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Sport ist…

Sport ist…

 Also eigentlich wollte ich ja heute über Helicopter-Parenting schreiben. Da bin ich echt gut drin. Aber dann kam diese Petition der Bloggerin Christine „Mama arbeitet“ gegen die Bundesjugendspiele und da kann ich, meines Zeichens „lahme Ente“, nicht nur zuhören.Was gibt es deswegen für einen Aufschrei und wie immer geht auch viel unter die Gürtellinie. Man könnte meinen, die Dame hätte sich für die Abschaffung des Sportunterrichts im Allgemeinen oder gar gegen Mathe und Physik ausgesprochen. (Leider nicht!)

Vielleicht sollte ich auch eine Petition starten. Gegen Sportnoten! Aber ich hab Angst vor Haue und boxen und asiatische Kampfkunst haben wir im Sport nie trainiert.

Was wollen wir denn vom Schulsport? Gesunde Kinder, die sich zu gesunden Erwachsenen entwickeln, für die Bewegung selbstverständlich dazugehört und die den inneren Schweinehund nur noch vom Hörensagen kennen. Wenn man aber will, dass motorisch eher suboptimierte Kinder irgendwann freiwillig Sport machen, dann sollte die
Schule ihnen doch vor allem eins vermitteln: dass Bewegung Spaß machen kann!

Wenn ich als Kind eine gewisse physische Unterbegabung mitbringe, kombiniert mit einem frühreifen Risikobewusstsein (wenn ich über den Bock springe und mit den Füßen hängen bleibe und dann vorneüberschlage und mit der Nase auf den Boden knalle…) sowie einem gewissen Hang zur realistischen Denkweise (mit platter Nase habe ich schlechtere Heiratschancen, als mit Rückenproblemen und Zellulite am Oberschenkel)…

Ente, lahme

… dann wird sich meine Sportbegeisterung nicht wecken lassen, indem ich immer wieder eine wohlwollende 3 oder eine ernstgemeinte 4 kassiere oder mich bei den Bundesjugendspielen einmal im Jahr vor der gesamten Schulgemeinschaft zum Deppen mache („Du bist doch so schlank, wie kannst du so langsam sein?“) ICH WEISS ES NICHT!

Ich habe noch nie erlebt, dass aus einer lahmen Ente in 9 bis 13 Schuljahren irgendetwas anderes als eine lahme Ente geworden wäre. Noten und Urkunden hin oder her. Ich habe aber wohl erlebt, dass eine lahme Ente durchaus in der Lage sein kann, gut Salsa zu tanzen oder zu reiten oder Ski zu fahren oder Einrad…

Soll heißen: Ich fände es gut, wenn Schüler erstmal die große Bandbreite unterschiedlicher Sportarten – auch der seltenen – kennenlernen könnten. Ja, auch wenn das aufwendig, teuer und eigentlich nicht machbar ist… Wo ein Wille, da ein wolle. Ich fände außerdem gut, wenn jeder in seiner eigenen Geschwindigkeit trainieren dürfte, ohne Leistungsdruck, um es wirklich zu lernen und Spaß daran zu entwickeln, auch wenn es ein paar Stunden mehr dauert. Das geht nicht? Doch, ich habe es selbst erlebt:

Im Skiurlaub in der Mittelstufe, ohne jegliche Vorkenntnisse, mit besagter motorischer Unterbegabung und übersteigertem Risikobewusstsein: Soll heißen, ich habs auf dem Idiotenhügel nicht auf die Reihe gekriegt, bin so oft aus dem Skilift gefallen, dass ich für die Skitaufe am Abend fällig war und einmal fuhr einer meiner Skier bei dieser Gelegenheit ohne mich ins Tal. Machte aber nichts, ich hatte den rutschigsten Skianzug von allen und hab ihn später rechts überholt.

Hat Spaß!

Aber ich hatte Glück: Einige von uns hatten sich am Anfang irgendwas eingefangen und deshalb Nachholbedarf, einer hatte aus Umweltbewusstsein verweigert, bis ihm jemand sagte, dass die kahlen Lärchen nicht vom Waldsterben kommen, sondern im Winter immer die Nadeln abwerfen. Dazu so ein paar Nichtskönner wie ich und los ging es: Wir alle kamen in die Krückengruppe und wurden vom Meister persönlich trainiert. Ganz intensiv – einen ganzen Tag lang. Danach konnte ich es!

Dieses besondere Gefühl, es geschafft zu haben, hat mir bis heute eine – theoretische – Skibegeisterung erhalten. Soll heißen, ich bin seither noch zweimal mit großer Freude im Skiurlaub gewesen und hätte es sicher noch öfter gemacht, aber mein Mann kann sich kaum auf seinen Füßen halten, geschweige denn auf zwei Brettern, die den Bruch bedeuten. Meine Freude am Skifahren entstand nicht durch den Wettkampf mit anderen (das hätte mich vollends demotiviert), nicht durch die Note, die ich nachher bei der Prüfung bekam (auf die hätte ich lieber verzichtet, auch wenn sie gut war), sondern einzig und alleine durch die Erfahrung, dass Sport Spaß machen kann.

In diesem Sinne – zurück auf die Couch!

Eure Nachbarin

Der Weg ist das Ziel (Teil 2)

Der Weg ist das Ziel (Teil 2)

Wenn die Zeit drängt, sagen Informatiker gerne „T Minus“ und setzen dann eine entsprechende Minutenzahl dahinter. Die Zahl zeigt an, wie viel Zeit noch bleibt. Zum Beispiel bis das System abstürzt, etwas explodiert oder eine Braut am Ort der Trauung ankommen will (bevor ihr System abstürzt und sie explodiert.) Und dieser Zeitpunkt war für mich eine Stunde vor der Trauung, denn ich wollte den Gästen nicht vorher über den Weg laufen.

T Minus X

Es war also T-40 vor Ankunft und damit im eigentlichen Sinne noch nicht soooo spät, wie ich mich fühlte. Das erklärt auch, warum meine Familie eine gewisse Gelassenheit an den Tag legte, als ich mit wogendem Babybauch unterm Spitzenkleid auf den Parkplatz stampfte. Dort versuchten sie gerade, das wunderschöne Blumengesteck meiner Mutter auf der Motorhaube zu befestigen. Mein Puls lag zu diesem Zeipunkt ein wenig oberhalb des gesunden Maßes, so dass ich ihren Bemühungen nicht die angemessene Beachtung schenkte. Stattdessen blaffte ich irgendwas und platzierte mich brütend und mit zwei großen Ausrufezeichen in den Augen im Fond des Wagens.

Das Navi

Nach einem Blick in mein Gesicht, kamen die anderen dann erstaunlich schnell zur Einsicht, doch besser loszufahren. Gesteck hin oder her! Leichter Regen schlug gegen die Windschutzscheibe, während wir so fuhren. Eigentlich kannte ich den 30 Kilometer langen Weg, wollte aber in meinem Zustand und mit Blick auf die Uhr, die offensichtlich einen Weltrekord aufstellen wollte, doch lieber auf das Navi meines Vaters vertrauen. Damals wusste ich noch nicht, wo Navis einen so hinführen können (Rotkäppchen im Düsterwald).

Vielleicht hätte ich stutzig werden sollen, als das Gerät die Auffahrt zur Autobahn nicht fand und wir stattdessen langsam durch ein Bonner Rheindorf zuckelten. Aber ich war mit dem Wetter (15 Grad und Regen), dem Theologen (immer noch keine Rückmeldung) und dem Blumenschmuck auf der Motorhaube beschäftigt, der bedenklich vibrierte und dann auch just in dem Moment blütenwerfend nach oben schlug, als wir doch noch zur Autobahn fanden.

On the road

Bei T-30 brachte mein Vater das Auto auf dem Standstreifen zum Stehen. Bei T-29 hatte er das Gesteck in den Kofferraum verfrachtet und wir fuhren mit 150 Sachen über die erste Autobahn, der noch eine zweite, dritte und vierte folgen sollten, bevor es dann links in die Büsche ging. Kein Stau hielt uns auf, keine Polizei hielt uns an. Alles war gut und ich wagte, mich ein wenig zu entspannen. Zu früh, wie ich bald darauf feststellen sollte.

T-05: „Jetzt weiß ich auch nicht mehr, wo wir sind.“ Außerdem wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, während ich diesen Satz sagte und danach stumm auf das hübsche Einfamilienhaus in einem Neubaugebiet starrte, vor dem wir gestrandet waren. Leider stand es an einem Wendehammer und die einzige Richtung, die uns blieb, war zurück nach Norden, obwohl wir eigentlich nach Süden wollten. Das Navi beharrte darauf, dass wir den Zaun des Hauses niederwalzen, durchs Gemüsebeet pflügen und dann durch den Gartenteich schippern sollten, um den dahinterliegenden Feldweg gen Süden zu erreichen, aber irgendwas hielt uns davon ab…

Metalcore für die Nerven

Ich kann beim besten Willen nicht sagen, wie wir aus dem Wohngebiet raus, auf die Bundesstraße drauf, durch drei weitere Dörfer hindurch und am Ende tatsächlich bis zur Einfahrt unseres Klosters gekommen sind. Wahrscheinlich war ich gnädigerweise in Ohnmacht gefallen. Jedenfalls standen wir plötzlich, es war T+12, auf dem Parkplatz. Reflexartig ließ ich mich in den Fußraum fallen, was meinem Kleid nicht wirklich zuträglich war, denn um den Eingang herum entdeckte ich Fußvolk. Die ersten Gäste! „Wir pirschen uns von hinten an“, entschied ich. Dass wir uns dazu durch eine Hecke wurschteln und über die regennasse Wiese laufen mussten, interessierte mich zu diesem Zeitpunkt nur noch perifer. „Wenn du was willst, ist alles egal“, sagt mein Mann immer und je nach Situation, ist es ein Vorwurf oder ein Lob.

Hochzeitswolken

Die letzte halbe Stunde vor der Trauung verbrachten wir zweisam im Brautzimmer, warfen hin und wieder misstrauische Blicke auf den Wolkenhimmel vor dem Fenster (Open Air-Trauung und so) und versuchten, uns zu entspannen. Die Trauzeugen hatten alles im Griff, der Theologe war aufgetaucht und ich freute mich einfach nur auf den Tag, während mein Mann – bis dahin ennervierende Ruhe selbst – langsam zappelig wurde und sich nur noch mit Metalcore-Musik aus dem iPod beruhigen ließ.

Einmal sollten wir auf dem Weg zum Altar fast noch vom Weg abkommen, als das süße Blumenmädchen im Klosterhof zu den Klängen von „I belong to you“ forschen Schrittes die falsche Abzweigung nahm. Aber irgendwie schafften wir es doch noch durch den Mittelgang nach vorne und siehe da, in dem Moment, als wir uns auf den Stühlen niederließen, kam die Sonne raus und blieb uns bis nach dem Sektempfang hold. Danach war das Wetter dann den meisten schon egal.

Die Anfahrt sollte nicht die letzte Panne des Tages gewesen sein. Vielleicht schreibe ich im nächsten Jahr über Hochzeitstorten und DJs 🙂 Aber trotzdem war es ein wunderschöner Tag, der mit all seinen Begegnungen und Geschichten – den lustigen, nervigen, rührenden und schönen – unvergesslich ist.

Alles Liebe zum Hochzeitstag, mein Schatz!

Deine – und natürlich Eure – Nachbarin

Geschafft!!!

PS: Einen Tag nach der Trauung rief mein Vater an: „Ich weiß jetzt, was mit dem Navi los war. Es war auf ökonomische Streckenführung eingestellt und hat Schnellstraßen und Autobahnen vermieden.“ Drum versuche, wer sich ewig bindet, am Tag der Trauung keinen Sprit zu sparen 😉

Wie wir mal fast zu spät zu einer Hochzeit kamen (also zu unserer eigenen)

Wie wir mal fast zu spät zu einer Hochzeit kamen (also zu unserer eigenen)

Heute vor vier Jahren genau, saß ich mit dickem Bauch völlig entnervt auf dem Bett und schrie meinen Mann an. Es war vier Tage vor unserer Hochzeit, ich im siebten Monat schwanger, gerade hatten wir einen aufreibenden Umzug hinter uns. Die Schwiegereltern waren schon angereist und es gab noch so UNENDLICH viel zu tun. Während meine Schwiegermutter in der Küche eine perfekte dreistöckige Hochzeitstorte zauberte, saß mein Schwiegervater am Küchentisch und tütete seelenruhig kleine weiße und rosa Zucker-Mandeln in 87 Organza-Säckchen ein. Mein Vater schnitzte in seinem Werkzeugkeller ein riesiges weißes Holzherz für die Fotosession und meine Mutter fertigte wunderschöne Blumengestecke, meinen Brautstrauß und die Dekoration fürs Brautauto.

Währenddessen versuchte ich – tiefer in der Schwangerschaftsdemenz versunken als Atlantis im Meer – noch an all die tausend anderen endwichtigen Dinge zu denken, die als undefinierbare Masse durch mein Hirn waberten. Erschwerend kam hinzu, dass ich zu dieser Zeit KEINE – also ABSOLUT KEINE (nicht mal eine Tafel am Tag) – Schokolade essen dufte: Ich hatte Schwangerschaftsdiabetis. („Nein, nur leicht erhöhte Zuckerwerte und du hast dich total verrückt gemacht“, wirft mein Mann immer ein, wenn ich davon erzähle. „Ja, Schatz, ich war halt schwanger, das impliziert reinsteigern.“) Außerdem grassierte dieser schlimme, damals noch ungeklärte EHEC-Virus und ich aß eigentlich gar nichts mehr, aus Angst, mir was einzufangen. Das Ganze war meinem Nervenkostüm, das ja bekanntlich eher so Bettlaken- als Dauenendecken-Niveau hat, NICHT zuträglich. Und meinem Mann auch nicht.

Er hat mich trotzdem geheiratet. Auch wenn die Anfahrt zum Kloster, wo die Trauung im Garten stattfinden sollte, uns fast noch davon abgehalten hätte: Es begann damit, dass ich gestiefelt und gespornt, also in voller weißer Montur vor unserem Haus stand und wartete: Darauf, dass mein Mann und meine Eltern mit dem Brautwagen um die Ecke biegen würden, um mich einzusammeln. Ich hätte auch gleich mit zum Parkplatz gehen können und hätte es auch besser getan, wollte aber meine gerade erst neu erworbene Nachbarschaft nicht mit meinem auffälligen Auftritt verschrecken. Man weiß ja nie. Heute, da ich sie kenne und liebe, wäre das natürlich kein Thema mehr.

Da stand ich also, bibberte in der kühlen Morgenluft und schaute misstrauisch auf die sich türmenden Wolkenberge am Himmel. Mit der einen Hand hielt ich mein Täschchen an die Brust gepresst und mit der anderen meinen Bauch. Meine jüngste Sorge war, dass ich unseren Theologen seit Tagen nicht erreicht hatte. Würde er kommen oder würden wir in zwei Stunden alleine vor versammelter Hochzeitsgesellschaft stehen… Ich übte schon mal eine Rede und ein kleines Liedchen – irgendwas muss man den Leuten ja dann bieten, wenn sie zum Teil viele Tausend Kilometer aus dem Ausland einfliegen und dann findet die Hochzeit gar nicht statt. Nach fünf Minuten rumstehen, Sorgen machen und leise „Ein Vogel wollte Hochzeit machen“ trällern, begann ich mich vorsichtig zur fragen WOINALLERWELTMEINEVERWANDSCHAFTMITDEMAUTOBLIEBHERRGOTT!

Ein Mütterchen kam auf ihren Rollator gestützt vorbei, sah mich Streichholz mit rotem Gesicht und flammendem Haupthaar am Wegesrand stehen und fragte mitfühlend: „Kann ich Ihnen helfen?“ Ja, wollte ich antworten. „Nehmen Sie mich mit, ganz egal wohin. Irgendwo hin. Oder, Moment, kennen Sie vielleicht einen Pfarrer, der uns spontan trauen könnte, nur für den Fall, dass unser Theolge nicht kommt? Oder wenigstens einen Chauffeur, falls mein Mann und meine Eltern auf den 50 Metern zum Parkplatz ins Bermuda-Dreieck gefallen sind.“

Ich bremste mich im letzten Augenblick, schließlich hätte mir der Pfarrer ohne meinen Mann auch nicht viel genützt und piepste stattdessen: „Kennen Sie die zweite Strophe von „Ein Vogel wollte Hochzeit machen?“ Sie lächelte in sich hinein und tätschelte mir liebevoll die Hand: „Ich wünsche Ihnen einen unvergesslichen Tag“, sagte sie und ging davon. Den habe ich jetzt schon, dachte ich, als ich schweren Herzens mein Kleid raffte und mit so viel Würde wie möglich zum Parkplatz lief…

Das war natürlich erst der Anfang des steinigen Umweges, der uns am Ende unglaublicherweise doch noch vor den Traualtar führte, ohne dass ich aus Stress vorzeitig niedergekommen wäre. Weiter geht es im nächsten Post, wenn ihr mögt!!

Sommergrüße und Luftküsschen!

Eure Nachbarin

Handysucht – oder Die das Handy sucht

Handysucht – oder Die das Handy sucht

Gestern habe ich mich mit einer Frau getroffen, die mich nachhaltig beeindruckt hat. Das trifft zwar auf viele Frauen zu, aber diese toughe, mitten im Leben stehende Mutter von drei Kindern, lässt mich geradezu in Ehrfurcht erstarren. Sie lebt ohne Handy. Ganz und gar! Wie macht die das???

Ich selbst fühle mich ohne Handy, wie Hanni ohne Nanni, Dick ohne Doof, Affe ohne Kokosnuss – äh, ihr wisst, was ich meine. Auf dem Weg zum Café, in dem wir uns verabredet hatten, dachte ich, ich hätte mein Smartphone zu Hause vergessen. Ich stand gerade auf der Fähre und ließ das morgendliche Rheinpanorama auf mich wirken, als meine Hand unbewusst – wie etwa 25 Mal am Tag – kontrollierend in die Tasche griff und ein gebrauchtes Taschentuch, einen Schlüssel und ein klebriges Hustenbonbon ertastete, aber KEIN Handy.

Mein erster Gedanke war: Cool! Ich treffe mich mit einer Frau ohne Handy und habe auch keins dabei. Wie entspannend! Noch während ich so dachte, machten ein paar Hirnzellen ihr eigenes Ding und dachten: Was, wenn eine Mail mit dem Angebot meines Lebens kommt und ich kann sie nicht schnell genug abrufen (immerhin bin ich Freiberufler und muss sehen, wo ich bleibe). Oder was, wenn ich wieder so eine SMS kriege, wie letzte Woche: „Herzlichen Glückwunsch! Wir haben Sie aus 80 Trilliarden Nutzern ausgewählt und Sie haben ein iPhone6 gewonnen. Bitte übermitteln Sie uns Ihre Adresse, Ihre Kontonummer und Ihre Geheimzahl.“ Hab ich alles gemacht, vielleicht ist es nicht angekommen…

Un wahrscheinlich

Nachgestellt – ich mach das bestimmt
nicht nochmal.

Ach egal, dachte ich. Wie wahrscheinlich ist das schon?! „In etwa so wahrscheinlich, wie dass einem am Sparkassenautomaten eine Münze runterfällt, die man aus Versehen mit der Fußspitze aus der Tür hinaus auf den Gehweg kickt, wo sie sich um 90 Grad dreht, um durch den winzigen Schlitz eines Metallgitters in einen Lichtschacht zu fallen“, kicherte das Teufelchen auf meiner Schulter. In der Tat ist mir das kürzlich passiert und bei einem kontrollierenden Blick in den Lichtschacht stellte ich zweierlei fest. Erstens: Es war natürlich die größte Münze meiner Barschaft gewesen. Zweitens: Offensichtlich bin ich die einzige, der es bisher gelungen ist.

Aber das nur am Rande. Zurück auf die Fähre, die mittlerweile die Mitte des Flusses erreicht hatte. Eine Minute ohne Handy und so langsam wurde ich nervös. Ich bin mit dem Fahrrad unterwegs, dachte ich. Was, wenn ich auf den noch zu überwindenden 200 Metern stürze und dann habe ich kein Handy dabei, um meinen Mann, den Notarzt und/oder meine Osteopathin anzurufen??? Was, wenn der Kindergarten anruft, weil die Maus krank ist und mich nicht erreicht und dann meinen Mann anruft und ihn auch nicht erreicht und dann bei der Oma anruft und die auch nicht erreicht und dann… Panik kroch meinen Nacken hinauf, während Helicopter-Mum fast von der Fähre abhob.

Ohne der wunderschönen Umgebung noch einen Blick zu gönnen, grub ich hektisch mit beiden Händen in meiner Tasche. Zweimal noch fuhr ich mit der Fähre hin und zurück, dann hatte ich es in ihren unergründlichen Tiefen gefunden: mein süßes, kleines, goldiges Smartphone. Es steckte genau da, wo ich es zwanzig Minuten vorher hingesteckt hatte. Und – ich hatte keine neuen Nachrichten. Als ich aufblickte, erreichte ich gerade zum dritten Mal das Bad Godesberger Rheinufer. Jetzt aber schnell, dachte ich, schwang mich aufs Rad und pedalte in fünf Minuten unfallfrei zum Café.

Tiefenentspannt wie ein Eichhörnchen

Smartphones stehlen Ihre Zeit!

Dort saß ich dann tiefenentspannt und wartete auf meine Kollegin. Und während ich so saß, schaute ich – nein, nicht in die Bäume oder in den Himmel oder wenigstens auf die leckere Auslage – ich schaute aufs Handy. Immer wieder. Um die Uhrzeit zu checken (Armbanduhr? Für Oldies!). Um die Mail zu checken, mit der wir uns verabredet hatten. (Ich könnte ja am falschen Tag, zur falschen Zeit, am falschen Ort sein). Um die Schlagzeilen des Tages zu lesen (unmotiviert, ich gebe es zu) und um auf Facebook einen Link zu teilen. Dann fiel mir nichts mehr ein und ich war für 15 Sekunden wieder ganz im Moment. Entschleunigt genoss ich die Ruhe, bis meine Hand wieder zu diesem vermaledeiten….

Aus den Augenwinkeln sah ich eine Frau auf den Stufen des Café sitzen, die an ihrer Zigarette zog. Und obwohl ich Nichtraucherin bin, erinnerte mich die Szene irgendwie an mich selbst…

Eure Nachbarin, die offensichtlich nicht nur süchtig nach Schokolade ist

PS: Natürlich habe ich meine Kollegin gefragt, wie sie ohne Handy (über-)lebt. Sie tut es einfach! Respekt!!

Quality-Time oder…

Quality-Time oder…

Kürzlich abends ist es schon wieder passiert. Das Kind schlief freiwillig und um acht. Ein Samstagmorgen ohne Stress warf seine goldenen Schatten voraus. Quality-Time für Papi und Mami. Äh, für Ehemann und Ehefrau, meine ich. Zwei Liebende, die irgendwie nie dazu kommen. Es sei denn man hält Gespräche wie „Schahatz! Du hast schon wieder deine schwarzen Socken in die weiße 60-Grad-Wäsche geschmissen!“ oder „Mutti!!! Du wolltest doch die Umsatzsteuervoranmeldung machen.“ Oder: “ Du kämmst ihr die Haare!“- „Nein, Du!“- „Ich hab heute das Auto getankt“ – „Mist, okay!“ für Liebesgesäusel.

Also Quality-Time! Entspannen, loslassen, genießen… Nein, nicht, was ihr wieder denkt. Ich rede von einem gemütlichen Fernsehabend, ohne dass ich frühzeitig aus Erschöpfung auf dem Sofa kollabiere. Wobei Fernsehen ist vielleicht das falsche Wort: Wir leben schließlich in einer Demand-Gesellschaft (sagt zumindest mein Mann) und da hat man dann eine Firebox oder wie das heißt und kann sich Serien und Filme nach eigenem Gusto auswählen. (Nach dem letzten Tatort, in den ich aus Versehen reingeraten bin, finde ich das auch ganz wichtig.) Und genau hier – also bei der Auswahl endet jedes Mal unsere Qualitiy-Time…

Mars versus Venus

Selbstverständlich sind mein Mann und ich einzigartige, außergewöhnliche, hochindividuelle Geschöpfe. Manchmal aber leider auch nur wandelnde Klischees von Mars und Venus. Ohne Shuttle dazuwischen… Wir flippen uns also zunächst motiviert durch gefühlte 150 Filme und Serien, ohne auch nur ansatzweise auf einen Nenner zu kommen. Es fängt schon bei der Farbe an: Schatzi mag Cover in schwarz, grau, rot (für Blut) und dunkelblau (für düsteres Mondlicht). Ausnahme: Twighlight! Sowas fällt garantiert NICHT in sein Repertoire. Ich mag – wie auch im Leben – helle Töne, grün, pink, gelb – ach, einfach Farben halt. Am liebsten sehe ich gesunde, fröhliche Menschen und keine Zombies oder Leute, bei denen der Augapfel aus der Höhle fällt. Das muss doch weh tun!


Von Horror bis Splatter

„Ich finde, ich habe eine große Bandbreite“, sagt mein Mann. Also Horror, Psycho, Splatter, Endzeitgeschichten, Sci-Fi, Action und Zombiefilme. Ich finde, ich habe eine große Bandbreite: Also Komödien, Liebesfilme, Drama, Familienfilme, Off-Broadway-Filme, Action, Biografien, Klassiker und Musikfilme. „Ein bisschen Anspruch sollte schon dabei sein“, sagt mein Mann. Und ich sage in den nächsten fünf Minuten gar nichts, weil ich von einem Lachanfall geschüttelt werde. Na bitte, da hab ich meine Comedy ja schon. Der aufmerksame Leser wird eventuell festgestellt haben, dass Action in der Tat auf beiden Listen vorkommt. Aaaaber, auch bei Action gibt es eine Bandbreite. Von Conan der Barbar (niemals!) bis zu Mission Impossible (Joooaaaar, alle schon durch).

Raaapüüüüü!!!

Soll heißen, alle Filme, die in irgendeiner Form kompatibel sind, haben wir schon gesehen. Also die fünf. Seitdem landen wir jedes mal bei einem schlechten Kompromiss, den wir einhellig nach zehn Minuten ausschalten. Das ist dann der einzige Moment der Eintracht bei unserem Paarabend. Mein Mann sagt dann resigniert  Dinge, wie: „Ach, guck du doch ‚How I met your mother‘, ich spiel noch ein bisschen!“ und ich antworte entkräftet: „Oder guck du doch ‚The Walking Dead‘ und ich schlaf schon mal ein bisschen.“ Auf der Couch, während mein Mann sich das Gemetzel reinzieht. Da kann ich super schlafen, denn er wacht gleichzeitig über mich und schaut nach unserem Töchterchen, wenn sie ruft. „Ehe ist so was Schönes!!“ denke ich noch. Dann versinke ich in völliger Verantwortungslosigkeit und genieße: ECHTEN Quality-Sleep!

PS: Dass ich selbst in meinem Leben schon zu viel Horror, Splatter und Psycho gesehen habe, dämmerte mir, nachdem ich „Drop-Eye-Jonny“ oben im mittleren Bild skizziert hatte. Danach ging ich nämlich ans andere Ende der Wohnung, um mich umzuziehen und hörte im vorderen Teil plötzlich eine Holzdiele knacken. Mein erster Gedanke war: Oh Mann, jetzt ist er lebendig geworden!!! Glücklicherweise (auch für die Nachbarn) kam ich zur Besinnung, bevor ich mich in Shirt und Schlüpper vom Balkon abseilen konnte…