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Wir haben es getan!

Wir haben es getan!

Ostern steht vor der Tür und wir sind drin – im neuen halbfertigen Haus. Die Küche steht und wir stehen auch noch. Tochter hat ihr Zimmer mit den Worten in Besitz genommen: „Das liebe ich, der Rest nervt mich.“ Mich auch. Also nicht alles, aber diese halbfertigen Räume, die verhindern, dass wir alle Möbel aufstellen. Viel mehr liebe ich aber das ganze Haus. Mit ein bisschen Wehmut im Herzen haben wir die Wohnung hinter uns gelassen, in der die Maus ihre ersten Lebensjahre verbracht hat.

Haben den Schlüssel abgegeben, den Namen vom Briefkasten gekratzt, die Vermieterin ans Herz gedrückt und sind nach einem Dreiviertel Jahrhundert (okay, war nur ein Dreiviertel Jahr, aber es fühlte sich so an) von den Fischern zu den Bergbauern gezogen.

Ich danke…

Dass es überhaupt so weit kommen konnte verdanke ich vielen großartigen Menschen. Allen voran meinem Mann: unermüdlich, hartnäckig und stark. Hält Handwerker bei Laune. Kapiert Zusammenhänge, die ich nicht mal im Ansatz… Stellt Fragen, auf die ich niemals… lassen wir das.

Mein Vater: Elektriker, Bauingenieur und erfahrener Allrounder mit Tricks auf Lager, die uns in 100 Jahren nicht einfallen würden. Und sie funktionieren! Meine Mutter, die jetzt mit ihrem kreativen Gespür gefragt ist und sich viele Nächte mit der Lieblings-Enkelin um die Ohren geschlagen hat. Meine Schwiegermutter, die mit mehr Ausdauer als wir Tapete gekratzt hat und ganze Nachmittage hindurch Rollenspiele spielt.

Bruder, Schwester und Schwager, die mit angepackt haben, Paten, die gehütet und gespachtelt haben. Großartige Freunde und Nachbarn, die da waren zum Hand anlegen und Kisten schleppen. Danke auch an meine Lieblingsnachbarin vom Rhein fürs Töchterchen hüten und ihrem Mann für den großartigen wunderbaren Sessel! Und jetzt wieder zurück aufn Berg.

Back to Nature

Hier gibt es viel Natur. Es kreucht und fleucht. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich im noch kahlen Baum ein Riesennest, das von irgendwelchen Hupfdolen gebaut wird. Im Garten finkige Meisen und meisige Finken und schätzungsweise drei Trillionen Mauselöcher (wir brauchen nen Tiger). Letzte Woche eine Herde (Schwarm? Rotte?) Wildschweine vorm Kühler. Und vor ein paar

Tagen rief Töchterchen: „Da ist ein Graureiher über den Garten geflogen!“ Ich: „Ja klar. Äh wo?“ Sie: „Da!! Schon wieder!“ Ich sah nix und dachte mir meinen Teil: ‚Von wegen Graureiher, war bestimmt ne Amsel.‘

Bis ich kürzlich am Fenster stand und sich plötzlich ein Schatten über die Scheune und den Vorplatz legte. ‚Was denn? Schon wieder eine Sonnenfinsternis??? Ein Flugzeug, das notlanden muss?‘, dachte ich. Nee, in der Tat: Ein Graureiher mit Monsterspannweite. Seither lasse ich mir von meiner vierjährigen Tochter die Welt erklären. Meistens. Wenn ich dann doch mal wieder den Oberlehrer raushängen lasse, werde ich gleich überführt.

Gegen Klugscheißerei

Heute morgen im Auto: „Mama, da ist wieder das Schild mit den Luftballons.“ „Ja, liebes Kind“, antwortete ich ohne hinzugucken, „das ist ein Hinweisschild für den Brathähnchenstand. Immer, wenn der Verkäufer mit seinem Auto auf dem Parkplatz da vorne steht und Hähnchen verkauft, stellt er das Schild auf, damit die Leute ihn finden.“ Sie: „Aha, und warum ist da ein Fisch drauf?“Ja, die Zeiten in denen ich in ihren Augen unfehlbar war, gehen langsam aber sicher zu Ende.

Was die nächsten Wochen so bringen? Eine neue Kita und eine neue Tanzlehrerin für die Maus und jede Menge Arbeit rund ums Haus. Außerdem bin ich wild entschlossen, den Scheunenhausblog aus seinem Winterschlaf zu wecken und unsere kreativen Ergüsse der vergangenen und noch folgenden Monate zu zeigen. Da geht noch einiges.

Ihr Lieben: Frohe Feiertage!

Eure Nachbarin vonm Berg

Silvester – Das Übliche

Silvester – Das Übliche

2014 ist schon so alt, das nur noch ein Blatt im Abreißkalender hat. So alt, wie ich mich fühle, wenn ich morgens im Bad meinem Spiegelbild ausweiche. Was hat es gebracht, das Jahr? Leider vieles, das in die Kategorie „In was für einer Welt leben wir eigentlich?“ passt. Wer sich nochmal gruseln will, schaue sich den ein oder anderen Jahresrückblick an…

Für die Nachbarin war 2014 ein besonderes Jahr. Sie erblickte nämlich am 13. Januar das Licht der Welt. Völlig unabsichtlich und ungeplant und eigentlich nur, weil so ein Bloggerprofil so einfach einzurichten ist, dass sogar Mami es kapiert hat. Beim Thema „intuitiv bedienbar“ gehen gewisse Meinungen dauerhaft auseinander (also zum Beispiel meine und die meines Informatikermannes). In diesem Fall nicht und schon war sie da – meine Alte Ego – und wollte nicht mehr weg. Den Rest kennt ihr.

Dass sie aber mein Jahr derartig durcheinander bringen würde, damit hätte ich niemals gerechnet. Ich lag also an einem grauen Januarmorgen auf der Couch, vor mir mein Potpouri der guten Vorsätze. Wollte entschleunigen, drei Kilo abnehmen, gesünder und nachhaltiger leben, netter zu meinen Mitmenschen sein, mehr Zeit für meine Familie haben… das Übliche eben. Ob ich meine Vorsätze auch umgesetzt habe? Nur so viel: Ich habe vier Kilo zugenommen.

Moment kleine Schokoladenpause…

So, wo war ich. Gute Vorsätze… Zu meinen Vorsätzen gehörte im Januar definitiv nicht, im Juni 2014, nach genau sieben Jahren, meinen sicheren Job als Online-Redakteurin zu schmeißen, mir zu Hause ein Homeoffice einzurichten und mich monatelang mit Dingen wie „Künstlersozialversicherung“ und „Umsatzsteuervoranmeldung“ zu befassen. Ihr wisst schon – schade um die Lebenszeit und so. An dieser Stelle noch mal vielen Dank an hilfreiche Kollegen und vor allem meinen Mann, der meine Legasthenie in Sachen Behördenkram und Exceltabellen mit stoischer Gelassenheit erträgt bzw. die Dinge einfach selbst in die Hand nimmt.

Heute sorgt die Nachbarin zum Teil für meinen Lebensunterhalt, indem sie sich auch regelmäßig auf dem Livestyle-Blog von GALERIA Kaufhof austoben darf. In meinem anderen Leben bin ich dem guten alten Online-Journalismus treu geblieben und er mir. Diese Mischung macht zufrieden und so haben die Nachbarin und ich unseren Schritt noch keinen Tag bereut.

Die Nachbarin und ich

Wieviel Nachbarin in mir steckt und wieviel von mir in der Nachbarin, darüber gehen die Meinungen auseinander. Meine älteste Freundin meint lapidar: „Mehr, als du denkst.“ Meine Mutter wundert sich unterdessen, wie ich immer auf „diese ganzen lustigen Geschichten“ komme und ich kann nur sagen: Sie passieren genauso. Naja, also fast genauso, in etwa. Mein Mann geht von mehr Wahrheitsgehalt aus, „als noch normal ist“. Wer es genauer wissen will, darf fragen.

Zweierlei freut mich immer wieder: Wenn ich mit „Hallo Nachbarin“ angesprochen werde, denn dann weiß ich: „Hach! Mein Leser!!“ Und: Wenn mir Leute ihre eigenen komischen Geschichten überlassen, mit denen ich dann machen darf, was ich will. Da geht mir das Herz auf. Danke 🙂 Ansonsten sind die Nachbarin und ich zum Jahresende ziemlich verschmolzen, was auch meine Gewichtszunahme erklären könnte. Ich hoffe, sie bleibt mir auch im nächsten Jahr erhalten, vor allem, wenn sie jetzt gleich meine Vorsätze liest:

– Ich muss und ich werde ein System finden, das den Sockenverlust auf ein Minimum reduziert.
– Ich werde keine Geburtstags-Mails und -Whatsapps mehr mit den Worten: „Nachträglich, aber besonders herzlich…“ beginnen (An dieser Stelle gratuliere ich nachträglich, aber besonders herzlich M. aus J. bei R. zum elften Geburtstag. Sorry Mate, ist ja noch das alte Jahr)
– Ich werde zucker- und (hoffentlich auch bald) fettarm leben (darauf noch ein Stück Toblerone).
– Ich werde meine sportlichen Ambitionen weiter verfolgen und wie 2014 jede mir irgendwie mögliche (ihr seht die Auswahl ist begrenzt) Sportart mindestens zweimal betreiben.
– Ich werde mindestens dreimal in der Woche Zahnseide benutzen und mich einer professionellen Zahnreinigung unterziehen. (Dr. M., Sie haben gewonnen.)
– Ich werde täglich Nachrichten hören/lesen/schauen, auch wenn es mir nach einer Folge „How I met your Mother“ viel besser geht.
– Ich werde aus meinem Arbeitszimmer-Schrägstrich-Gästezimmer-Schrägstrich-Rumpelkammer, das derzeit den Charakter und die Raumqualität einer verschimmelten Nerd-Butze hat, ein präsentables Arbeitszimmer-Schrägstrich-Kreativraum-Schrägstrich-Wenn-jemand-zu-Besuch-kommt-darf-er-trotzdem-hier-schlafen-Zimmer machen…
– Ich werde mich durch unseren familiären Mikrokosmos wühlen und wenn es was zu schreiben gibt, werde ich schreiben.
– Ich werde die Privatsphäre meiner Tochter so gut es geht schützen, damit sie nicht, wie unlängst von einer Kindergarten-Mutter prophezeit, in fünfzehn Jahren zum Therapeuten muss und danach zum Anwalt geht, um mich zu verklagen.

Ach ja, und ich werde entschleunigen, 6 Kilo abnehmen, nachhaltiger leben, netter zu meinen Mitmenschen sein, mehr Zeit für meine Familie haben… das Übliche eben!

Viel Glück!!!

In diesem Sinne:

Bleibt gesund,
verlernt das Lachen nicht
und schaut 2015 mal wieder rein.

Die Nachbarin und ich – wir freuen uns!!!