Ich packe meinen Koffer und nehme mit… Familie Hose reist gerne mit dem Auto. Es ist unweltbewusster als fliegen, nicht so umständlich, wie mit der Bahn zu reisen, man kann die Fahrräder mitnehmen und vor allem jede Menge Gepäck. Letzteres ist auch nötig, wenn Hochsensible reisen. Dann sie planen vor. Als HSP bedenkst alle Eventualitäten, denn du hast alles schon erlebt. Du brauchst nur eine einzige Erfahrung, ob nun deine eigene oder die der Nachbarn, damit sich die Erkenntnis eingräbt und künftig dein Handeln bestimmt.
So umfasst die Reiseapotheke neben Aspirin und Fiebersaft mittlerweile unter anderem auch Medikamente gegen Bindehautentzündung, Lippenherpes, Kopfläuse und Bettwanzenstiche. Seit einer Magenverstimmung von Tochter Hose vor drei Jahren, auf der Rückfahrt aus dem Allgäu, liegen immer drei Kotzbeutel in der Seitentasche, sowie Tabletten gegen Reiseübelkeit – die Mutter Hose ihr nie geben würde, denn sie hat die Liste der Nebenwirkungen studiert. Trotzdem müssen sie mit. Man weiß ja nie. Auch schon vor Corona gehörten selbstverständlich Masken und Desinfektionsmittel in Form von Tüchern, Sprays und Gels ins Handgepäck.
Familie Hose macht gerne Urlaub im Ferienhaus. Da hat sie ihr eigenes Reich, ihre Ruhe und die Möglichkeit, ihr eigenes Essen zu kochen, wann sie will und wie sie will. Denn in der Familie Hose isst jeder etwas anderes und keiner normal. Wer Urlaub im Ferienhaus macht, wird es kennen: Nicht immer ist alles an Ausstattung vorhanden, was man so zu brauchen glaubt. Diese Dinge werden dann zur Packliste addiert und beim nächsten Urlaub sind sie dabei. Die Haushaltsbox für Aufenthalte im Ferienhaus beinhaltet mittlerweile neben Messern, Scheren und Nähzeug (keiner aus der Familie Hose kann nähen), Batterien und Kordeln, Fliegennetze in mehrfacher Ausführung, Tesafilm, Alufolie (nicht für die Küche, sondern um Fenster ohne Rollladen abzudunkeln), ein kleines Werkzeugset, Klopapier und einen Ersatzfeuermelder (lange Geschichte).
Familie Hose schläft nicht gut. Manchmal sind es die Gedanken, manchmal die Nachbarn, manchmal die Wärme, manchmal die Kälte, manchmal Schmerzen und manchmal auch einfach eine Cola, die Mutter Hose seit zehn Jahren nur noch VOR zwölf Uhr mittags trinken darf, sonst liegt sie halt wach. Deshalb gibt es unverzichtbare Dinge, die mit in den Urlaub müssen. Neben Ohrstöpseln aus Silikon und Schlafbrillen, sind es eigene Kissen, eigene Decken, Kuscheltiere und – im Fall von Mutter Hose – zwei dicke und flauschige Matratzenunterlagen, ohne die sie Rücken- und Kopfschmerzen ereilen. Allein mit diesen Dingen ist der Kofferraum eigentlich schon voll.
Aber man möchte ja vielleicht auch an den Strand oder See. Deshalb dürfen Strandtasche, Picknickdecke, Sonnenschirm, Kühltasche, Badetiere, Strandlaken, Handtücher und Sonnencreme nicht fehlen. Hypoallergene Sonnenmilch mit Schutz gegen Sonnenallergie LF30 für Mutter Hose. Wasserfestes, durchsichtiges, nichtklebendes Kinderspray mit LF30 + Sonnenmilch LF50 für exponierte Stellen für Tochter Hose. Irgendwas vom Discounter LF20 für Vater Hose. Außerdem Schirmmützen und Hüte, drei Tücher, ein Buch, zwei e-Bookreader, Strandspiele, Badelatschen, je zwei Sets Badeklamotten und Mückenspray (das Familie Hose nie einsetzt, weil der Geruch und das Hautgefühl zum Wahnsinnig werden sind).
Was dann noch an Platz übrig ist wird für Klamotten gebraucht, die allen Eventualitäten trotzen müssen. Im mitteleuropäischen Sommerurlaub also Temperaturen von 15 Grad und Regen bis 35 Grad und Sonne. Ja, es gibt Wettervorhersagen, aber jeder weiß doch wie ungenau das alles ist. Da steht man manchmal im Regen, obwohl auf der Wetter-App nicht mal Wolken zu sehen sind und weiß am Ende nicht, wem man glauben soll.
Und wer will schon schwitzen, frieren, nass werden. Klamme, schubbernde Klamotten (er-)tragen. Erkältungen, Blasen und Blasenentzündungen riskieren. Für den Hochsensiblen an sich ist schon der Gedanke daran anstrengend und lässt sich kaum abschütteln. Und Urlaub soll ja schließlich entspannen… Die Yogamatte hat leider nicht mehr ins Auto gepasst…
Eure Nachbarin
Familie Hose
Auf dem Blog der Nachbarin ist Familie Hose zu Besuch. Sie heißt so, weil alle Familienmitglieder hochsensibel sind. Vom Papa bis zum Hund! In teils fiktiven, aber durchaus vom Alltag inspirierten Beiträgen, gibt Familie Hose Einblicke in ihr Leben mit Hochsensibilität.
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