Ach wie schön, irgendjemand hat mal wieder beschlossen, dass es Zeit ist, schlaflose Eltern zu ärgern und die Uhr eine Stunde vorzustellen. Habe mir kurzzeitig überlegt, dieses Mal einfach nicht mitzumachen. Leider hatte ich die Rechnung ohne meinen Funkwecker, mein Handy, mein iPad – und was sich sonst noch so von Geisterhand umstellt – gemacht. Nach einem Blick aus dem Fenster ins herbstliche Grau denke ich mir: Ach egal, nehmen wir das eben auch noch mit… und wenden uns einem Thema zu, über das sogar Menschen ohne Nachwuchs gerne und ausführlich diskutieren. Die Familienähnlichkeit. Ausgerufen hat das Thema übrigens Mama on the Rocks in ihrer aktuellen Blogparade „Was wir unseren Kindern vererben“.
Auf die Palme
„Die Maus hat eine geringe Frustrationstoleranz“, hieß es letztens im Kita-Elterngespräch. „Aber das lernt sie noch!!“ – „Vielleicht auch nicht“, unkte mein Mann und warf mir breit grinsend so vielsagende Blicke zu, dass die Erzieherin unauffällig einen Vermerk in der Akte machte. Ja, die Palme, auf die ich des Öfteren klettere, ist quasi mein einziges Workoutinstrument und meine Ungeduld die einzige energetische Äußerung, während mein Hintern immer breiter wird. Typisch rothaarig halt, wie es das Klischee so will. Geerbt habe ich diesen Charakterzug allerdings nicht von meiner rothaarigen Mutter, sondern von meinem Vater – nicht nur optisch eher so der Robert de Niro-Typ.
Im übrigen ist auch die Maus so weit vom roten Haar entfernt, wie man das eben sein kann, mit einem arabischen Großvater. „Da kommen schwarze Locken“, sprach die Hebamme schon bei der Entbindung und beendete damit jegliche Spekulation. Nicht, dass ich ihr das rote Haar nicht gerne vererbt hätte. Auch wenn ich jeden einzelnen Spruch zu dem Thema kenne und sich schon meine Oma mit ihrer „roten Krause“ einiges anhören durfte, liebe ich ihn doch, meinen Kupferkopf. Immerhin das einzige, was sich bisher jeglichen Alterserscheinungen entzieht.
Haarvergleich |
Was ich Töchterlein dann aber doch mitgegeben habe, sind die schneewittchenweiße Haut und die braungrünen Augen. Vom Papa dagegen kommen die Wimpern (Yeah!!) ellenlang, schwarz und gebogen. Außerdem die Lippen (voll), die Größe (ihre gleichaltige Freundin feiert nach Ostern ihre Ein-Meter-Party, während sie schon an der 1,10 kratzt) und die Zehen. Alles andere wird sich zeigen, schließlich verändern sich die Kleinen ja noch stündlich. Derzeit erkennt Oma 1 ihre eigene Nase wieder, während Oma 2 die langen schlanken Finger der Familie mütterlicherseits zuordnet. Einer ist es derzeit noch völlig wurst, und das ist die Maus selber.
Ganz der Papa
Sie sitzt gerade am Küchentisch und will „keinen Käse“ (Papa), danach will sie basteln (Mama) und Bücher lesen (Mama) und zwar SUBITO!! (MAMA). Außerdem hat sie täglich den Wunsch auf der Sofalehne zu balancieren, in die Luft geworfen zu werden und mit dem Ball eine Blumenvase abzuschießen (alles Papa), bevor sie sich eine Stunde lang ruhig und alleine mit ihrem Kinderbauernhof beschäftigt (auch Papa) und sich dabei selbst Geschichten erzählt (Mama) von Hunden (Mama, Papa) und Katzen (Papa) und Pferden (Onkel), die sie liebt.
Wenn dann nachher Besuch kommt, wird sie eine Stunde lang schüchtern sein und nicht sprechen (Mama und Papa) und danach wild aufdrehen (Tante und Onkel). Sie wird sich ein Prinzessinnenkleid überwerfen und sich Glitzerspängchen ins Haar machen lassen und auf die Frage, was sie sich denn vom Osterhasen wünscht „Barbie“ antworten (meine beste Freundin aus Kindertagen? Ach so nee…). Aber von uns hat sie das jedenfalls nicht. Die Tante hat ihren Barbies früher den Kopf abgedreht und mir ist dazu noch nicht mal das eingefallen. Hmmm – muss doch noch mal meinem Mann auf den Zahn fühlen… A propos, die Zähne hat sie ganz doll hoffentlich auch von ihm!!
Kaffeesatz!
Familienähnlichkeiten |
So viel Spaß es auch macht, nach Ähnlichkeiten zu gucken und so praktisch es auch ist, schlechte Eigenschaften mal eben dem anderen Familienzweig zuzuschieben: Laut Google ist das alles nicht viel mehr als Kaffeesatzleserei.
Es gibt nämlich – wie immer – eine Studie aus den USA, die festgestellt hat, dass es echt schwer ist, Menschen anhand ihrer optischen Merkmale den Eltern zuzuordnen. Dafür ist das Gen-Lotto einfach zu unberechenbar und außerdem liegen ja nicht nur Kugeln von PapaMamaOmaOpa drin, sondern auch vom Urururururgroßvater mütterlicherseits, der laut Ahnentafel Freiheitskämpfer in Südtirol war, sowie vom Urururuururirgendwasvater väterlicherseits, der zur Leibwache Mohammeds gehörte. Hmm, grade erscheint mir der ein oder andere Trotzanfall doch in anderem Lichte.
Übrigens, wer will, dass sich das künsterliche Talent von Tante Elfriede weitervererbt, der berufliche Ehrgeiz von Ururopa Karl und das engelgleiche Wesen von Tante Angela, sollte es seinem Kind nur lange genug einreden. Oder man lässt es einfach sein, wie es ist.
Grüßle! Eure Nachbarin
"Vielleicht auch nicht", unkte Dein Mann?!?!?!? Hahaha, ich hab so gelacht ;-)) Auch wie die Erzieherin etwas im Dossier notierte – köstlich!!!
Deine Sichtweise finde ich sehr differenziert und interessant zu lesen. ich werde jetzt mal nach unserem Urururururgrossvater im WWW stöbern 😉
Danke fürs Teilnehmen an der Blogparade <3!