Vielleicht liegt es daran, dass wir am Wochenende lieben Besuch aus England hatten oder an den sommerlichen Fotos, die meine Eltern ständig aus dem Urlaub schicken, aber heute muss ich einfach mal kurz über das Wetter reden. Da riss ich doch um halb acht schwungvoll und in bester Erwartung die Rollos hoch und dann das: Bäääääh! Schnee!!! (Stellt Euch ein jammerndes Emoticon vor, so in etwa sah mein Gesicht aus, das sich da in der Fensterscheibe spiegelte.)
Statt das einzig Vernünftige zu tun (Rollos schnell wieder runterlassen und zurück ins Bett kriechen) schnappte ich mir das Tablet und schaute mir die Wettervorsage für diese Woche an. Regen und 0 Grad, -1 Grad, -2 Grad, -15 Grad. Letzteres ist die Temperatur, die gerade meiner Laune entspricht. Männo!! Gestern sah es noch aus, als käme der Frühling. Die Sonne schien, wir waren alle gleichzeitig (!) gesund. Meine Tochter trug ein Kleidchen (also zumindest über den fünf anderen Lagen Winterstoff) und die ersten Schneeglöckchen wagten einen Blick.
Da kann man sich dran gewöhnen, dachte ich noch. Hätte ich es mal besser nicht gedacht oder wenigstens dreimal auf Holz geklopft… Übrigens, nur falls es jemanden interessiert: Sollte es morgen wieder kalt, schneeregnerisch und doof aussehen, wenn man aus dem Fenster guckt, kann ich nur sagen: Gewöhnt Euch (nochmal) dran! Denn wie sagt die Bauernregel zum Matthiastag: „Wenn neues Eis Matthias bringt, so friert’s noch 40 Tage.“ YEAH!!! Aber wir haben ja auch Fastenzeit.
Und dann immer diese Sache mit meinen Pantoffeln. Ich liebe diese Pantoffel. Es sind so Birkenstock-Fakes und ich trage sie seit mindestens 15 Jahren. Sie haben schon so viel gesehen und mitgemacht. Motto-Partys in der Studenten-WG und nachfolgende Renovierungsarbeiten, meinen Job als Zimmermädchen in Cambridge, Liebeskummer in Barcelona, meine Barista-Ausbildung bei Starbux, Neufindungsphasen in Paris, Reisen in 20 Länder auf drei Kontinenten, die Hochzeitsnacht und natürlich die kleine Stippvisite auf der Entbindungsstation.
Meine treuen Treter |
„So sehen sie auch aus!“ würde mein Mann jetzt sagen. „Ja, aber sie riechen noch wie neu. Ganz im Gegensatz zu…“ würde ich mit Blick auf seine Puschen kontern und das Satzende bedeutungsvoll in der Luft hängen lassen. Ja, meine Pantoffeln tragen die Spuren eines Erwachsenenlebens, die ich in meinem Gesicht lieber nicht finden möchte. Unnötig zu sagen, dass dieser Wunsch ebenso unerfüllt ist, wie der nach Sonne. Aber wir haben ja auch Fastenzeit… Meine Pantoffeln sind gezeichnet (selbst ich habe sie schon gezeichnet, damals auf dieser langweiligen Bustour nach Frankreich) und ich hoffe, sie sind mir noch lange, lange treu.
Worüber ich mich aber trotz allem immer wieder maßlos ärgern kann: Sie sind jeden Morgen verschwunden!! JEDEN. EINZELNEN. MORGEN. Und IMMER habe ich kalte Füße. Und IMMER vergeude ich wertvolle Minuten, in denen ich fluchend vom einen Ende der Wohnung zum anderen renne und zurück (immerhin 66 Schritte) und sie NIEMALS finden kann. Und IMMER liegen sie am Schluss an der gleichen Stelle unter dem Wohnzimmertisch. Und NIE – NICHT EINMAL – kann ich mich morgens daran erinnern, dass ich sie dort gelassen habe.
Naja, ich verbuche es als Workout. „Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Füßen“, sagt Onkel Eddi immer. Ich hätte die Pantoffeln ja am liebsten AN den Füßen, sobald ich selbige aus dem Bett schwinge. „Das lernt sie noch!“, sagen wir gerne über unser Töchterchen. Vielleicht gilt das ja auch für die Mutti…
Und jetzt? Jetzt ziehe ich meine Puschen an und baue einen Schneemann auf der Terrasse. Und die Schneeglöckchen? Die kann er sich an den Hut stecken.
PS: Wie man mir gerade aus England glaubhaft versichert hat, sind meine Pantoffeln übrigens schon 20 Jahre alt 😉
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