzt lieb bist, darfst du heute Abend so oft „Findet Nemo“ gucken, wie du willst.“ Oder: Man schaut sich entrüstet nach den imaginären Eltern um und ruft „Die kleine Tabea-Chantalle möchte bei der Süßwasserfisch-Fütterung abgeholt werden“. Oder: Man entfernt sich vorsichtig und vertieft sich zwei Bänke weiter in einen Whatsapp-Chat (mein Patenkind). Oder: Man pflichtet seinem eigenen Kind lautstark bei: „Ja, voll öde hier und das für den Eintritt.“
Eine Aufgabe
Ich sparte mir die Luft und nahm meine Tochter forsch am Arm, um sie in einen menschenleeren dunklen Gang hineinzubugsieren. Dort ließ ich sie auf den Boden setzen und füllte sie mit einem Päckchen Orangensaft ab. Dann nannte ich ihr mit fester Stimme ihre einzige Aufgabe: Den selbst ausgewählten 41 Euro-Sealife-Rundgang zu Ende zu bringen und zwar ohne einen einzigen Mucks!
Wahrscheinlich was es der O-Saft. Eine winzig kleine Chance besteht aber auch, dass es meine vor erzieherischem Selbstbewusstsein nur so strotzende Forderung war: Meine Tochter sprang auf, tänzelte begeistert den Gang entlang, zeigte entzückt auf diesen oder jenen Fisch, drückte sich die Nase an den Scheiben platt und sagte am Ende doch tatsächlich: „Ich will aber noch nicht nach Hause!“ Das haben wir dann auch nicht gemacht, sondern waren erst Mal Eisessen.
Es grüßt euch immer noch erschöpft
Eure NachbarinPS: Natürlich gibt es Clownfische im Sealife. Drei. Aber erst ziemlich am Ende (also an meinem).
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