Ein Törchen, große Wirkung: Mein Mann ist seit gestern Nacht unheimlich gut drauf und meine Tocher ist heute freiwillig im Deutschland-T-Shirt in den Kindergarten gegangen! Und das, wo sie doch das ganze Jahr schon in ihrem Froschkostüm rumläuft und nur an Karneval – als ich gerne wollte – jegliche Koorperation verweigert hat… Ich selbst werde mir nächsten Samstag beim Frisör die Haare schwarz-rot-gold färben lassen. Also zumindest rot! Und das Auto werden wir auch umlackieren. Obwohl, vorher müsste man es mal grundreinigen…
Wahrscheinlich haben sich die Argentinier das gestern auch gedacht: Man müsste mal wieder ein Tor schießen. Und was ist passiert? Nix.
So geht es auch meinem Mann und mir dauernd. „Man müsste mal wieder das Küchenfenster putzen!“ (Wie? Da ist ein Fenster?!). „Man könnte mal den Keller aufräumen!“ (Mit ner Ladung TNT sollte das kein Problem sein). „Wir sollten mit unserer Tochter zum Babyschwimmen gehen…“ (Unsere Tochter ist drei Jahre alt! Stimmt, die Idee auch…) Ein Syndrom, auch als „Partnerschaftliches Konjunktiv“ bekannt.
Den Vogel abgeschossen hat mein Mann vor einer Woche: Unsere Tochter erzieht sich gerade selbst zur Sauberkeit. Wir unterstützen das nur mit bereitgestelltem Töpfchen und einer Tabelle an der Wand, in die sie nach jedem erfolgreichen Geschäft ein Bildchen malen darf. Mittlerweile macht sie alles allein, inklusive Töpfchen ins Klo leeren. Das klappt mal besser, mal schlechter.
Letzte Woche also schlechter: Unter der Schüssel hatte sich ein verdächtiger feuchter Fleck gebildet und mit jeder verstreichenden Stunde roch das Badezimmer mehr nach Bahnhofsklo Duisburg. Meistens schreite ich in solchen Fällen zur Tat, aber diesmal hatte ich einfach keine Lust. Ich hab mir das dann einen Tag lang angeguckt und darauf gewartet, dass er was merkt. Also, mein Mann. Ja, manchmal bin ich trotz meiner 37 Jahre von einer Naivität geprägt, die mich selbst erstaunt…
Als nichts passierte und am nächsten Tag die ersten Ratten an der Hauswand hinauf liefen, ging ich in die Küche, nahm meinen Gatten liebevoll an der Hand und führte ihn ins Bad. Dann probierte ich aus, was eine Freundin mir kürzlich als gewaltfreie Kommunikation nach Mashall B. Rosenberg vorgestellt hatte.
Schritt 1: Beschreiben. „Guck mal Schatz, unsere Tochter hat ihr Töpfchen gestern etwas schwungvoll geleert. Unter der Toilette ist ein Fleck und es stinkt.“ Mein Mann: „Echt?“ Schritt 2: Gefühle äußern: „Ich fühle mich deshalb sehr unwohl.“ Mein Mann verständnisvoll: „Du Arme!“
Und dann hatte ich leider Schritt drei und vier vergessen und fiel gnadenlos in mein altes Kommunikationsmuster zurück: „Da müsste man mal was gegen tun!“ Mein Mann dachte angestrengt nach und sagte dann: „Ok, ich mach mal das Fenster auf!“ Tat es, wandte sich um und ging pfeifend in die Küche zurück.
Die nächsten fünf Minuten verbrachte ich mit Sakrotan-Spray und Lappen unter der Kloschüssel. Deutschlaaaand, Deutschlaaaaaand!!!
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