Seite wählen
Outing: Unsere Schlafgewohnheiten

Outing: Unsere Schlafgewohnheiten

Saß ich jüngst in einem der klapprigen Nahverkehrsmittel, die im südlichen NRW Städte und Städtchen verbinden. Es war 18 Uhr, die Bahn voll und es roch nach einem langen Arbeitstag. Ein paar Reihen weiter hing eine Frau in ihrem Sitz: die Augen geschlossen, den Mund geöffnet. Ihr Kopf schwankte willenlos mal Richtung Fenster, mal Richtung Sitznachbar.

Erst machte ich mir Sorgen… Doch dann öffnete sie kurz die Augen und darin las ich. „Ich bin berufstätige Mutter von drei Kindern! Ja, und ich schlafe hier! Weil ich sonst nicht dazu komme! Und es ist mir sowas von egal, ob ich dabei dämlich aussehe. Wehe, es weckt mich jemand auf! Mit etwas Glück verpasse ich meine Haltestelle und fahre einfach immer weiter im Kreis…“

Kinder und Schlaf sind inkompatibel…

Dafür müssen die Kleinen noch nicht mal auf der Welt sein. In der Schwangerschaft fängt es an: Wadenkrämpfe lassen einen im vierten Monat rumpelstilzchenartig aus dem Bett hüpfen. Dann folgt die Blase, die zwar irgendwann leer ist, sich aber nie so anfühlt. Der Bauchschläfer hat ja schon früh verloren, der Rückenschläfer – also ich – spätestens, wenn er bei dem Versuch, in der geliebten Position einzuschlafen, in Ohnmacht fällt. Nach der Entbindung folgt „24/7/2-3“ (auch bekannt als zwei bis drei Stunden Taktung).

Jetzt kommt das alles nicht wirklich überraschend, hat man sich doch im Normalfall neun Monate lang ins Thema eingearbeitet. Dass so ein Erdenneuling nicht von Anfang an elf Stunden durchschläft, erwartet auch niemand. Dass das Thema „Schlafmangel“ aber auch drei Jahre später noch akut sein könnte, hat uns keiner gesagt!! Meine Familie hat sich in ein wanderndes Feldlager verwandelt, immer auf der Suche nach ungestörten Nächten.

Kürzlich ist mir aufgefallen, dass ich mich abends nur noch selten umziehe, sondern ermattet in Straßenklamotten irgendwo niedersinke. Ich dachte noch: „Das war doch früher nicht so…“, da fiel mein Blick auf ein vertrautes abendliches Bild: Mein Mann mit Bettdecke, Wolldecke, Kissen, Oropax und Kindle im Arm wankte verwirrt durch die Wohnung auf der Suche nach einem guten Schlafplatz für die Nacht. „Klar, dachte ich: Früher lag mein Schlafzeug immer am Fußende meines Bettes unter meiner Decke. A propos, wo ist überhaupt meine Decke? Wo habe ich letzte Nacht geschlafen?“ Kopfkratz!

Der beste Schlafplatz der Wohnung befindet sich egal wo, Hauptsache weit weg von unserer Tochter. Neben ihr zur Ruhe zu kommen ist, als würde man versuchen, im FC-Fanblock ein Nickerchen zu machen, wenn die Mannschaft gerade verliert… Da unsere Tochter allerdings nach wie vor Probleme mit „weit weg“ im Zusammenhang mit „schlafen“ hat, gibt es Nacht für Nacht eine Abstimmung darüber, wer bei ihr, soll heißen, in einer ruhelosen ringkampfartigen Umarmung mit dem Kinde schläft.

Ehebett??? 
Schon lange ist aus unserem Ehebett  ein Mutter-Kind- bzw. Vater-Kind-Bett geworden. Dort schläft der, der nicht arbeiten muss, nicht krank ist, eine Wette verloren oder wie in meinem Fall, unerlaubt Schokolade gegessen hat. (Es gibt da so einen Vertrag zwischen mir und meinem Mann, aber dazu ein andermal.)

Auf diese Weise haben sich schon die folgenden Schlafkonstellationen ergeben: Alle im Gästezimmer (zu Beginn) | alle im Schlafzimmer mit Beistellbett | alle im Schlafzimmer mit zugestelltem Kinderbett | alle im Elternbett inkl. Zombieeffekt am Morgen. Dann: einer im Gästezimmer, zwei im Schlafzimmer | einer auf der Wohnzimmercouch, zwei im Schlafzimmer | Tochter im Gitterbett im Kinderzimmer, zwei glückliche Eltern im Ehebett (da war sie etwa 20 Monate alt – netter Versuch!).

Dann eine Phase, die ich lieber vergessen will:  Einer im Schlafzimmer, zwei im Kinderzimmer – Tochter im Gitterbett, einer auf der Matratze davor. Daraus wurde in meinem Fall leeres Gitterbett, Mutter- und Tochter auf 90er Matratze  auf dem Boden… Heute schlafe entweder ich mit meiner Tochter im früheren Ehebett und  mein Mann im eigens aufgestellten großen Bett im Kinderzimmer oder umgekehrt. Wer niemals im Kinderzimmer schläft, ist unsere Tochter…

Nicht selten finden auch mitten in der Nacht schlaftrunkene Wechsel statt. Wenn zum Beispiel Tochter mit Mutter zusammenliegt, erstere aber unausgesetzt nach Vater schreit. Dann lässt man sich nach zwei Stunden schon mal überreden. Beim Wechsel der Zimmer im Dunkeln mit Bettzeug und allem anderen Firlefanz (s.o.) gilt übrigens die Regel rechts vor links.

Von Kabelschlangen und Sockenbergen

Von Kabelschlangen und Sockenbergen

„Was ist eigentlich aus deinem Upcycling geworden“, fragt mich mein Mann gestern scheinheilig. Nur um gleich danach zu rüffeln: „Wir haben dieses Jahr schon wieder ganz schön viel neu gekauft!“ Ja, er hat Recht – ein bisschen. Aber zum Upcycling braucht man Zeit und auch die ein oder andere Fähigkeit, die ich (noch) nicht besitze. Aber ich arbeite dran. Eine Freundin bringt mir Nähen bei und mein erster Pulli ist fertig – an ihrer Maschine genäht. Sie selbst verbrachte die ersten drei Übungsstunden erfolglos damit, an meiner Maschine den Oberfaden mit dem Unterfaden zu verbinden. SORRY!

Aber zurück zu meinem Mann! Er setzt nämlich seit Sonntag seine ganz eigene Idee des Nachhaltigseins um, hat da aber irgendwas falsch verstanden: „Ich schmeiße jetzt jeden Tag ein Teil weg!“ Okaaayyyy??!! Wer meinen Mann besser kennt weiß, hier passiert etwas ganz Großes – nahezu eine Frühlings-Revolution. Seit 1998 hat er so gut wie nichts entsorgt. Gott sei Dank auch nicht sooo viel gekauft. Dafür bin ich ja zuständig.

Mein Mann besitzt Kabel und Adapter und Verbindungsstücke, Chinchstecker und Klinken, Festplatten, Kopfhörer, Konsolen, Aufladegeräte, Walkmen, kaputte Fotoapparate, Rechner mit Solarbetrieb, Mäuse, Tastaturen, noch mehr Festplatten… Das Ganze verwirrt in einem riesigen schwarzen Knäuel. Wir reden auch von einem Menschen, der Socken besitzt. Viele Socken.

Kürzlich stand er verzweifelt vor seinem Kleiderschrank und rief: „Du hast doch letztens meine 168 Strümpfe gefaltet.“ „Ja“, rief ich stolz zurück. „Da passt kein Paar zusammen!“ Ja, ist doch logisch, es waren alles einzelne Socken. Aber alle schwarz – immerhin. „Ich sag doch, wir brauchen eine neue Waschmaschine, die frisst die Dinger“, rufe ich zurück, weil ich weiß, dass er auf diesem Ohr ganz plötzlich taub wird und ich mir weitere Diskussionen erspare.

Umso begeisterter beobachtete ich gestern, wie er forschen Schrittes zu seinem Schrank marschierte, mindestens sechs lose Socken entnahm, um sie in der Mülltonne zu entsorgen. „Das ist für heute und morgen“, meinte er und griff im Vorbeigehen noch einen Lautsprecher mit SDCard-Anschluss. Wow! Nachhaltigkeit hin oder her. Ich bin stolz auf ihn! Denn schließlich ist er ein Mann und dass die manchmal mit größter Passion an irgendwelchen Dingen hängen, die weder vintage noch shabby, sondern einfach nur alt und häßlich sind, ist ja bekannt.

Wie in dieser Fernsehwerbung, die momentan läuft. Ich weiß nicht für welches Produkt – bin als Werbekunde völlig ungeeignet, wenn es nicht um Schokoriegel geht. Aber eine Frau trägt einen Karton mit Sachen durch den Flur, um sie zu entsorgen und ihr Mann greift in letzter Sekunde nach seinem alten Hut, der nun für weitere fünf Monate im Schrank rumgammeln wird. Bis seine Frau nämlich die Sommersachen wegpackt und die Wintersachen rausholt. Dann wird sie einen neuen Versuch starten.

So geht das bei uns mit verbeulten Schirmmützen, Deutschlandflaggen (die nächste WM kommt bestimmt), verwanzten uralt T-Shirts mit Erinnerungswert, verklebten Luftmatratzen, luftleeren Fußbällen und angestaubten Vorhängen in einer Farbe, die man noch nicht mal als 80er bezeichnen kann. Auch immer wieder schön und seit Jahren im Frühjahr und Herbst ein beliebtes Thema. „Hier deine beiden schwarzen Lee-Jeans, darf ich die dieses Jahr in den Altkleidersack tun?“ „Neeeeiiiin!!! Die kann man noch verkaufen, bei Ebay!“ „Das hast du letztes und vorletztes Jahr auch schon gesagt.“

Meine Mutter hielt sich vor einigen Jahren mal für ganz schlau und schmiss heimlich ein Paar Schuhe meines Vaters in den Müll. Er hatte sie seit 1986 nicht mehr getragen. Drinnen wohnte eine Spinne namens Esmeralda, die Sohle war vermoost und das Leder hatte eine Patina angesetzt, wie man sie manchmal an diesen Bronzestatuen sieht. Vorsichtig ging sie also nachts zum Schuhschrank, nahm die Schuhe – nicht ohne vorher Schutzhandschuhe anzuziehen, man weiß ja nie – schlich die Treppe hinunter und versenkte sie tief unten in der Tonne der Nachbarn.

Zwei Tage später stand mein Vater vor ihr: „Sag mal, hast du meine dunkelbraunen Lederschuhe gesehen, die von der Silberhochzeit meiner Eltern. Die sind irgendwie weg!“ Ich weiß nicht, wie die Geschichte ausging, ich war zu sehr damit beschäftigt, meine Hand vor die Stirn zu schlagen.

Hä?

Hä?

Hinke mit dem Bloggen gerade etwas hinterher… Das hat mit der Zeitumstellung zu tun (Frau Aigner, wo muss ich unterschreiben?). Außerdem mit der Idee unserer Tochter, sich selbst den Schnuller zu entwöhnen, ohne allerdings mit den Entzugserscheinungen klarzukommen. Für unsere Schlafsituation bedeutet das eine Verschlechterung um 60 Prozent nächtlich und das bei einem generellen Level, den mein begeisterungsfähiges Ich mit „ganz okay“ bewerten würde. Leider hat sich dieses Ich jüngst zusätzlich in Luft aufgelöst, während „Geistig-klar“ mächtig angepisst aus der Kneipe zurückkam (siehe ‚Shabby oder schick‚) und mir nun die Stimmung verkatert. Über den Grund schreibe ich mal, wenn ich mich nicht mehr aufrege. Das kann dauern…

Wie dem auch sei, schlimmer geht immer und außerdem ist Fastenzeit, da soll man ja bekanntlich leiden. A propos, mein Mann hat mir übrigens letzte Woche gesagt, dass er mich nicht versteht. Das kam mir auch länger schon so vor, immer dann, wenn ich von aufzuhängenden Lampen, aufzuhebenden Socken oder einzukaufenden Luxusgütern (Deko im Shabby-Schick) spreche. Ich war fast erleichtert, dass die Einsicht endlich von ihm selbst kam und wollte gleich nach einem guten HNO fahnden, als er mich bremste und meinte, es läge wohl eher an meiner Art zu kommunizieren. War ja klar, dass ich wieder zum Sündenbock seiner alters- oder Metalcore-bedingten Defizite gemacht werde…

Unsere zielführenden Gespräche sehen in etwa so aus: Ich: „Meine Tante hat angerufen, wegen dem Haus.“ Er: „Welche Tante?“ Ich: „Na, meine Tante.“ Er (spitzfindig): „Du hast mehrere Tanten!“ Ich (Haare raufend): „Ja, aber welche ruft wohl wegen dem Haus an…“ Oder während einer Fahrt über eine nahegelegene Autobahn, die derzeit baustellenüberfrachtet die Pendler quält. Ich: „Kommen die denn jetzt pünktlich?“ Er: „Wer?“ Ich: „Ja, wenn die  jetzt im Stau stehen oder fahren die dran vorbei?“ Er: „Wer denn???“ Ich: „Oh Mann, deine Kollegen!!!“ Beiderseitiges Augenrollen. Augenrollende Smileys fand ich übrigens auch in einem Thread zum Thema „Frauen und Gedankensprünge“, denn natürlich habe ich mal wieder Doktor Google zum Thema befragt.

Ganz offensichtlich denken wir Frauen ja mit zwei Gehirnhälften. Und wenn sich jetzt links ein Gedanke bildet – vorausgesetzt er weiß wo links ist, ist ja ein weiblicher Gedanke – und der springt einfach mal spontan nach rechts rüber, nur weil es Spaß macht… schwups, kann der männliche Gesprächpartner nicht mehr folgen.Würde auch erklären, warum eine meiner besten Freundinnen und ich Unterhaltungen über Jahre hinweg fortsetzen, ohne, dass wir jedes Mal einleitende Worte brauchen. Nö, das geht dann einfach so. Ich sage unvermittelt: „Wenn man drüber nachdenkt, liegen die ja doch gar nicht so falsch!“ Und schon weiß sie, es geht um Fernbeziehungen oder um Osteopathie oder um die Frage, wie man den Neubefall von Kastanienbäumen durch die (wirklich) gemeine Miniermotte verhindert…

Aber gut: Et is wie et is, sagt der Kölner. Und ich gestehe, mir fehlt zwischen all dem Geröll, dass einem so den Alltag vermüllt, manchmal die Kraft und die Geduld für lange Einleitungen. Die Satzfragmente, die ich meinem Mann zuwerfe, erinnern ein bisschen an geistige Schnappatmung und tragen nicht zur Romantisierung des täglichen Einerleis bei. Eine Chicagoer Studie ergibt denn auch tatsächlich: Je näher sich zwei Menschen stehen, desto weniger tauschen sie aus. Sie setzen unbewusst voraus, dass ihr Partner genauso viel weiß wie sie selbst. Deswegen halten sie es offenbar nicht für nötig, den anderen zu informieren.“

Ist doch eigentlich ein Kompliment für meinen Mann… Okay, ist ja gut: Ich bestelle nen Logopäden und mein Mann den Elektriker: Vielleicht kann der was an seiner langen Leitung machen 😉

Huidibui!!

Huidibui!!

„Irgendwie verändern Kinder die Persönlichkeit“, meinte vor zwei Jahren ein Kumpel, der heute noch so weit von Nachwuchs entfernt ist, wie frischgebackene Eltern von der nächsten Partynacht. „Wie meinst du das?“ fragte ich, während ich meine fünf Monate alte Tochter mit einem gejuchzten „Huidibui!!“ schwungvoll durch die Luft schwenkte. Als Antwort erntete ich eine hochgezogene Augenbraue und ein lapidares
„Genau so!“

Nach zweieinhalb Mutterjahren kann ich ihm nur Recht geben. Neben zombinösem Durch-den-Tag-Wanken nach durchwachten Nächten, einem Gedächtnis für das der Vergleich „Sieb“ ein wahrer Euphemismus
ist und bereits erwähnten Alterungs- und Verbreiterungserscheinungen ist es vor allem das Kommunikationsgebaren junger Eltern, das irgendwo zwischen infantil und einfach nur albern schwankt.

Auch heute noch nutze ich Wendungen wie „Hui!“ (Kind rutscht!), „Uiuiui!“ (Kind klettert sehr hoch!), „Chaka!“ (Kind hat irgendetwas gut gemacht) und „Oh – eine Häufibäufi im Töpfchen“ (ohne Worte) –  und werde das wohl tun, bis mein Kind antwortet: „Mutter, kann ich heute das Auto haben?“ Vielleicht kennt jemand die Situation, dass man ein fremdes Baby mit „Oh guckida, hast du ein schönes Teddyli!“ anspricht und einen unbewegten Blick aus großen Augen erntet. In diesem Momenten möchte ich bitte nicht wissen, was in seinem Kopf vorgeht.

Peinlicher noch, als die Kommunikation vom Muttertier zum Jungen, sind Gespräche zwischen Erwachsenen im Dunstkreis kleiner Kinder. Da kommt einem gegenüber dem Göttergatten schon mal locker ein „Ich hab Aua Bauch“ über die Lippen. Wenn der gestandene Ehemann ohne mit der Wimper zu zucken und völlig ernst gemeint antwortet: „Da hast du wohl zu viele Nunus gegessen“, macht es die Sache nicht besser. Und dann man wundert sich noch, warum das Liebesleben irgendwie brachliegt…

Stufe drei ist erreicht, wenn der Sprachverfall über die familiären Grenzen hinaus grassiert und sich etwa Ehemann und ein Kollege – beides Väter in Elternzeit – per Whatsapp zum „Hörsche kucken“ verabreden und damit meinen, dass mal wieder ein Gang zum Wildgehege ansteht. Ebenso kommen Zweifel auf, wenn die Vorsitzende des Kita-Elternbeirats alle Rundmails mit „Okili“ einleitet und mit „Supili“ beendet. Die Erzieherinnen habe ich witzigerweise noch nie so reden hören.

Wahrscheinlich sind es unbewusste frühkindliche Erinnerungen die Vorpubertierende dazu bringen Sätze wie „Mama, du musst mich nicht bis vor die Schule fahren, ich kann auch hier (drei Kilometer entfernt) aussteigen.“ Eine freundliche Übersetzung von „Alte, du bist mir peinlich.“

Meine Tochter ist da weniger subtil. Vor einigen Wochen zog ich zum ersten Mal seit dem Winter wieder Sneakers an, statt Stiefel. Das fiel meiner Tochter auf, als wir mitten im Gang des nachbarörtlichen Kinderflohmarktes standen. Sie warf sich laut brüllend auf den Boden und forderte, dass ich „sofort!“ aber auch „SOFORT!“ diese unsäglichen Schuhe ausziehen sollte. Es erforderte fünf Minuten guten Zuredens, sie davon zu überzeugen, dass ich nicht barfuß nach Hause gehen würde.

Ein weiterer Auswuchs kindgemachter Albernheit ereignete sich gestern Abend beim Nachhausekommen von der Arbeit. Seit einigen Wochen ist es ein beliebtes Spiel unserer Tochter, sich vor allen Ankömmlingen zu verstecken. Diese müssen dann ihr lautes Kichern überhören und die ganze Wohnung nach ihr absuchen.

Auch gestern stöckelten (ich) wir im Businesslook durch die Räume, sobald sich die Wohnungstür hinter uns geschlossen hatte. Laut rufend „Ja, wo ist denn die kleines Maus?“ „Hm – ist sie vielleicht unter dem Bett?“ „Nein, da ist sie nicht!“ „Wo kann sie denn sein?“ „Ist sie vielleicht im Schrank?“ „Nein da ist sie auch nicht!“ taperten wir durch unsere 110 Quadratmeter Altbau. Nur um uns nach ein paar Minuten etwas verlegen im Kinderzimmer zu treffen. Unsere Tochter war in der Tat gar nicht zu Hause, sondern mit Oma und Opa am Rhein.

Upcycling

Upcycling

Anfang der Jahres hat mir die Caritas mal wieder einige bekannte Wahrheiten um die Ohren gehauen, mit so sexy Schlagworten wie Globalisierung, Verantwortung, nachhaltiger Konsum… Aber wo sie Recht haben, haben sie eben Recht. Die Kampagne heißt „Globale Nachbarn“ und ich will ja schließlich eine gute Nachbarin sein.

Ich jonglierte also ein bisschen mit den Begriffen öko, sparsam und bewusst und kam auf Upcycling. Man könnte auch sagen aus alt mach neu oder elegante Resteverwertung. Und das Ganze indirekt zu Gunsten meiner Nachbarn in Kenia und Bangladesh. UND direkt zu Gunsten meines Mannes.

Denn: Mein Mann leidet. Nicht nur, wenn er unsere Tochter anziehen muss. Er leidet unter meinem Dekowahn. So nennt er das. Es muss doch auch ein bisschen wohnlich sein, nenne ich das. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Im Alltag sieht das so aus: Mutti bastelt, fotografiert, sammelt, kauft, erbt und macht die Wohnung schön. Papi besteht darauf, dass für jedes neue Papiervögelchen eine andere Deko verschwindet.

Das Ende vom Lied – volle Schubladen, Schränke, Körbe mit lauter schönen Sachen.Und deshalb habe ich mir für dieses Jahr vorgenommen: Ich verschenke nur Dinge, die ich schon besitze. Okay, das hat Tante Edda auch immer gemacht, wenn sie mal wieder mit einem vergilbten Spitzendeckchen oder einem alten Regenschirm ankam…

Die Herausforderung ist: Der andere muss sich wirklich darüber freuen und nicht das Gefühl haben, meiner Entrümpelungswut zum Opfer gefallen zu sein. Ob ich das wirklich durchziehen kann, wird sich zeigen. Aber einen ernsthaften Versuch ist es wert, denn es entschleunigt (kein Lastminute-Gerenne durch die Läden), es ist nachhaltig UND es freut meinen Mann.

Hier ein Beispiel: Aufgehübschtes vintage Einmachglas mit Backmischung für Zitronenkuchen. Letztere war im Küchenschrank seit einiger Zeit vorhanden, ebenso wie bunte Zuckerperlen. Muffinförmchen: dito. Einmachglas: geerbt. Serviette, Etikett, Satinband: übrig von Weihnachten. Das Ergebnis: sah gar nicht schlecht aus und die Beschenkte hat sich gefreut. Yes!

 

Mehr coole Upcycling-Ideen: hier.