Aug 17, 2015 | Reine Beziehungssache
Wenn alternde Ehepaare – also in diesem Fall mein Mann und ich – sich unterhalten, klingt das manchmal so:
Er (macht die Glotze aus): Wie fandste jetzt den Film?
Ich: Ganz gut, aber den Schauspieler mag ich nicht.
Er: Echt?
Ich: Ja, der hat doch letztens den Zuckerberg in diesem Facebook-Film gespielt.
Er: Nä!
Ich: Doch, guck! Der hat doch auch diesen Magier gespielt, in dem Film letztens, wie hieß der noch.
Er: ‚Die Unvergesslichen‘.
Ich (am googeln): Nee, ‚Die Unfassbaren‘!
Er: Stimmt. Aber das ist der nicht.
Ich: Aber der sieht genauso aus.
Er: Der sieht dem nur ähnlich…
Ich (nach einigen Minuten): Da gibts ja so einige Schauspieler, die sich so ähnlich sehen. So wie der eine…
Er: Wer?
Ich: Na, der in dem Film gespielt hat!
Er: Welcher Film?
Ich: Weiß ich nicht mehr!
Er: Worum ging es denn?
Ich: Weiß ich auch nicht mehr. Irgendwas mit… (seufz) Ich weiß es nicht mehr.
Er: Und wem sieht der ähnlich?
Ich: Na dem anderen. Hugh…
Er: Grant
Ich: Näää. Hugh, Hughen Mac Gregor!
Er: Ewan McGregor! Der sieht dem ähnlich?
Ich: Nee, nicht dem, aber so einer ist das auch…
Verständnisloses Schweigen.
Ich: Der hat in ‚Before Sunrise‘ mitgespielt.
Er: Ewan McGregor?
Ich: Nein. Der andere. Wie heißt der?
Er: Moment… (googelt) …äh, Ethan Hawke.
Ich (klatsche in die Hände): Ja genau!!
Er: Also der.
Ich: Nee, aber der sieht dem ähnlich. Hieß der nicht Baker…
Mein Mann gibt sich geschlagen, geht in die Küche und isst eine ganze Frust-Packung Bioschinken auf einmal auf.
Übrigens, wer immer noch nicht weiß, wer gemeint ist: natürlich Kevin Bacon. Wem der ähnlich sieht hab ich allerdings vergessen 😉
Äääh, was wollte ich schreiben…
Ach so, liebe Grüße
Eure Nachbarin
Feb 23, 2015 | Ne Story
Vielleicht liegt es daran, dass wir am Wochenende lieben Besuch aus England hatten oder an den sommerlichen Fotos, die meine Eltern ständig aus dem Urlaub schicken, aber heute muss ich einfach mal kurz über das Wetter reden. Da riss ich doch um halb acht schwungvoll und in bester Erwartung die Rollos hoch und dann das: Bäääääh! Schnee!!! (Stellt Euch ein jammerndes Emoticon vor, so in etwa sah mein Gesicht aus, das sich da in der Fensterscheibe spiegelte.)
Statt das einzig Vernünftige zu tun (Rollos schnell wieder runterlassen und zurück ins Bett kriechen) schnappte ich mir das Tablet und schaute mir die Wettervorsage für diese Woche an. Regen und 0 Grad, -1 Grad, -2 Grad, -15 Grad. Letzteres ist die Temperatur, die gerade meiner Laune entspricht. Männo!! Gestern sah es noch aus, als käme der Frühling. Die Sonne schien, wir waren alle gleichzeitig (!) gesund. Meine Tochter trug ein Kleidchen (also zumindest über den fünf anderen Lagen Winterstoff) und die ersten Schneeglöckchen wagten einen Blick.
Da kann man sich dran gewöhnen, dachte ich noch. Hätte ich es mal besser nicht gedacht oder wenigstens dreimal auf Holz geklopft… Übrigens, nur falls es jemanden interessiert: Sollte es morgen wieder kalt, schneeregnerisch und doof aussehen, wenn man aus dem Fenster guckt, kann ich nur sagen: Gewöhnt Euch (nochmal) dran! Denn wie sagt die Bauernregel zum Matthiastag: „Wenn neues Eis Matthias bringt, so friert’s noch 40 Tage.“ YEAH!!! Aber wir haben ja auch Fastenzeit.
Und dann immer diese Sache mit meinen Pantoffeln. Ich liebe diese Pantoffel. Es sind so Birkenstock-Fakes und ich trage sie seit mindestens 15 Jahren. Sie haben schon so viel gesehen und mitgemacht. Motto-Partys in der Studenten-WG und nachfolgende Renovierungsarbeiten, meinen Job als Zimmermädchen in Cambridge, Liebeskummer in Barcelona, meine Barista-Ausbildung bei Starbux, Neufindungsphasen in Paris, Reisen in 20 Länder auf drei Kontinenten, die Hochzeitsnacht und natürlich die kleine Stippvisite auf der Entbindungsstation.
|
Meine treuen Treter |
„So sehen sie auch aus!“ würde mein Mann jetzt sagen. „Ja, aber sie riechen noch wie neu. Ganz im Gegensatz zu…“ würde ich mit Blick auf seine Puschen kontern und das Satzende bedeutungsvoll in der Luft hängen lassen. Ja, meine Pantoffeln tragen die Spuren eines Erwachsenenlebens, die ich in meinem Gesicht lieber nicht finden möchte. Unnötig zu sagen, dass dieser Wunsch ebenso unerfüllt ist, wie der nach Sonne. Aber wir haben ja auch Fastenzeit… Meine Pantoffeln sind gezeichnet (selbst ich habe sie schon gezeichnet, damals auf dieser langweiligen Bustour nach Frankreich) und ich hoffe, sie sind mir noch lange, lange treu.
Worüber ich mich aber trotz allem immer wieder maßlos ärgern kann: Sie sind jeden Morgen verschwunden!! JEDEN. EINZELNEN. MORGEN. Und IMMER habe ich kalte Füße. Und IMMER vergeude ich wertvolle Minuten, in denen ich fluchend vom einen Ende der Wohnung zum anderen renne und zurück (immerhin 66 Schritte) und sie NIEMALS finden kann. Und IMMER liegen sie am Schluss an der gleichen Stelle unter dem Wohnzimmertisch. Und NIE – NICHT EINMAL – kann ich mich morgens daran erinnern, dass ich sie dort gelassen habe.
Naja, ich verbuche es als Workout. „Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Füßen“, sagt Onkel Eddi immer. Ich hätte die Pantoffeln ja am liebsten AN den Füßen, sobald ich selbige aus dem Bett schwinge. „Das lernt sie noch!“, sagen wir gerne über unser Töchterchen. Vielleicht gilt das ja auch für die Mutti…
Und jetzt? Jetzt ziehe ich meine Puschen an und baue einen Schneemann auf der Terrasse. Und die Schneeglöckchen? Die kann er sich an den Hut stecken.
PS: Wie man mir gerade aus England glaubhaft versichert hat, sind meine Pantoffeln übrigens schon 20 Jahre alt 😉
Dez 31, 2014 | Mein Senf, Uncategorized
2014 ist schon so alt, das nur noch ein Blatt im Abreißkalender hat. So alt, wie ich mich fühle, wenn ich morgens im Bad meinem Spiegelbild ausweiche. Was hat es gebracht, das Jahr? Leider vieles, das in die Kategorie „In was für einer Welt leben wir eigentlich?“ passt. Wer sich nochmal gruseln will, schaue sich den ein oder anderen Jahresrückblick an…
Für die Nachbarin war 2014 ein besonderes Jahr. Sie erblickte nämlich am 13. Januar das Licht der Welt. Völlig unabsichtlich und ungeplant und eigentlich nur, weil so ein Bloggerprofil so einfach einzurichten ist, dass sogar Mami es kapiert hat. Beim Thema „intuitiv bedienbar“ gehen gewisse Meinungen dauerhaft auseinander (also zum Beispiel meine und die meines Informatikermannes). In diesem Fall nicht und schon war sie da – meine Alte Ego – und wollte nicht mehr weg. Den Rest kennt ihr.
Dass sie aber mein Jahr derartig durcheinander bringen würde, damit hätte ich niemals gerechnet. Ich lag also an einem grauen Januarmorgen auf der Couch, vor mir mein Potpouri der guten Vorsätze. Wollte entschleunigen, drei Kilo abnehmen, gesünder und nachhaltiger leben, netter zu meinen Mitmenschen sein, mehr Zeit für meine Familie haben… das Übliche eben. Ob ich meine Vorsätze auch umgesetzt habe? Nur so viel: Ich habe vier Kilo zugenommen.
Moment kleine Schokoladenpause…
So, wo war ich. Gute Vorsätze… Zu meinen Vorsätzen gehörte im Januar definitiv nicht, im Juni 2014, nach genau sieben Jahren, meinen sicheren Job als Online-Redakteurin zu schmeißen, mir zu Hause ein Homeoffice einzurichten und mich monatelang mit Dingen wie „Künstlersozialversicherung“ und „Umsatzsteuervoranmeldung“ zu befassen. Ihr wisst schon – schade um die Lebenszeit und so. An dieser Stelle noch mal vielen Dank an hilfreiche Kollegen und vor allem meinen Mann, der meine Legasthenie in Sachen Behördenkram und Exceltabellen mit stoischer Gelassenheit erträgt bzw. die Dinge einfach selbst in die Hand nimmt.
Heute sorgt die Nachbarin zum Teil für meinen Lebensunterhalt, indem sie sich auch regelmäßig auf dem Livestyle-Blog von GALERIA Kaufhof austoben darf. In meinem anderen Leben bin ich dem guten alten Online-Journalismus treu geblieben und er mir. Diese Mischung macht zufrieden und so haben die Nachbarin und ich unseren Schritt noch keinen Tag bereut.
|
Die Nachbarin und ich |
Wieviel Nachbarin in mir steckt und wieviel von mir in der Nachbarin, darüber gehen die Meinungen auseinander. Meine älteste Freundin meint lapidar: „Mehr, als du denkst.“ Meine Mutter wundert sich unterdessen, wie ich immer auf „diese ganzen lustigen Geschichten“ komme und ich kann nur sagen: Sie passieren genauso. Naja, also fast genauso, in etwa. Mein Mann geht von mehr Wahrheitsgehalt aus, „als noch normal ist“. Wer es genauer wissen will, darf fragen.
Zweierlei freut mich immer wieder: Wenn ich mit „Hallo Nachbarin“ angesprochen werde, denn dann weiß ich: „Hach! Mein Leser!!“ Und: Wenn mir Leute ihre eigenen komischen Geschichten überlassen, mit denen ich dann machen darf, was ich will. Da geht mir das Herz auf. Danke 🙂 Ansonsten sind die Nachbarin und ich zum Jahresende ziemlich verschmolzen, was auch meine Gewichtszunahme erklären könnte. Ich hoffe, sie bleibt mir auch im nächsten Jahr erhalten, vor allem, wenn sie jetzt gleich meine Vorsätze liest:
– Ich muss und ich werde ein System finden, das den Sockenverlust auf ein Minimum reduziert.
– Ich werde keine Geburtstags-Mails und -Whatsapps mehr mit den Worten: „Nachträglich, aber besonders herzlich…“ beginnen (An dieser Stelle gratuliere ich nachträglich, aber besonders herzlich M. aus J. bei R. zum elften Geburtstag. Sorry Mate, ist ja noch das alte Jahr)
– Ich werde zucker- und (hoffentlich auch bald) fettarm leben (darauf noch ein Stück Toblerone).
– Ich werde meine sportlichen Ambitionen weiter verfolgen und wie 2014 jede mir irgendwie mögliche (ihr seht die Auswahl ist begrenzt) Sportart mindestens zweimal betreiben.
– Ich werde mindestens dreimal in der Woche Zahnseide benutzen und mich einer professionellen Zahnreinigung unterziehen. (Dr. M., Sie haben gewonnen.)
– Ich werde täglich Nachrichten hören/lesen/schauen, auch wenn es mir nach einer Folge „How I met your Mother“ viel besser geht.
– Ich werde aus meinem Arbeitszimmer-Schrägstrich-Gästezimmer-Schrägstrich-Rumpelkammer, das derzeit den Charakter und die Raumqualität einer verschimmelten Nerd-Butze hat, ein präsentables Arbeitszimmer-Schrägstrich-Kreativraum-Schrägstrich-Wenn-jemand-zu-Besuch-kommt-darf-er-trotzdem-hier-schlafen-Zimmer machen…
– Ich werde mich durch unseren familiären Mikrokosmos wühlen und wenn es was zu schreiben gibt, werde ich schreiben.
– Ich werde die Privatsphäre meiner Tochter so gut es geht schützen, damit sie nicht, wie unlängst von einer Kindergarten-Mutter prophezeit, in fünfzehn Jahren zum Therapeuten muss und danach zum Anwalt geht, um mich zu verklagen.
Ach ja, und ich werde entschleunigen, 6 Kilo abnehmen, nachhaltiger leben, netter zu meinen Mitmenschen sein, mehr Zeit für meine Familie haben… das Übliche eben!
|
Viel Glück!!! |
In diesem Sinne:
Bleibt gesund,
verlernt das Lachen nicht
und schaut 2015 mal wieder rein.
Die Nachbarin und ich – wir freuen uns!!!
Jun 23, 2014 | Ne Story
…krame ich mal wieder eines meiner Lieblingsthemen aus der Schublade: das Altern. Seit Jahren klettet es an mir und drängt sich immer dreister in den Vordergrund. Bis zum 29. Lebensjahr war eigentlich alles gut! Ohne Perso kam ich in keine Disco. Wenn ich erzählte, ich hätte bald einen runden Geburtstag, bekam mein Gegenüber schmeichelhaft große Augen. Und dann kam er, der große Tag, an dem ich jubelnd und in naiver Erwartung
mit meinen Freunden auf das neue Lebensjahrzehnt anstieß. Ich hätte besser eine Trauerfeier ausgerichtet! Um meine Jugend zu beerdigen und mit ihr meinen wachen Geist, die verhältnismäßig glatte Haut und die Fähigkeit nach langen Nächten in annehmbarer Zeit zu regenerieren.
Nach dem 30. Geburtstag geht es langsam aber stetig den Bach runter. Das sagen auch Leute, die vorher groß getönt haben: „Vor der 30 habe ich keine Angst!“ Leute wie mich. Seitdem aber halte ich es mit Horst Schlämmer, habe Rücken, Kreislauf und „Zipperlein“. Letztere habe ich immer mit Butterfahrten und Rheumadecken in Zusammenhang gebracht. Wenn ich aber mal so unter meinen Kollegen rumfrage, höre ich überall das gleiche Gejammer. Von wegen 30 ist die neue 20 oder so. Schönfärberei! Toll ist auch immer: „Man ist so jung wie man sich fühlt!“ Auweia, kann ich da nur sagen.
Der eine altert mehr mental, der andere mehr optisch oder beides. Also ich. Auch meine Hoffnung auf ewig jugendliche Gesichtshaut hat sich verflüchtigt und zwar schneller als ich mithalten konnte. Faltencreme? Ach, das hat noch Zeit, dachte ich mit 23 und mit 33 immer noch. Nun – mit 37 – ist es zu spät. Jetzt brauche ich auch nicht mehr anfangen. Es gibt ja Menschen die altern echt schön. Zum Beispiel Judy Dench. Leider gehe ich wohl eher in Richtung Inge Meisel – Gott hab sie selig. Und meine Falten zwischen Nasenflügel und Mundwinkel haben die unvorteilhafte Tendenz, sich merkelmäßig in meine greise Gesichtshaut zu graben.
Kürzlich – also Ostern 2013 – traf ich bei einem Heimatbesuch im Neubaugebiet meiner Kindheit eine Nachbarin. Das kommt nicht oft vor, denn mit diesem Wohngebiet ist das gleiche passiert wie mit mir – es ist gealtert. Früher spielten wir in Horden auf den Straßen und in den Gärten. Heute sind alle weggezogen, die Eltern – mittlerweile Großeltern – sitzen in viel zu großen Häusern und gucken mit scheelem Blick auf das Altenheim, das passenderweise vor einigen Jahren mittenrein gebaut wurde.
Aber ich schweife ab. Besagte Nachbarin hatte mich länger nicht gesehen und meinte freundlich: „An den roten Haaren würde ich dich immer wieder erkennen!“ Bevor ich mich freuen konnte, fügte sie hinzu: „Die sind doch noch echt, oder?“ „Äh ja!“ In der Tat ein Schicksal, das mich noch nicht ereilt hat, ist das erste graue Haar – im Gegensatz zu meinem Mann. Der hat schon drei Stück namens Heinz, Günter und Knut. Eine gute Freundin besuchte kürzlich ihren Hautarzt. Einfach so – und um sich – ähem – mal die Warze am Fuß anschauen zu lassen. „Das ist keine Warze, das ist ein Hühnerauge. Das kommt mit dem Alter immer mehr“, meinte er gnadenlos und wieder einmal barst ein gutes Arzt-Patientinnen-Verhältnis.
Aber seien wir realistisch: Die Jahre, in denen wir von Männern Charme erwarten konnten, sind ebenso vorüber, wie die Jahre, in denen ich mich noch ohne Pareo an den Strand traute. Nicht nur die Gesichtshaut folgt seit Jahren der Schwerkraft… Mit dem Unterschied, bei anderen Körperteilen habe ich gekämpft: Fitnessstudio (ich hätte niemals aufhören dürfen), Creme und Massageroller (64 blaue Flecken pro Oberschenkel), Autogenes Training (Vielleicht ist es eine Sache der inneren Haltung, dachte ich. Ist es nicht!), abnehmen (klappte hervorragend, bei 52 Kilo auf 172 cm Körpergröße sah es fast gut aus). Das war bevor ich 15 Kilo zugelegt hatte…
Mein Mann sieht übrigens seit zehn Jahren aus wie 24. Wenn ich meine Schwiegermutter anschaue, weiß ich auch, wo das herkommt. Noch finde ich es lustig, bis es dann irgendwann mit Blick auf mich heißt: „Ach Herr M. und sie haben ihre Frau Mutter mitgebracht?“
PS: Ich brauchte einen kleinen Egobooster und hatte keine Zeit zum Rewe zu gehen. Deshalb habe ich online alle „Teste dein biologisches Alter“-Tests gemacht, die ich finden konnte. Der beste ist von AOK. Danach bin ich 32,5 Jahre. Der schlechteste von „Das biologische Alter“, danach bin ich 50.
Mrz 3, 2014 | Ne Story
Es ist Karneval und irgendwie sind wir doch alle Kölner. Ich gehe dieses Jahr als Manisch-Depressive. Zumindest kam es mir so vor, bei meinem Wechselbad der Gefühle am Weiberfastnacht-Morgen. Ich bin eigentlich zu alt für Partys. Also, für echte Partys, nicht die, von denen man sich gemeinsam mit anderen Eltern um halb elf verabschiedet, weil Durchmachen seit der Geburt der Kinder nichts Besonderes mehr ist… Aber dieses Jahr wollte ich es nochmal wissen.
Der Donnerstagmorgen begann mit einem echten Tiefpunkt in Sachen Gesichtererkennung. Irgendwie ist in solchen Situationen auch immer mein Mann dabei. Egal! Wir also morgens in die buntbehängte Kita, wo uns ein wallküreartiger Froschkönig begrüßte, was Töchterlein dazu veranlasste, ihr eigenes grünes Cape sofort und unwiderbringlich von sich zu werfen. Dieses „Spiegelbild“ war wohl zu viel für sie, sie hat es bis heute nicht mehr angezogen…
In der Mäusegruppe saß Biene Maja, der Praktikant. Das dachte ich zumindest, als ich ihn höflich ansprach, um nach seinem Namen zu fragen und wie lange er denn bleibe. Immerhin bin ich im Elternbeirat, da muss man ja schon wissen, was so passiert! „Ich bin der Vater von Maja“, sagte er und ich lachte herzlich: Guter Witz! „Nein, ich bin wirklich der Vater von Maja“, formulierte er überdeutlich und wies auf eine kleine Biene zu seinen Füßen, die ich irgendwie im Gewusel übersehen hatte.
„Oh!“ machte ich und hatte wenigstens den Anstand rot anzulaufen. Besagte Maja befindet sich – wie ich sehr wohl weiß – in der Kita-Eingewöhnungsphase und ich hatte mich noch zwei Tage vorher ausführlich mit ihren Vater unterhalten, der mich nun wahrscheinlich für völlig plemplem hält. Im besten Fall nimmt er wohl an, ich hätte morgens um acht schon mal ein bisschen vorgeglüht. Nach diesem Einstieg wollte ich Karneval eigentlich abblasen.
Verzottelt, ungeschminkt und gebeugt, ob dieser Schmach, schleppte ich mich zu Rewe und suchte zwischen den Regalen nach meinem Selbstwert. Und dann traf ich Frau Born! Kassiererin, weißblonde Föhnwelle, wogender Busen, die Rente in Sicht. Und Frau Born rettete meinen Tag an der Kasse mit genau zwei genuschelten Worten: „Perso bitte!“
Ich drehte mich um, auf der Suche nach Jugendlichen mit Alkopops, aber nein: Sie meinte mich!! Mich und meinen Zentiliter Wodka (wie war der denn aufs Band gekommen?). Jubelnd rannte ich um die Kasse herum, riss den Verschlag auf und Frau Born in meine Arme, um mit ihr gemeinsam „Viva Colonia“ zu intonieren. Naja, zumindest hätte ich das gerne: Immerhin hatte sie mich gleich 20 Jahre jünger gemacht! Kölle Alaaf!!
Der Rest des Tages gestaltete sich, wie danach zu erwarten war: Einfach Bombe! Und als hätte meine Erfahrung im Supermarkt nicht gereicht, hänge ich mir noch die folgende Aussage eines unbekannten Mit-Jecken gerahmt übers Bett: „Jut dat de dabei bis, mit dir kama escht Paaady mache!“ Juchhuuu!
Was mein Mann an Weiberfastnacht gemacht hat? Na, er hat sich zu Hause eine Zombie-Apokalypse reingezogen und dieses Kontrastprogramm frecherweise mit den Worten kommentiert: „Wieso Kontrastprogramm???“
Neueste Kommentare