Mrz 24, 2016 | Unser Scheunenhaus
Ostern steht vor der Tür und wir sind drin – im neuen halbfertigen Haus. Die Küche steht und wir stehen auch noch. Tochter hat ihr Zimmer mit den Worten in Besitz genommen: „Das liebe ich, der Rest nervt mich.“ Mich auch. Also nicht alles, aber diese halbfertigen Räume, die verhindern, dass wir alle Möbel aufstellen. Viel mehr liebe ich aber das ganze Haus. Mit ein bisschen Wehmut im Herzen haben wir die Wohnung hinter uns gelassen, in der die Maus ihre ersten Lebensjahre verbracht hat.
Haben den Schlüssel abgegeben, den Namen vom Briefkasten gekratzt, die Vermieterin ans Herz gedrückt und sind nach einem Dreiviertel Jahrhundert (okay, war nur ein Dreiviertel Jahr, aber es fühlte sich so an) von den Fischern zu den Bergbauern gezogen.
Ich danke…
Dass es überhaupt so weit kommen konnte verdanke ich vielen großartigen Menschen. Allen voran meinem Mann: unermüdlich, hartnäckig und stark. Hält Handwerker bei Laune. Kapiert Zusammenhänge, die ich nicht mal im Ansatz… Stellt Fragen, auf die ich niemals… lassen wir das.
Mein Vater: Elektriker, Bauingenieur und erfahrener Allrounder mit Tricks auf Lager, die uns in 100 Jahren nicht einfallen würden. Und sie funktionieren! Meine Mutter, die jetzt mit ihrem kreativen Gespür gefragt ist und sich viele Nächte mit der Lieblings-Enkelin um die Ohren geschlagen hat. Meine Schwiegermutter, die mit mehr Ausdauer als wir Tapete gekratzt hat und ganze Nachmittage hindurch Rollenspiele spielt.
Bruder, Schwester und Schwager, die mit angepackt haben, Paten, die gehütet und gespachtelt haben. Großartige Freunde und Nachbarn, die da waren zum Hand anlegen und Kisten schleppen. Danke auch an meine Lieblingsnachbarin vom Rhein fürs Töchterchen hüten und ihrem Mann für den großartigen wunderbaren Sessel! Und jetzt wieder zurück aufn Berg.
Back to Nature
Hier gibt es viel Natur. Es kreucht und fleucht. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich im noch kahlen Baum ein Riesennest, das von irgendwelchen Hupfdolen gebaut wird. Im Garten finkige Meisen und meisige Finken und schätzungsweise drei Trillionen Mauselöcher (wir brauchen nen Tiger). Letzte Woche eine Herde (Schwarm? Rotte?) Wildschweine vorm Kühler. Und vor ein paar
Tagen rief Töchterchen: „Da ist ein Graureiher über den Garten geflogen!“ Ich: „Ja klar. Äh wo?“ Sie: „Da!! Schon wieder!“ Ich sah nix und dachte mir meinen Teil: ‚Von wegen Graureiher, war bestimmt ne Amsel.‘
Bis ich kürzlich am Fenster stand und sich plötzlich ein Schatten über die Scheune und den Vorplatz legte. ‚Was denn? Schon wieder eine Sonnenfinsternis??? Ein Flugzeug, das notlanden muss?‘, dachte ich. Nee, in der Tat: Ein Graureiher mit Monsterspannweite. Seither lasse ich mir von meiner vierjährigen Tochter die Welt erklären. Meistens. Wenn ich dann doch mal wieder den Oberlehrer raushängen lasse, werde ich gleich überführt.
Gegen Klugscheißerei
Heute morgen im Auto: „Mama, da ist wieder das Schild mit den Luftballons.“ „Ja, liebes Kind“, antwortete ich ohne hinzugucken, „das ist ein Hinweisschild für den Brathähnchenstand. Immer, wenn der Verkäufer mit seinem Auto auf dem Parkplatz da vorne steht und Hähnchen verkauft, stellt er das Schild auf, damit die Leute ihn finden.“ Sie: „Aha, und warum ist da ein Fisch drauf?“Ja, die Zeiten in denen ich in ihren Augen unfehlbar war, gehen langsam aber sicher zu Ende.
Was die nächsten Wochen so bringen? Eine neue Kita und eine neue Tanzlehrerin für die Maus und jede Menge Arbeit rund ums Haus. Außerdem bin ich wild entschlossen, den Scheunenhausblog aus seinem Winterschlaf zu wecken und unsere kreativen Ergüsse der vergangenen und noch folgenden Monate zu zeigen. Da geht noch einiges.
Ihr Lieben: Frohe Feiertage!
Eure Nachbarin vonm Berg
Jun 14, 2015 | Ne Story, Reine Beziehungssache
Heute vor vier Jahren genau, saß ich mit dickem Bauch völlig entnervt auf dem Bett und schrie meinen Mann an. Es war vier Tage vor unserer Hochzeit, ich im siebten Monat schwanger, gerade hatten wir einen aufreibenden Umzug hinter uns. Die Schwiegereltern waren schon angereist und es gab noch so UNENDLICH viel zu tun. Während meine Schwiegermutter in der Küche eine perfekte dreistöckige Hochzeitstorte zauberte, saß mein Schwiegervater am Küchentisch und tütete seelenruhig kleine weiße und rosa Zucker-Mandeln in 87 Organza-Säckchen ein. Mein Vater schnitzte in seinem Werkzeugkeller ein riesiges weißes Holzherz für die Fotosession und meine Mutter fertigte wunderschöne Blumengestecke, meinen Brautstrauß und die Dekoration fürs Brautauto.
Währenddessen versuchte ich – tiefer in der Schwangerschaftsdemenz versunken als Atlantis im Meer – noch an all die tausend anderen endwichtigen Dinge zu denken, die als undefinierbare Masse durch mein Hirn waberten. Erschwerend kam hinzu, dass ich zu dieser Zeit KEINE – also ABSOLUT KEINE (nicht mal eine Tafel am Tag) – Schokolade essen dufte: Ich hatte Schwangerschaftsdiabetis. („Nein, nur leicht erhöhte Zuckerwerte und du hast dich total verrückt gemacht“, wirft mein Mann immer ein, wenn ich davon erzähle. „Ja, Schatz, ich war halt schwanger, das impliziert reinsteigern.“) Außerdem grassierte dieser schlimme, damals noch ungeklärte EHEC-Virus und ich aß eigentlich gar nichts mehr, aus Angst, mir was einzufangen. Das Ganze war meinem Nervenkostüm, das ja bekanntlich eher so Bettlaken- als Dauenendecken-Niveau hat, NICHT zuträglich. Und meinem Mann auch nicht.
Er hat mich trotzdem geheiratet. Auch wenn die Anfahrt zum Kloster, wo die Trauung im Garten stattfinden sollte, uns fast noch davon abgehalten hätte: Es begann damit, dass ich gestiefelt und gespornt, also in voller weißer Montur vor unserem Haus stand und wartete: Darauf, dass mein Mann und meine Eltern mit dem Brautwagen um die Ecke biegen würden, um mich einzusammeln. Ich hätte auch gleich mit zum Parkplatz gehen können und hätte es auch besser getan, wollte aber meine gerade erst neu erworbene Nachbarschaft nicht mit meinem auffälligen Auftritt verschrecken. Man weiß ja nie. Heute, da ich sie kenne und liebe, wäre das natürlich kein Thema mehr.
Da stand ich also, bibberte in der kühlen Morgenluft und schaute misstrauisch auf die sich türmenden Wolkenberge am Himmel. Mit der einen Hand hielt ich mein Täschchen an die Brust gepresst und mit der anderen meinen Bauch. Meine jüngste Sorge war, dass ich unseren Theologen seit Tagen nicht erreicht hatte. Würde er kommen oder würden wir in zwei Stunden alleine vor versammelter Hochzeitsgesellschaft stehen… Ich übte schon mal eine Rede und ein kleines Liedchen – irgendwas muss man den Leuten ja dann bieten, wenn sie zum Teil viele Tausend Kilometer aus dem Ausland einfliegen und dann findet die Hochzeit gar nicht statt. Nach fünf Minuten rumstehen, Sorgen machen und leise „Ein Vogel wollte Hochzeit machen“ trällern, begann ich mich vorsichtig zur fragen WOINALLERWELTMEINEVERWANDSCHAFTMITDEMAUTOBLIEBHERRGOTT!
Ein Mütterchen kam auf ihren Rollator gestützt vorbei, sah mich Streichholz mit rotem Gesicht und flammendem Haupthaar am Wegesrand stehen und fragte mitfühlend: „Kann ich Ihnen helfen?“ Ja, wollte ich antworten. „Nehmen Sie mich mit, ganz egal wohin. Irgendwo hin. Oder, Moment, kennen Sie vielleicht einen Pfarrer, der uns spontan trauen könnte, nur für den Fall, dass unser Theolge nicht kommt? Oder wenigstens einen Chauffeur, falls mein Mann und meine Eltern auf den 50 Metern zum Parkplatz ins Bermuda-Dreieck gefallen sind.“
Ich bremste mich im letzten Augenblick, schließlich hätte mir der Pfarrer ohne meinen Mann auch nicht viel genützt und piepste stattdessen: „Kennen Sie die zweite Strophe von „Ein Vogel wollte Hochzeit machen?“ Sie lächelte in sich hinein und tätschelte mir liebevoll die Hand: „Ich wünsche Ihnen einen unvergesslichen Tag“, sagte sie und ging davon. Den habe ich jetzt schon, dachte ich, als ich schweren Herzens mein Kleid raffte und mit so viel Würde wie möglich zum Parkplatz lief…
Das war natürlich erst der Anfang des steinigen Umweges, der uns am Ende unglaublicherweise doch noch vor den Traualtar führte, ohne dass ich aus Stress vorzeitig niedergekommen wäre. Weiter geht es im nächsten Post, wenn ihr mögt!!
Sommergrüße und Luftküsschen!
Eure Nachbarin
Dez 12, 2014 | Nä wat schön - DIY
Jetzt habt ihr gedacht, ich bin damit durch. Weit gefehlt! Ich habe sage und schreibe 25 Menschen auf der Liste, die dieses Jahr eine Weihnachtskarte von mir bekommen. Nicht die, die mir nahe stehen, die bekommen ne Whatsapp. Aber der Postbote, der Müllmann, die Vermieter, der Nachbar, der immer die Pakete annimmt. Kassenborn vom Rewe. Meine zwei Lieblingslieferanten, die Erzieherinnen im Kindergarten. Oh Moment… 26, 27, 28. Ihr seht, ich muss einfach Basteln und das Wohnzimmer zumüllen.
Weihnachtszeit ist Bastelzeit
Im November, wenn ich das erste Mal zur Mittagszeit das Licht in der Küche anmachen muss, erfasst mich das Weihnachtsfieber. Dann werden die ersten Plätzchen gebacken, Listen mit Geschenkideen angelegt und
Termine für Bratapfelessen und Weihnachtsmarktbesuche ins Auge gefasst. Mein Mann, der es ja nicht so mit Brauchtum hat, jammert dann. „Es sind doch noch Wochen hin bis Weihnachten. Unsere Tochter singt gerade von morgens bis abends Martinslieder und du fragst mich, was wir an Weihnachten essen sollen!“
Das ist aber auch typisch für ihn. Schon als es vor drei Jahren um die Hochzeit ging, hielt er sechs Monate Vorausplanung für total verfrüht. Wir wären wahrscheinlich bis heute noch nicht verheiratet… Aber, was reg ich mich auf?! „Jingle Bells“ summend entere ich die Ladenzeile unseres Vorortes, die meine Bedürfnisse erkannt hat und mit weihnachtlichen Mustern und Farben, Glitter und Glimmer lockt. Denn ich – digital völlig vernetzt – bestehe auf handschriftliche Weihnachtspost mit selbstgemachten Karten!
Jetzt muss ich gestehen, mit meinen „Papierchen“, wie mein Mann sie nennt, bin ich speziell. Von der Serviette übers Geschenkpapier bis zum Leporello Bastelset wird alles gehütet. Das führt dazu, dass ich auch mit Papieren aus dem Jahr 1993 arbeite. Sie haben in der Zwischenzeit schon acht Umzüge mitgemacht. Wenn ich etwas ausschneide, lege ich alle Schnipselchen über einem Zentimeter Durchmesser wieder in meine Schatzkiste. Und alles, was ich zu Karten, Geschenken oder Verpackungen verarbeite, trägt meinen leisen Abschiedsschmerz in sich.
Inspirationsjagd
Mein Fundus hindert mich natürlich nicht daran, alle Jahre wieder mit neuen Bastelfutter bepackt nach Hause zu kommen. Mein Mann guckt dann immer noch ungläubig, obwohl er es ja schon kennt. „Tja, du solltest mich vor Weihnachten eben nicht alleine shoppen lassen“, grinse ich und er brummt. „Jaja, und nach Weihnachten ist dann schon wieder vor Weihnachten.“ – „Stimmt“, freue ich mich und unterdrücke meinen Vorschlag, doch ein eigenes Zimmer für meine Papierchen einzurichten. Ist vielleicht grade nicht der richtige Zeitpunkt.
Heftigst unterstützt werde ich übrigens in meiner Leidenschaft durch meine Tochter. Die bringt täglich drei Din A 4-Seiten Uralt-Druckerpapier aus der Kita nach Hause, auf denen mindestens ein blasser Holzstiftstrich zu sehen ist. Manchmal auch zwei und manchmal ist auch das ganze Blatt vollgemalt. Diese Kunstwerke, bei denen ich immer ‚janz feuchte Auren‘ kriege, werden dann auch hin und wieder veredelt. Als Geburtstagskarte, Schmuckkästchen oder auch als Mobile, wie zuletzt an Ostern.
Nach wochenlanger Recherche und Inspirationsjagd im Netz sind nun die folgenden Weihnachtskarten entstanden. Drei Vorgaben gab es von meiner Seite: 1. Es sollte einfach umzusetzen sein. 2. Ich wollte nur Material verwenden, das ich bis dahin schon zu Hause hatte (bevor man Mann vollends die Krise kriegt) 3. Es sollten verschiedene schöne Karten entstehen, die zum Adressaten passen. Hier die
Anleitungen!
Besorgt euch zunächst Blankokarten oder entsprechend
zugeschnittenes Tonpapier. Dann kann es losgehen.
Weihnachtliche Wäscheleine
Das braucht ihr: Schwarzen Fineliner, Glitter in
verschiedenen Farben, Klebestift
So geht’s: Malt eine Wäscheleine mit einigen winterlichen
Kleidungsstücken, einer Weihnachtskugel und einem Weihnachtsstern auf. Füllt
die Formen mit Klebestift und Glitter aus. Weihnachtsgruß darunter. Fertig!
Schleifenkarte
Das braucht ihr: etwas breiteres Schmuckband, Papier als Unterlage,
Fotoapparat, Fotopapier (10×15 cm) PC, Drucker
So geht’s: Bindet das Band zu einer Schleife. Legt ein
weiteres Stück diagonal auf ein Blatt Papier und die Schleife darauf.
Fotografiert die Kreation von oben. Druckt das Bild auf Fotopapier aus oder
lasst es entwickeln. Klebt es auf die Blankokarte auf. Et voila.
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