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Sport ist…

Sport ist…

 Also eigentlich wollte ich ja heute über Helicopter-Parenting schreiben. Da bin ich echt gut drin. Aber dann kam diese Petition der Bloggerin Christine „Mama arbeitet“ gegen die Bundesjugendspiele und da kann ich, meines Zeichens „lahme Ente“, nicht nur zuhören.Was gibt es deswegen für einen Aufschrei und wie immer geht auch viel unter die Gürtellinie. Man könnte meinen, die Dame hätte sich für die Abschaffung des Sportunterrichts im Allgemeinen oder gar gegen Mathe und Physik ausgesprochen. (Leider nicht!)

Vielleicht sollte ich auch eine Petition starten. Gegen Sportnoten! Aber ich hab Angst vor Haue und boxen und asiatische Kampfkunst haben wir im Sport nie trainiert.

Was wollen wir denn vom Schulsport? Gesunde Kinder, die sich zu gesunden Erwachsenen entwickeln, für die Bewegung selbstverständlich dazugehört und die den inneren Schweinehund nur noch vom Hörensagen kennen. Wenn man aber will, dass motorisch eher suboptimierte Kinder irgendwann freiwillig Sport machen, dann sollte die
Schule ihnen doch vor allem eins vermitteln: dass Bewegung Spaß machen kann!

Wenn ich als Kind eine gewisse physische Unterbegabung mitbringe, kombiniert mit einem frühreifen Risikobewusstsein (wenn ich über den Bock springe und mit den Füßen hängen bleibe und dann vorneüberschlage und mit der Nase auf den Boden knalle…) sowie einem gewissen Hang zur realistischen Denkweise (mit platter Nase habe ich schlechtere Heiratschancen, als mit Rückenproblemen und Zellulite am Oberschenkel)…

Ente, lahme

… dann wird sich meine Sportbegeisterung nicht wecken lassen, indem ich immer wieder eine wohlwollende 3 oder eine ernstgemeinte 4 kassiere oder mich bei den Bundesjugendspielen einmal im Jahr vor der gesamten Schulgemeinschaft zum Deppen mache („Du bist doch so schlank, wie kannst du so langsam sein?“) ICH WEISS ES NICHT!

Ich habe noch nie erlebt, dass aus einer lahmen Ente in 9 bis 13 Schuljahren irgendetwas anderes als eine lahme Ente geworden wäre. Noten und Urkunden hin oder her. Ich habe aber wohl erlebt, dass eine lahme Ente durchaus in der Lage sein kann, gut Salsa zu tanzen oder zu reiten oder Ski zu fahren oder Einrad…

Soll heißen: Ich fände es gut, wenn Schüler erstmal die große Bandbreite unterschiedlicher Sportarten – auch der seltenen – kennenlernen könnten. Ja, auch wenn das aufwendig, teuer und eigentlich nicht machbar ist… Wo ein Wille, da ein wolle. Ich fände außerdem gut, wenn jeder in seiner eigenen Geschwindigkeit trainieren dürfte, ohne Leistungsdruck, um es wirklich zu lernen und Spaß daran zu entwickeln, auch wenn es ein paar Stunden mehr dauert. Das geht nicht? Doch, ich habe es selbst erlebt:

Im Skiurlaub in der Mittelstufe, ohne jegliche Vorkenntnisse, mit besagter motorischer Unterbegabung und übersteigertem Risikobewusstsein: Soll heißen, ich habs auf dem Idiotenhügel nicht auf die Reihe gekriegt, bin so oft aus dem Skilift gefallen, dass ich für die Skitaufe am Abend fällig war und einmal fuhr einer meiner Skier bei dieser Gelegenheit ohne mich ins Tal. Machte aber nichts, ich hatte den rutschigsten Skianzug von allen und hab ihn später rechts überholt.

Hat Spaß!

Aber ich hatte Glück: Einige von uns hatten sich am Anfang irgendwas eingefangen und deshalb Nachholbedarf, einer hatte aus Umweltbewusstsein verweigert, bis ihm jemand sagte, dass die kahlen Lärchen nicht vom Waldsterben kommen, sondern im Winter immer die Nadeln abwerfen. Dazu so ein paar Nichtskönner wie ich und los ging es: Wir alle kamen in die Krückengruppe und wurden vom Meister persönlich trainiert. Ganz intensiv – einen ganzen Tag lang. Danach konnte ich es!

Dieses besondere Gefühl, es geschafft zu haben, hat mir bis heute eine – theoretische – Skibegeisterung erhalten. Soll heißen, ich bin seither noch zweimal mit großer Freude im Skiurlaub gewesen und hätte es sicher noch öfter gemacht, aber mein Mann kann sich kaum auf seinen Füßen halten, geschweige denn auf zwei Brettern, die den Bruch bedeuten. Meine Freude am Skifahren entstand nicht durch den Wettkampf mit anderen (das hätte mich vollends demotiviert), nicht durch die Note, die ich nachher bei der Prüfung bekam (auf die hätte ich lieber verzichtet, auch wenn sie gut war), sondern einzig und alleine durch die Erfahrung, dass Sport Spaß machen kann.

In diesem Sinne – zurück auf die Couch!

Eure Nachbarin

Warum ich „Last Christmas“ toll finden darf

Warum ich „Last Christmas“ toll finden darf

Ab und an ist ja Zeit für ein peinliches Geständnis. Hier ist es: Für mich ist Weihnachten kein echtes Weihnachten ohne „Last Christmas“! Ja, ich weiß, genauso gut könnte man David Hasselhoff-Fan sein (was ich niemals war) oder Modern Talking toll finden….…… Ja okay… Aber Mann, ich war in der dritten Klasse und Thomas Anders hatte die Haare, die ich mir immer gewünscht hatte.

Aber zurück zu George Michael und „Wham!“. Ich weiß, das Lied sollte eigentlich „Last Easter“ heißen und war nur als Gelddruckmaschine gedacht. Und ich weiß, dass George Michael in dem Video aussieht, wie meine Großtante Henriette und dass man mit dem Schmalz, der gerade aus den Boxen tropft (ja, ich höre das Lied, siehe oben) ausreicht, um Bräter für mindestens drei Weihnachtsgänse einzufetten. Aber ich habe eine wirklich gute Entschuldigung.

Es war der Winter 1991, ich war ein Teenie mit Zahnspange und lila Nerdbrille und schwärmte seit etwa einem halben Jahr für den heißesten Typen, den die Einkaufs-Mall (jaha, sowas gab es damals schon) zu bieten hatte. Er arbeitete in dem großen Musikladen im Basement, dessen Namen ich vergessen habe. Sagen wir der Einfachheit halber „Musikpalast“. Er war groß – also der Typ – mindestens zwanzig und er hatte diese langen dunklen Locken, für die es sich lohnte, mehrmals pro Woche 25 Minuten mit dem Bus in der Innenstadt zu fahren.

Ihr seht ich bin meinen Vorlieben auch nach der dritten Klasse erstmal treu geblieben. Jedenfalls war es irgendwann vor Weihnachten und ich schaute diesen neuen, verwackelten Regionalsender. Irgend so ein armer Praktikant hatte am Tag zuvor eine Umfrage in der Fußgängerzone gemacht und sich die Lieblings-Weihnachtslieder der Leute vorsingen lassen. Und plötzlich war ER da und füllte mit seinen Locken den ganzen 56er Röhrenbildschirm aus.

Und als ob das nicht schon gereicht hätte, um meinen Tag zu machen, erhob er auch noch seine Stimme und sang im perfekten weichen Bariton sein Lieblingsweihnachtslied ins Mikro: „Laaast Christmas, I gave you my heart…“ Als meine Mutter ins Wohnzimmer kam, fand sie nur noch eine Pfütze an der Stelle, an der mein Herz dahingeschmolzen war. Ich selbst saß im Bus Richtung Innenstadt, um mir eine ganz bestimmte CD zu kaufen…