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Gans traumatisch

Gans traumatisch

Vor einer Weile… Hach, ich komme mal wieder nicht dazu, so oft zu bloggen, wie ich gerne möchte, nämlich täglich (Wuahahahahahah!!!!). Sorry, ich muss mal grad zusammenbrechen …………………………………… – äh, ja, bin wieder da. Japs! Also, was ich eigentlich schreiben wollte: Da steht ja noch was aus. Der versprochene zweite Teil extrem peinlicher Aktionen in der letzten Zeit und dazu tat es auch noch  ganz schön weh!
Altertümchen mit Geschichte
Wer mich und unser Haus kennt, weiß, ich liebe alte Sachen. So Sachen mit Geschichte halt. Sie dürfen shabby sein, Flecken und Risse haben, klemmen und knarzen, aber sie brauchen eine Vergangenheit. Wer mir was andrehen will, erzählt mir am besten eine gute Story dazu. So wie: „Die Klobürste stammt aus dem 19. Jahrhundert und gehörte dem Direktor des altgedienten Wanderzirkusses Cachini. Kostet auch nur 20 Euro.“ Fahr ich voll drauf ab!
Nun war ich mal wieder in Sachen wildgewordener Untierhund bei meinen Eltern und wir nutzten die Gelegenheit, einen urigen Antikhändler zwei Dörfer weiter aufzusuchen. Meine Mutter hatte vorher noch erzählt, dass es ein großes Gelände mit vielen speziellen Altertümchen sei und dass außerdem eine Menge Federvieh rumlaufe. Hörte sich cool an und sah auch cool aus.
Wir also mit dem Welpen an der Leine durch das riesige Tor, den Blick fasziniert auf alte Brunnen, schmiedeeiserne Zäune und halbzerfallene Bauernhoftüren gerichtet, die da so rumstanden, als uns eine Horde Gänse entgegen kam. Irgendwie war mir nicht ganz wohl, wie die so ihre langen Hälse vorstreckten und so komische Zischlaute von sich gaben.
Ich musste mich flüchtig an einen Frühjahrsbesuch im Affen- und Vogelpark Eckenhagen erinnern, wo mich so ein wildgewordener Hahn angefallen hatte. Zum Glück trug ich damals lange Jeans und Stiefel, so dass er meinen zarten Fesseln nichts anhaben konnte. Aber ein kleines Trauma ist geblieben und an jenem Tag im Antikparadies hatte ich einen Rock an, was nicht gerade zu meiner Beruhigung beitrug.
Er packte das Viech…
In einem großen Bogen schlug ich mich also um die Langhälse herum und suchte Schutz hinter einer ausnehmend schönen Kassettentür. Mein Vater war derweil damit beschäftigt, unserem Welpen eine gute Erfahrung zu verschaffen, die „in der Sozialisationsphase ja so wichtig ist, um sich keinen traumatisierten Angstbeißer heranzuzüchten“. Das bedrohlich zischende Gänsevolk langsam vor sich hertreibend („Siehst du Benni, die haben Angst vor dir!“) näherte sich also der Rest der Familie der Baracke. Hier trat endlich der Besitzer/Antikhändler/Gänsehirt in Erscheinung. Der packte das unerschrockenste Vogelviech am Hals und schleuderte es drei Meter durch den Hof.
Nun bin ich ja bei allen Ressentiments schon auch tierlieb. Insekten werden grundsätzlich in einem Glas gefangen und rausgetragen (zwar von meinem Mann, aber auf meine Anweisung), Hunde gestreichelt, Rehe gefüttert, verletzte Vögel gerettet. Deshalb fand ich die Szene auch ziemlich abstoßend und verzog mich erstmal in Richtung Alte-Bauernbuffet-Abteilung, wo ich die Gänse schnell vergaß und stattdessen in Überlegungen schwelgte, wie ich mein Geburtstagsgeld am besten anlegen könnte.
Entsprechend frohgemut und unbedarft wagte ich mich schließlich wieder nach draußen in die Arena. Dort standen mein Vater und mein Hund mit synchron stolzgeschwellter Brust. Herren über die Gänseschar, die sie zu Demonstrationszwecken auch gleich einmal in ihren Verschlag trieben. Den leider türenlosen Verschlag (s.o.). Langsam schlenderten wir weiter, um ein paar Hinkelsteine im hinteren Garten zu begutachten. Und als mein Vater gerade sagte, dass Gänse ja an und für sich eher bellen statt beißen und überhaupt total harmlos sind, hörte ich von links hinter mir das Unheil nahen.
Flatsch, flatsch, flatsch…
….rannte die geschmähte Obergans in einem Affentempo auf mich zu und zwickte mich mit der Vehemenz der Geknüppelten ins pralle Wellfleisch. „Aaaaaaahhhhhhh!“ Mein Schrei hallte durch die nächsten drei Täler und kam als Echo zurück, während ich nach einem sicheren Ort suchte und mich dabei fast mit der Hundeleine strangulierte: Egal! Leute, so schnell bin ich noch nie auf einen Hinkelstein gehüpft. Und während sich meine Mutter meinem Seelenheil widmete, trat mein Vater die Harpyie weg und kümmerte sich dann kopfschüttelnd ob meiner unprofessionellen Hysterie um den potentiell traumatisierten Hund.
Den Rest des Tages verbrachte ich mit einem Kühlpack am Hintern zu Hause, versuchte meine Würde wiederzugewinnen und mein eigenes Trauma zu verarbeiten. Anders als dem Hund ist es mir bis heute nicht gelungen und ich bin sicher, dass die nächsten Ferien auf dem Bauernhof eine echte Herausforderung für mich werden. Wir werden sehen…

Es grüßt EuchEure Nachbarin

PS: Bis heute habe ich noch nie Gans gegessen. Es könnte aber sein, dass sich das an Sankt Martin 2016 ändert.
O nooooooo!

O nooooooo!

Kommt gebt es zu, er hat schon jeden von Euch ereilt: Dieser Moment, in dem man sich wünscht, der Boden würde sich auftun und man könnte rumpelstilzchengleich darin versinken. Zumindest so lange, bis der letzte Lacher verklungen ist und die Menge sich zerstreut hat. Solche Situationen laufen hier in diesem Blog unter der Rubrik „Peinlichkeiten“ und ich hätte da noch zwei, die mir gerade erst passiert sind. Ich hab wohl nen (ungünstigen) Lauf oder wie mein ehemaliger Starbuxkollege Ahmed wohl sagen würde: Der Mond steht im Clown.
Die Pumphose
Es war also gestern. So ein Wetter… nennen wir es Semihochsommer. Irgendwie nicht ganz heiß, aber auch nicht nur warm. Keine Ahnung. Jedenfalls genau das Wetter für meine Lieblingspumphose. Das Ding hat ne Größe drinstehen. Ich glaube, es ist 40. Aber die Wahrheit ist, die geht alles mit, was die Waage so zu bieten hat. Dehnung pur. An und für sich großartig. Allerdings gibt es einen kleinen, aber entscheidenden Nachteil, der sich mir gestern mit aller Macht offenbart hat.
Ich also diese endbequeme Superhose an und mit Töchterchen zu meiner Freundin ins Nachbardorf. Wir stehen vor der Haustür und ich in beiden Händen eine Tasche. Die Tür geht auf und mein dreijähriges Patenkind stürmt jubilierend auf mich zu, um meine Beine zu umarmen. Gerade noch freue ich mich über die begeisterte Begrüßung, da stehe ich plötzlich im Freien. Die Hose bauscht sich um meine Knöchel und das Mädel hat sich gnadenlos im Stoff verwickelt.
In solchen Fällen hat man ja nie den seidenrosa Spitzenslip an, der die aprikosenzarte Haut des durchtrainierten Hinterns umspielt. (Den leider nicht ich habe, sondern die Beachvolleyballerinnen bei Olympia). Man hat auch nicht die Beine rasiert (es war ja eine lange Hose) und das echt überfällige Peeling der Oberschenkelrückseite hatte nicht mehr in den Tagesplan gepasst (also ungefähr der letzten 350 Tage).
Ungeschminkte Wahrheiten
Also präsentiere ich die ungeschminkte Wahrheit meiner Kehrseite der gesamten Lindenstraße in Bonn-Ittelsbach, während ich die Taschen fallen lasse. Ich versuche meine Patentochter aus meiner Hose zu pulen und selbige wieder an Ort und Stelle zu ziehen. Unterbrochen von hilflosen Lachsalven meinerseits, umsprungen von zwei feixenden Fünfjährigen, umtost vom Bellen des Haushundes und begleitet von den Nachmittagserzählungen meiner Freundin, die ihr Baby auf dem Arm wiegt und die das Szenario völlig unbeeindruckt lässt.
Irgendwann – es müssen Stunden gewesen sein – hatte ich mein Patenkind wieder auf den Beinen und das unzuverlässige Stück Stoff wieder dort, wo es hingehörte und drehte mich hochrot im Gesicht zur Straße hin um. Nicht zu sehen! Keiner da. Keine Nachbarn am Fenster, nicht mal ein Vogel auf der Stromleitung, vielleicht war er auch vor Lachen runtergekippt. Einen Check bei Youtube habe ich mir verkniffen, nicht dass der Nachbarsjugendliche doch noch… Ach nein. Es sind ja Ferien und das Schwimmbad hat auf.
Als weiter…
Meine Hose habe ich heute wieder angezogen. Das ist wie beim Reiten. Fällste runter, musste gleich wieder rauf. Und schließlich beabsichtige ich das gute Stück zu tragen, bis ich nicht mehr reinpasse. Was hoffentlich niemals der Fall sein wird. Allerdings werde ich künftig darauf achten, sie bei Begrüßungsszenen mit einer Hand zu sichern. Oder noch besser: Ich nehme die Alternative mit knackigem Hintern und Seidenschlüpper. Dann ist es auch schon egal. Wer weiß, vielleicht seht ihr mich bei Olypia 2020 beim Beachvolleyball (als Maskottchen in Haremshose).
Wer so gut im Rechnen ist, wie meine Tochter, wird es gemerkt haben: Ich hatte zwei Geschichten versprochen und das hier ist definitiv nur eine. Macht aber nix. Dies ist ein Blog und der nächste Post kommt bestimmt.
Es grüßt Euch,
 
Eure Nachbarin
Die Weihnachtsmaus

Die Weihnachtsmaus

Ich weiß nicht, ob mir jemand bewusstseinsverändernde Substanzen in den Weihnachtstee gekippt  hat oder das 25stigste Lebkuchenherz mit Marmeladenfüllung irgendwie schlecht war. Jedenfalls, wenn man mich fragt, geht es hier in letzter Zeit nicht mehr mit rechten Dingen zu.
Alles begann mit einer Weihnachtsmaus. Nachdem meine Tochter ja bereits am zweiten Weihnachtstag mit einer dicken Grippe die Segel gestrichen hatte, war mein Nachtschlaf zwischen den Jahren empfindlich zu kurz gekommen. Weshalb mein mich liebender Mann, generöserweise vorschlug, ich solle meine Zelte doch mal auf der Wohnzimmercouch aufschlagen und damit ungefähr 30 Meter und zwei Türen entfernt vom nächtlichen Dauerhustenanfall meiner Tochter.
Knusper, knusper, knäuschen…
Gesagt, getan. Ich schlief den Schlaf der Gerechten. Bis genau 1:00 Uhr. Dann hörte ich ein verdächtiges Knuspern aus der Küche. Es klang haargenau so, als würden sich zwei Nagezähnchen in eine Umverpackung graben. Ich kenne das Geräusch, denn ich habe einschlägige Erfahrungen mit ‚Maus in Zimmer‘, seit ich im Jahr 2005 ein Praktikum auf dem Lerchenberg gemacht und ein Zimmer auf
einem nahegelegenen Bauernhof bewohnt habe.
Ich finde ja solcherlei Getier ganz süß, mit ihnen in einem Raum nächtigen möchte ich aber eher weniger. Also schnappte ich mir mein Kindle und leuchtete unauffällig in die Küche, um den Verursacher des Geknurpses in Flagranti zu erwischen. Das Geräusch verstummte. Ich machte das Deckenlicht an und ging auf Spurensuche. Nichts! Also schob ich das Intermezzo auf einen meiner Schlafwandelanfälle und legte mich wieder hin.
Bis drei Uhr. Da knabberte es wieder. Und zwar unter dem Weihnachtsbaum. Diesmal hörte es sich an, wie Nagezähnchen in Karton. Ich war zu erschöpft und dämmerte spontan wieder weg. Bis Viertel nach drei. Da hörte ich: Nagezähne in Holz. Emsig! Und zwar ungefähr einen Meter von mir entfernt. Direkt unter dem Wohnzimmertisch. Sobald ich mich bewegte, hörte es auf.
Nun hätte ich das Geheimnis an dieser Stelle wohl lüften können, hätte mich nicht eine völlig irrationale – sicherlich der Übermüdung geschuldete – Panik ergriffen, unter dem Tisch könne sich KEINE Maus, sondern
eine Beutelratte, ein mutierter Holzwurm oder gar eine mit ihren riesigen Mahlzähnen holzschnitzelnde Monsterspinne verstecken. Ich tat also das einzig Vernünftige: Ich ergriff die Flucht und zog ins Kinderbett meiner Tochter um. Tür zu! Fertig! Dachte ich zu diesem Zeitpunkt jedenfalls noch.
Ein(e) Fall(e) und keine Lö/osung
Ich schlief die restliche Nacht wie ein Stein und fuhr am nächsten Vormittag – es war der 30. Dezember – gleich zum Baumarkt, um eine Lebendfalle zu kaufen. Nur für was? ‚Wenn
es eine Beutelratte ist, reicht eine Mausefalle nicht. Und gibt es Lebendfallen für Säbelzahnspinnen??? Was tut man da rein? Einen Finger?‘, sinnierte ich vor mich hin, bevor ich dann etwas verwirrt doch nach der Mausefalle griff.
Dann rief ich die Experten in Sachen Nagetierfang an. Meine Eltern. 35 Jahre Erfahrung machen klug. „Für Mäuse muss man ein Brot dick mit Nutella beschmieren“, hörte ich. Da können die nicht widerstehen. ‚Das kenne ich von unserer Maus auch‘, dachte ich, und kaufte die etwas billigere Variante beim Aldi. Vielleicht war das der Fehler.
„Gibt es eine Losung?“, hatten meine Eltern noch gefragt, als ich meine Zweifel an der konkreten Form des Tieres offenbarte. „Eine Losung? Ihr meint so wie ‚Maus verschwinde aus diesem Haus!!!‘ Nein. Würde ich eine kennen, bräuchte ich ja keine Falle.“ Es ginge um die Ausscheidungen wurde ich belehrt. Außerdem könne ich nachts einen Apfel auslegen und einen Teller
mit Mehl bestäuben. „Mäuse sind neugierig! Ist eine da, wirst du auf jeden Fall Spuren darauf finden.“
Mit einem spitzen Schrei sprang ich aus dem Bett
Ich bereitete alles für die Nacht vor. Die Falle ließ ich nochmal weg, in der Angst, eine Beutelratte könnte sich in der zu kleinen Lebendfalle verfangen. Ich weiß, wie sich sowas anfühlt. Wenn ich nach
Weihnachten meine Alltags-Jeans wieder anziehe, hat es einen ähnlichen Effekt bis ungefähr nach der Fastenzeit. Das kann man keinem antun.
Aus persönlichen Gründen verbrachte ich die folgende Nacht gleich im Kinderzimmer und konnte nicht einschlafen, weil Töchterchen nebenan die Tonleiter rauf und runter bellte. Pünktlich um eins war es dann soweit.
Unter das Husten aus dem Schlafzimmer mischte sich ein zartes Knuspergeräusch aus der Küche. ‚Aha‘, dachte ich, ‚morgen sehe ich, welcher Gestalt du bist‘, und drehte mich entspannt zur Wand. Für etwa 10 Sekunden. Dann knusperte es gleich neben dem Bett – unter der Fensterbank.
Mit einem spitzen Schrei sprang ich auf und stürzte ich mit Decke und Kissen ins Schlafzimmer, um freiwillig den Nachtdienst anzutreten. ‚Immerhin‘ dachte ich, ‚das Bellen wird das ominöse Tier, das unter geschlossenen Zimmertüren hindurchpasst (!) bestimmt abhalten.‘ Mein Mann schleppte sich ins Kinderzimmer. Ließ sich mit – wie immer verstöpselten Ohren – auf dem Kinderbett nieder und wachte morgens mit einem „Ich hab nix gehört!“ auf. Na danke.
Der Mehlteller war unangetastet, die Apfelhälfte verschmäht, eine Losung auch heute nicht zu finden. Na warte! „Heute Abend bist du fällig, egal wer oder was du bist!“, rief ich provozierend ins Wohnzimmer hinein. Und während es am Silvesterabend langsam dämmerte überlegte ich kurz, ob es sich vielleicht um den Geist einer Maus handeln könnte. Einer Maus, die schon vor vielen Jahrzehnten in dieser Wohnung zu Tode gekommen war und sich nun, da wir bald ausziehen, nicht mehr an ihren Ehrenkodex gebunden fühlt.
Der Wind, der Wind, das himmlische Kind
„Ich glaube, ich werde ein bisschen verrückt!“, gestand ich meinem Mann, der vielsagend seine Mundwinkel kräuselte, aber dennoch brav die Lebendfalle bestückte. Brot und Nuss-Nougat-Creme satt. Aus Schaden klug geworden nächtigte ich nach dem Feuerwerk gleich mit Töchterlein im Schlafzimmer. Die Balkontür stand auf – wie immer, wenn sie hustet. Der Rollladen war genau so weit hinuntergelassen, dass eine zur Einsicht gekommene Maus (oder deren Gerippe) hinausgelangen könnte, Tiere von draußen sich aber keinesfalls eingeladen fühlen sollten.
In der Nacht hört ich im Schlafzimmer Geräusche. Kein Knabbern und Knarzen. Eher ein Rascheln und Huschen. Der Wind zerrte am Rollladen. Oder war es ein agiles Bündel mit oder ohne Fell, das mit Vehemenz
dagegen bollerte, um in die Freiheit zu gelangen. „Was ist das hier? Blairwitch Projekt???“, zitterte ich und zog mir die Decke über den Kopf.
Seither sind weitere Nächte vergangen, weitere Äpfel unangetastet, das Mehl im Müll, die Falle leer. Aber irgendetwas bringt mich um den Schlaf! Pienzt mich, ärgert mich! Immer in der ersten Nachthälfte. Heute Nacht, ich schlief todesmutig wieder mal im Kinderzimmer, sprang ich plötzlich auf. Ich hatte es gesehen, das Wesen. Keine Spinne, keine Beutelratte, keine
Maus. Äh, also doch. Quasi! Eine Fledermaus, die meinen Kopf umkreiste und mich und meinen panischem Puls aus dem Bett trieb. Als ich den Lichtschalter fand, sah
ich sie. Sie hockte oben im schaukelnden Kinder-Netzregal von Ikea und blickte mit spöttischen Teddyaugen auf mich herab…
Bis heute wusste ich nicht, ob diese Geschichte noch einmal ein Ende und ich zu meinem Nachtschlaf zurück finden würde. Aber letztlich hat meine Tochter hat den Bann gebrochen! Gemeinsam mit den Großeltern kam sie heute Nachmittag zur Tür hinein, pfefferte die Winterschuhe von den Füßen, fegte um die Küchenecke und „zack“ mit dem dicken Zeh in die Falle. Ein paar Tränen des Erschreckens bei ihr, ein paar herzliche Lachtränen bei uns und dann die erleichterte Erkenntnis: Endlich habe ich nun doch eine Maus gefangen!

 

Eure Nachbarin
Das Nikolaustrauma

Das Nikolaustrauma

Ich erinnere mich, als sei es gestern gewesen, dabei ist es schon über 15 Jahre her! Alles ist in letzter Zeit schon über 15 Jahre her… Egal. Jedenfalls hatte ich die Ehre, als Nikolaus in einem Montessori-Kindergarten aufzutreten (ja, als Nikolaus, warum auch nicht). In liebevoller Bastelarbeit beklebte ich ein dickes Buch mit Goldfolie und begab mich in die Kita. Dort sollten Erzieherinnen und Kinder in der Turnhalle auf
mich warten. Ein rotweißer Mantel mit Kapuze hing bereit, dazu eine weiße Perücke, ein Bart und ein Sack mit Geschenken.
Als ich mich in der „Umkleide“ (das Ein-Quadratmeter-Erzieherinnen-Klo) umzog, geriet ich jedoch wegen des Schildes ‚Achtung Salmonellen! Bitte auf die Handhygiene achten!‘ so aus der Fassung,
dass ich überstürzt in Richtung Turnhalle flüchtete. Das Buch hielt ich fest umklammert, der Sack schleppte und polterte hinter mir her. Der Bart hielt, die Perücke auch! Und das war ein Segen, denn ich hatte in der Eile vergessen, mir die rote Kapuze überzuziehen.
Mein Auftritt war trotz dieser Widrigkeiten ein Erfolg. Und so kann ich heute mit professioneller Vorerfahrung dem Nikolaus auf Augenhöhe begegnen. Also zumindest dem bestellten… Mit so einem hatte es
Töchterlein am Nikolausabend zum ersten Mal zu tun und ich muss sagen, es war ein Abenteuer.
Niko-Graus

So einen Nikolausabend zu planen ist ganz einfach:

– Nikolaus organisieren (Studentenwerk, Arbeitsamt oder wie bei uns ein ehrenamtlicher Dorfnikolaus auf Spendenbasis)
– Ein paar Zeilen über das Kind verfassen
– Kleinigkeiten in hübsches Papier eingeschlagen
– Kind ins Verderben rennen lassen. Letzteres eher ungeplant.

Als Nikolaus am Abend des 5. Dezembers mit einem herrischen „Bum, bum, bum!“ Einlass verlangte, verwandelten sich drinnen zwei kleine wilde Mädels in zitterndes Espenlaub. Während die Väter der
Runde ihre Kameras zückten, stellte Herr Nikolaus seinen Sack ab und zog seine Lesebrille hervor, um aus seinem goldenen Buch zu zitieren. Ich weiß auch nicht, was ich erwartet hatte. Irgendeine gütig-großväterliche Rede vielleicht, mit kleinen humorvollen Anspielungen auf die eine oder andere Missetat.
Stattdessen schwang sich unser Gast zu einem Nikolaus-Knecht-Ruprecht-Imitat im 50er-Jahre-Oberlehrer-Stil auf und listete mit donnernder Stimme eine Verfehlung nach der anderen auf. Während ihre Freundin strammstand und jede Anschuldigung empört von sich wies, ließ mein Töchterlein den Kopf hängen und wurde immer zittriger.
Ich befürchtete ein nachhaltiges Nikolaustrauma, startete meinen Helikopter, landete neben ihr auf der Couch und zog sie schützend auf meinen Schoß.
Erziehung auf Augenhöhe
Ich war kurz davor, ihm was von Jesper Juul und Erziehung auf Augenhöhe zu erzählen, als er endlich zum Ende kam und sich ein Lied wünschte. Bei beiden Mädchen herrschte nach der Gardinenpredigt gähnende Leere im Köpfchen und sie starrten ihn nur mit blanken Augen an. Sie kamen erst wieder in Bewegung,
als der Gabenbringer schließlich seines Amtes waltete und zur allseitigen Erleichterung Päckchen und Süßigkeiten verteilte.
Beim Abendessen fragten wir die Kinder vorsichtig. „Und, wie fandet ihr den Nikolaus?“ „Supernett!“, schwärmten beide. Und während wir Eltern unauffällig verständnislose Blicke wechselten, rief die Freundin meiner Tochter. „Mir ist jetzt auch ein Lied für den Nikolaus eingefallen: ‚Stups, der kleine Osterhase…‘“.
Kinder sind ja hart im Nehmen. Das Trauma habe jetzt wohl ich. Im nächsten Jahr engagieren wir den Opa!
Eure Nachbarin
Sport ist…

Sport ist…

 Also eigentlich wollte ich ja heute über Helicopter-Parenting schreiben. Da bin ich echt gut drin. Aber dann kam diese Petition der Bloggerin Christine „Mama arbeitet“ gegen die Bundesjugendspiele und da kann ich, meines Zeichens „lahme Ente“, nicht nur zuhören.Was gibt es deswegen für einen Aufschrei und wie immer geht auch viel unter die Gürtellinie. Man könnte meinen, die Dame hätte sich für die Abschaffung des Sportunterrichts im Allgemeinen oder gar gegen Mathe und Physik ausgesprochen. (Leider nicht!)

Vielleicht sollte ich auch eine Petition starten. Gegen Sportnoten! Aber ich hab Angst vor Haue und boxen und asiatische Kampfkunst haben wir im Sport nie trainiert.

Was wollen wir denn vom Schulsport? Gesunde Kinder, die sich zu gesunden Erwachsenen entwickeln, für die Bewegung selbstverständlich dazugehört und die den inneren Schweinehund nur noch vom Hörensagen kennen. Wenn man aber will, dass motorisch eher suboptimierte Kinder irgendwann freiwillig Sport machen, dann sollte die
Schule ihnen doch vor allem eins vermitteln: dass Bewegung Spaß machen kann!

Wenn ich als Kind eine gewisse physische Unterbegabung mitbringe, kombiniert mit einem frühreifen Risikobewusstsein (wenn ich über den Bock springe und mit den Füßen hängen bleibe und dann vorneüberschlage und mit der Nase auf den Boden knalle…) sowie einem gewissen Hang zur realistischen Denkweise (mit platter Nase habe ich schlechtere Heiratschancen, als mit Rückenproblemen und Zellulite am Oberschenkel)…

Ente, lahme

… dann wird sich meine Sportbegeisterung nicht wecken lassen, indem ich immer wieder eine wohlwollende 3 oder eine ernstgemeinte 4 kassiere oder mich bei den Bundesjugendspielen einmal im Jahr vor der gesamten Schulgemeinschaft zum Deppen mache („Du bist doch so schlank, wie kannst du so langsam sein?“) ICH WEISS ES NICHT!

Ich habe noch nie erlebt, dass aus einer lahmen Ente in 9 bis 13 Schuljahren irgendetwas anderes als eine lahme Ente geworden wäre. Noten und Urkunden hin oder her. Ich habe aber wohl erlebt, dass eine lahme Ente durchaus in der Lage sein kann, gut Salsa zu tanzen oder zu reiten oder Ski zu fahren oder Einrad…

Soll heißen: Ich fände es gut, wenn Schüler erstmal die große Bandbreite unterschiedlicher Sportarten – auch der seltenen – kennenlernen könnten. Ja, auch wenn das aufwendig, teuer und eigentlich nicht machbar ist… Wo ein Wille, da ein wolle. Ich fände außerdem gut, wenn jeder in seiner eigenen Geschwindigkeit trainieren dürfte, ohne Leistungsdruck, um es wirklich zu lernen und Spaß daran zu entwickeln, auch wenn es ein paar Stunden mehr dauert. Das geht nicht? Doch, ich habe es selbst erlebt:

Im Skiurlaub in der Mittelstufe, ohne jegliche Vorkenntnisse, mit besagter motorischer Unterbegabung und übersteigertem Risikobewusstsein: Soll heißen, ich habs auf dem Idiotenhügel nicht auf die Reihe gekriegt, bin so oft aus dem Skilift gefallen, dass ich für die Skitaufe am Abend fällig war und einmal fuhr einer meiner Skier bei dieser Gelegenheit ohne mich ins Tal. Machte aber nichts, ich hatte den rutschigsten Skianzug von allen und hab ihn später rechts überholt.

Hat Spaß!

Aber ich hatte Glück: Einige von uns hatten sich am Anfang irgendwas eingefangen und deshalb Nachholbedarf, einer hatte aus Umweltbewusstsein verweigert, bis ihm jemand sagte, dass die kahlen Lärchen nicht vom Waldsterben kommen, sondern im Winter immer die Nadeln abwerfen. Dazu so ein paar Nichtskönner wie ich und los ging es: Wir alle kamen in die Krückengruppe und wurden vom Meister persönlich trainiert. Ganz intensiv – einen ganzen Tag lang. Danach konnte ich es!

Dieses besondere Gefühl, es geschafft zu haben, hat mir bis heute eine – theoretische – Skibegeisterung erhalten. Soll heißen, ich bin seither noch zweimal mit großer Freude im Skiurlaub gewesen und hätte es sicher noch öfter gemacht, aber mein Mann kann sich kaum auf seinen Füßen halten, geschweige denn auf zwei Brettern, die den Bruch bedeuten. Meine Freude am Skifahren entstand nicht durch den Wettkampf mit anderen (das hätte mich vollends demotiviert), nicht durch die Note, die ich nachher bei der Prüfung bekam (auf die hätte ich lieber verzichtet, auch wenn sie gut war), sondern einzig und alleine durch die Erfahrung, dass Sport Spaß machen kann.

In diesem Sinne – zurück auf die Couch!

Eure Nachbarin

Der Weg ist das Ziel (Teil 2)

Der Weg ist das Ziel (Teil 2)

Wenn die Zeit drängt, sagen Informatiker gerne „T Minus“ und setzen dann eine entsprechende Minutenzahl dahinter. Die Zahl zeigt an, wie viel Zeit noch bleibt. Zum Beispiel bis das System abstürzt, etwas explodiert oder eine Braut am Ort der Trauung ankommen will (bevor ihr System abstürzt und sie explodiert.) Und dieser Zeitpunkt war für mich eine Stunde vor der Trauung, denn ich wollte den Gästen nicht vorher über den Weg laufen.

T Minus X

Es war also T-40 vor Ankunft und damit im eigentlichen Sinne noch nicht soooo spät, wie ich mich fühlte. Das erklärt auch, warum meine Familie eine gewisse Gelassenheit an den Tag legte, als ich mit wogendem Babybauch unterm Spitzenkleid auf den Parkplatz stampfte. Dort versuchten sie gerade, das wunderschöne Blumengesteck meiner Mutter auf der Motorhaube zu befestigen. Mein Puls lag zu diesem Zeipunkt ein wenig oberhalb des gesunden Maßes, so dass ich ihren Bemühungen nicht die angemessene Beachtung schenkte. Stattdessen blaffte ich irgendwas und platzierte mich brütend und mit zwei großen Ausrufezeichen in den Augen im Fond des Wagens.

Das Navi

Nach einem Blick in mein Gesicht, kamen die anderen dann erstaunlich schnell zur Einsicht, doch besser loszufahren. Gesteck hin oder her! Leichter Regen schlug gegen die Windschutzscheibe, während wir so fuhren. Eigentlich kannte ich den 30 Kilometer langen Weg, wollte aber in meinem Zustand und mit Blick auf die Uhr, die offensichtlich einen Weltrekord aufstellen wollte, doch lieber auf das Navi meines Vaters vertrauen. Damals wusste ich noch nicht, wo Navis einen so hinführen können (Rotkäppchen im Düsterwald).

Vielleicht hätte ich stutzig werden sollen, als das Gerät die Auffahrt zur Autobahn nicht fand und wir stattdessen langsam durch ein Bonner Rheindorf zuckelten. Aber ich war mit dem Wetter (15 Grad und Regen), dem Theologen (immer noch keine Rückmeldung) und dem Blumenschmuck auf der Motorhaube beschäftigt, der bedenklich vibrierte und dann auch just in dem Moment blütenwerfend nach oben schlug, als wir doch noch zur Autobahn fanden.

On the road

Bei T-30 brachte mein Vater das Auto auf dem Standstreifen zum Stehen. Bei T-29 hatte er das Gesteck in den Kofferraum verfrachtet und wir fuhren mit 150 Sachen über die erste Autobahn, der noch eine zweite, dritte und vierte folgen sollten, bevor es dann links in die Büsche ging. Kein Stau hielt uns auf, keine Polizei hielt uns an. Alles war gut und ich wagte, mich ein wenig zu entspannen. Zu früh, wie ich bald darauf feststellen sollte.

T-05: „Jetzt weiß ich auch nicht mehr, wo wir sind.“ Außerdem wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, während ich diesen Satz sagte und danach stumm auf das hübsche Einfamilienhaus in einem Neubaugebiet starrte, vor dem wir gestrandet waren. Leider stand es an einem Wendehammer und die einzige Richtung, die uns blieb, war zurück nach Norden, obwohl wir eigentlich nach Süden wollten. Das Navi beharrte darauf, dass wir den Zaun des Hauses niederwalzen, durchs Gemüsebeet pflügen und dann durch den Gartenteich schippern sollten, um den dahinterliegenden Feldweg gen Süden zu erreichen, aber irgendwas hielt uns davon ab…

Metalcore für die Nerven

Ich kann beim besten Willen nicht sagen, wie wir aus dem Wohngebiet raus, auf die Bundesstraße drauf, durch drei weitere Dörfer hindurch und am Ende tatsächlich bis zur Einfahrt unseres Klosters gekommen sind. Wahrscheinlich war ich gnädigerweise in Ohnmacht gefallen. Jedenfalls standen wir plötzlich, es war T+12, auf dem Parkplatz. Reflexartig ließ ich mich in den Fußraum fallen, was meinem Kleid nicht wirklich zuträglich war, denn um den Eingang herum entdeckte ich Fußvolk. Die ersten Gäste! „Wir pirschen uns von hinten an“, entschied ich. Dass wir uns dazu durch eine Hecke wurschteln und über die regennasse Wiese laufen mussten, interessierte mich zu diesem Zeitpunkt nur noch perifer. „Wenn du was willst, ist alles egal“, sagt mein Mann immer und je nach Situation, ist es ein Vorwurf oder ein Lob.

Hochzeitswolken

Die letzte halbe Stunde vor der Trauung verbrachten wir zweisam im Brautzimmer, warfen hin und wieder misstrauische Blicke auf den Wolkenhimmel vor dem Fenster (Open Air-Trauung und so) und versuchten, uns zu entspannen. Die Trauzeugen hatten alles im Griff, der Theologe war aufgetaucht und ich freute mich einfach nur auf den Tag, während mein Mann – bis dahin ennervierende Ruhe selbst – langsam zappelig wurde und sich nur noch mit Metalcore-Musik aus dem iPod beruhigen ließ.

Einmal sollten wir auf dem Weg zum Altar fast noch vom Weg abkommen, als das süße Blumenmädchen im Klosterhof zu den Klängen von „I belong to you“ forschen Schrittes die falsche Abzweigung nahm. Aber irgendwie schafften wir es doch noch durch den Mittelgang nach vorne und siehe da, in dem Moment, als wir uns auf den Stühlen niederließen, kam die Sonne raus und blieb uns bis nach dem Sektempfang hold. Danach war das Wetter dann den meisten schon egal.

Die Anfahrt sollte nicht die letzte Panne des Tages gewesen sein. Vielleicht schreibe ich im nächsten Jahr über Hochzeitstorten und DJs 🙂 Aber trotzdem war es ein wunderschöner Tag, der mit all seinen Begegnungen und Geschichten – den lustigen, nervigen, rührenden und schönen – unvergesslich ist.

Alles Liebe zum Hochzeitstag, mein Schatz!

Deine – und natürlich Eure – Nachbarin

Geschafft!!!

PS: Einen Tag nach der Trauung rief mein Vater an: „Ich weiß jetzt, was mit dem Navi los war. Es war auf ökonomische Streckenführung eingestellt und hat Schnellstraßen und Autobahnen vermieden.“ Drum versuche, wer sich ewig bindet, am Tag der Trauung keinen Sprit zu sparen 😉