…krame ich mal wieder eines meiner Lieblingsthemen aus der Schublade: das Altern. Seit Jahren klettet es an mir und drängt sich immer dreister in den Vordergrund. Bis zum 29. Lebensjahr war eigentlich alles gut! Ohne Perso kam ich in keine Disco. Wenn ich erzählte, ich hätte bald einen runden Geburtstag, bekam mein Gegenüber schmeichelhaft große Augen. Und dann kam er, der große Tag, an dem ich jubelnd und in naiver Erwartung
mit meinen Freunden auf das neue Lebensjahrzehnt anstieß. Ich hätte besser eine Trauerfeier ausgerichtet! Um meine Jugend zu beerdigen und mit ihr meinen wachen Geist, die verhältnismäßig glatte Haut und die Fähigkeit nach langen Nächten in annehmbarer Zeit zu regenerieren.
Nach dem 30. Geburtstag geht es langsam aber stetig den Bach runter. Das sagen auch Leute, die vorher groß getönt haben: „Vor der 30 habe ich keine Angst!“ Leute wie mich. Seitdem aber halte ich es mit Horst Schlämmer, habe Rücken, Kreislauf und „Zipperlein“. Letztere habe ich immer mit Butterfahrten und Rheumadecken in Zusammenhang gebracht. Wenn ich aber mal so unter meinen Kollegen rumfrage, höre ich überall das gleiche Gejammer. Von wegen 30 ist die neue 20 oder so. Schönfärberei! Toll ist auch immer: „Man ist so jung wie man sich fühlt!“ Auweia, kann ich da nur sagen.
Der eine altert mehr mental, der andere mehr optisch oder beides. Also ich. Auch meine Hoffnung auf ewig jugendliche Gesichtshaut hat sich verflüchtigt und zwar schneller als ich mithalten konnte. Faltencreme? Ach, das hat noch Zeit, dachte ich mit 23 und mit 33 immer noch. Nun – mit 37 – ist es zu spät. Jetzt brauche ich auch nicht mehr anfangen. Es gibt ja Menschen die altern echt schön. Zum Beispiel Judy Dench. Leider gehe ich wohl eher in Richtung Inge Meisel – Gott hab sie selig. Und meine Falten zwischen Nasenflügel und Mundwinkel haben die unvorteilhafte Tendenz, sich merkelmäßig in meine greise Gesichtshaut zu graben.
Kürzlich – also Ostern 2013 – traf ich bei einem Heimatbesuch im Neubaugebiet meiner Kindheit eine Nachbarin. Das kommt nicht oft vor, denn mit diesem Wohngebiet ist das gleiche passiert wie mit mir – es ist gealtert. Früher spielten wir in Horden auf den Straßen und in den Gärten. Heute sind alle weggezogen, die Eltern – mittlerweile Großeltern – sitzen in viel zu großen Häusern und gucken mit scheelem Blick auf das Altenheim, das passenderweise vor einigen Jahren mittenrein gebaut wurde.
Aber ich schweife ab. Besagte Nachbarin hatte mich länger nicht gesehen und meinte freundlich: „An den roten Haaren würde ich dich immer wieder erkennen!“ Bevor ich mich freuen konnte, fügte sie hinzu: „Die sind doch noch echt, oder?“ „Äh ja!“ In der Tat ein Schicksal, das mich noch nicht ereilt hat, ist das erste graue Haar – im Gegensatz zu meinem Mann. Der hat schon drei Stück namens Heinz, Günter und Knut. Eine gute Freundin besuchte kürzlich ihren Hautarzt. Einfach so – und um sich – ähem – mal die Warze am Fuß anschauen zu lassen. „Das ist keine Warze, das ist ein Hühnerauge. Das kommt mit dem Alter immer mehr“, meinte er gnadenlos und wieder einmal barst ein gutes Arzt-Patientinnen-Verhältnis.
Aber seien wir realistisch: Die Jahre, in denen wir von Männern Charme erwarten konnten, sind ebenso vorüber, wie die Jahre, in denen ich mich noch ohne Pareo an den Strand traute. Nicht nur die Gesichtshaut folgt seit Jahren der Schwerkraft… Mit dem Unterschied, bei anderen Körperteilen habe ich gekämpft: Fitnessstudio (ich hätte niemals aufhören dürfen), Creme und Massageroller (64 blaue Flecken pro Oberschenkel), Autogenes Training (Vielleicht ist es eine Sache der inneren Haltung, dachte ich. Ist es nicht!), abnehmen (klappte hervorragend, bei 52 Kilo auf 172 cm Körpergröße sah es fast gut aus). Das war bevor ich 15 Kilo zugelegt hatte…
Mein Mann sieht übrigens seit zehn Jahren aus wie 24. Wenn ich meine Schwiegermutter anschaue, weiß ich auch, wo das herkommt. Noch finde ich es lustig, bis es dann irgendwann mit Blick auf mich heißt: „Ach Herr M. und sie haben ihre Frau Mutter mitgebracht?“
PS: Ich brauchte einen kleinen Egobooster und hatte keine Zeit zum Rewe zu gehen. Deshalb habe ich online alle „Teste dein biologisches Alter“-Tests gemacht, die ich finden konnte. Der beste ist von AOK. Danach bin ich 32,5 Jahre. Der schlechteste von „Das biologische Alter“, danach bin ich 50.
Hallo liebe Nachbarin,
es ist immer wieder schön, von Deinen Gedanken und Erlebnissen zu lesen. Du hast so eine erquickend liebe und nette Art, die Alttags-Erlebnisse zu beschreiben. Ich freue mich immer, von Dir zu lesen und bin gespannt, was Dir als Nächstes einfällt. Ich denke, diese Geschichten müssten in der Öffentlichkeit bekannt werden.
Wie wäre es mit demr Veröffentlichen in einer Zeitung oder Zeitschrift als Rubrik?
Mach so weiter! In Erwartung Deiner nächsten Ideen!
Herzlichst Magda
Hey Nachbarin, schieb die Oma von der Tastatur weg und schreib wieder selbst was. Jeder der Dich kennt, weiß dass Du ewig 20 bleiben wirst und dabei aussiehst wie 16. Frag doch die Kassiererin oder Deinen Mann.
Tipp am Rande: Knie nicht durchdrücken macht sich auf dem Foto besser, am besten Beine über Kreuz, da kommt immer das Optimum raus.
Als ich mit dem Schicksal harderte 30 zu werden sagte mir eine nette Fremde: "Mit 40 wird alles wieder besser." Wollen wir es mal hoffen…
Vielen Dank, liebe Magda. Vielleicht bewerbe ich den Blog demnächst mal ein bisschen. Im Moment fehlt mir schlicht die Zeit. Deshalb müsst ihr das machen 🙂 es geht doch nichts über wohlwollende Mundpropaganda. LG, die Nachbarin